Auswahl Deutscher Gedichte für höhere Schulen
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Deutsche Hymne

Leuchte, scheine, goldne Sonne,
Über dieses freie Land!
Felder, Wälder, Städte hülle
In dein schönes Lichtgewand.
Laß die weiten Äcker reifen
Und die kleinen Gärten blühn,
Leuchte hell in die Fabriken,
Wo die Feuer sprühend glühn.
Leuchte, goldne Sonne, scheine,
Gib zum Werke mir die Kraft,
Bruder, deine Hand, hier meine!
Menschenbrüder, uns vereine
Eine heil'ge Leidenschaft.

Tu dich auf, du Tor der Halle,
Sonne breche hell hinein,
Wollt ihr, funkelnde Maschinen,
Freien Volkes Helfer sein?
Euer Rattern, euer Dröhnen
Klingt wie freudig Jageschrei.
Mehr als Gold macht unsre Arbeit
Uns vom Fluch des Krieges frei.
Rattert, sauset, ihr Maschinen,
Freien Volkes Knechte ihr,
Preßt die Platten, walzt die Schienen,
Helft uns wirken, helft uns dienen,
Brot und Freiheit schaffen wir.

Tausend laute Räder brausen,
Städte tönen, stromentlang
Ziehn die schwerbeladnen Schiffe,
Braust der Eisenbahn Gesang.
In Millionen Menschenherzen
Zieht der Glaube freudig ein:
Was des Volkes Hände schaffen.
Soll des Volkes Eigen sein.
Brot und Freiheit unser Eigen,
Menschenwürde unser Recht,
Kraft soll sich der Schwachheit neigen.
Brüderlich einander zeigen,
Keiner Herr und keiner Knecht.

Leuchte, scheine, goldne Sonne,
Über diese ganze Welt.
Bis sich einst in allen Zonen
Mensch um Mensch an Händen hält.
Bis sich schwarze, braune, weiße
Menschen brüderlich umfahn,
Und die keinem andern Geiste
Als der Liebe untertan.
Drum mein Hammer, schwing und schalle,
Läute Frieden, Hammerschlag,
Ruf mit deinem Freudenhalle
Reiche, Arme, alle, alle,
In den goldnen Arbeitstag.

Heinrich Lersch

 


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