Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Siebentes Kapitel.

Der Raub der Matratze.

Daß Mr. Grabman diese Nacht ruhig schlief, ist wahrscheinlich genug, denn seine Branntweinflasche war am nächsten Morgen leer, und schläfriger als gewöhnlich folgten seine Augen den Bewegungen Becks, der, wie immer, die kleine Höhle öffnete, welche an das Wohnzimmer stieß, die Kleider bürstete, Feuer machte, den Kessel darüber setzte und Alles zum Frühstück ordnete, bevor er an seine Tagesgeschäfte ging. Grabman streckte sich indeß und schüttelte den Schlaf von sich, und während die Erinnerung an das Unternehmen, wozu er sich anheischig gemacht, ihn mit unangenehmer Empfindung erfüllte, richtete er sich im Bett empor und sagte mit einer Stimme, die wenn nicht berauscht, doch zärtlich, und wenn nicht zärtlich, berauscht klang:

»Beck, Du bist ein guter Kerl! Du hast Fehler – dafür bist Du ein Mensch; humanum est errare, d. h. Du verbrennst manchmal meinen Zwieback. Betrachtet man Dich aber im Ganzen, so bist Du ein gutes Geschöpf. Beck, ich gehe einige Tage aufs Land. Ich werde meinen Schlüssel im Loch der Wand lassen, Du weißt; denke daran, wenn Du hereinkommst. Du warst vorige Nacht spät aus, mein armer Bursch. Sehr schlimm! Nimm Dich in Acht, sonst, Du weißt, kannst Du dem Kerl von Auferstehungsmann Nr. 7 in die Klauen gerathen. Ja, ja! was der Jason tollkühn war. Aber er ist der schlimmste Teufel von den Beiden. Hm, was wollt' ich doch sagen? Und jede Nacht, ehe Du schlafen gehst, sieh noch einmal nach meinem Zimmer. Die Gegend wimmelt von Spitzbuben und man kann nicht vorsichtig genug seyn. Glücklicher Kauz, der Du bist, Dir kann man nichts stehlen!«

Beck stutzte bei der letzten Bemerkung. Grabman schien seine Verwirrung nicht zu bemerken und fuhr fort, während er seine Strümpfe anzog: »Du bist ein guter Kerl, Beck und hast mir treu gedient; wenn ich wiederkomme, will ich Dir was Hübsches mit bringen – wer weiß, vielleicht gar eine silberne Uhr. Inzwischen, glaube ich – laß sehen – ja, ich werde Dir dies hübsche Paar Beinkleider geben können. Leg' meine besten heraus – die schwarzen. Und nun will ich Dich nicht länger aufhalten, Beck.«

Der arme Bursche zeigte sich durch manchen Zug an seiner Stirnlocke für das reiche Geschenk erkenntlich, und nachdem er all' seine Geschäfte hier vollendet, eilte er zunächst nach seinem Gemach, um mit Muße und großer Bewunderung die Tuchbeinkleider zu untersuchen. Gemach können wir eigentlich den elenden Verschlag, den Beck sein eigen nannte, kaum nennen. Er befand sich hoch oben unterm Dache und war heiß – o, so heiß im Sommer! Er hatte nur ein kleines blindes Fenster, durch welches das Licht des Himmels nie drang, denn das verhinderte die Mauer, unter welcher die verstopfte Rinne vorüberging. Aber Regen und Wind drangen herein. Auch kroch bisweilen eine flüchtige Katze durch das glaslose Schößchen In der englischen Vorlage: »through four glassless frames«: Fensterrahmen.. Was die Ratten anlangt, so betrachteten diese den Ort als ihr eigen. An Beck gewohnt, nahmen sie keine Notiz von ihm. Sie waren die Majordomi – er nur le roi fainéant, Sie liefen Nachts über sein Bett weg; er fühlte sie oft auf seinem Gesicht, und war überzeugt, daß sie ihn längst gefressen haben würden, wäre an feinen Knochen etwas Fressenswerthes gewesen. Indeß ließ er ihnen gewöhnlich mehr aus Vorsicht als aus Güte, ein Paar Kartoffeln oder eine Brodrinde, um daran ihren Appetit zu stillen. Allein Beck war weit besser daran, als die Meisten, welche die verschiednen Wohnungen in dieser Alsatia Die lateinische Form für Elsass. die anonyme Übers., aaO, Bd. 2, S. 166, hat hier »Bettelcolonie«. innehatten: er hatte sein Gemach für sich selbst. Das war nothwendig für seinen einzigen Luxusgegenstand, die Beaufsichtigung seines Schatzes, für die Sicherheit seiner Matratze; dafür bezahlte er, ohne zu murren, was er für einen sehr hohen Zins hielt. Diese Höhle im Dache war durch kein Schloß verwahrt, und zwar aus sehr gutem Grunde, es war keine Thür davor. Man ging die Stiege hinauf wie etwa auf einen gewöhnlichen Dachboden Es war nun oft Gegenstand tiefen Nachdenkens für Beck geworden, ob er eine Thür vor seiner Kammer haben müßte, oder ob nicht; und das Ergebniß des Nachdenkens war immer das nämliche, nämlich daß er's nicht dürfte. Wozu eine Thür und ein Schloß daran? denn eines folgte nothwendig aus dem andern. Ein solches neues großartiges Stück wäre ja doch nur eine prahlerische Ankündigung gewesen, daß er etwas zu verwahren hatte. Er konnte den Vorwand dafür nicht geltend machen, daß ihn Nachbarn störten, denn außer ihm allein stieg Niemand die Leiter hinan; sie führte zu keinem Gemach weiter. Seine muthmaßliche Armuth war ein besserer Schutz als eiserne Thüren. Ueberdies muß eine Thür, wofern gefährlich, auch überflüssig seyn. Sobald man vermuthete, daß Beck etwas Werthvolles zu bewachen hätte, mußten ja auch alle Brecheisen und Dietriche in der ganzen Nachbarschaft in Bewegung gerathen. Und im Erdgeschoß wohnte bereits ein Spitzbube von hohem Ruf. Daher wurde Becks Schatz, gleich dem Vogelnest, so versteckt gelegt, als es ihm sein Instinkt eingab; und Schlösser und Riegel des civilisirten Menschen entbehrte Beck eben so gut, wie der Vogel.

An einem rostigen Nagel hing er die Tuchbeinkleider auf, strich wohlgefällig mit der Hand darüber und murmelte: »Eigentlich für mich viel zu gut – lieber sollt' ich sie versetzen! Aber wär' das nicht eine Schande? Beck, bist Du nicht ein undankbares Thier, an so was zu denken, während Du nur recht tief gerührt seyn solltest? Ich will sie tragen, wenn ich ihm aufwarte. Wenn er seine eigenen Hosen sieht, während ich ihm das Frühstück bringe, wird er sagen,– Beck, sie stehen dir gut!«

Von diesem edlen Entschlusse beseelt, nahm er seinen Besen, kletterte die Stiege hinab, schlich mit einem verstohlenen Blick nach der Thür des Spitzbuben hinaus und trat den Weg nach seiner Arbeitsstätte an. Inzwischen kleidete sich Grabman mit mehr als gewöhnlicher Sorgfalt, rasirte den seit vier Tagen ungeschorenen Bart und las, während er sich zum Frühstück setzte, aufmerksam die Notizen, die ihm Varney zurückgelassen hatte, wobei er dann und wann innehielt, um seine eigenen Bemerkungen hinzuzusetzen. Dann packte er diejenigen wenigen Gegenstände zusammen, die ein so unleidenschaftlicher Verehrer der Grazien nöthig haben konnte und steckte sie in eine alte Reisetasche. Nachdem dies vollbracht, öffnete er seine Thür, schlich zur Schwelle und lauschte sorgfältig. Von unten mochten einige Töne zu vernehmen seyn; – hier das Weinen eines Kindes, dort das laute Schelten eines Weibes in dem Dialekt, der sich vor allen andern zum Schelten eignet, im Irländischen; noch tiefer erscholl das tieftönende Fluchen des cholerischen Auferstehungsmannes; aber nach oben war alles still. Nur ein Stockwerk lag noch zwischen Grabman's Zimmer und der Stiege, die nach Becks Boden führte. Und die Bewohner dieses Gemachs gaben kein Lebenszeichen von sich. Grabman faßte Muth, und indem er die Schuhe auszog, stieg er die Treppe hinan. Er kam an der verschlossenen Thür des Zimmers oben vorbei – er erfaßte die Leiter mit zitternder Hand – er stieg hinauf, Stufe um Stufe – er stand in Becks Gemach.

Nun, o Grabman, werden manche Moralisten streng genug seyn, dich zu verdammen wegen dessen, was du thust – während du dort knieest im Dämmerlicht, neben dem schmucklosen Lager, mit gierigen Fingern hier und dahin fühlend, indeß ein selbstgefälliges und selbstzufriedenes Lächeln deine bleichen Lippen umspielt. Jener arme Vagabund, den du berauben willst, hat dir gut und treulich gedient, hat deine üblen Launen, deine Spöttereien, deine Flüche, deine Püffe und Stöße erduldet; – oft, wenn du im viehischen Schlafe der Trunkenheit lagst, hat er dich hilflos ausgestreckt auf dem Boden gefunden und mit freundlicher Hand das scharfe Kamineisen weggerückt, das dem schurkischen Haupte zu nahe lag, welches jetzt auf sein Verderben sinnt; das offene Fenster hat er geschlossen, damit du mit der scharfen Luft nicht Schnupfen und Fieber einathmen solltest. Klein ist sein Lohn gewesen für bereitwillige Aufopferung der wenigen Stunden, die er von seinem ermüdenden Tagewerk ersparte, um dir zu dienen – klein, aber doch dankbar angenommen. Und hätte man Beck beten gelehrt, so würd' er für dich, als für einen guten Mann, gebetet haben, o du elender Sünder! Und jetzt gehst du, Nikolaus Grabman, auf ein Unternehmen aus, welches dir reichen Gewinn verspricht, und deine Börse ist gefüllt; und du bedarfst nichts für deine Bedürfnisse, nichts für deine gemeinen Lüste. Warum müssen sich diese lebenden Finger nach des armen Bettlers Schätzen ausstrecken?

Aber hättest du auch einen Auftrag auszurichten, der dir eine Million gäbe, so würdest du doch nicht diesen geheimen Vorrath ungeplündert lassen, den dein gieriges Auge entdeckte und dein hungriger Sinn begehrt. Nein. Seit du in einer Nacht, die, ach! für den Eigenthümer der Kammer und des Schatzes verhängnißvoll ward, wo du Beck zu einem Dienste brauchtest und dich fürchtetest, laut zu rufen, (denn der Auferstehungsmann unter dir, dessen Flüche jetzt bis zu deinen Ohren schallen, schläft schlecht, und hat gedroht, dich auf ewig stumm zu machen, wenn du ihn je in den wenigen Nächten störst, in denen sein schrecklicher Beruf ihm überhaupt zu schlafen gestattet,) – seit du damals die Leiter hinanschlichst und den harmlosen Geizhals bei seinem nächtlichen Werke sahest, und nach diesem Anblick dich lächelnd wieder hinunterstahlst – nein, seit jener Nacht war so eifrig und grausam gewiß keines Schulknaben Sinn auf das Nest des Hänflings gerichtet, als dein Sinn auf die Schätze in Beck's Matratze.

Und gleichwohl, o Du Rechtsanwalt, sollten strenge Moralisten dich mehr als solche deines Gewerbes tadeln, die geehrt und geachtet und doch von den Schwachen und Armen leben? Wer unter ihnen verließ je Bodenkammer oder Matratze, so lange sich etwas davon wegraffen ließ? Fragt Asträa Astraia (oder Dike; der Name Astraea wurde von Ovid eingeführt): Tochter des Zeus und der Themis, die Göttin der Gerechtigkeit. darnach, ob der Raub so kurz und geradezu geschieht, oder ob unter all' den anerkannten Formen, wenn Punkt für Punkt, ein Groschen nach dem andern, genommen wird, bis die unerbittliche Hand den letzten Pfennig der betrogenen Verzweiflung entreißt? Nein, der Himmel verhüt' es! daß wir dich, elender Nicolaus Grabman, zu einem Beispiel von der ganzen Klasse der Rechtsanwälte hinstellen sollten! Edle Herzen, liebevolle Seelen gibt es unter deinen Berufsgenossen, wir wissen das und haben es erfahren; aber ein Beispiel bist du von denjenigen, welche Mangel, Vergehen und Noth, ach, nur zu wohl als Anwälte der Armen erwiesen haben. Und selbst, während wir es schreiben, und selbst, während ihr es leset, stiehlt mancher Grabman die Ersparnisse eines Lebens, die nichts frommen.

Ihr armseligen Schätze, einzige Lust eures außerdem freudlosen Besitzers, wie leicht hat gerade seine Liebe euch zur Beute des Räubers gemacht! Mit welcher Lust sind sie, wenn die Pfennige zum Schilling angewachsen waren, in das neue, blanke Silberstück, das neueste und glänzendste, das zu haben war, umgewechselt worden! Und dann die Schillinge in Kronen, und die Kronen in Gold! Und mit welchem Entzücken ward es dann betrachtet, wenn die Summe so in das licht strahlende Stück verwandelt wart! Und welch' eine Summe nun – welche Ueberraschung für Grabman! Wär' es nur ein Sechspencestück gewesen, er würd' es genommen haben; aber Goldstücke mit der vollen Hand zu nehmen, das war zu viel für ihn; und so erhob er sich und lachte plötzlich vor innerem Wohlbehagen.

Unter seinem Vorrathe fand sich aber ein Ding, welches seine Lachlust besonders erregte, es war eine Kinderkoralle mit kleinen Glöckchen. Wer konnte Beck solch ein Spielwerk geschenkt haben – oder wie kam es, daß sich Beck enthalten hatte, es in Geld zu verwandeln? Darüber lachte Grabman jedoch nicht; er lachte erstens, weil es ein Zeichen von dem kindischen Sinne und der Thorheit des Geschöpfs war, welches er ohn' einen Pfennig ließ; und zweitens, weil es seinem gewandten Kopfe ein Hauptmittel darbot, um Beck's Unwillen von seinen eigenen Schultern auf eine dem Verdachte mehr ausgesetzte Person zu lenken. Er ließ die Koralle am Boden neben dem Bett liegen, schlich die Stiege hinab, erreichte sein eigenes Gemach, ergriff seinen Reisesack, schloß seine Thür, steckte den Schlüssel ins Rattenloch, wo ihn nur der ehrliche, geplünderte Beck finden konnte, und stieg kühn die Treppe hinab; nacheinander vor den Thüren vorüberkommend, wo noch immer der Auferstehungsmann fluchte, noch immer das Kind weinte, noch immer die Irländerin schrie, blieb er endlich im Erdgeschoß stehen, wo Bill, der Einbrecher, mit seinen langfingerigen, hagern, scharfäugigen Sprößlingen wohnte, die, frühzeitig den Weg zum Galgen kennen lernend, bereits durch zerbrochene Fensterscheiben kriechen konnten.

Die Thür stand offen und gewährte einen anmuthigen Anblick der würdigen Familie drinnen. Bill selber, ein Kerl von kräftigem Aussehen, mit munterem, lustigem Gesicht und einer Pfeife im Munde, saß am Fenster, mit seinen kräftigen Gliedern an einen Tisch gelehnt, der mit den Resten eines ganz erträglichen Frühstücks bedeckt war. Vier kleine Bills waren mit gewissen Spielen beschäftigt, die ohne Zweifel, gemäß der modischen Erziehungsmethode, nützliche Lehren unter der künstlichen Maske ergötzlicher Unterhaltung einflößten. An einer Wand, in dem einen Winkel des Gemachs, war eine Reihe von Klingeln angebracht, von denen sehr verführerisch aussehende Aepfel an dünnen Fäden herabhingen. Zwei Knaben waren mit der unschuldigen Unterhaltung beschäftigt, die Aepfel loszubinden, ohne daß die Klingeln einen Ton von sich gaben; ein dritter ergötzte sich an einem Tische, der mit falschen Ringen und Schmucksachen bedeckt war, auf eine Weise, die wirklich erstaunlich war; mit der Spitze eines Fingers, die wahrscheinlich in eine klebrige Substanz getaucht war, berührte er so eben einen jener Gegenstände, und sieh! derselbe verschwand, verschwand so magisch, daß das schnellste Auge kaum sagen konnte, wohin; bisweilen in einen Aermel, bisweilen in einen Schuh, hierhin, dahin, überallhin – nur nicht wieder auf den Tisch zurück. Der vierte war ein Bürschchen von etwa fünf Jahren; nach seiner geringen Größe zu schließen, konnt' er viel jünger seyn, aber auch älter, wenn man nach der lasterhaften Ausprägung der Gesichtszüge urtheilte; er saß auf dem Boden unter seines Vaters Stuhl und versenkte seine kleine Hand in die väterlichen Taschen, um eine Spielkugel zu suchen, die zum Scherz in diese geräumigen Schlupfwinkel versteckt war. Bill, der Einbrecher, blickte umher auf die sich entwickelnden Genies, und sein Vaterherz war stolz.

Grabman blieb an der Schwelle stehen, sah hinein und sagte freundlich: »Guten Tag, mein Lieber – guten Tag, ihr lieben Kleinen.«

»Ah, Grabman,« sagte Bill, aufstehend und sich verbeugend, denn Bill that sich viel auf seine Höflichkeit zu gute – »ein Pfeifchen gefällig, wie? Bob! (dies rief er dem ältesten Sohne zu:) sey artig! wisch deine Nase und setz' einen Stuhl für den Herrn her.«

»Danke vielmals, Bill, aber ich kann mich jetzt nicht aufhalten – ich habe eine lange Tagreise vor mir. Aber helf mir Gott, wie fahrläßig bin ich! ich habe meine Kleiderbürste vergessen. Ich wußte, daß ich etwas im Sinne hatte, während ich die Treppe herunterging. Ich sagte zu mir selber: Grabman, 's ist etwas vergessen!«

»Ich kenne dieses Gefühl,« sagte Bill nachdenklich; »ich hatt' es selber in letzter Nacht; und als ich hinkam zu – aber das bleibt sich gleich Bob, lauf' hinauf und hole Mr. Grabman's Kleiderbürste herunter. 's ist das Wenigste, was Du für einen Herrn thun kannst, der Deinen Vater von dem Schicksal jener unschuldigen Aepfel errettete; – wahrlich, Grabman, ich habe ein Herz in meinem Busen; schneiden Sie mich auf und Sie werden da finden: Alibi und Grabman! Geben Sie Bob Ihren Schlüssel.«

»Die Bürste ist nicht in meinem Zimmer,« sagte Grabman; »sie ist auf dem Oberboden, die Stiege hinauf, in Becks Kammer – bei Beck, dem Kehrer. Der dumme Kerl behält sie immer dort und vergißt sie mir zu geben. Thut mir leid, daß ich meinem Freund Bob so viel Mühe mache.«

»Bob macht sich gern Mühe; seines Vaters Herz schlägt in seinem Busen. Bob, mach's wie die Tänzer, hinaus wie eine Lerche – und herab wie ein Klotz!«

Bob grinste, machte Mr. Grabman ein schiefes Maul und stieg die Treppe hinan.

»Sie kümmern sich um unsere Gesellschaft nicht,« sagte Bill; »aber wir lassen Sie leben, mit drei mal drei und Aufstehen. 's ist eine undankbare Welt! Aber mancher Mann hat ein Herz, und unter denen, die ein Herz haben, steht Grabman oben an!«

»Gewiß, wenn ich Ihnen einen Dienst erweisen kann, dürfen Sie auf mich zählen. Wenn Sie indeß den verfluchten, polternden Kerl, der unter mir wohnt, etwas höflicher machen konnten, würden Sie mich verbinden.«

»Unter Ihnen? Nr. 7? Nr. 7 – nicht wahr? Grabman, bin ich ein Mann? Ist das ein Arm, und ist das da eine Faust mit Fünfen? Ich kann Alles, was von einem Mann zu verlangen ist; aber Nr. 7 ist ein Leichenräuber! Nr. 7 hat mich angefahren – und ich ertrug's! Nr. 7 konnte mich schlagen, und dieser Arm würd' ihn schlagen lassen! Er lebt von Gräbern, und Kirchhöfen und Galgen – der verdammte Nr. 7! Verlangen Sie sonst was, Grabman. Nr. 7 kann ich so wenig angreifen als Gespenster!«

Grabman lächelte höhnisch, als er sah, daß Bill, ein so kräftiger Schurke er war, doch bleich wurde, während er sprach; aber in diesem Augenblick erschien Bob mit der Kleiderbürste wieder, die der Ex-Anwalt in seine Tasche steckte; indem er Bill die Hand schüttelte und Bob die Wange klopfte, trat er seine Reise an.

Bill setzte sich wieder hin und murmelte: »einem Leichenräuber zu Leibe gehen! will denn der Grabman den armen Bill gern aus dem Wege haben?«

Inzwischen zeigte der schlaue Bob seinem zweiten Bruder Beck's gestohlene Koralle. Die Kinder hüteten sich, sie ihren Vater sehen zu lassen. Sie waren bereits von dem löblichen Ehrgeiz beseelt, auf eigene Rechnung Geschäfte zu machen.


 << zurück weiter >>