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Als die Türme aus der Ebne tauchten,
die wie ein Geheimnis vor uns lag:
Glocken läuteten und Essen rauchten
in dem herbstlich übersonnten Tag,
schien es ein Erwachen aus den Jahren,
deren Fremdheit immer mich umgab,
war zur Jugend ich zurückgefahren,
meine Kindheit auferstand dem Grab.
Schon begrüßt mich Wall und Promenade
und der Friedhof mit der Dichtergruft,
Menschen lärmen in des Flusses Bade,
alles hat wie früher seinen Duft,
an den Schänken hängen noch die Schilder,
alte Tanzmusik schallt aus dem Saal,
in den Läden sind die gleichen Bilder
und die Bücher noch wie dazumal.
Wieder vom Café aus mit Behagen
überblicke ich des Marktes Rund:
vom Begräbnis kommt der Leichenwagen,
vor dem Denkmal räkelt sich ein Hund,
zur Versammlung ziehn die alten Lehrer,
Kinder stehn am Karrn mit Speise-Eis,
langsam tun ihr Werk die Straßenkehrer,
und der Polizist geht um den Kreis.
Wenn ich nachher durch die Straßen schreite,
zeigt sich hier und dort ein neuer Zug,
führt ein frischer Stadtteil in die Weite,
doch so weit nicht, wie mein Traum mich trug!
Draußen schließt der Berge blaue Mauer
diese Landschaft wie vor Urzeit ein,
und im Vaterhaus ist meine Trauer
um Verlornes hoffnungslos allein.
Zwar das Abgeschiedne scheint zu leben
um den Stammtisch hockt die alte Schar,
und der Wirt will mir das Stichwort geben,
so als ob kein Zwischenraum je war.
Doch es schimmert durch die fahlen Wangen
dieser Säufer und ihr graues Haar
sehr gespenstisch alles, was vergangen
ist und einmal meine Jugend war.
Altgeworden steig ich in den Wagen,
und er trägt uns in die Nacht hinaus.
Mögen jene noch so boshaft sagen
ein Mißratner fand besiegt nach Haus!
Als die Türme wieder untertauchten,
hinter uns verklang das Glockenspiel,
da wir nichts mehr zu bereuen brauchten,
fuhren wir gefaßt zu neuem Ziel.