Auswahl Deutscher Gedichte für höhere Schulen
InhaltInhalt
- Auswahl Deutscher Gedichte für höhere Schulen
- Winters Flucht
- Vorfrühling
- Frühlings Auferstehung
- Frühlingsbotschaft
- Am ersten Maimorgen
- Er ist's
- Frühlingsglaube
- Ganymed
- Die Frühlingsfeier
- Frühlingsbotschaft
- Gekommen ist der Maie
- Der Postillon
- Weißer Flieder
- Mainacht
- Der Sommerabend
- Sommerabend
- Pastors Abendspaziergang
- Sommernacht
- Die Sommernacht
- Gang durch die Nacht
- Wetterleuchten
- Über die Heide
- Herbst
- Septembermorgen
- Oktoberlied
- Herbstlich sonnige Tage
- Herbstgefühl
- Das gelbe Laub erzittert
- Herbstdämmerung
- Spruch
- Ein Lied hinterm Ofen zu singen
- Die Kinder im Schnee
- Harzreise im Winter
- Der Eislauf
- Winternacht
- Vom Kirschbaum
- Hoffnung
- Spruch
- Morgenlied
- Morgenlied
- Morgenlied
- Morgengebet
- Sonntagsfrühe
- Sonnenaufgang im Mai
- Mittagszauber
- Abendsonne
- Abend
- Abendgebet
- Abendlied
- Wiegenlied
- Abendlied
- Vor Schlafengehen
- Ein geistlich Abendlied
- Sehnsucht
- Spruch
- Nacht
- Wandrers Nachtlied
- Wandrers Nachtlied
- Die frühen Gräber
- An den Mond
- In der Nacht
- Gode Nacht
- Um Mitternacht
- Manche Nacht
- In der Nacht
- Die Nacht
- Wächterruf
- An den Schlaf
- Der Bach
- Der Strom
- Mahomets Gesang
- Gesang der Geister über den Wassern
- Die Weser
- Wassersnot
- Johanna Sebus
- Das Lied vom braven Mann
- Die Brück' am Tay
- Spruch
- Schilflied
- Der Zürchersee
- Meeresstille
- Glückliche Fahrt
- Wir saßen am Fischerhause
- Die Ozeaniden
- Der Gesang des Meeres
- Ol Büsum
- Der Taucher
- Feldeinsamkeit
- Vor der Ernte
- Gebet der Ähre
- Abseits
- Das Haus in der Heide
- Heidenacht
- Hünengrab
- Der Knabe im Moor
- Heide im Winter
- Die Heideschenke
- Der Heideknabe
- Waldlied
- Aus dem Walde
- Holzflöße
- Jetzt rede du!
- Der Harz
- Der Alpenjäger
- Sprüche
- Preis der Tanne
- Ein Fichtenbaum steht einsam
- In der Stadt
- Die Wettertanne
- Das Birkenbäumchen
- Einkehr
- Der Kirschbaum
- Die Lotosblume
- Das Veilchen
- Klage des Ceres
- Sprüche
- Löwenritt
- Das treue Roß
- Das Häslein
- Schwalbenlied
- Die Sperlinge
- Die Frösche
- Das Spinnlein
- Die Lerche
- Junge Brut
- Der Stieglitz
- Der Panther
- Die Größe der Welt
- Ballade
- Sonnenuntergang
- Stille der Nacht
- Die Erde
- Sprüche
- Der getreue Eckart
- Erlkönig
- Der Fischer
- Lorelei
- Die Heinzelmännchen
- Die wandelnde Glocke
- Der Totentanz
- Lenore
- Frau Hitt
- Der Mops und der Mond
- Die Katzen und der Hausherr
- Feine Leute haben feine Sachen
- Das Huhn und der Karpfen
- Fuchs und Bär
- Der Hirsch und der Fuchs
- Der Tanzbär
- Fuchs und Pferd
- Adler und Taube
- Fuchs und Igel
- Motten
- Die Nützlichen
- Ellengröße
- Turnen
- Die Zaunranke und der Klee
- Die Sonne und die Tiere
- Blau-Veilchen
- Vom Bäumlein, das andre Blätter hat gewollt
- Die Ameise
- Der Bauer und sein Kind
- Rätsel
- Guter Rat
- Ich will heraus aus dieser Stadt
- Der frohe Wandersmann
- Wanderlied
- Morgenwanderung
- Ausfahrt
- Wanderlied
- Der Wandrer in der Sägemühle
- Zwei Heimgekehrte
- Der Reisebecher
- An die Natur
- Radowessische Totenklage
- Des Knaben Berglied
- Der wilde Jäger
- Der weiße Hirsch
- Rätsel
- Schwert und Pflug
- Das eleusische Fest
- Das Riesenspielzeug
- Im Heu
- Eigen Land
- Mondüberschimmert
- Erntelied
- Der Sämann
- Der güldene Ring
- Lied der Kohlenhauer
- Der Bohrturm
- Der Tod im Schacht
- Spruch
- Der Kaufmann
- Die ganze Welt
- Junker Dampf
- Der Blitzzug
- Hohe Station
- Steinkohlenlied
- Lokomotive
- Auf der Straßenbahn
- Auf der Straßenbahn
- Sprüche
- Die Trommel
- Soldaten-Morgenlied
- Inschrift
- Tod in Ähren
- Schlachtgesang
- Großmutting, hei is dod!
- An Anfrag
- »So einer war auch Er!«
- Rätsel
- Der Lotse
- John Maynard
- In Sturmes Not
- Salas y Gomez
- »Een Boot is noch buten!«
- Die Schiffersfrau
- Jan Bart
- Der siebzigste Geburtstag
- O, hast du noch ein Mütterchen
- Das Erkennen
- Meiner Mutter
- Vom Grab meiner Mutter
- Bei dem Grabe meines Vaters
- Ein Grab
- Die beschränkte Frau
- Beim Tode meines Bruders
- Ein Friedhofsgang
- Der Sohn der Witwe
- Das Kind am Brunnen
- Gut Nacht
- Auf meines Kindes Tod
- Die Bürgschaft
- Lied der Freundschaft
- Es ragt ins Meer der Runenstein
- Sprüche
- Freund und Feind
- Das Herzensschlüsselein
- Gruß
- Willkommen und Abschied
- Liebesfrühling
- Seit ich ihn gesehen
- Mailied
- Du bist wie eine Blume
- Die Beiden
- Die Nachtigall
- Abreise
- Elisabeth
- Das verlassene Mägdlein
- Das zerbrochene Ringlein
- Hochzeitslied
- Im stillen Hafen
- Helfe Gott mir
- Nun hast du mir den ersten Schmerz getan
- Epilog
- Rückkehr in die Heimat
- Heimkehr
- Die alte Rathausuhr
- In der Heimat
- Daheim
- Abschied
- Die Stadt
- Ein Freund ging nach Amerika
- Die Auswanderer
- Vereinsamt
- Nachklang
- Heimweh
- Aus der Jugendzeit
- Die Stadt
- Das Schloß Boncourt
- Das alte Haus
- Min Port
- Sprüche
- Deutscher Trost
- Vaterlandslied
- Warum ruf' ich?
- Frühlingsgruß an das Vaterland
- An das Vaterland
- Mein Vaterland
- An das Vaterland
- Unsere Sprache
- An die Sprache
- Muttersprache
- Uns' plattdütsche Sprak
- Wert der Muttersprache
- Ein Gleichnis
- Wort und Schrift
- Rätsel
- Sprüche
- Der Schatzgräber
- Der Schatzgräber
- Die Schatzgräber
- Die alte Waschfrau
- Einem Tagelöhner
- Lied eines Armen
- Arbeit
- Arbeit
- Arbeit
- Der Arbeitsmann
- Für meine Söhne
- Ehre
- Die Ideale
- Sprüche
- Hab Sonne!
- Da aber liegt's
- Der Jünger
- Sprüche
- Der Prozeß
- Die Rache
- Der Bettler und sein Hund
- Sprüche
- Die zwei Gesellen
- Das Glück
- Glück
- Du hast mich beschenkt
- Täglich zu singen
- Die Sorglichen
- Es war einmal
- Über ein Stündlein
- Der törichte Jäger
- Das Postmaidlein
- Das Glück und die Weisheit
- Beherzigung
- Sprüche
- Der Glockenguß zu Breslau
- Die Sonne bringt es an den Tag
- Der König
- Auf die Reise
- Sprüche
- Am ersten Sarge
- Meine Gräber
- Die Uhr
- Spuk
- Der Tod und das Kind
- Zu spät
- Cita mors ruit
- Denk' es, o Seele!
- Das Kind
- Der Liebe Dauer
- Chor der Toten
- Sprüche
- Die Worte des Glaubens
- Die Worte des Wahns
- Der Vorhang
- Prooemion
- Was quälst du dich ihn zu finden?
- Dem unbekannten Gott
- Im Schutz des Herrn
- Sprüche
- Der bessere Teil
- Grenzen der Menschheit
- Vom Beten
- Wie oft Gott zu danken sei?
- Dem Erlöser
- Abendgebet
- Sprüche
- Schäfers Sonntagslied
- Friede auf Erden
- Knecht Ruprecht
- Gebet eines kleinen Knaben an den heiligen Christ
- Des fremden Kindes heiliger Christ
- Die Hirten
- Die Könige
- Weihnachtslied
- Weihnacht
- Weihnachten auf fremdem Meere
- Zum neuen Jahre
- Ostermorgen
- Pfingstlied
- Der Gang nach dem Eisenhammer
- Der Dorfkirchhof
- De Garn
- Sprüche
- Der Maler
- Natur und Kunst
- Meine Göttin
- Die Phantasie vor Gericht
- Steinerne Tierskulptur
- Begeisterung
- Sprüche
- Pegasus im Joche
- Freie Kunst
- Die Alten und die Jungen
- Wenn ein Kind im Dunkeln bang
- Sprüche
- Die Teilung der Erde
- Der Sänger
- Des Sängers Fluch
- Das Distichon
- Das Epigramm
- Der Reim
- Der Reim
- Arten der Dichtung
- Dramaturgische Epistel
- Gegenmächte
- Sprüche
- Von des Kaisers Bart
- Die Eichelsaat
- Böser Markt
- Tragische Geschichte
- Der Junker und der Bauer
- De Reknung ahn Wirt
- De Koppweihdag'
- Oh, Jöching Päsel, wat büst du för'n Esel!
- Restauration
- Frühlingslied
- Vom Pythagoräischen Lehrsatz
- Die Schule von Athen
- Plato
- Die Ideen
- Die Weisheit der Stoa
- Die Gärten des Epikur
- Sprüche des Konfuzius
- Eure Weisheit
- Archimedes und der Schüler
- Wahrheit
- Einem jungen Freunde, als er sich der Weltweisheit widmete
- An die Transzendenten
- Sprüche
- Das Göttliche
- Das Ideal und das Leben
- Bildung
- Ein fester Standpunkt
- Unser Gedächtnis
- Sprüche
- Die vier Alter
- Die Blütenfee
- Das Gewitter
- Der Mensch
- Die Winterwasser rauschen
- Eingelegte Ruder
- Mit vierzig Jahren
- Die Jahre
- Abendlied
- Greisenglück
- Hoffnung
- Sprüche
- Die Herrgottskinder
- Der Spaziergang
- Menschheit
- Das Lied von der Glocke
- Schicksalslied
- Gesang des Lebens
- Weltmitte
- Deutsche Hymne
- Weine nicht
- Spruch
- Parabel
- Das Kind der Sorge
- Die Kreuzschau
- Altdeutsches Rätsel
- Die tote Erde
- Das verschleierte Bild zu Sais
- Der Zauberlehrling
- Brahmanische Erzählung
- Chidher
- Harmosan
- Mose im Nil
- Pharao
- Goliath und David
- Belsazer
- Legende vom Hufeisen
- Petrus
- Der gerettete Jüngling
- Die wiedergefundenen Söhne
- Prometheus
- Antigone
- Kassandra
- Das Siegesfest
- Der Ring des Polykrates
- Die Kraniche des Ibykus
- Der kleine Hydriot
- Sprüche
- Ver sacrum
- Der Gesang der Parze
- Drusus' Tod
- Der Tod des Tiberius
- Pompeji und Herkulanum
- »Ave Caesar, morituri te salutant!«
- Die Sehnsucht des Weltweisen
- Der Tod des Carus
- Lied der Legionen
- Die Römerstraße
- Mignon
- Das Glück von Edenhall
- Die traurige Krönung
- Taillefer
- Archibald Douglas
- Das Herz von Douglas
- Shakespeare
- Sprüche
- Das Geisterroß
- Graf Richard Ohnefurcht
- Bertran de Born
- Bretagne
- Die Grenadiere
- Schlafwandel
- Die drei Zigeuner
- Die Werbung
- Die Walküren
- Das Schloß am Meere
- Der blinde König
- Der König in Thule
- Die sterbenden Helden
- Der Läufer von Glarus
- Tells Tod
- Hunnenzug
- Gotentreue
- Das Grab im Busento
- Das Schwert
- Siegfrieds Schwert
- Volkers Nachtgesang
- Hagens Sterbelied
- Gudruns Klage
- Von Kaiser Karl dem Großen
- König Karls Meerfahrt
- Das Pferd als Kläger
- Klein Roland
- Roland Schildträger
- Heinrich der Vogelsteller
- Herrad
- Die Kaiserwahl
- Im Lager von Akkon 1190
- Mittelalter seit der Hohenstaufenzeit
- Barbarossa
- Sage und Geschichte
- Schwäbische Kunde
- Die Johanniter
- Der Graf von Habsburg
- Graf Eberhard der Rauschebart
- Der Überfall im Wildbad
- Die drei Könige zu Heimsen
- Die Schlacht bei Reutlingen
- Die Döffinger Schlacht
- Der Kaiser und der Abt
- Der Kampf mit dem Drachen
- Der Handschuh
- Das Münster
- Reformation
- Der fremde Reiter
- Huttens letzte Tage
- Bauernaufstand
- Alte Landsknechte
- Wartburg-Dämmerung
- Der Rappe des Komturs
- Der Pilgrim vor St. Just
- Tilly
- Der 6. November 1632
- Schloß Eger
- Die Friedenseiche
- Der alte Derffling
- Bei Eröffnung des Feldzuges
- Wer weiß wo?
- Der Choral von Leuthen
- Seydlitz
- Der alte Zieten
- Zieten
- Die Exekution
- Das Feuer im Walde
- Sanssouci
- Schill
- An die Königin Luise von Preußen
- Vor Rauchs Büste der Königin Luise
- Fluchtlied
- Anno Domini 1812
- Andreas Hofer
- Geharnischte Sonette
- Aufruf
- Lied zur feierlichen Einsegnung des preußischen Freikorps
- Wer ist ein Mann?
- Bundeslied vor der Schlacht
- Gebet während der Schlacht
- Abschied vom Leben
- Lützows wilde Jagd
- Auf Scharnhorsts Tod
- Die Leipziger Schlacht
- Blücher am Rhein
- Der deutsche Rhein
- Wann, o wann?
- Bei Wörth
- Die Trompete von Vionville
- Die Rosse von Gravelotte
- Des deutschen Knaben Tischgebet
- Am dritten September (1870)
- Aus den Liedern aus Frankreich. 1870
- »Unter den Linden«
- In einer Winternacht
- Sage und Geschichte
- Dem Fürsten Bismarck
- Wo Bismarck liegen soll
- Der Tod Moltkes
- Deutschland und die Welt
- Ostpreußischer Landsturm
- Reservistenlied
- Nun gehen viele Füße
- Der Feldsoldat
- Unsere Verwundeten
- Brüder
- Spielmanns Tod
- Soldatengrab
- Vermißt
- Tod im Krieg
- Todesbotschaft
- Des Liebsten Grab
- Die Flüchtlinge
- An die Soldaten des großen Krieges
- Kriegskameraden
- Vergiß der Opfer nicht!
- Frühlingsglaube
- Ihr wollt zurück uns führen
- Soldatenfriedhof
- Märchen
- Walter von der Vogelweide
- Erklärung eines alten Holzschnittes, vorstellend Hans Sachsens poetische Sendung
- »Prinz Eugen, der edle Ritter«
- Die beiden Musen
- Lessing
- Lessing
- Schiller
- Die deutsche Muse
- Am Grabe Höltys
- Zueignung
- Münstersage
- Seefahrt
- Ilmenau
- Karl August
- Goethes Gartenhaus
- An Goethe als er den Mahomet von Voltaire auf die Bühne brachte
- Epilog zu Schillers Glocke
- Schillers Bestattung
- Abends bei Goethe
- Unter ein Bildnis Goethes
- Goethe
- Die Märchenbrüder
- Eichendorff
- Ludwig Uhland
- Emanuel Geibel
- Sprüche
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Der wilde Jäger
Der Wild- und Rheingraf stieß ins Horn:
»Hallo, hallo, zu Fuß und Roß!«
Sein Hengst erhob sich wiehernd vorn;
Laut rasselnd stürzt' ihm nach der Troß:
Laut klifft' und klafft' es, frei vom Koppel,
Durch Korn und Dorn, durch Heid' und Stoppel.
Vom Strahl der Sonntagsfrühe war
Des hohen Domes Kuppel blank.
Zum Hochamt rufte dumpf und klar
Der Glocken ernster Feierklang.
Fern tönten lieblich die Gesänge
Der andachtsvollen Christenmenge.
Risch rasch quer übern Kreuzweg ging's
Mit Horrido und Hussasa!
Sieh da, sieh da, kam rechts und links
Ein Reiter hier, ein Reiter da.
Des Rechten Roß war Silberblinken,
Ein Feuerfarbner trug den Linken.
Wer waren Reiter links und rechts?
Ich ahn' es wohl, doch weiß ich's nicht.
Lichthehr erschien der Ritter rechts
Mit mildem Frühlingsangesicht.
Groß, dunkelgelb der linke Ritter,
Schoß Blitz' vom Aug' wie Ungewitter.
»Willkommen hier zu rechter Frist,
Willkommen zu der edlen Jagd!
Auf Erden und im Himmel ist
Kein Spiel, das lieblicher behagt.«
Er rief's, schlug laut sich an die Hüfte
Und schwang den Hut hoch in die Lüfte.
»Schlecht stimmet deines Hornes Klang«,
Sprach der zur Rechten sanften Muts,
»Zu Feier, Glock' und Chorgesang.
Kehr' um! erjagst dir heut nichts Gut's,
Laß dich den guten Engel warnen
Und nicht vom Bösen dich umgarnen!«
»Jagt zu, jagt zu, mein edler Herr!«
Fiel rasch der linke Ritter drein.
»Was Glockenklang? was Chorgeplärr?
Die Jagdlust mag Euch baß erfreun.
Laßt mich, was fürstlich ist, Euch lehren
Und Euch von jenem nicht betören!«
»Ha, wohl gesprochen, linker Mann!
Du bist ein Held nach meinem Sinn.
Wer nicht des Weidwerks pflegen kann,
Der scher' ans Paternoster hin!
Mag's, frommer Narr, dich auch verdrießen,
So will ich meine Lust doch büßen.«
Und hurre hurre vorwärts ging's
Feldein und -aus, bergab und -an,
Stets ritten Reiter rechts und links
Zu beiden Seiten nebenan.
Auf sprang ein weißer Hirsch von ferne
Mit sechzehnzackigem Gehörne.
Und lauter stieß der Graf ins Horn,
Und rascher flog's zu Fuß und Roß,
Und sieh! bald hinten und bald vorn
Stürzt' einer tot dahin vom Troß.
»Laß stürzen, laß zur Hölle stürzen,
Das darf nicht Fürstenlust verwürzen.«
Das Wild duckt sich ins Ährenfeld
Und hofft da sichern Aufenthalt.
Sieh da! ein armer Landmann stellt
Sich dar in kläglicher Gestalt:
»Erbarmen, lieber Herr, Erbarmen!
Verschont den sauern Schweiß des Armen!«
Der rechte Ritter sprengt heran
Und warnt den Grafen sanft und gut.
Doch baß hetzt ihn der linke Mann
Zu schadenfrohem Frevelmut.
Der Graf verschmäht des Rechten Warnen
Und läßt vom Linken sich umgarnen.
»Hinweg, du Hund!« schnaubt fürchterlich
Der Graf den armen Pflüger an.
»Sonst hetz' ich selbst, beim Teufel! dich.
Hallo, Gesellen, drauf und dran!
Zum Zeichen, daß ich wahr geschworen,
Knallt ihm die Peitsche um die Ohren!«
Gesagt, getan! Der Wildgraf schwang
Sich übern Hagen rasch voran,
Und hinterher bei Knall und Klang
Der Troß mit Hunden, Roß und Mann;
Und Hund und Mann und Roß zerstampfte
Die Halmen, daß der Acker dampfte.
Vom nahen Lärm emporgescheucht,
Feldein und -aus, bergab und -an
Gesprengt, verfolgt, doch unerreicht,
Ereilt das Wild des Angers Plan
Und mischt sich, da verschont zu werden,
Schlau mitten zwischen zahme Herden.
Doch hin und her, durch Flur und Wald,
Doch her und hin, durch Wald und Flur
Verfolgen und erwittern bald
Die raschen Hunde seine Spur.
Der Hirt, voll Angst für seine Herde,
Wirft vor dem Grafen sich zur Erde.
»Erbarmen, Herr, Erbarmen! laßt
Mein armes stilles Vieh in Ruh!
Bedenket, lieber Herr, hier grast
So mancher armen Witwe Kuh.
Ihr eins und alles spart der Armen!
Erbarmen, lieber Herr, Erbarmen!«
Der rechte Ritter sprengt heran
Und warnt den Grafen sanft und gut.
Doch baß hetzt ihn der linke Mann
Zu schadenfrohem Frevelmut.
Der Graf verschmäht des Rechten Warnen
Und läßt vom Linken sich umgarnen.
»Verwegner Hund, der du mir wehrst!
Ha! daß du deiner besten Kuh
Selbst um- und angewachsen wärst,
Und jede Vettel noch dazu!
So sollt' es baß mein Herz ergetzen,
Euch stracks ins Himmelreich zu hetzen.
Hallo, Gesellen, drauf und dran!
Jo! Doho! Hussasa!«
Und jeder Hund fiel wütend an,
Was er zunächst vor sich ersah.
Bluttriefend sank der Hirt zur Erde,
Bluttriefend Stück für Stück die Herde.
Dem Mordgewühl entrafft sich kaum
Das Wild mit immer schwächerm Lauf.
Mit Blut besprengt, bedeckt mit Schaum,
Nimmt's jetzt die Nacht des Waldes auf.
Tief birgt sich's in des Waldes Mitte
In eines Klausners Gotteshütte.
Risch ohne Rast mit Peitschenknall,
Mit Horrido und Hussasa!
Mit Kliff und Klaff und Hörnerschall
Verfolgt's der wilde Schwarm auch da.
Entgegentritt mit sanfter Bitte
Der fromme Klausner vor die Hütte.
»Laß ab, laß ab von dieser Spur!
Entweihe Gottes Freistatt nicht!
Zum Himmel ächzt die Kreatur
Und heischt von Gott dein Strafgericht.
Zum letzten Male laß dich warnen,
Sonst wird Verderben dich umgarnen!«
Der Rechte sprengt besorgt heran
Und warnt den Grafen sanft und gut.
Doch baß hetzt ihn der linke Mann
Zu schadenfrohem Frevelmut.
Und wehe! trotz des Rechten Warnen
Läßt er vom Linken sich umgarnen.
»Verderben hin, Verderben her!
Das«, ruft er, »macht mir wenig Graus.
Und wenn's im dritten Himmel wär'.
So acht' ich's keine Fledermaus.
Mag's Gott und dich, du Narr, verdrießen.
So will ich meine Lust doch büßen.«
Er schwingt die Peitsche, stößt ins Horn:
»Hallo, Gesellen, drauf und dran!«
Hui! schwinden Mann und Hütte vorn,
Und hinten schwinden Roß und Mann;
Und Knall und Schall und Jagdgebrülle
Verschlingt auf einmal Totenstille.
Erschrocken blickt der Graf umher;
Er stößt ins Horn, es tönet nicht;
Er ruft und hört sich selbst nicht mehr;
Der Schwung der Peitsche sauset nicht;
Er spornt sein Roß in beide Seiten
Und kann nicht vor-, nicht rückwärts reiten.
Drauf wird es düster um ihn her
Und immer düstrer wie ein Grab.
Dumpf rauscht es wie ein fernes Meer.
Hoch über seinem Haupt herab
Ruft furchtbar mit Gewittergrimme
Dies Urteil eine Donnerstimme:
»Du Wütrich teuflischer Natur,
Frech gegen Gott und Mensch und Tier!
Das Ach und Weh der Kreatur
Und deine Missetat an ihr
Hat laut dich vor Gericht gefodert,
Wo hoch der Rache Fackel lodert.
Fleuch, Unhold, fleuch und werde jetzt
Von nun an bis in Ewigkeit
Von Höll' und Teufel selbst gehetzt
Zum Schreck der Fürsten jeder Zeit,
Die, nur verruchter Lust zu fronen,
Nicht Schöpfer noch Geschöpf verschonen!«
Ein schwefelgelber Wetterschein
Umzieht hierauf des Waldes Laub.
Angst rieselt ihm durch Mark und Bein;
Ihm wird so schwül, so dumpf und taub!
Entgegenweht ihm kaltes Grausen,
Dem Nacken folgt Gewittersausen.
Das Grausen weht, das Wetter saust,
Und aus der Erd' empor, huhu!
Fährt eine schwarze Riesenfaust,
Sie spannt sich auf, sie krallt sich zu;
Hui! will sie ihn beim Wirbel packen,
Hui! steht sein Angesicht im Nacken.
Es flimmt und flammt rund um ihn her
Mit grüner, blauer, roter Glut;
Es wallt um ihn ein Feuermeer,
Darinnen wimmelt Höllenbrut.
Jach fahren tausend Höllenhunde,
Laut angehetzt, empor vom Schlunde.
Er rafft sich auf durch Wald und Feld
Und flieht, laut heulend Weh und Ach.
Doch durch die ganze weite Welt
Fährt bellend ihm die Hölle nach,
Bei Tag tief durch der Erde Klüfte,
Um Mitternacht hoch durch die Lüfte.
Im Nacken bleibt sein Antlitz stehn;
So rasch die Flucht ihn vorwärts reißt,
Er muß die Ungeheuer sehn,
Laut angehetzt vom bösen Geist,
Stets sehn das Knirschen und das Jappen
Der Rachen, welche nach ihm schnappen. –
Das ist des wilden Heeres Jagd,
Die bis zum Jüngsten Tage währt
Und oft dem Wüstling in der Nacht
Zum Schreck und Graus vorüberfährt.
Das könnte, müßt' er sonst nicht schweigen,
Wohl manches Jägers Mund bezeugen.
Gottfried August Bürger (1785?)
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