Auswahl Deutscher Gedichte für höhere Schulen
InhaltInhalt
- Auswahl Deutscher Gedichte für höhere Schulen
- Winters Flucht
- Vorfrühling
- Frühlings Auferstehung
- Frühlingsbotschaft
- Am ersten Maimorgen
- Er ist's
- Frühlingsglaube
- Ganymed
- Die Frühlingsfeier
- Frühlingsbotschaft
- Gekommen ist der Maie
- Der Postillon
- Weißer Flieder
- Mainacht
- Der Sommerabend
- Sommerabend
- Pastors Abendspaziergang
- Sommernacht
- Die Sommernacht
- Gang durch die Nacht
- Wetterleuchten
- Über die Heide
- Herbst
- Septembermorgen
- Oktoberlied
- Herbstlich sonnige Tage
- Herbstgefühl
- Das gelbe Laub erzittert
- Herbstdämmerung
- Spruch
- Ein Lied hinterm Ofen zu singen
- Die Kinder im Schnee
- Harzreise im Winter
- Der Eislauf
- Winternacht
- Vom Kirschbaum
- Hoffnung
- Spruch
- Morgenlied
- Morgenlied
- Morgenlied
- Morgengebet
- Sonntagsfrühe
- Sonnenaufgang im Mai
- Mittagszauber
- Abendsonne
- Abend
- Abendgebet
- Abendlied
- Wiegenlied
- Abendlied
- Vor Schlafengehen
- Ein geistlich Abendlied
- Sehnsucht
- Spruch
- Nacht
- Wandrers Nachtlied
- Wandrers Nachtlied
- Die frühen Gräber
- An den Mond
- In der Nacht
- Gode Nacht
- Um Mitternacht
- Manche Nacht
- In der Nacht
- Die Nacht
- Wächterruf
- An den Schlaf
- Der Bach
- Der Strom
- Mahomets Gesang
- Gesang der Geister über den Wassern
- Die Weser
- Wassersnot
- Johanna Sebus
- Das Lied vom braven Mann
- Die Brück' am Tay
- Spruch
- Schilflied
- Der Zürchersee
- Meeresstille
- Glückliche Fahrt
- Wir saßen am Fischerhause
- Die Ozeaniden
- Der Gesang des Meeres
- Ol Büsum
- Der Taucher
- Feldeinsamkeit
- Vor der Ernte
- Gebet der Ähre
- Abseits
- Das Haus in der Heide
- Heidenacht
- Hünengrab
- Der Knabe im Moor
- Heide im Winter
- Die Heideschenke
- Der Heideknabe
- Waldlied
- Aus dem Walde
- Holzflöße
- Jetzt rede du!
- Der Harz
- Der Alpenjäger
- Sprüche
- Preis der Tanne
- Ein Fichtenbaum steht einsam
- In der Stadt
- Die Wettertanne
- Das Birkenbäumchen
- Einkehr
- Der Kirschbaum
- Die Lotosblume
- Das Veilchen
- Klage des Ceres
- Sprüche
- Löwenritt
- Das treue Roß
- Das Häslein
- Schwalbenlied
- Die Sperlinge
- Die Frösche
- Das Spinnlein
- Die Lerche
- Junge Brut
- Der Stieglitz
- Der Panther
- Die Größe der Welt
- Ballade
- Sonnenuntergang
- Stille der Nacht
- Die Erde
- Sprüche
- Der getreue Eckart
- Erlkönig
- Der Fischer
- Lorelei
- Die Heinzelmännchen
- Die wandelnde Glocke
- Der Totentanz
- Lenore
- Frau Hitt
- Der Mops und der Mond
- Die Katzen und der Hausherr
- Feine Leute haben feine Sachen
- Das Huhn und der Karpfen
- Fuchs und Bär
- Der Hirsch und der Fuchs
- Der Tanzbär
- Fuchs und Pferd
- Adler und Taube
- Fuchs und Igel
- Motten
- Die Nützlichen
- Ellengröße
- Turnen
- Die Zaunranke und der Klee
- Die Sonne und die Tiere
- Blau-Veilchen
- Vom Bäumlein, das andre Blätter hat gewollt
- Die Ameise
- Der Bauer und sein Kind
- Rätsel
- Guter Rat
- Ich will heraus aus dieser Stadt
- Der frohe Wandersmann
- Wanderlied
- Morgenwanderung
- Ausfahrt
- Wanderlied
- Der Wandrer in der Sägemühle
- Zwei Heimgekehrte
- Der Reisebecher
- An die Natur
- Radowessische Totenklage
- Des Knaben Berglied
- Der wilde Jäger
- Der weiße Hirsch
- Rätsel
- Schwert und Pflug
- Das eleusische Fest
- Das Riesenspielzeug
- Im Heu
- Eigen Land
- Mondüberschimmert
- Erntelied
- Der Sämann
- Der güldene Ring
- Lied der Kohlenhauer
- Der Bohrturm
- Der Tod im Schacht
- Spruch
- Der Kaufmann
- Die ganze Welt
- Junker Dampf
- Der Blitzzug
- Hohe Station
- Steinkohlenlied
- Lokomotive
- Auf der Straßenbahn
- Auf der Straßenbahn
- Sprüche
- Die Trommel
- Soldaten-Morgenlied
- Inschrift
- Tod in Ähren
- Schlachtgesang
- Großmutting, hei is dod!
- An Anfrag
- »So einer war auch Er!«
- Rätsel
- Der Lotse
- John Maynard
- In Sturmes Not
- Salas y Gomez
- »Een Boot is noch buten!«
- Die Schiffersfrau
- Jan Bart
- Der siebzigste Geburtstag
- O, hast du noch ein Mütterchen
- Das Erkennen
- Meiner Mutter
- Vom Grab meiner Mutter
- Bei dem Grabe meines Vaters
- Ein Grab
- Die beschränkte Frau
- Beim Tode meines Bruders
- Ein Friedhofsgang
- Der Sohn der Witwe
- Das Kind am Brunnen
- Gut Nacht
- Auf meines Kindes Tod
- Die Bürgschaft
- Lied der Freundschaft
- Es ragt ins Meer der Runenstein
- Sprüche
- Freund und Feind
- Das Herzensschlüsselein
- Gruß
- Willkommen und Abschied
- Liebesfrühling
- Seit ich ihn gesehen
- Mailied
- Du bist wie eine Blume
- Die Beiden
- Die Nachtigall
- Abreise
- Elisabeth
- Das verlassene Mägdlein
- Das zerbrochene Ringlein
- Hochzeitslied
- Im stillen Hafen
- Helfe Gott mir
- Nun hast du mir den ersten Schmerz getan
- Epilog
- Rückkehr in die Heimat
- Heimkehr
- Die alte Rathausuhr
- In der Heimat
- Daheim
- Abschied
- Die Stadt
- Ein Freund ging nach Amerika
- Die Auswanderer
- Vereinsamt
- Nachklang
- Heimweh
- Aus der Jugendzeit
- Die Stadt
- Das Schloß Boncourt
- Das alte Haus
- Min Port
- Sprüche
- Deutscher Trost
- Vaterlandslied
- Warum ruf' ich?
- Frühlingsgruß an das Vaterland
- An das Vaterland
- Mein Vaterland
- An das Vaterland
- Unsere Sprache
- An die Sprache
- Muttersprache
- Uns' plattdütsche Sprak
- Wert der Muttersprache
- Ein Gleichnis
- Wort und Schrift
- Rätsel
- Sprüche
- Der Schatzgräber
- Der Schatzgräber
- Die Schatzgräber
- Die alte Waschfrau
- Einem Tagelöhner
- Lied eines Armen
- Arbeit
- Arbeit
- Arbeit
- Der Arbeitsmann
- Für meine Söhne
- Ehre
- Die Ideale
- Sprüche
- Hab Sonne!
- Da aber liegt's
- Der Jünger
- Sprüche
- Der Prozeß
- Die Rache
- Der Bettler und sein Hund
- Sprüche
- Die zwei Gesellen
- Das Glück
- Glück
- Du hast mich beschenkt
- Täglich zu singen
- Die Sorglichen
- Es war einmal
- Über ein Stündlein
- Der törichte Jäger
- Das Postmaidlein
- Das Glück und die Weisheit
- Beherzigung
- Sprüche
- Der Glockenguß zu Breslau
- Die Sonne bringt es an den Tag
- Der König
- Auf die Reise
- Sprüche
- Am ersten Sarge
- Meine Gräber
- Die Uhr
- Spuk
- Der Tod und das Kind
- Zu spät
- Cita mors ruit
- Denk' es, o Seele!
- Das Kind
- Der Liebe Dauer
- Chor der Toten
- Sprüche
- Die Worte des Glaubens
- Die Worte des Wahns
- Der Vorhang
- Prooemion
- Was quälst du dich ihn zu finden?
- Dem unbekannten Gott
- Im Schutz des Herrn
- Sprüche
- Der bessere Teil
- Grenzen der Menschheit
- Vom Beten
- Wie oft Gott zu danken sei?
- Dem Erlöser
- Abendgebet
- Sprüche
- Schäfers Sonntagslied
- Friede auf Erden
- Knecht Ruprecht
- Gebet eines kleinen Knaben an den heiligen Christ
- Des fremden Kindes heiliger Christ
- Die Hirten
- Die Könige
- Weihnachtslied
- Weihnacht
- Weihnachten auf fremdem Meere
- Zum neuen Jahre
- Ostermorgen
- Pfingstlied
- Der Gang nach dem Eisenhammer
- Der Dorfkirchhof
- De Garn
- Sprüche
- Der Maler
- Natur und Kunst
- Meine Göttin
- Die Phantasie vor Gericht
- Steinerne Tierskulptur
- Begeisterung
- Sprüche
- Pegasus im Joche
- Freie Kunst
- Die Alten und die Jungen
- Wenn ein Kind im Dunkeln bang
- Sprüche
- Die Teilung der Erde
- Der Sänger
- Des Sängers Fluch
- Das Distichon
- Das Epigramm
- Der Reim
- Der Reim
- Arten der Dichtung
- Dramaturgische Epistel
- Gegenmächte
- Sprüche
- Von des Kaisers Bart
- Die Eichelsaat
- Böser Markt
- Tragische Geschichte
- Der Junker und der Bauer
- De Reknung ahn Wirt
- De Koppweihdag'
- Oh, Jöching Päsel, wat büst du för'n Esel!
- Restauration
- Frühlingslied
- Vom Pythagoräischen Lehrsatz
- Die Schule von Athen
- Plato
- Die Ideen
- Die Weisheit der Stoa
- Die Gärten des Epikur
- Sprüche des Konfuzius
- Eure Weisheit
- Archimedes und der Schüler
- Wahrheit
- Einem jungen Freunde, als er sich der Weltweisheit widmete
- An die Transzendenten
- Sprüche
- Das Göttliche
- Das Ideal und das Leben
- Bildung
- Ein fester Standpunkt
- Unser Gedächtnis
- Sprüche
- Die vier Alter
- Die Blütenfee
- Das Gewitter
- Der Mensch
- Die Winterwasser rauschen
- Eingelegte Ruder
- Mit vierzig Jahren
- Die Jahre
- Abendlied
- Greisenglück
- Hoffnung
- Sprüche
- Die Herrgottskinder
- Der Spaziergang
- Menschheit
- Das Lied von der Glocke
- Schicksalslied
- Gesang des Lebens
- Weltmitte
- Deutsche Hymne
- Weine nicht
- Spruch
- Parabel
- Das Kind der Sorge
- Die Kreuzschau
- Altdeutsches Rätsel
- Die tote Erde
- Das verschleierte Bild zu Sais
- Der Zauberlehrling
- Brahmanische Erzählung
- Chidher
- Harmosan
- Mose im Nil
- Pharao
- Goliath und David
- Belsazer
- Legende vom Hufeisen
- Petrus
- Der gerettete Jüngling
- Die wiedergefundenen Söhne
- Prometheus
- Antigone
- Kassandra
- Das Siegesfest
- Der Ring des Polykrates
- Die Kraniche des Ibykus
- Der kleine Hydriot
- Sprüche
- Ver sacrum
- Der Gesang der Parze
- Drusus' Tod
- Der Tod des Tiberius
- Pompeji und Herkulanum
- »Ave Caesar, morituri te salutant!«
- Die Sehnsucht des Weltweisen
- Der Tod des Carus
- Lied der Legionen
- Die Römerstraße
- Mignon
- Das Glück von Edenhall
- Die traurige Krönung
- Taillefer
- Archibald Douglas
- Das Herz von Douglas
- Shakespeare
- Sprüche
- Das Geisterroß
- Graf Richard Ohnefurcht
- Bertran de Born
- Bretagne
- Die Grenadiere
- Schlafwandel
- Die drei Zigeuner
- Die Werbung
- Die Walküren
- Das Schloß am Meere
- Der blinde König
- Der König in Thule
- Die sterbenden Helden
- Der Läufer von Glarus
- Tells Tod
- Hunnenzug
- Gotentreue
- Das Grab im Busento
- Das Schwert
- Siegfrieds Schwert
- Volkers Nachtgesang
- Hagens Sterbelied
- Gudruns Klage
- Von Kaiser Karl dem Großen
- König Karls Meerfahrt
- Das Pferd als Kläger
- Klein Roland
- Roland Schildträger
- Heinrich der Vogelsteller
- Herrad
- Die Kaiserwahl
- Im Lager von Akkon 1190
- Mittelalter seit der Hohenstaufenzeit
- Barbarossa
- Sage und Geschichte
- Schwäbische Kunde
- Die Johanniter
- Der Graf von Habsburg
- Graf Eberhard der Rauschebart
- Der Überfall im Wildbad
- Die drei Könige zu Heimsen
- Die Schlacht bei Reutlingen
- Die Döffinger Schlacht
- Der Kaiser und der Abt
- Der Kampf mit dem Drachen
- Der Handschuh
- Das Münster
- Reformation
- Der fremde Reiter
- Huttens letzte Tage
- Bauernaufstand
- Alte Landsknechte
- Wartburg-Dämmerung
- Der Rappe des Komturs
- Der Pilgrim vor St. Just
- Tilly
- Der 6. November 1632
- Schloß Eger
- Die Friedenseiche
- Der alte Derffling
- Bei Eröffnung des Feldzuges
- Wer weiß wo?
- Der Choral von Leuthen
- Seydlitz
- Der alte Zieten
- Zieten
- Die Exekution
- Das Feuer im Walde
- Sanssouci
- Schill
- An die Königin Luise von Preußen
- Vor Rauchs Büste der Königin Luise
- Fluchtlied
- Anno Domini 1812
- Andreas Hofer
- Geharnischte Sonette
- Aufruf
- Lied zur feierlichen Einsegnung des preußischen Freikorps
- Wer ist ein Mann?
- Bundeslied vor der Schlacht
- Gebet während der Schlacht
- Abschied vom Leben
- Lützows wilde Jagd
- Auf Scharnhorsts Tod
- Die Leipziger Schlacht
- Blücher am Rhein
- Der deutsche Rhein
- Wann, o wann?
- Bei Wörth
- Die Trompete von Vionville
- Die Rosse von Gravelotte
- Des deutschen Knaben Tischgebet
- Am dritten September (1870)
- Aus den Liedern aus Frankreich. 1870
- »Unter den Linden«
- In einer Winternacht
- Sage und Geschichte
- Dem Fürsten Bismarck
- Wo Bismarck liegen soll
- Der Tod Moltkes
- Deutschland und die Welt
- Ostpreußischer Landsturm
- Reservistenlied
- Nun gehen viele Füße
- Der Feldsoldat
- Unsere Verwundeten
- Brüder
- Spielmanns Tod
- Soldatengrab
- Vermißt
- Tod im Krieg
- Todesbotschaft
- Des Liebsten Grab
- Die Flüchtlinge
- An die Soldaten des großen Krieges
- Kriegskameraden
- Vergiß der Opfer nicht!
- Frühlingsglaube
- Ihr wollt zurück uns führen
- Soldatenfriedhof
- Märchen
- Walter von der Vogelweide
- Erklärung eines alten Holzschnittes, vorstellend Hans Sachsens poetische Sendung
- »Prinz Eugen, der edle Ritter«
- Die beiden Musen
- Lessing
- Lessing
- Schiller
- Die deutsche Muse
- Am Grabe Höltys
- Zueignung
- Münstersage
- Seefahrt
- Ilmenau
- Karl August
- Goethes Gartenhaus
- An Goethe als er den Mahomet von Voltaire auf die Bühne brachte
- Epilog zu Schillers Glocke
- Schillers Bestattung
- Abends bei Goethe
- Unter ein Bildnis Goethes
- Goethe
- Die Märchenbrüder
- Eichendorff
- Ludwig Uhland
- Emanuel Geibel
- Sprüche
Autorenseite
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Dramaturgische Epistel
Weil dir die Quelle des Liedes gemach bei schwindender Jugend
Spärlicher fließt, und du doch von der süßen Gewöhnung des Dichtens
Nimmer zu lassen vermagst, so sehnst du dich, schreibst du, nach anderm
Ziel und möchtest dich gern als dramatischer Dichter versuchen.
Aber wiewohl du die Welt und das Herz und die Wege des Schicksals
Kennst und ein Meister dich fühlst, das geflügelte Wort zu gestalten.
Lehrt Erfahrung dich doch, den getreuen Besucher des Schauspiels,
Daß du noch anderer Dinge bedarfst, um herab von den Brettern
Auf das versammelte Volk, im Kothurn hinschreitend, zu wirken.
Und so kommst du zu mir, der den Sprung schon über die Lampen
Nicht unglücklich gewagt, und verlangst für das gleiche Beginnen
Freundlichen Rat. Aus welchem Gebiet und mit welcherlei Rücksicht,
Fragst du, wähl' ich den Stoff? Und worauf in Entwurf und Behandlung
Acht' ich zumeist, daß der Bühne gerecht mein Werk sich erweise?
Das heißt freilich ins Große gefragt und mit wenigen Worten
Vieles begehrt, und wär' ich der Mann, auf jeglichen Punkt dir
Gründliche Rede zu stehn, zum Buch wohl schwölle der Brief an.
Doch nicht reicht mir die Kraft. Und so laß mich vom Faß dir den Becher
Schöpfen, so gut ich vermag. Vielleicht auch g'nügt es zum Anfang.
Wenn dir das epische Lied unsterbliche Taten und Leiden
Singt aus vergangener Zeit und im ruhigen Licht der Erinnrung
Klar das Gewordene zeigt, so sagt des Dramatikers Name,
Daß er als Handlung dir das Geschick des erkorenen Helden
Vorzuführen gedenkt; als ein Werdendes sollst du es anschaun,
Wie's aus den Tiefen der Brust im Streit sich entfaltend emporwächst.
Denn die Handlung beruht auf der Wahl und die Wahl auf dem Zwiespalt.
Drum, was immer noch sonst sich vereinigen muß, dem Gedichte
Körper und Fülle zu leihn, die belebende Seele des Dramas
Bleibt das Menschengemüt im Kampf mit sich selbst und dem Weltlauf,
Wenn zur Rechten sich ihm, zur Linken die Pfade verwirren,
Während der Stunde Gebot mit Gewalt fortdrängt zur Entscheidung.
Aus dem Entschluß dann sproßt, wie die Tat mit der Tat sich verwickelt,
Durch die bestimmende Macht nachwachsender Folgen das Schicksal.
Frei nur ist der entscheidende Schritt, notwendig das andre.
Dessen gedenk nun wähle den Stoff und wähl' ihn dir also,
Daß sich der innere Kampf, durch den du den Helden hindurchführst,
Tief in der Menschennatur, jedwedem verständlich, begründe.
Denn das fesselt uns nur, was die eigene Brust als natürlich
Nachzuempfinden vermag. Fremdartiges läßt und Gesuchtes
Kalt, wie verschwenderisch auch der Poet mit Schmuck es umkleide.
Aber begreifen wir ganz in der Seele des Helden den Zwiespalt,
Fühlen wir nach, was zur Tat ihn bewegt, und bleibt er im Innern
Unserm Verständnis vertraut, so bedünkt's von wenig Gewicht mir,
Ob er im Kreuzzugspanzer erscheint, im spanischen Hofrock,
Oder ob er sich hüllt in die Falten der römischen Toga.
Denn stets bleibt sich das Menschliche gleich, und die Wetter im Busen
Sind dieselben noch heut, die vor Jahrtausenden grollten.
Kleid und Gesittung verwandelt die Zeit, und es werde der Dichter
Ihnen gerecht, doch, klug mit gelinderem Stift sie umreißend,
Zeig' er inmitten des Bilds, was allen Zeiten gemein ist.
Selbst der begehrteste Stoff, der vaterländische, wirkt nur,
Wenn er getragen erscheint vom Menschlichen, das er uns freilich
Oftmals dann zu erhöhen vermag, doch nie zu ersetzen.
Aber bewegt dich ein Stoff, der so der Vernehmenden Anteil
Dir nachhaltig zu fesseln verheißt, dann prüfe vor allem,
Ob er als Fabel sich dir darstellt in geschlossener Einheit,
Voll und sich selber genug, und ohne zerstreuendes Beiwerk
Auf dasselbige Ziel hinstrebend mit sämtlichen Fäden;
Denn wie verwickelt und reich dir die Handlung zu weben erlaubt ist,
Nur ein großes Geschick hat Raum im Rahmen des Dramas.
Dann erst geh an den Bau, der, wie sich die Handlung in Anlaß,
Schürzung und Lösung zerlegt, dreiteilige Gliederung fordert.
Aber der mittlere Teil, wo der Held, bald innerlich uneins,
Bald von außen bedrängt, durch gesteigerte Hemmungen vordringt,
Heischt den bedeutendsten Raum und erwächst selbst wieder zur Dreiheit,
Wie die Verwickelung steigt und den Gipfel erreicht und im Umschwung
Schon auf das Ziel hinlenkt, so daß fünf Akte sich runden,
Jeder geschlossen und jeder ein Ring in der Kette des Ganzen
Demnach bilde den Plan und erwäge die Folgen der Szenen
Reiflich, dem Bauherrn gleich, der klug auf dem Blatte den Riß macht,
Eh' er zu mauern beginnt. Denn was als Dichter dich sonst zeigt,
Bildkraft, Redegewalt und der flutende Strom der Empfindung,
Reicht auf der Bühne zum Sieg nicht aus. In der Strenge des Aufbaus
Ruht des Erfolgs Bürgschaft und das große Geheimnis der Wirkung.
Selber ein mäßig Gedicht, dafern mit Verstand es gefügt ward,
Mag von den Brettern erfreun. Doch die geistvoll blühendste Schöpfung
Langweilt, wenn der Poet sie in schlotternder Gliederung hinwarf.
Laß dich darum bei des Stoffs Anordnung der Zeit und der Mühe
Nimmer gereun! Und so sorge zuerst, daß du klar und natürlich
Uns in die Ding' einführst, wie sie stehn beim Beginne der Handlung,
Sei's im bewegteren Bild, das gedrängt die Verhältnisse spiegelt,
Sei es im bloßen Bericht. Denn anfangs, wo sich der Hörer
Ruhig und frisch noch fühlt, der Erzählung lauscht er nicht ungern.
Doch aufsteigend sodann, wie der Ring aus dem Ring an der Palme,
Wachse die Szen' aus der Szene hervor, den Vorübergegangnen
Jegliche kräftig entsproßt und zugleich uns aus der Begegnung
Widersprechender Kräft' und Naturen ein Neues bereitend.
Denn als erstes Gesetz für die Bretter erweist sich der Handlung
Rastlos strebender Gang. Durch ihn nur zwingst du den Hörer
Bis an das Ziel dem Gedicht teilnehmenden Sinnes zu folgen.
Buntaneinandergereihtes zerstreut, Fortschreitendes fesselt.
Meide darum im Verlauf der Entwicklung jeglichen Stillstand,
Halt Abschweifendes fern, sei knapp im Schildern und ruhe
Auf der Empfindung nicht aus, die leicht zu üppig ins Laub schießt.
Was dem Lyriker frommt, dem Dramatiker bringt es Verderben.
Aber vermeid auch jeglichen Sprung; denn das Plötzliche wird uns,
Das kein Zeichen vorher andeutete, frostig bestürzen.
Nur das Werdende spannt und des unausbleiblichen Schicksals
Nahenden Schritt schon von fern mit ahnendem Ohr zu vernehmen.
Aber zugleich hab' acht, daß, wie von Stufe zu Stufe
Schreitend das Stück fortwächst, sich gemach die Bewegung beflügle
Und auf den schwächeren Schlag der gewaltiger treffende folge.
Denn wo die Steigerung fehlt, da erlischt allmählich der Anteil.
Wohl am sichersten triffst du das Maß, wenn leise beginnend
Schritt vor Schritt du die Spannung verstärkst bei jeglicher Szene,
Bis in erschütternder Macht des Geschicks Umschwung sich enthüllt hat.
Auf gleichmäßiger Höh' mag dann fortschreiten die Handlung,
Wenn sie nur nicht absinkt. Doch zuletzt, wo der Knoten sich auflöst,
Steige sie nochmals an, auf erhabenstem Gipfel zu enden.
Darum spare die Kraft und verteile mit Kunst die gebotnen
Mittel, damit sie dir nicht an der Nachdruck heischenden Stelle,
Weil du zu früh sie verschwendet, erschöpft sei'n, oder zu dicht auch
Übereinandergehäuft das Gefühl abstumpfen des Hörers.
Denn wie die Armut lähmt, so erdrückt das Zuviel in der Wirkung.
Stets auch bleibe der Eindruck schön; er erhebe das Herz uns,
Ob er mit Schauern es füllt. Doch wenn du auf weichliche Rührung
Ausgehst oder, der Kunst urewige Schranke verachtend,
Nach dem Empörenden greifst und mit leiblichem Grausen uns anpackst,
Jauchzt der Pöbel vielleicht, doch Melpomene wendet das Haupt ab.
So viel send' ich dir heut. Zwar manches hätt' ich mit Fug auch
Von den Gestalten gesagt, und wie sie der Dichter am besten
Wählt und bestimmt ausprägt zu natürlichen Trägern der Fabel,
Fertig von Anfang die und jene sich innerlich wandelnd;
Aber ich schieb' es hinaus auf andere Zeiten; des Lehrtons
Müde, verlangt mir das Herz in bewegterem Klang sich zu lösen.
Denn schon hört' ich der Schwalbe Gesang, und über den Garten
Säuselt es her vom Gebirg' wie verheißender Odem des Frühlings.
Nimm denn freundlich das Wenige hin. Und laß' es ein Gott dir
Fruchtbar werden im Geist, daß ein stattliches Werk dir gelinge
Allen zur Lust. Denn Wissen ist gut, doch Können ist besser.
Emanuel Geibel
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