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Achtzehntes Kapitel.

Rückblick.

Wir sind nun bei einem Abschnitt in dieser Geschichte angelangt, wo es nothwendig ist, einen Blick auf jenen Zeitraum in Lucretia's Leben zu werfen, welcher zwischen dem Tode Dalibard's und ihrer Wiedereinführung im zweiten Theile unserer Erzählung liegt.

Eines Tages langte Lucretia, ohne vorher Nachricht oder Andeutung gegeben zu haben, in William Mainwaring's Hause an; sie war in tiefer Wittwentrauer, und jenes Trauerkleid genügte, um zu dem herzlichen Willkommen Susannens noch das zärtlichste Mitgefühl zu gesellen. Lucretia schien das Vergangene vergessen und dessen schmerzlichere Erinnerungen besiegt zu haben. Sie war freundlich gegen Susannen, obwohl sie deren Liebkosungen mehr duldete als erwiederte. Sie war offen und vertraulich gegen William. Beide fühlten sich außerordentlich dankbar für ihren Besuch – für die Vergebung, die er andeutete, und das Vertrauen, das er zu erkennen gab. Zu dieser Zeit konnte eine Lage nicht versprechender und gedeihlicher seyn, als die des jungen Bankiers. Gleich anfangs der thätigste Theilhaber am Geschäft, hatte er dasselbe nunmehr wesentlich in seine Hände bekommen. Der ältere Compagnon war bejahrt und schwächlich; der zweite liebte das Landleben und gab sich fast ganz der Sorge eines großen Landgutes hin, das er kürzlich gekauft hatte, so daß Mainwaring, dessen Vertrauen und Geltung immer zunahm, der einzige wirkliche Verwalter der Firma wurde. Das Geschäft gedieh unter seinen geschickten Händen; und bei geduldiger und fester Ausdauer konnte kein Zweifel bleiben, daß, bevor er zu den mittleren Jahren gelangte, sein Antheil zu einem Vermögen angewachsen seyn würde, welches hinreichte, um die Verwirklichung seines geheimen Herzenswunsches herbeizuführen; nämlich die parlamentarische Vertretung der Stadt, in welcher er bereits die Liebe und Achtung der Einwohner gewonnen hatte.

Es währte nicht lange, so entdeckte Lucretia den Ehrgeiz, den William's Fleiß nicht vollständig verbarg; es währte nicht lange, so wußte sie mit Hülfe ihrer Willenskraft und ihrer Talente einen bedeutenden, wenn auch unbemerkten, Einfluß auf einen Mann zu üben, in welchem tausend gute Eigenschaften und einige große Talente zum Unglück von Mangel an festem Vorsatz und Entschlossenheit begleitet waren. Die gewöhnliche Unterhaltung Lucretia's betäubte seinen Geist und entzündete seine Eitelkeit; – eine geschickte, schlaue Unterhaltung, deren Stoff sie theils aus Büchern, theils aus ihrer Lebenserfahrung nahm. Nichts störte einen Geist, wie den William Mainwaring's mehr, als jene Art von Beredsamkeit, welche die Geduld in der Gegenwart erschüttert, indem sie alle Hoffnungen auf die Zukunft entflammt. Lucretia stand nicht das reizende Geplauder der Frauen zu Gebote – sie hatte nicht jenes Interesse für die Details und Geringfügigkeiten des häuslichen Lebens, die den Geist erschlaffen, während sie das Herz beruhigen. Hart und kräftig kamen ihre Aussprüche stets mit Berufung auf die Vernunft oder auf die ernsteren Leidenschaften zum Vorschein, an denen die Liebe keinen Antheil hat. Neben dieser starken Denkerin erschien das süße Geschwätz der armen Susanna als frivol und leer. Ihr sanfter Einfluß auf Mainwaring wurde gelockert. Er hörte auf, sie in Geschäftssachen zu Rathe zu ziehen – er begann zu beklagen, daß die Gefährtin seines Schicksals nur wenig mit seinen Träumen sympathisiren könnte; – öfter und bitterer gedachte er jetzt seines Wunsches in Betreff der Vertretung der Stadt; eifriger las er die Parlamentsdebatten – schwerer seufzte er bei dem Gedanken, daß er seine Beredsamkeit nicht geltend machen und seinen Ehrgeiz nicht befriedigen könne.

Nachdem er in diesen Zustand gerathen, nahm Lucretia's Unterhaltung mehr und mehr eine weltlichere, praktischere Richtung. Ihre Kenntniß der Pariser Speculanten ließ sie Bilder aufstellen von kühner Betriebsamkeit, die plötzlichen Reichthum schuf; sie sprach von Vermögen, das in einem Tage erworben worden – von Parvenus, die zu Millionäres geworden – von Reichthum, als nothwendigem Werkzeug des Ehrgeizes, als oberstem Herrscher der civilisirten Welt. Niemals, muß man bemerken, wendete sich Lucretia mit diesen Versuchungen an das Herz – sie verschmähte die gewöhnlichen Kanäle gemeiner Verführung; sie würde sich nie so tief, als zu Mainwaring's Liebe herabgelassen haben, hätte sie dieselbe erwerben können; sie wollte Susannen gern den, ihrer eignen leidenschaftlichen Jugend geraubten, Gatten lassen, aber nur mit dem Brandmal auf der Stirn und dem Wurm im Herzen, nur als Trümmer und Wrack.

Es befand sich damals in dieser Stadt einer jener abenteuerlichen Speculanten, die um so gefährlichere Betrüger sind, weil sie sich selber durch ihre sanguinischen Chimären täuschen, und die so viel Schein des Glaubwürdigen in ihren Berechnungen, so viel Ernst in ihren Argumenten haben, daß sie der Leute genug täglich in unseren nüchternsten aller civilisirten Staaten bethören. Gewissenlos in ihren Mitteln, aber wirklich ehrlich in dem Glauben, daß ihre Zwecke erreicht werden können, sind sie zugleich Schurken und Fanatiker des Mammon! Man glaubte, daß jener Mann glücklich in einigen Speculationen beim Kornhandel gewesen sey, und er kam mit Mainwaring zu häufig in Geschäften zusammen, um nicht ein häufiger Gast seines Hauses zu werden. In ihm sah Lucretia das rechte Werkzeug ihres Planes, sie brachte ihn dahin, von Geschäften zu sprechen, sie ließ sich in Einzelnheiten mit ihm ein, sie lobte, sie bewunderte ihn. War er da, so schien sie nur ihn zu hören – in seiner Abwesenheit brach sie plötzlich ihr langes und sinnendes Schweigen, um sein Genie und seine Geschicklichkeit zu rühmen. Bald gab der Versucher in Mainwaring's Herzen diesem Lobe eine Bedeutung, bald ward jener Abenteurer sein intimster Freund. Kaum wissend warum und ohne die Veränderung ihrer Schwester zuzuschreiben, weinte die arme Susanne, betroffen über Mainwaring's Umwandlung. Er fragte nicht mehr nach den neuen Büchern aus London, oder nach den Rosen im Garten! Er achtete nicht auf die Musikalien auf dem Instrument. Bücher, Rosen, Musik! Was sind solche Posten für einen Mann, der an hundertprozentige Geschäfte denkt! Mainwarings ganzes Aussehen war verändert – es verlor seine ausnehmende, liebenswürdige Schönheit; düster, gedankenvoll, mürrisch, bewies es, daß er sich mit einer großen Sorge trug.

Nun begann Lucretia selber mit Kummer der Veränderung gegen Susannen zu erwähnen – allmälig veränderte sie ihren Ton hinsichtlich des Speculanten, deutete unbestimmte Befürchtungen an und ermahnte Susanna, den Gemahl zu warnen. Wie sie vorausgesehen hatte, war die Warnung vergebens bei einem Manne, welcher, indem er Lucretia's Verstandesschärfe mit der Susannens verglich, gelernt hatte, die Ansichten der letztern zu verachten.

Es ist unnöthig, diese Veränderung in Mainwaring Schritt um Schritt weiter zu verfolgen, oder die Zeit zu messen, welche genügte, um seine Vernunft zu verwirren und sein Ehrgefühl zu blenden. Mitten unter Plänen und Hoffnungen, welche jetzt nur das Gelüst nach Gold zum Ziel hatten, fiel ein Donnerschlag. Ein anonymer Brief an den Haupttheilhaber des Geschäfts rief einen Verdacht wach, welcher zu genauer Prüfung der Rechnungsbücher führte. Es schien, daß Mainwaring Summen auf ungehörige Weise (an Wechsel, die auf ganz zahlungsunfähige Männer gezogen waren) dem Speculanten vorgeschossen hatte; und die Bestimmung dieser Summen konnte man zu gewagten Handelsspeculationen verfolgen, bei welchem Mainwaring selbst insgeheim betheiligt war. Das Vertrauen auf Mainwarings Fähigkeiten und Ehre war, wie gesagt, so groß gewesen, daß die Freiheit, die ihm hinsichtlich des Bankkapitales gewährt war, weit größer war, als man sie gewöhnlich einem Compagnon gestattet, und der Mißbrauch des Vertrauens erschien um so strafbarer, in je stärkerem Maße dasselbe verletzt war. Inzwischen war William Mainwaring, obwohl er noch nichts von den Schritten seiner Compagnons wußte, von Besorgnissen und Gewissensvorwürfen geplagt, zu denen sich gleichwohl Hochmuth gesellte. Er hing vom Erfolg einer kühnen Spekulation ab; man hatte Aktien einer Kanalgesellschaft gekauft, hinsichtlich deren damals dem Parlamente eine Bill Gesetzesvorlage. vorlag, und zwar (wie man ihn glauben gemacht hatte) mit Gewißheit auf Erfolg. Die Summen, die er auf eigne Verantwortlichkeit dem Geschäftskapital entzogen hatte, waren auf jenes Wagniß verwendet worden. Indeß hatte er keineswegs daran gedacht, den gehofften Vortheil sich selbst zuzuwenden. Obwohl er wußte, daß die Papiere, auf welche man die Gelder vorgeschossen, bloße Nominaldeposita Scheineinlagen ohne konkreten Gegenwert. waren, hatte er doch vertrauensvoll auf den Erfolg der Speculationen gezählt, denen man jene Summen widmete, und er sah dem Augenblicke entgegen, wo er würde gestehen können, was er gethan, indem er sein Verfahren zugleich durch Verdoppelung der entnommenen Summen rechtfertigte. Aber zu seinem größten Schrecken wurde die Bill der Kanalgesellschaft im Oberhause verworfen, die mit einer Prämie gekauften Actien sanken auf Null herab, und um seine Verwirrung noch zu steigern, verschwand plötzlich der Speculant aus der Stadt. In dieser Krisis wurde er zu seinen unwilligen Geschäftsgenossen gerufen.

Die Beweise, die gegen ihn vorlagen, verurtheilten ihn moralisch, wofern sie nicht rechtliche Geltung hatten. Der unglückliche Mann vernahm alles mit dem Schweigen der Verzweiflung. Niedergeschmettert und verwirrt versuchte er keine Vertheidigung. Er bat nur um eine Stunde, um die Verluste der Bank und seine eigenen zu berechnen; sie beliefen sich – wenige Hundert abgerechnet – auf die 10.000 Pfund, die er der Firma zugebracht, und die, da kein Heirathskontrakt vorhanden war, gänzlich zu seiner eigenen Verfügung gestellt waren. Diese Summe überließ er sofort seinen Compagnons unter der Bedingung, daß sie keine persönlichen Verbindlichkeiten davon bestritten. Da das Geld so zurückgezahlt war, standen seine Geschäftstheilhaber natürlich von weiterer Nachforschung ab. Sie waren zu Mitleid gerührt gegen einen so Begabten und so Gefallenen – sie boten ihm sogar eine untergeordnete, aber einträgliche Stelle in dem Geschäfte an, dessen Theilnehmer Teilhaber (»partner«). er gewesen; allein Mainwaring ermangelte der Geduld und Entschlossenheit, von vorn anzufangen, um seinen guten Namen, ja am Ende vielleicht sein Vermögen wieder zu erwerben. In der verhängnißvollen Angst seiner Scham und Verzweiflung floh er aus der Stadt, und seine Flucht bestätigte auf immer die gegen ihn umlaufenden Gerüchte, welche schlimmer als die Wahrheit waren. Lange währte es, bevor er selbst Susannen von dem obscuren Zufluchtsort, den er gesucht hatte, unterrichtete; dort gesellte sie sich endlich zu ihm. Was that inzwischen Lucretia? – Sie verwandte fast die Hälfte ihres eigenen Vermögens darauf, um für ihre Opfer eine Jahresrente zu erkaufen! War diese seltsame Großmuth eine Handlung des Erbarmens, – ein Resultat der Reue? Nein, es war eine der größten und köstlichsten Steigerungen ihrer Rache. Zu wissen, daß er, der sie verschmäht, daß ihre glückliche Nebenbuhlerin die armseligen Pfleglinge ihrer Güte wären, war ein Genuß für ihren stolzen Haß. Das Gelüst nach Macht, welches in ihr stets stärker als die Habsucht war, versöhnte sie genugsam mit dem Geldopfer, ja, hier hatte sie, die Verachtete, die Erniedrigte, noch Macht, ihr Haß hatte das Vermögen ihres Opfers ruinirt, den Ruf vernichtet und für immer die Zukunft desselben verbittert und verödet, – jetzt nährte ihre verachtungsvolle Gnade die elenden Leben, welche sie verschont hatte. Es kostete allerdings keine geringe Mühe, um Susannen zur Annahme des Opfers zu bewegen, und dies gelang ihr nur, indem sie die Schwester in dem Glauben erhielt, die Vergangenheit könne wieder gesühnt werden, Mainwaring's Beharrlichkeit könne ihr Vermögen aufs Neue schaffen, die Jahresrente könne zu jeder Zeit zurückerstattet werden, und die Unterstützung sey nur eine einstweilige. Darauf nahm die von Dankbarkeit gerührte, weinende Susanna gebrochenen Herzens Abschied, um zu ihrem Gatten zu reisen. Als die Leute, welche vom Auktionator beauftragt waren, die zum Verkauf bestimmten Gegenstände zu ordnen und aufzuzeichnen, in das verödete Haus traten, ging Lucretia mit dem Schritt eines siegreichen Eroberers über die Schwelle.

»Ah,« flüsterte sie, indem sie stehen blieb und die Mauern betrachtete, – »Ah, sie waren glücklich, als ich zum ersten Mal diese Thür betrat – glücklich in gegenseitiger ruhiger Liebe – noch glücklicher, als sie glaubten, ich habe die Kränkung verziehen und die Vergangenheit vergessen! Wie geehrt war damals ihr Haus! Wie erfuhr ich damals zum ersten Male, was eine Häuslichkeit mit Liebe seyn kann! Und wer hat für mich allenthalben auf Erden eine solche Heimath, wie die Ihrige, zerstört? – sie, denen eine solche Häuslichkeit mit ihrem reinen Frieden lächelte! – Ich, ich, der Gast! – Ich, die Aufgegebene – die Verrathene – welche düstere Erinnerungen lagen auf meiner Seele! Welch' eine Hölle kochte in meinem Busen! Wohl konnten jene Erinnerungen sie anklagen – wohl konnte aus dieser Hölle die Alekto Alekto, »die niemals Rastende«, ist in der griechischen Mythologie eine der drei Erinnyen, die in Erscheinung treten bei der Erfüllung von Verfluchungen, der Bürgschaft für Eide und Schwüre, der Bestrafung von Verbrechen, besonders bei familiären Vergehen, oder dem Stiften von Wahnsinn. steigen! Ihr Leben war in meiner Gewalt! Meine verhängnisvollen Mittel standen mir zu Gebote – schneller Tod oder langsam verzehrende Qual; – aber wenn ich sehen mußte, wie sie einander bis zum Grabe Liebe bewiesen und mit den Augen der Liebe einander jeden Schritt zur Tiefe leuchteten, dann wäre die Rache nur auf mich selbst gefallen! Ha, Betrüger, rühmest du dich deines fleckenlosen Rufes, standest du, mir zur Seite, unter deinen durch Meineid geschändeten Hausgöttern und sprachst von Ehre? Dein häuslicher Herd – ist dir geraubt! – dein Ruf ist verloren – deine Ehre ist ein Gespenst, welches dich beunruhigt. Deine Liebe – kann sie noch bestehen? Werden die sanften Augen deines Weibes dir nicht in's Herz brennen und die Schande die Liebe in Widerwillen verwandeln? Trümmer meiner Rache – die ihr von meiner Güte zehrt – ich that wohl, euch leben zu lassen! Ich schüttle den Staub von meinen Füßen auf eurer Schwelle – lebt fort; heimathlos, hoffnungslos und kinderlos! Der Fluch ist erfüllt.«

Von dieser Stunde an forschte Lucretia nicht weiter nach ihren Opfern. Sie trat nie in Communication mit einem derselben. Sie kannten ihre Adresse und ihr Schicksal nicht, eben so wenig als Lucretia das ihrige. Wie sie erwartet hatte, machte Mainwaring keine Anstrengung, sich von seinem Falle zu erholen. All' die hohen Zwecke, die seinen Ehrgeiz erregt hatten, waren von ihm aufgegeben. Kein öffentliches Amt wird in England einem Manne mit beflecktem Namen ertheilt. Für die geringen Zwecke des Lebens hatte er kein Herz und fragte nichts darnach. In Vergessenheit lebten sie in einem Dörfchen in Cornwall, bis ihnen der Friede gestattete, sich nach Frankreich zu begeben. Ihr ferneres Schicksal ist bekannt.

Inzwischen zog sich Lucretia nach einem jener kleinen Londons zurück – Aufenthaltsorten des Vergnügens und Müßiggangs, an denen das reiche England Ueberfluß hat, und in denen Wittwen von beschränktem Einkommen ihre Armuth minder plebejisch erscheinen lassen können. Jetzt folgte auf all' jene Leidenschaften, die bisher in ihr gewüthet hatten, eine traurige Apathie. Es war die große Windstille auf dem Meere ihres Lebens. Der Wind legte sich, die Segel erschlafften. Nachdem ihre Rache befriedigt und das, was sie so unnatürlich zum Hauptzweck ihres Lebens gemacht hatte, erfüllt war, blieb sie ohne Zweck.

Zuerst versuchte sie an der Gesellschaft des Ortes Vergnügen zu finden, allein die Frivolitäten und kleinlichen Bestrebungen derselben ermüdeten bald diesen männlichen und kräftigen Geist, der bereits unempfindlich gemacht war für die oft heilsame, oft unschuldige Erregung durch Kleinigkeiten, nachdem er das schreckliche Gottesurtheil bestanden. Kann die Hand, welche durch das glühende Eisen versengt und abgehärtet ist, an der weichen Seide oder der leichten Dune des Schwanengefieders Vergnügen finden? Darauf nahm sie ihre Zuflucht zu Studien, und ihr natürlicher Hang zum Sinnen, und ihr Verlangen, ihre Thaten vor sich selber zu rechtfertigen, stürzten sie in den bodenlosen Abgrund metaphysischen Forschens, mit der Hoffnung, ihren frühzeitigen Skepticismus zu bestätigen – mit des Atheisten Hoffnung, die Seele zu vernichten und den herrschenden Gott zu verbannen. Aber keine Stimme, die ihre Vernunft befriedigen konnte, drang aus diesen traurigen Tiefen: Widerspruch auf Widerspruch begegnete ihr in dem Labyrinthe. Nur wenn sie, der Bücherweisheit müde, die Blicke auf die sichtbare Natur wendete und allenthalben Harmonie, Ordnung, System, Kunst gewahrte, fühlte sie sich betroffen mit dem Staunen und der Ehrfurcht instinktmäßiger Ueberführung, und die natürliche Religion sträubte sich gegen ihre unerquickliche Ethik. Dann folgte eine jener plötzlichen Reaktionen, die sich bei starken Leidenschaften und forschenden Geistern gewöhnlich finden – gewöhnlicher aber, als bei Männern, bei Weibern, wie mannähnlich dieselben auch seyn mögen. Hätte sie damals in Italien gelebt, sie wäre eine Nonne geworden. Denn in diesem Weibe konnte, anders als bei Varney und Dalibard, das Gewissen nie gänzlich zum Schweigen gebracht werden. Bei ihrer Wahl des Bösen fand sie nur Qual für den Geist in all' den Verzögerungen, welche den Beschäftigungen, denen sie sich überließ, zu Theil wurden. Wenn sie mit Bösem beschäftigt war, dann wich das Gewissen dem eifrigen Nachdenken; wenn das Böse gethan war, dann traten mit der Ruhe Gewissensbisse ein.

In dieser eigenthümlichen Periode ihres Lebens war es, wo Lucretia, während sie sich verzweiflungsvoll alle Mühe gab, der Vergangenheit zu entrinnen, mit einigen Mitgliedern einer der strengsten Dissentersekten bekannt wurde. Anfangs erlaubte sie sich den Umgang nur aus einer Art verachtungsvoller Neugier; sie wünschte bei deren Beobachtung ihre Kenntniß der Thorheiten der menschlichen Natur zu erweitern; aber in dieser Krisis ihres Geistes, in diesen Kämpfen ihrer Vernunft, hatte Alles, was sie hoffen ließ das Ersehnte zu entdecken, eine Gewalt über sie, welche sie selbst nicht vermuthet hatte; – sie suchte nämlich ernsten Glauben, feste Ueberzeugung, sey es von Vernichtung oder von Unsterblichkeit – eine Philosophie, die sie mit dem Verbrechen versöhnen könnte, indem sie die Vorsehung der Guten zerstörte, oder einen Glauben, welcher die Hoffnung auf Sühnung des Vergangenen bieten könnte. Allmälig fühlte sie sich von der Ueberzeugung ihrer neuen Genossen angesteckt und beunruhigt. Die Behauptungen derselben, daß wir in Sünden geboren und Sünde daher unsere zweite Natur sey und unsere geheimnißvolle Erbschaft, schienen ihr, die bereit war, sich blenden zu lassen, Entschuldigungen für ihre früheren Uebelthaten zu gewähren. Die Versicherung derselben, daß der ärgste Sünder der frömmste Heilige werden könne – daß durch bloße Willenskraft, durch Glaubensentschlossenheit Versöhnung erlangt werden könne – diese Behauptungen und diese Versicherungen, die so oft den Schuldigen gerettet und das menschliche Herz gebessert haben, machten einen heilsamen, obwohl vorübergehenden Eindruck auf sie. Auch war das zum größeren Theil streng moralische Leben dieser Dissenters, so wie der Friede und die Ruhe, die sie in Zufriedenheit des Gewissens und Erfüllung ihrer Pflichten fanden, nicht ohne einen Einfluß auf sie, welcher sie eine Zeit lang besserte und beruhigte.

In der Hoffnung, eine solche Bekehrung zu bewirken, ließen es sich die guten Lehrer angelegen seyn, die Saat zu pflegen, die unter Unkraut aus dem Felsen sproßt; unter ihnen zeichnete sich ein Mann durch Beredsamkeit und Einfluß aus, nämlich Alfred Braddell. Dieser Mensch, ein Kaufmann von Liverpool, war einer jener seltsamen lebendigen Widersprüche, die man meist nur an Handelsplätzen finden kann. Er war selber zu der Sekte bekehrt worden und trieb seine Begeisterung, gleich den meisten Bekehrten, bis zur Bigotterie des Zeloten. Er sah kein Heil außer der Gemeinschaft, in welche er getreten; obwohl aber sein Glaube aufrichtig war, so hatte derselbe doch keinen Einfluß auf sein praktisches Leben; mit gewissenhaftester Befolgung der Formen verband er doch die höchste Schlauheit und Weltgewandtheit. Er hatte alle Laster gewöhnlicher Art abgeschworen, nur nicht das, welches so selten dem äußerlichen Decorum widerstreitet. Er war wesentlich ein Geldmensch, und darin eifrig, scharfsinnig, umsichtig und gewandt. Gute Werke galten bei ihm in der That nichts – Glaube war das Alles in Allem; er war einer von den Auserwählten und konnte nicht fallen. In diesem Manne fand sich all' die gediegene Kraft, welche oft einen Geist im Verhältniß zu der Beschränktheit seines Umfangs charakterisirt; diese Kraft machte seine düstere Beredsamkeit glühend und gab seinem hartnäckigen Willen Stärke. Er sah Lucretia, und sein Eifer für ihre Bekehrung erweiterte sich bald zur Liebe für ihre Person, nur daß diese Liebe seiner Habsucht untergeordnet war. Obwohl scheinbar im Besitz eines blühenden Geschäftes, bedurfte er doch äußerst nothwendig Geld, um einige Operationen auszuführen, welchen sein Kapital nicht mehr gewachsen war; seine Finger zuckten nach der Summe, welche Lucretia noch zu ihrer Verfügung hatte. Die scheinbare Aufrichtigkeit des Mannes, die Ueberzeugung von seiner Güte, sein Ruf der Frömmigkeit täuschten sie; sie glaubte sich wahr und innig geliebt und zwar von einem Manne, der sie, wo nicht zur Glückseligkeit, doch zur Ruhe zurückzuführen vermöchte. Sie selber liebte ihn nicht, sie konnte nicht mehr lieben. Aber es erschien ihr schon als etwas Außerordentliches, Einen zu finden, dem sie vertrauen, den sie ehren könnte. Hätte man damals in das Innerste ihrer Seele blicken können, so würde man gefunden haben, daß kein religiöser Glaube daselbst wohnte – nur der verzweifelte Wunsch zu glauben, nur ein rastloses heißes Verlangen, der Erinnerung zu entfliehen, aus dem Abgrunde emporzutauchen. Zu dieser beunruhigten, ungeduldigen, verstörten Gemüthsstimmung eilte sie, eine zweite ebenso unselige Ehe wie die erste zu schließen.

Sie ertrug geduldig all' die Entbehrungen dieser ascetischen Häuslichkeit; sie wohnte all' den äußerlichen Formalitäten bei und fügte ihren Geist in diese beschränkte Existenz. Aber keine Gnade kam auf ihre Seele – kein warmer Strahl löste das Eis der Fluth. Dann wurde sie allmälig die engherzige Niedrigkeit, die harten, lieblosen Urtheile, die anständigen Betrügereien gewahr, welche ihr Gemahl mit unbemerkter Heuchelei unter der Hülle der Frömmigkeit verbarg, und es überschlich sie ein tiefer Ueberdruß. Er überschlich sie und ward größer; er ward unerträglich, als sie entdeckte, daß Braddell sie absichtlich zum Besten seiner weltlichen Zwecke getäuscht hatte. In der Stimmung, in welche sie sich in diese verhängnißvolle Ehe gestürzt, hatte sie nicht entfernt an gemeine Vortheile gedacht; wäre Braddell ein Bettler gewesen, sie würde ihn eben so rasch geheirathet haben. Aber er, der eine Natur wie die ihrige nicht zu begreifen vermochte, der eben so wenig ihre entsetzlichen Laster wie die unheimliche Größe, in welchen ihre gewöhnliche Atmosphäre bestand, erkannte, er hatte sich herbeigelassen, an die Habsucht zu appelliren, die er bei Andern für ebensogroß hielt, als bei sich selber, um das weltliche Gedeihen zu steigern, womit ihn die Vorsehung gesegnet hatte; und nun sah sie, daß er allein durch ihre Habe vom Bankrutt errettet worden war. Bei dieser empörenden Entdeckung, bei der Verachtung, die sie erzeugte, gingen in Lucretia alle Träume von Besserung unter. Sie sah diesen Mann unter seinen Brüdern als Heiligen gelten, und konnte nicht mehr an die Tugenden seiner Genossen glauben, so groß und unbestreitbar dieselben auch einem leidenschaftlosern und bescheideneren Forscher hätten erscheinen müssen. Der entdeckte Betrug schien ihr allgemein heimisch in jenem Kreise, und Satan lächelte wieder, da er sie aufs Neue gewann. Lucretia ward Mutter – aber ihr Kind wurde kein Band der Zuneigung zwischen diesem übel zu einander passenden Paare; es verbitterte vielmehr noch ihren Zwiespalt. Damals schon, während sie sich über die Wiege beugte, trat ihr das Traumbild entgegen, welches sie nun in dem alten Hause zu Brompton heimsuchte und ihr über Meere voll Blut nach einer erträumten Zukunft winkte. Mit diesem Kinde gleichsam wiedergeboren zu werden – nur in seinem Leben zu leben – zu streben, wie ein Mann streben kann, in dem künftigen Manne, den sie zur Erkenntniß anleiten und zur Macht führen wollte: – das waren die Empfindungen, mit denen diese düstere Mutter auf ihren Säugling schaute. Der Gedanke, daß der gemeine, niedriggeborene Vater das alleinige Recht über dieses Sohnes Bestimmung haben sollte, die Autorität, des Kindes Geist an seine eigene, schmutzige Laufbahn zu fesseln, erregte auf's Heftigste ihren Zorn – es ward ihr übel, wenn Braddell ihr Kind anrührte. All' ihr Stolz auf geistige Ueberlegenheit, der nie geschlummert hatte – all' ihr Stolz auf Herkunft, der eine Zeitlang geschlafen, erwachte nun zum Schutze des Erben ihres Ehrgeizes, des Nachkommen ihres Stammes. Nicht lange nach ihrer Niederkunft bildete sie einen Plan zur Flucht aus und sie verschwand mit ihrem Kinde aus dem Hause. Indem sie ihre Zuflucht zu einer Hütte nahm und von dem Verkauf ihrer wenigen Juwelen lebte, war sie einige Wochen sehr glücklich. Allein Braddell, minder bekümmert über den Verlust, als entsetzt über den Skandal, war unermüdlich in seinen Nachforschungen und entdeckte ihren Aufenthalt. Die Scene zwischen ihnen war entsetzlich. Es war der Macht nicht zu widerstehen, welche alle civilisirten Gesetze den Rechten des Gatten und Vaters geben. Vor diesem Manne, den Lucretia so unaussprechlich verachtete, war Lucretia ohnmächtig. Nun brachen all' die kochenden Leidenschaften aus, die sie lange durch die Kraft der Selbstbeherrschung, welche sie sowohl ihrer Verstellungsgabe als der starken Verachtung verdankte, unterdrückt hatte. Nun erschreckte sie den Betrüger durch ihre zornigen Anklagen seiner Heuchelei, seiner Niedrigkeit und Arglist. Nun warf sie die Maske ab, die sie getragen, sie schleuderte ihr Anathema auf seine Seite, auf seinen Glauben, während sie zugleich sein Gewissen schlug. Sie erschütterte all' die Begriffe, die er aufrichtig unterhielt und er stand entsetzt durch die Anklagen einer Gottlosen, der er nicht zu widersprechen wagte. Endlich gewann seine Wuth die Oberhand über seine Furcht. Gepeinigt, wahnsinnig durch Selbstverachtung, entflammte sich sein Blut in gerechterem Zorne bei der Schmähung seines Glaubens, er verlor alle Selbstbeherrschung und schlug sie zu Boden. Bei all' seiner Scham und Furcht vor Entdeckung seiner Gewaltthat, die ihn gleich nach der Handlung befiel, fühlte er nicht minder Erleichterung als Staunen, als Lucretia, die sich langsam erhob, ihre Hand sanft aus seinen Arm legte und sagte: »Bereue nicht, es ist vorbei; fürchte nichts, ich werde schweigen! komm, Du bist der Stärkere, Du herrschest. Ich will mit meinem Kinde nach Deinem Hause folgen.«

In dieser unerwarteten Unterwerfung eines so gebieterischen Weibes erblickte Braddell's schwache Charakterkenntniß nur Furcht, und sein beschränkter Sinn erfreute sich seines Triumphes. Lucretia kehrte mit ihm zurück. Einige Tage nach her ward Braddell unwohl; die Krankheit nahm allmälig stufenweise zu. Sein Geist brach zugleich mit seiner Gesundheit, und nun beherrschte und unterbrach ihn Lucretia's ernster, gebieterischer Wille. Er beugte sich vor ihrem stolzen, forschenden Blick, er schauderte bei ihrem boshaften Seitenblick; aber mit dieser Furcht erwuchs nothwendig auch Haß; dieser Haß, bisweilen genügend, um die Furcht zu besiegen, machte sich dadurch geltend, daß er ihr tückisch die gebührende Beaufsichtigung ihres Kindes zu entziehen suchte. Obwohl er wenig wirkliche Liebe zu Kindern hatte, wollte er es beständig bei sich haben, und widersprach Lucretia's eigenen Aufträgen an die Dienstboten bei all' den Gelegenheiten, bei welchen Mütter am meisten in ihrem Rechte sind. Nur bei solchen Anlässen verlor Lucretia bisweilen ihre arglistige Selbstbeherrschung und drohte, daß ihr Kind noch aus seinen Händen befreit werden sollte; daß man dasselbe lehren würde, Heuchler zu verachten, eine Lehre, die er ihr selber gegeben hätte. Diese Worte trafen nicht nur das Gefühl, sondern auch das Gewissen ihres Gatten stark. Inzwischen trug Lucretia kein Bedenken, ihre Verachtung Braddell's an den Tag zu legen, indem sie sich sichtbar all' der Ceremonien enthielt, die sie früher so streng beobachtet hatte. Die Sekte nahm ein Aergerniß. Braddell unterließ nicht, die Ursachen seiner Beschwerde bekannt zu machen. Das stolze, gebieterische Weib wurde in der Gemeinde verdammt und im Hause gehaßt.

Damals kam Walter Ardworth, der sich zur Zeit durch politische Vorlesungen zu nähren strebte, (welche zu einer frühern Zeit dieses Jahrhunderts eine bereitwillige Zuhörerschaft fanden,) nach Liverpool. Braddell und Ardworth waren Schulgenossen gewesen und schon damals keimende Politiker von gleichartigen Ansichten. Die Bekehrung des erstern zu einer der Sekten, die aus dem alten Glauben erwachsen, welche unter Cromwell das Scepter des Sohnes Belials gebrochen und die Gemeinschaft der Heiligen gegründet hatten, hatte die republikanischen Ansichten des finstern Fanatikers nur noch bestärkt. Ardworth kam zu Braddell, und war erstaunt, im Weibe seines Schulgenossen eine Nichte seines Wohlthäters Sir Miles St. John, wiederzufinden. Nun hatte Lucretia ihrem Gatten nie ihre wahre Herkunft mitgetheilt. Bei einer Verbindung, die so sehr unter ihrer Herkunft war, hatte sie vor allen ihren Verwandten den Fall der einst geehrten Erbin zu verbergen gewünscht. Sie war, im Suchen nach Frieden, zur Dunkelheit herabgestiegen; aber ihr Stolz empörte sich bei dem Gedanken, daß ihr niedriggeborener Gatte stolz auf ihre Verwandten werden und sich ihrer Herkunft gegen seines Gleichen rühmen mochte. Zum Glücke, nach ihrer Meinung, empfing sie Ardworth, bevor er mit ihrem Gemahl zusammengewesen, der jetzt, schwächer und schwächer werdend, gewöhnlich sein Zimmer hütete. Sie ließ sich herab, Ardworth zu bitten, ihr Geheimniß zu wahren, und er, der ihren Stolz, weil er selber von guter Herkunft war, begriff, und Mitleid mit ihrem Kummer empfand, gab bereitwillig das Versprechen. Bei der ersten Zusammenkunft zeigte Braddell keine Freude über den Anblick seines alten Schulkameraden. Es war natürlich genug, daß ein so strenger Mann kein Gefallen an Einem haben konnte, der alle Formen so vernachläßigte. Als aber Lucretia unvorsichtig genug war, Freude bei seinen unfreundlichen Bemerkungen hinsichtlich des Gastes zu zeigen – als er merkte, daß es ihr angenehm seyn würde, wenn er die ihm angebotene Bekanntschaft nicht pflegte, da bewegte ihn der Geist des Widerspruchs und das tückische Vergnügen an kleinlicher Kränkung, denjenigen höflich und vertraulich aufzunehmen, den er erst verschmäht hatte. Darauf geschah es ferner, daß allmälig die Uebereinstimmung in politischen Angelegenheiten, die alten Erinnerungen an die fröhliche, sorglose Jugend, die Vertraulichkeit inniger machten, als sie Braddell mit irgend einem seiner letzten Genossen in der Sekte unterhalten hatte.

Lucretia betrachtete seine wachsende Freundschaft mit großer Unruhe – die Unruhe steigerte sich zur Angst, als Braddell eines Tages, in Ardworths Beiseyn, in einem plötzlichen Anfall sagte: »Ich weiß diese seltsamen Zufälle Anfälle. nicht zu erklären – ich glaube wirklich, ich bin vergiftet!« Und sein düsteres Auge ruhte dabei auf Lucretia's bleicher Stirn. Einige Tage lang nach dieser Bemerkung war sie ungewöhnlich gedankenvoll, und eines Morgens benachrichtigte sie ihren Gemahl, sie habe Nachricht erhalten, daß ein Verwandter, von welchem sie Geld zu hoffen hätte, gefährlich krank sey; sie bat um Erlaubniß, den kranken Verwandten, der in einer fernen Grafschaft wohnte, zu besuchen. Braddell's Augen leuchteten bei dem Gedanken an ihre Abwesenheit; ohne weitere Fragen willigte er ein; und Lucretia, die vielleicht wußte, daß der Tod ihres Opfers nahe sey, und es für sicherer hielt, wenn er während ihrer Abwesenheit stürbe, verließ das Haus. Sie begab sich allerdings in die Nähe ihres Verwandten. In einer geheimen Unterredung mit Ardworth, als sie diesen um Nachrichten hinsichtlich des jetzigen Besitzers von Laughton befragte, hatte er ihr gesagt, er habe zufällig gehört, daß Vernons beide Söhne (Percival war damals noch nicht geboren) krank wären; nun ging sie, heimlich und ungekannt, nach Hampton, um zu sehen, ob die Lage der Dinge von der Art wäre, daß sie noch einmal die Gebieterin ihres verlorenen Erbes werden könnte.

Während dieser Abwesenheit beschloß Braddell, der nun dunkel fühlte, daß seine Tage gezählt wären, den lange genährten Gedanken auszuführen, wozu ihn nicht minder sein Gewissen als sein Haß vermochte. Wie groß auch seine Fehler waren, so mochte er doch, zum mindesten in seinem religiösen Glauben aufrichtig, mit Besorgniß der Aussicht entgegenblicken, daß sein Sohn von einer Mutter erzogen werden sollte, welche seine Sekte gelästert und ihren Unglauben öffentlich bekannt hatte. Er konnte allerdings im Testament für sein Kind Vormünder bestellen, aber der Umstand, daß er unter demselben Dache mit seiner Gattin gelebt, daß er sie sogar unter dies Dach zurückgeführt, nachdem sie es verlassen hatte, war ein schweigender Beweis, daß ihr Betragen, was auch zwischen ihnen vorgefallen seyn mochte, doch nicht von der Art seyn konnte, um ihr die Vorrechte einer Mutter zu versagen. Die Vormundschaft konnte daher wenig helfen, um Lucretia's indirekten schlimmen Einfluß, wo nicht ihre bestimmte Aussicht, zu vereiteln. Ueberdies muß, wo Vormünder bestellt werden, Geld hinterlassen seyn, und Braddell wußte, daß bei seinem Tode sein Nachlaß nicht einmal ausreichen würde, um seine Schulden zu decken. Wer würde für das besitzlose Kind Vormund seyn? Er beschloß daher, sein Kind aus dem Hause und nach einem Orte zu senden, wo es, nachdem es in bescheidener Lage erzogen, endlich zu dem rechten Glauben gebracht werden könnte, – nach einem Orte, der nicht erforscht werden und gänzlich außer dem Bereich der ungläubigen Mutter liegen sollte. Er blickte auf seine Umgebungen und fand kein Werkzeug, welches bereit schien, seinem Plane zu dienen, – außer Walter Ardworth. Denn er hatte damals das Mitleid und das Herz dieses gutmüthigen gefälligen Mannes gänzlich für sich gewonnen. Seine Aussagen über das üble Benehmen Lucretia's wurden um so mehr von einem Manne geglaubt, der im Stillen stets gegen sie eingenommen gewesen war, der, im häuslichen Kreise zugelassen, ein Augenzeuge ihrer hartherzigen Gleichgiltigkeit gegen des Gatten Leiden gewesen, und der selbst in der Bitte, ihre edle Geburt nicht zu verrathen, nur Beschämung sah, welche sie über ihre Wahl empfand. Mit Unwillen betrachtete auch Ardworth ihren Entschluß, Braddell in seinen letzten Augenblicken zu verlassen, und da er seinerseits selbst manches Mißgeschick erfahren hatte, so hörte er um so bereitwilliger auf Alles, was die Frauen anklagte. Die beiden alten Schulgenossen hatten in dieser Hinsicht bereits das Herz gegen einander ausgeschüttet. Der einzige Vertraute, den man bei der Entfernung des Kindes erwählte, war ein Standes- und Glaubensgenosse Braddells, und derselbe übernahm es gefällig, ein gutes und frommes Weib ausfindig zu machen, die mit Hilfe der Geldmittel, welche Braddell, indem er seine Gläubiger beraubte, herbeischaffen konnte, dem armen Kinde fortwährend die Sorge einer Mutter widmen sollte. Als diese Frau gefunden war, vertraute Braddell sein Kind Ardworth nebst der Summe an, die er zu dessen künftigem Unterhalt zusammenbringen konnte. Und Ardworth bewies er lieber, als seinem Glaubensgenossen, dies zwiefache Vertrauen, weil der Letztere Aergerniß fürchtete, wofern es offenbar würde, daß er einen so zweideutigen Auftrag übernommen hätte. So arm und verschuldet Walter Ardworth auch war, so verkannte Braddell seinen Charakter doch keineswegs, als er ihm das Geld anvertraute, denn die Charaktere, die wir in der leicht zu durchschauenden Jugend erkannten, kennen wir für immer. Ardworth war leichtsinnig und sein ganzes Leben war ruinirt – seine ganze Natur herabgewürdigt, weil ihm gewöhnliche Betriebsamkeit und Klugheit abging. Sein eigenes Geld schlüpfte ihm durch die Finger und so ward er bald von Gläubigern umringt, die er, streng genommen, in solcher Weise betrogen hatte; aber direkte Unredlichkeit lag der Liste seiner Fehler so fern, als wäre er ein Mann von den strengsten Grundsätzen und der festesten Ehrenhaftigkeit gewesen.

Das Kind war fort – der Vater gestorben – und nun kehrte Lucretia, wie wir aus Grabmans Brief ersehen haben, in das Sterbehaus zurück, um Argwohn, kalte Blicke, selbst Anschuldigungen und eine Untersuchung des Verstorbenen zu finden. Aber bei alldem trauerte die beraubte Tigerin um ihr Junges. Sobald alle Zeugnisse gegen sie als gesetzlich unbegründet erwiesen waren und sie abreisen durfte, forschte sie aufs Gerathewohl und halb wahnsinnig nach ihrem verlorenen Kinde. Doch war dies vergebens. Die bloßgestellte und besitzlose Lage, in welche sie durch ihres Gatten Tod gekommen, genügte nicht, ihrer wilden Jagd ein Ziel zu setzen. Zu Fuße wanderte sie von Dorf zu Dorf und bettelte sich nach jedem Orte, wohin eine falsche Spur sie leitete.

Endlich entsagte sie, in widerstrebender Verzweiflung, der Forschung und befand sich eines Tages mitten in London auf der Straße, halb verhungert und in Lumpen. Da stand plötzlich vor ihr, zum Mann erwachsen, blühend und in anscheinend glücklichen Umständen, Gabriel Varney. An der Stimme erkannte er seine Stiefmutter, als sie sich ihm näherte und ihn ansprach, und nachdem er einige Augenblicke überlegt, führte er sie nach seiner Wohnung. Es ist nicht unser Zweck, (weil es für unsere Erzählung nicht nothwendig,) diesen Beiden durch ihre verbrecherische Laufbahn zu folgen. Raubvögel, suchten sie in menschlichen Thorheiten und menschlichen Fehlern ihre Nahrung zu finden; bald getrennt, bald bei einander, blieben ihre Interessen immer dieselben Varney nützte das überlegene und feinere Genie im Bösen, mit welchem er sich zusammengesellt hatte; denn da sie wenig nach üppigem Leben fragte und für gewöhnliche Sinnengenüsse todt war, so überließ sie ihm gern den größeren Theil ihres Raubes. Unter einer Menge Namen und Masken, unter einer Reihe von Betrügereien, bald großartig, bald gemein, die meist auf dem Kontinente verübt wurden, hatten sie ihren Lauf verfolgt, alle Gefahr verachtend und aller Gesetze spottend.

Drei bis vier Jahre vor dieser Periode war Varney's Oheim, der Maler – durch eine jener Launen des Glückes, das bisweilen Erben für einen Millionär am Webstuhl oder am Ackerpflug findet – durch den Tod eines nie gesehenen, sehr fernen Verwandten plötzlich in Besitz eines kleinen Gutes gekommen, welches er für 6000 Pfund verkaufte. Er gab seinen Beruf auf und lebte, so behaglich es seine erschütterte Gesundheit verstattete, von den Interessen dieser Stimme. Seinem Neffen, der damals in Paris war, meldete er die gute Neuigkeit– und bot ihm Gasfreiheit in seinem Hause an. Varney eilte nach London. Bald nachher wurde eine Wärterin, welche als nützliche, in ihrem Beruf erfahrene Frau von Grabman empfohlen war – der in mancher verwickelten Sache Gabriels Verbündeter gewesen – in des armen Malers Hause eingeführt. Von dieser Zeit an nahm seine Schwäche zu. Er starb, wie der Doktor sagte, »weil er den Reizmitteln entsagte, an die seine Konstitution so lange gewöhnt gewesen«; und Gabriel Varney wurde zu der Testamentseröffnung gerufen. Zu seiner unbegreiflichen Enttäuschung war, statt dem verschwenderischen Neffen die Summe zu freier Verfügung zu überlassen, dieselbe vielmehr Verwaltern überwiesen, um sie zum Vortheil Gabriels und seiner künftigen Kinder zu verwalten, ›damit,‹ wie der arme Oheim liebreich sagte, ›der Jüngling Veranlassung erhielte, sich zu vermählen und zu bessern!‹ Sonach genoß der Neffe also nur die Zinsen und hatte nicht über das Kapital zu verfügen. Die Zinsen von 6000 Pfund, in der englischen Bank angelegt, waren für den verschwenderischen Varney so viel wie nichts!

Die Verwalter des Vermögens waren unter des Malers früheren und in besseren Umständen lebenden Freunden ausgewählt, die ihn allerdings in seinen armen und namenlosen Tagen aufgegeben, die sich aber mit ihm versöhnt hatten, nachdem er durch sein Vermögen zu Ansehen gekommen. Einer derselben hatte sich unlängst zurückgezogen, um den Rest seiner Tage in Boulogne zuzubringen; der andere war ein Hypochonder. Kurz, keiner von ihnen war eigentlich Geschäftsmann. Gabriel blieb es überlassen, zu den gewöhnlichen Zeitpunkten die Interessen von der Bank zu erheben. Nach wenigen Monaten starb der in Boulogne wohnende Verwalter und dessen Amt ging nun auf Mr. Stubmore, den hypochondrischen Verwalter über. Durch Ausschweifungen verschuldet und kühn gemacht durch den Charakter und hilflosen Zustand des überlebenden Verwalters, fälschte Varney Mr. Stubmore's Unterschrift zu einer Anweisung an die Bank, um derselben so viel vom Kapitale, als er bedurfte, zu entziehen. Da das eine Vergehen ungestraft blieb, so machte es Muth zu anderen, bis fast das ganze Kapital bezogen war. Von diesen Summen hatte Varney sehr angenehm gelebt, und mit einem schweren Seufzer sah er der baldigen Erschöpfung der Hilfsquelle entgegen.

Während einer der melancholischen Stimmungen, die dieser Gedanke erzeugte, befand sich Varney gerade in derselben Stadt in Frankreich, nach welcher sich in späteren Jahren die Mainwarings gewendet hatten, und von wo aus Helene in Mr. Fieldens Haus gekommen war. Zufällig hörte er den Namen, und während ihn seine Neugier weiter forschen ließ, vernahm er, daß Helene von ihrem Großvater zum Erbin eingesetzt sey. Mit dieser Kenntniß erwachte der Gedanke an das abscheulichste, verruchteste Verbrechen, wie selbst er es noch nicht begangen; es war so schwarz, daß selbst er noch davor zurückschauderte. Aber im Verbrechen zeigt sich stets ein nothwendiges Verhängnis, welches Schritt um Schritt weiter treibt, bis das Maß voll wird. Varney erhielt einen Brief mit der Kunde, daß auch der letzte Verwalter jenes Kapitals nicht mehr lebte, und daß demnach jetzt dasselbe zur alleinigen Verwaltung seines Sohnes und Erben gestellt wäre; dieser Herr sey gegenwärtig mit der Ordnung seiner eigenen Angelegenheiten sehr beschäftigt und besichtige ein sehr vernachlässigtes Grundstück in Devonshire, welches ihm zugefallen sey; binnen wenigen Monaten hoffte er jedoch sich thätiger, als sein Vater gethan, um jenes Kapital zu bekümmern und dasselbe vortheilhafter als in der englischen Bank anzulegen.

Dieser neue Verwalter war Varney persönlich bekannt; derselbe war sein Altersgenosse und in früherer Jugend ein Schüler seines Oheims gewesen. Seit jener Zeit aber hatte er einen andern Lebensberuf erwählt und die Kunst als solchen ausgegeben. Er kannte diesen jüngeren Stubmore als thätigen, gewissenhaften Geschäftsmann; etwas genau und habgierig, doch bei all dem ohne Energie, im Ganzen gutmüthig und gegen Gabriel, als ehemaligen Mitschüler, nicht ohne freundliche Gesinnung. Daß Stubmore den Betrug entdecken würde, war offenbar – daß er denselben, seiner selbst willen, anzeigen würde, war ebenfalls klar – daß die Bank ihre Schritte thun, daß Varney überführt werden würde, war mit nicht minderer Sicherheit zu fürchten. Nur ein Ausweg blieb dem Fälscher übrig: – wenn er jetzt und während Stubmore sehr mit Geschäften überhäuft war, eine Summe auftreiben konnte, um damit das betrügerisch Entnommene zu ersetzen.

Er hoffte, seiner Meinung nach, die Sache leicht so zu ordnen, daß die Betrügerei niemals bekannt würde. Ja, wenn auch Stubmore bei Uebernahme seiner neuen Obliegenheit das Geschehene entdecken sollte, so hoffte Varney gleichwohl, daß sein ehemaliger Mitschüler, wofern nur das Geld wieder erstattet sey, die Sache nicht zur Anzeige bringen und stillschweigen würde. Wie sollte er zu dem Gelde kommen? Er dachte an Helenens Vermögen und sein letzter Skrupel wich der drohenden Gefahr und dem Drängen der Furcht.

Mit diesem Entschlusse kam er wieder zu Lucretia, deren Mitwirkung bei seinen Plänen nothwendig war. Lange Gewohnheit des Verbrechens hatte das düstere Wesen dieses furchtbaren Weibes noch dunkler gemacht und tiefer ausgeprägt. Aber bei all dem, was ihre Seele entmenschlicht hatte, war dennoch ein menschliches Gefühl, wie verdorben und sündig es sich auch kundgeben mochte, in ihr rege geblieben – das Gefühl der Mutter. Durch diese, ihr am wenigsten verbrecherische, Regung führte Varney sie zu dem ärgsten ihrer Verbrechen. Er erbot sich, den Rest jenes Kapitals durch eine neue Fälschung zu erheben – und die erhaltene Summe ausschließlich zur Aufsuchung ihres verlorenen Vincent zu verwenden; er regte die Hoffnungen wieder an, die sie so lange aufgegeben gehabt, bis sie die Entdeckung für leicht und sicher zu halten begann. Dann malte er ihr die Aussicht, daß ihr Sohn Laughton erben könnte – daß aber zwei Leben zwischen ihm und jenen Gütern ständen – zwei Leben, welche mit ihrem gerechten Grunde zur Rache in nahem Zusammenhang waren; – zwei Leben! Lucretia hatte bis dahin nicht gewußt, daß Susanna ein Kind hinterlassen hatte, daß ein Pfand jener Ehe existirte, welcher sie alle ihre Schmach zuschrieb, um eine nie erloschene Eifersucht neu anzufrischen und den Haß aufzurufen, der aus ihrer Liebe erwachsen war! Bereitwilliger, als Varney vermuthet, und mit wilder Freude ging sie auf seinen abscheulichen Plan ein.

So war sie nach England zurückgekehrt, um die Vormundschaft ihrer Nichte in Anspruch zu nehmen. Varney miethete ein düsteres Haus in der Vorstadt und während er sich nach einer zuverlässigen, nicht zum Verrath geneigten Dienerin umsah, fand er die Wärterin, die während seiner letzten Krankheit seinen Oheim gewartet hatte; Lucretia aber verwarf, ihrer unabänderlichen Verfahrungsweise treu, alle dienenden Mitschuldigen, und wollte in den Werkzeugen ihrer schwarzen Thaten keine Vertrauten haben. Sie heuchelte eine Gebrechlichkeit, welche die Hand, die den Trank mischte, vor jedem Argwohn bewahren sollte, und mit solchen Vorkehrungen trotzte sie der irdischen Gerechtigkeit, und stand allein unter der Allmacht des Himmels.

Verschiedene Rücksichten hatten die Ausführung der schwarzen That verzögert, die so kaltblütig entworfen worden. Lucretia selbst zögerte; vielleicht mehr, als sie selbst wußte, unter dem Einflusse des Gewissens, – dessen Skrupel sie, wie der Leser aus ihren Unterredungen mit Varney ersehen hat, unter den noch abscheulichem Raffinements gehoffter Rache verbarg. Das Fehlschlagen der früheren Forschungen nach dem verlorenen Vincent, die verzögerte Thätigkeit Stubmore's, gewährte dem ungeduldigern Mörder Muße, mit St. John bekannt zu werden, Helenens Vertrauen zu erschleichen und die Lebensversicherungen der Letzteren minder verdächtig erscheinen zu lassen, als wenn dieselben gleich bei ihrem Eintritt in das Haus bewirkt worden wären, ehe sie noch jene Liebe zu ihrer Tante gefaßt haben konnte, wodurch eine liebreiche Fürsorge erklärlicher werden mußte. Jetzt waren diese Ursachen des Verzugs verschwunden, die Parzen schritten wieder zu ihrem Werk und erhoben die drohenden Scheeren.

Lucretia hatte längst schon den Namen Braddell aufgegeben. Sie scheute sich, diese zweite Ehe einzugestehen, weil sie sich dadurch erniedrigt hatte und überdies die Untersuchung ihres verstorbenen Gatten einen Verdacht auf sie gelenkt hatte. Sie wollte die Stunde der Anerkennung ihres Sohnes erst erwarten. Deshalb nahm sie den Namen Dalibard wieder an, mit welchem wir sie ferner bezeichnen werden. Auch unterstützte Varney sie in dem Vorsatz, ihre zweite Ehe nicht eher zu bekennen, als bis es nothwendig werden würde. Wenn der Sohn entdeckt und die Zeugnisse seiner Geburt in seinen und seiner Mitschuldigen Händen seyn würden, da hoffte seine Habsucht natürlich von jenem Sohne erst ein Unterpfand angemessenen Lohnes dafür zu erpressen, daß er ihm jene Erbschaft verschaffte. Von der Summe dieses erträumten Lohnes sollte nicht nur Grabman, sondern auch dessen Auftraggeber bezahlt werden. Die Verheimlichung der Identität zwischen Mrs. Braddell und Madame Dalibard konnte ein solches Arrangement erleichtern. Diesen Gedanken verschloß Varney für jetzt in seiner Brust. Er wagte nicht, gegen Lucretia von dem Handel zu sprechen, den er hinsichtlich ihres Sohnes beabsichtigte.


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