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Auswahl Deutscher Gedichte für höhere Schulen

Todesbotschaft

Steil saß die Greisin, die mächtige Herrin des Gutes,
Wie eine Königin sitzt auf goldenem Thron,
Als man ihr kündet, es sei der Quell ihres Blutes
Nun versiegt, mit dem Jüngsten, dem dritten Sohn.

Kaum momentlang sanken die faltigen Lider.
Und dann schnitt ihre Stimme, so blank wie Stahl
– kalt wie Steine glitzten die Augen wieder –
»Ruft das Gesinde in den Ahnensaal!«

Knechte und Mägde harrten in Demut krumm,
Fühlten sich von den stolzen Stühlen bedroht,
Duckten, wie ängstige Kunde und atmeten nicht.

Bilder von Rittern und Fraun an den Wänden ringsum.
Und die Stimme sagte: »Der Herr ist tot!
Geht an euer Geschäft und tut eure Pflicht!«

Charles Etienne