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Verlorene Heimat

So unergründlich ist es mir versunken,
wie eine Märchenstadt im Meer verschwand,
als hätten wir den Lethewein getrunken,
der uns vergessen macht das Heimatland,
als wäre nie der Nebel zu durchdringen,
der plötzlich es gespensterhaft umgab,
als läge es, wo keine Vögel singen
und wo kein Grün gedeiht, im tiefen Grab.

Als wäre soviel zwischen uns vergangen,
daß die Erinnrung ihren Halt verlor,
als fühlte ich nicht eben ein Verlangen,
zurückzukehren durch das offne Tor
des Hauses, das ich wie kein andres kannte,
das mich so lang beschützt hat und betreut,
als ob zu Asche alles das verbrannte,
die nun der Sturmwind in die Weiten streut.

War mir auch längst die Stätte schon verboten,
wo meine beste Lebenszeit verrann,
so ist sie mir erst jetzt ein Reich der Toten,
aus dem kein Hauch zu mir mehr kommen kann.
Es fehlt der Grund, auf den ich mich beziehe,
als kam' ich aus dem Nichts und wäre Nichts,
wenn ich zu Träumen von der Zukunft fliehe,
bleib' ich im Spiel des eigenen Gedichts.

Die Sehnsucht hat nichts mehr, davon zu zehren;
Vergangnes ist vergangen ganz und gar.
Will ich mich gegen einen Vorwurf wehren –
leer liegt der Platz, wo einst die Heimat war.
Ich rufe laut; kein Echo wird erwidern.
Der Stern, der einst mir Licht gab, ist zerstört.
Ganz einsam bin ich nun mit meinen Liedern,
ein Heimatloser, der zu Nichts gehört.


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