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Die erste Küstenfahrt. – »Das ewige Salzfleisch und Hartbrot.«
Die Vorbereitungen zur Übersiedelung schritten rüstig vorwärts. Das Boot war wieder ausgebessert und so gut wie neu, auch hatte es einen Mast und ein Segel erhalten. Wilhelm und sein Vater schafften die Fässer und die Kisten, in denen sich Proviant befand, vorläufig in das Dickicht des Waldes, damit sie gegen die Sonnenstrahlen geschützt waren; andere Gegenstände, an deren Transport auch noch nicht gedacht werden konnte, wurden unter Sandhaufen verborgen, die man darüber schaufelte.
Aber auch Frau Sebald, die von Tag zu Tag kräftiger wurde, und ihre treue Dienerin Juno beteiligten sich nach Kräften bei der Arbeit. Sie hatten alles, was sich dazu eignete, in Bündel und Packen verschnürt, um dadurch den Transport zu erleichtern.
Am achten Tage nach dem Sturme war alles bereit und man trat zu einer Beratung zusammen. Es wurde beschlossen, daß Rüstig das Bettzeug und ein Zelt in dem Boote befördern und Wilhelm mit sich nehmen sollte. War dies besorgt, dann sollte er andere nötige Dinge holen, während zugleich die Familie durch den Wald nach ihrem neuen Wohnsitz wanderte; Sebald blieb dort zurück und Rüstig und Wilhelm holten nunmehr das andere Zelt; sodann sollte das Boot noch so oft hin und her fahren, als das Wetter dies erlaubte, um von den übrigen Gegenständen noch soviel als möglich heran zu schaffen.
Es war ein schöner stiller Morgen, als Rüstig und Wilhelm in dem Boote absegelten; der Wind war günstig, sie strichen längs der Küste hin und hatten in zwei Stunden die Durchfahrt an der Landzunge erreicht; jetzt zogen sie das Segel ein und ruderten zum Strande.
»Es ist ein Glück,« sagte der alte Rüstig, als sie ausgestiegen waren, »daß wir bei der hier herrschenden Windrichtung immer eine günstige Brise haben werden, so oft wir beladen hierher fahren; zurück müssen wir allerdings rudern, mit einem leeren Boote ist dies jedoch leicht.«
»Wie weit ist es von dort bis hierher?« fragte der Knabe.
»Sechs Seemeilen, höchstens sieben. Jetzt aber laß uns alles an Ort und Stelle schaffen; wir müssen uns beeilen, denn ich sah es deiner Mutter an, daß sie dich nur mit Sorge wieder auf das Wasser hinausfahren ließ.«
Die Bootsladung war bald gelöscht, vom Strande aus aber hatten sie die Sachen eine ziemliche Strecke weit zu tragen.
»Wenn unsere Zelte erst hier stehen,« bemerkte Rüstig, »dann brauchen wir solch einen Sturm, wie den letzten, nicht mehr zu fürchten, denn der Wald in seiner ganzen Ausdehnung gewährt uns Schutz dagegen. Den Wind werden wir kaum empfinden, desto mehr aber den Regen, der hier senkrecht herunter gießen wird.«
Wilhelm lief noch schnell zur Quelle, that einen Trunk, lobte das Wasser und dann ging es an die Rückfahrt. Nach zwei Stunden liefen sie in die Bucht ein, wo Frau Sebald mit Tommy an der Hand wartete und sie mit wehendem Tuch begrüßte.
Alle waren erfreut über das glückliche Gelingen ihrer ersten Küstenfahrt, die viel weniger Zeit in Anspruch genommen, als man gefürchtet hatte.
»Das nächste Mal fährt Tommy mit,« nahm dieser kleine Bube mit Entschiedenheit das Wort.
»Das nächste Mal noch nicht, aber später, wenn Tommy noch ein wenig größer geworden ist,« sagte Rüstig lächelnd.
»Komm, Massa Tommy, du mit Juno Ziegen melken!« rief die Schwarze.
Tommy spitzte die Ohren.
»Ja, ich werde jetzt Ziegen melken!« rief er entschlossen, und rannte so schnell er konnte hinter der Negerin drein.
»Sie sind gewiß des ewigen Salzfleisches und Hartbrotes schon herzlich müde, Madam,« sagte der alte Steuermann, als man sich zum Mahle niedersetzte; »aber gedulden Sie sich nur noch ein klein wenig, dann hoffe ich Ihnen angenehmere Nahrung zu verschaffen. Vorläufig heißt's noch hart arbeiten und kümmerlich essen.«
»Solange die Kinder sich dabei wohl befinden, bin auch ich damit zufrieden,« antwortete Frau Sebald, »aber ich muß gestehen, daß ich mich nach dem letzten Sturm recht sehne von hier fortzukommen, um so mehr, als Wilhelm jenen anderen Ort gar nicht genug preisen kann; das muß ja ein Paradies sein! Wann siedeln wir denn über?«
»Vor übermorgen wird das nicht möglich sein, Madam, denn sehen Sie, ich muß erst noch die Kochgeräte und die Bündel und Pakete hinschaffen, die Sie gemacht haben. Wenn Sie gestatten, daß Juno morgen mit Wilhelm hinübergeht, dann wollen wir das Zelt für Sie und die Kinder aufstellen. Herr Sebald bleibt so lange bei Ihnen.«
»Gewiß, lieber Rüstig; und wäre es vielleicht nicht gut, wenn Wilhelm und Juno zugleich die Schafe und Ziegen mitnähmen?«
»Sehr gut,« nickte der Alte eifrig, »ein vortrefflicher Gedanke. Ich sage es ja, die Frauen haben immer die besten Einfälle.«