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Drittes Kapitel.

Jugenderziehung eines wackeren Gentleman.

Percival St. John war zu Hause unter seiner Mutter Augen und der Fürsorge eines wackeren Mannes, der sein wie seiner Brüder Erzieher gewesen, aufgewachsen. Dieser Erzieher hatte nun freilich selbst keine wirklich klassische Bildung, denn was er gelernt, war fast nur durch seinen eigenen Eifer geschehen, und wer sich selbst erzieht, dem fehlt nicht selten die äußere und brillante Politur eines solchen, dessen Schritte zu dem Tempel der Musen geführt wurden. Kapitän Greville war überhaupt mehr ein wackerer Soldat, mit dem Vernon St. John in seiner eigenen kurzen militärischen Laufbahn bekannt geworden und dessen Lebensverhältnisse sich zuletzt so reducirten, daß er genöthigt wurde seine Stelle zu verkaufen, und zu leben, wie er gerade konnte. In seinem eigenen Regiment hatte er stets für einen belesenen Mann gegolten, und seine Autorität wurde bei vorfallenden Streitigkeiten über Geschichte, Daten und literarische Anekdoten stets in Anspruch genommen. Vernon hielt ihn wenigstens für den gelehrtesten Mann, den er kannte, und als er ihm einmal zufällig in London begegnete, und von seinen gehabten Unglücksfällen hörte, wünschte er sich selbst zu dem sehr vortrefflichen Gedanken Glück, als er Kapitän Greville einlud, seine Kinder zu erziehen und ihm dabei in der Verwaltung seiner Güter beizustehen.

Zunächst war Alles, was Greville, das erste betreffend, bescheiden unternahm, – wie man denn auch in der That nicht mehr verlangen konnte, daß er die jungen Gentlemen für Eton vorbereitete, für welches Vernon, mit der natürlichen Vorliebe eines Etonmannes, seine Söhne bestimmte. Die kränkliche Constitution der älteren Beiden rechtfertigte aber Lady Marie in ihrer Abneigung gegen öffentlichen Schulunterricht, und Percival zeigte schon von früher Jugend an eine so entschiedene Neigung zu dem Leben eines Seemannes, daß des Vaters Absichten dadurch vereitelt wurden. Die beiden ältesten setzten ihre Erziehung zu Hause fort und Percival ging in früherem Alter, als es gewöhnlich der Fall ist, zur See.

Der Letztere war denn auch glücklich genug, einen jener neuen Raçe von Seeleuten zum Kapitän zu bekommen, die, wohlerzogen und gebildet, den freundlichsten Kontrast gegen Smollets alte Seehelden Tobias George Smollett (1721-1771) war ein schottischer Arzt und Schriftsteller, der einige der bedeutendsten englischen Romane des 18. Jh. verfasste (Roderick Random, Peregrine Pickle, Humphry Clinker); er besaß Erfahrungen als Schiffsarzt. bilden: aber schon nach sehr kurzer Dienstzeit machte ihn der Tod seines Vaters und seiner zwei Brüder zum Stammhalter seines Geschlechts und zur alleinigen Stütze seiner Mutter Hoffnungen. Er bezwang mit wackerem Streben die Leidenschaft für seinen edlen Stand, die der kurze Dienst eher noch verstärkt hatte, und kehrte, seine frische kindliche Natur unverdorben, seine Konstitution gestärkt, sein lebhafter und empfänglicher Geist durch Gefahren und die Pflicht des Gehorsams erhoben, nach Hause zurück und begann ruhig wieder unter Kapitän Greville, der jetzt aus Laughton Hall in ein kleines Häuschen im Dorf gezogen war, seine bis dahin ausgesetzten Studien.

Die Erziehung aber, die er von Anfang an erhalten, hatte weniger darauf hingewirkt, seinen Geist zu schärfen und seine Einbildungskraft zu erregen, sondern mehr sein Herz zu bilden und in seinen moralischen Grundsätzen zu festigen, denn Lady Marie besaß, neben ihrem zarten Gemüthe, eine charakterfeste und denkende Seele. Sie war nicht, was man so gewöhnlich geistreich nennt, und ihre Lebenserfahrung blieb, wenn man sie mit anderen Frauen ähnlichen Ranges verglich, die sich in dem gewaltigen Strom von London bewegten, ebenfalls nur beschränkt; sie wurde diesen aber durch eine gewisse einfache Herzlichkeit überlegen, die ihr Treue und Wahrheit zu so etwas Unentbehrlichem machten, daß das Licht, in dem sie selbst sich bewegte, auch alles Andere um sie her erhellte. Wer in den großen Pflichten des Lebens stets wahr ist, ist auch fast immer weise.

Auch Vernon, als er erst einmal seine alten Fehler abgelegt, fing an, sich der früheren Ausschweifungen zu schämen; nach und nach mehr an seine eigene Häuslichkeit gewöhnt, ließ er seine alten Gefährten fallen, und bewachte von jetzt an ernstlich seine Reden, (seine Gewohnheiten bedurften das schon nicht mehr,) daß nicht eine seiner alten leichtsinnigen Aeußerungen das Ohr seiner Kinder erreichen möchte. Nichts ist bei Eltern gewöhnlicher als der Wunsch, ihre Kinder von ihren eigenen Fehlern frei zu halten. Wir lernen uns auch nie eher selbst kennen, bis wir Kinder haben, und erst dann, wenn wir sie wirklich lieben, fangen wir an unsere eigenen Fehler zu beobachten, die zu Lastern werden, sobald sie den Jüngern zum Beispiel dienen.

Der wahre Gentleman, mit Muth und Geist und einem Abscheu vor Falschheit und Hinterlist, die diesem Begriffe eigen ist, war fast allein in Vernon St. John zurückgeblieben, und seine Knaben wuchsen und gediehen von edlen Gefühlen und treuer Wahrheit umgeben auf. Der Erzieher harmonirte darin mit den Eltern; – jeder Zoll war ein Soldat – das heißt nicht etwa ein reiner Subordinationsmensch, sondern nur mit dem strengen Gefühl für Gehorsam und der Ueberzeugung begabt, daß dieser auch nur durch Aufmerksamkeit auf Kleinigkeit zu erlangen sey. In diesem Streben wußte er aber auch sich selbst geliebt zu machen und – was noch schwerer ist, verstanden zu werden. Die Seele dieses armen Soldaten war rein und unbefleckt, wie die Waffen eines jungfräulichen Ritters, und dabei voll, wenn auch unterdrückter, doch hoch aufstrebender Schwärmerei. Er hatte kein Glück gehabt – ob da nun das Schicksal oder die horse-guards Das Garde-Kavallerie-Regiment der Krone. daran schuld waren – und seine Carriere verfehlt, war aber dabei so loyal geblieben, als ob er in seiner Hand den Feldmarschallsstab und um seine Knie den Hosenbandorden getragen hätte. Er war über jene winselnde Unzufriedenheit erhaben. Von ihm kaum weniger als von seinen Eltern, nahm Percival nicht allein jenen Geist der Ehre, sondern auch jene Reinheit des Gedankens in sich auf, die zum Ideal junger Ritterschaft gehören.

In bloßer Büchergelehrsamkeit war Percival, wie man sich wohl denken kann, nicht sehr belesen, aber wenn sein Geist auch nicht reich gefüllt war, besaß er doch eine gewisse Einheit der Bildung In der Vorlage: »sein Geist aber hatte sich überladen, die eigene freie Bahn gebrochen«; das hat mit dem englischen Original nichts zu tun – dort nämlich heißt es: »but his mind, if not largely stored, had a certain unity of culture«; die Passage wurde im Text entsprechend ersetzt., was ihm wiederum Festigkeit und Eigenthümlichkeit im Handeln gewährte. Reisen, Erzählungen kühner Abenteuer, Biographien großer Männer, waren die Lieblingsnahrung seiner Mußestunden gewesen, und neben diesen erfreuten ihn die Werke jener wirklichen Dichter, die Euch nicht lange sinnen und grübeln lassen, sondern im wild dahinrauschenden Wort Euer Gefühl wecken und heben. Vom Griechischen wußte er ungefähr genug, sich am alten Homer zu ergötzen, und wenn er auch bei strengem Examen im Sophokles und Aeschylus nur schlecht bestanden hätte, so erfreute sich doch sein Herz an dem wilden Speersturm der » Sieben vor Theben« und er weinte über dir Leiden der heldenmüthigen Antigone.

In den Wissenschaften konnte er sich ebenfalls nicht zu den Eingeweihten zählen; aber sein klarer, scharfer Verstand und sein schnelles Begreifen positiver Wahrheiten hatte ihn leicht durch die Elementar-Mathematik geführt, wie ihn auch sein etwas kriegerischer Geist großen Gefallen an des Kapitäns Vorlesungen über Taktik finden ließ. Konnte Percival bei seinem gewählten Stande bleiben, so würde er sich sicherlich darin ausgezeichnet haben, denn seine Talente schon eigneten ihn für gerade, männliche That, wie auch der frische freie Trieb edlen Ehrgeizes, der freilich damals wohl noch in ihm schlummerte, als er so früh schon wieder zurückberufen wurde. Doch wie dem auch sey, er trug jetzt alle Elemente eines wahren, wackeren Mannes in sich – eines Mannes, der mit festem Schritt, reinem Gewissen und freudigen Hoffnungen durch das Leben gehen konnte. Ein solcher Mann erntet vielleicht keinen Ruhm,– der liegt im Zufall, aber er wird auch, im Laufe der Welt, keinen niedrigen Platz einnehmen.

Zuerst wollte man Percival nach Oxford senden, aus einem oder dem anderen Grunde aber wurde der Plan wieder aufgegeben; vielleicht fürchtete Lady Maria, allzu ängstlich, wie Mütter manchmal sind, wenn sie allein auf dieser Welt stehen, die Verführung, der junge Leute mit brillanten Aussichten und keiner übermäßigen Lust am Studiren stets an solchen Orten ausgesetzt sind. Percival wurde daher, unter dem Schutze des Kapitän Greville, zwei Jahre auf Reisen gesandt, und nach seiner Rückkehr (er war damals neunzehn Jahre alt) lag die große weite Welt vor ihm, die er, ach so sehnsüchtig, zu betreten wünschte. Ein volles Jahr hielten ihn aber Lady Marie's Befürchtungen immer noch in Laughton, und wenn er auch aus großer Zärtlichkeit für seine Mutter ihren Wünschen nicht positiv widerstreben wollte, so wirkte dieser längere Zeitraum von Unthätigkeit augenscheinlich höchst nachtheilig sowohl auf seine Gesundheit, wie auf seinen Geist. Kapitän Greville – ein welterfahrener Mann – erkannte die Ursache schneller als Lady Marie und begab sich eines Morgens, früher als gewöhnlich, auf das Schloß.

Der Kapitän, trotz aller Achtung gegen das schöne Geschlecht, ging, sobald Geschäfte ins Spiel kamen, geradezu. Wie sein großer Befehlshaber rückte er mit wenigen Worten zum Ziel.

»Meine theure Lady Marie – unser Knabe muß nach London – wir reiben ihn hier auf!«

»Mr. Greville,« rief Lady Marie erbleichend, während sie ihren Stickrahmen bei Seite schob – »reiben ihn auf?«

»Den Mann in ihm wenigstens. – Ich will Ihnen keine Angst machen – seine Lungen sind sehr wahrscheinlich in trefflichem Zustand und sein Herz würde ebenfalls unter dem Stethoscope die gelehrte Fakultät vollkommen befriedigen. Aber meine theure Lady Marie – Percival soll ein Mann werden – und den Mann gerade reiben Sie in ihm auf, wenn Sie ihn noch länger an Ihr Schürzenband gefesselt halten.«

»Oh Mr. Greville – ich weiß gewiß, Sie wollen mir nicht weh thun, aber –«

»Ich bitte tausendmal um Verzeihung – ich bin vielleicht ein Bischen grob – aber die Wahrheit ist auch manchmal grob.«

»Nicht meinethalben habe ich ihn bis jetzt hier gehalten,« sagte die Mutter herzlich und mit Thränen in den Augen, »wenn er sich hier aber einsam fühlt, gibt es denn nicht tausend Wege ihn zu unterhalten? –«

»Immer nur Tropfen, meine theure Lady Marie – immer nur Tropfen – Percival sollte einmal einen Sprung in's Meer thun.«

»Aber er ist noch so jung, und das entsetzliche London – all' die Verführungen – und er noch dazu vaterlos –«

»Ich fürchte den Erfolg nicht, so lange Percival noch jetzt, wo seine Grundsätze stark und frisch sind und seine Einbildungskraft nicht erhitzt ist, geht – halten wir ihn aber seiner Neigung zuwider länger hier, so wird er bald zu brüten und phantasiren anfangen, ja am Ende gar schlechte Verse schreiben und sich die ihm vorenthaltene Welt viel tausendmal schöner ausmalen, als sie wirklich ist. Selbst gerade die Furcht vor Verführung wird seine Neugierde rege und ihn glauben machen, die Verführung wäre eine ausgezeichnet treffliche Sache. Zum ersten Mal in meinem Leben, Madame, habe ich ihn beim Seufzen über eine der fashionablen Novellen ertappt und neulich hat er sogar in der Southampton Leihbibliothek abonnirt. Glauben Sie mir – es ist hohe Zeit, daß Percival ins Leben kommt und ohne Korke schwimmen lernt.«

Lady Marie hatte volles Vertrauen in Greville's Urtheil wie in seine Liebe zu Percival, und kannte, einer vernünftigen Frau gleich, ihre eigene Schwachheit. Sie schwieg einige Minuten und sagte dann mit einiger Anstrengung:

»Sie wissen, wie verhaßt mir jetzt London ist, wie wenig ich dazu passe, zu jenen hohlen Förmlichkeiten seiner Gesellschaft zurückzukehren – dennoch will ich – wenn Sie es für nöthig halten – ein Hans für die Saison nehmen, und Percival kann dann immer noch unter unsern Augen stehen –«

»Nein, Madame, verzeihen Sie mir, aber das wäre der sicherste Weg, ihn entweder unzufrieden oder zum Heuchler zu machen. Wir können kaum verlangen, daß ein junger Mann von seinen Aussichten, seinem Temperament, mit all' unsern Gewohnheiten harmoniren soll. Sie werden ihm, wenn er sich an unsere Stunden und Wünsche und ruhige Lebensart zu halten hat, tausend und tausend Mal einen wirklich lästigen Zwang auflegen, und was wäre die Folge davon? In einem Jahr ist er mündig und kann uns, wenn er will – ganz abschütteln. Ich kenne ihn – mißtrauen Sie ihm auch nicht einmal scheinbar – er verdient Vertrauen. Sie bewahren ihn am sichersten vor Verführung, wenn Sie zu ihm sagen ›Wir vertrauen Dir unsern größten Schatz an – Deine Ehre – Deine Sittlichkeit – Dein Gewissen, Dich selbst.‹«

»Sie aber gehen doch wenigstens, wenn es einmal so seyn muß, mit ihm,« sagte Lady Marie noch nach einigen schwachen Argumenten, die ihr, eines nach dem andern, widerlegt wurden.

»Ich? weshalb? um von dem jungen Volk, mit dem er doch nun einmal verkehren muß, ausgelacht zu werden? Daß er sich seiner selbst und meiner schämt – seiner selbst als Milchlutscher und meiner als Amme?«

»Sie waren doch aber auch auf Reisen mit ihm?«

»Auf Reisen habe ich ihm die Zügel gewaltig lang gelassen, Madame, das können Sie versichert seyn; und dann war er auch noch ein paar Jahr jünger.«

»Er ist ja aber jetzt fast noch ein Kind.«

»Kind? Lady Marie! – In seinem Alter hatte ich schon zwei Belagerungen mitgemacht. Es gibt jüngere Gesichter als er ist an den Soldatentischen. Kommen Sie – kommen Sie – ich weiß schon, was Sie fürchten. – Er macht vielleicht dumme Streiche – sehr leicht möglich – er mag hintergangen und benützt werden und dabei Geld verlieren – gut, das kann er und dafür erntet er Erfahrung. Laster hat er keine, – ich habe ihn ja selbst unter den Lasterhaften gesehen. Schicken Sie ihn gegen die Welt hinaus, wie einen der alten Heiligen, mit seiner Bibel in der Hand und keinem Fleck auf seinem Kleide. Lassen Sie ihn klar und deutlich sehen, was wirklich ist, nicht hier von Dem träumen, was nicht ist, und wenn er dann mündig seyn wird, müssen wir für ihn eine Beschäftigung finden – er muß ein Ziel haben. Lassen Sie ihn für das County auftreten und dem Staate dienen, er wird das Geschäft vortrefflich verstehen. Oh – oh – was gibt's darüber zu weinen?«

Der Kapitän setzte es durch. Wir sagen freilich nicht, daß sein Rath für alle jungen Leute in Percivals Alter anzuwenden gewesen wäre; er kannte aber die Natur zu gut, der er vertraute; er wußte, wie stark das junge Herz in seiner ehrlichen Einfachheit und fast instinktartigen Rechtschaffenheit sey, und überschätzte seine Männlichkeit keinesweges, wenn er fühlte, daß alle Stützen und Hülfen, die ihr gegeben werden konnten, nur eben so viele schmerzende Beweise von Mißtrauen seyn mußten.

Und so, nur mit einigen Empfehlungsbriefen, seiner Mutter thränenvollen Ermahnungen und Greville's auf Erfahrung gegründeten Warnungen ausgestattet, sah sich Percival St. John in das rege Leben Londons plötzlich hineinversetzt. Nach dem ersten Monat etwa kam Greville hinaus, ihn zu besuchen, ihm allerlei unsichtbare Dienste unter seinen alten Freunden zu leisten, ihm zu helfen, seine Wohnung herzurichten und für seinen Marstall zu sorgen, und kehrte höchst zufrieden und mit den schmeichelhaftesten Berichten zu der ängstlichen Mutter zurück.

Aber der Styl von Percivals Briefen wäre auch hinreichend gewesen, selbst mütterliche Angst zu beschwichtigen. Er schrieb nicht, wie die Söhne so häufig thun, kurze Entschuldigungen für das so wenig Ausführliche ihres Briefes – ungenügende Zusammenstellungen von Einzelheiten in eine flüchtige Sentenz. Nein, frank und frei gaben diese fröhlichen Berichte frische Kunde von den ersten und wärmsten Eindrücken alles dessen, was er sah und that. Es lag ein eigener Reiz und Zauber, ein herzkräftiges Vergnügen für ihn in dem ganzen Gefühl seiner neu erhaltenen Freiheit und Unabhängigkeit. Seine Bälle und Diners, und sein Cricket bei Lord's Lord's Cricket Ground, im allgemeinen nur ›Lord's‹ genannt, ist ein Circket-Feld in St. John's Wood; es ist benannt nach seinem Begründer, Thomas Lord (1755-1832), und wird weithin als die Heimat des Cricket bezeichnet. – In der Vorlage findet sich übrigens »sein Cricket beim Lord«, da dem Übersetzer die Örtlichkeit offenbar unbekannt geblieben war; daher entsprechend im Text geändert. –, seine Gefährten und Gesellschafter; seine gewöhnliche Fröhlichkeit, wie gelegentliche Langeweile, lieferten einem Manne genug Stoff, der da fühlte, er korrespondire mit einem anderen Herzen, von dem er Nichts zu fürchten, oder vor dem er nichts geheim zu halten brauchte.

Zwei Monate aber, ehe dieser Theil unserer Erzählung mit der Krönung beginnt, war Lady Maria's Lieblingsschwester, die nie geheirathet hatte und nach dem Tode ihrer Eltern in dem trübseligen Stande einer alten Jungfer gelassen worden, eines Brustleidens wegen nach Pisa beordert und Lady Maria, mit ihrer gewöhnlichen Uneigennützigkeit, überwand sowohl ihren Widerwillen gegen Reisen, als ihren Wunsch, in der Nähe ihres Sohnes zu bleiben, um nur diese liebe und so allein in der Welt stehende Schwester zu begleiten. Kapitän Greville wurde, wohl oder übel, zu ihrem beiderseitigen Kavalier angeworben, und Percivals bisher fast ununterbrochener Briefwechsel mit seinen beiden Korrespondenten war so für einige Zeit abgeschnitten.


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