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Der Kellner hatte recht, kein einziger Passagier war droben zu sehen. Sie schliefen wohl noch alle in ihren Kojen oder wagten nicht aufzustehen wegen der Seekrankheitsgefahr.
Ich war erstaunt, nicht einmal einen Matrosen zu entdecken, und schaute mich nun genauer um. Da gelang es mir doch endlich, ganz vorne am Bugspriet eine menschliche Gestalt zu unterscheiden: es war der Ausguckmann, der auf keinem fahrenden Schiff fehlen darf. Er hielt scharfen Ausguck nach vorn, um jeden Zusammenstoß mit einem andern Schiff oder mit einem Eisberg zu verhindern.
Er stand unbeweglich da und schaute in die Weite. Ab und zu machte er aber doch ein paar Schritte, bald nach links und bald nach rechts, um sich Bewegung zu verschaffen.
Aber wer ist am Steuer? Und wo ist der Kapitän? fragte ich mich.
Ich suchte und suchte, und entdeckte schließlich hoch oben auf der Kommandobrücke zwei weitere Gestalten. Zwei kräftige Seeleute. Der eine ging mit raschen Schritten auf und ab von einem Geländer zum andern. Er trug eine Mütze mit breitem goldenen Besatz und war in einen langen, mit Pelz verbrämten Mantel eingehüllt. Es war der Kapitän. Der andere war ein großer, starker Matrose, in dunkelblauer Matrosentracht. Er stand am Steuer, fast unbeweglich, die Augen meist auf den Kompaß gerichtet, der vor ihm auf einer etwa ein Meter hohen Säule angebracht war.
Die drei Männer redeten kein Wort. Es herrschte auf dem ganzen Deck eine fast unheimliche Stille.
Der einzige Ort, wo starke Bewegung und Tätigkeit herrschten, war der Maschinenraum. Ich ging hin und schaute hinunter. Ja, da war es wahrhaftig mit der Ruhe und dem Stillschweigen gründlich vorbei. Da war ein rastloses Getriebe von Rädern und Hebeln und Kolben, ein lärmendes Stampfen und Klopfen und Dröhnen und Ächzen, daß ich ganz wirr und fast betäubt wurde.
Mitten in dem Lärmen, Knirschen und Tosen sah ich zwei sehr leicht gekleidete Gestalten: es waren der erste Maschinist und sein Gehilfe. Sie bewegten sich anscheinend ganz ruhig, sogar frisch und heiter mitten in dem ruhlosen Maschinengetriebe.
Der erste Maschinist hielt in der einen Hand eine Ölkanne, in der andern hatte er einen großen wollenen Tuchlappen. Mit größter Sorgfalt und Ruhe goß er Öl an die Achsen der Räder und reinigte mit dem Tuchlappen alle unsauberen Stellen der arbeitenden Maschine. Er pflegte und bemutterte sozusagen liebevoll das geheimnisvolle Wesen, dessen Kraft das Schiff Tag und Nacht vorantrieb.
Als nach einiger Zeit der Maschinist heraufkam, sprach ich einige Worte mit ihm. Seine letzte Bemerkung, bevor er weiterging, lautete: »Das Schiff selbst interessiert uns nur mäßig, die Maschine ist unser Liebling. An ihr hängt unser Herz.«