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2. Viele frisch-fröhliche Jungen wollen mit.

Ich hatte aber noch lange Zeit bis zum Aufbruch, im ganzen noch ungefähr vier Monate.

Ich befand mich damals in Wien, wohin ich eingeladen worden war, um jungen und alten Leuten Geschichten zu erzählen.

Von Wien aus sollte ich meine Vortragsreise ausdehnen nach Deutschland, Frankreich und der Schweiz.

In Gesprächen und auch in meinen Vorträgen erwähnte ich zuweilen meine bevorstehende Fahrt nach Island.

Da war es nun ganz eigenartig zu beobachten, welches Interesse meine Zuhörer überall für diese Reise bekundeten – besonders die jüngeren.

Eine Menge zwölf- bis dreizehnjährige Knaben waren eifrig bemüht, von ihren Eltern die Erlaubnis zu erlangen, mit mir nach Island zu fahren.

Ja sogar ein neunjähriger kleiner Wiener, kräftig und gesund, verriet mir im Vertrauen, daß seine Mutter dafür sei, sein Vater aber habe Angst.

»Was fürchtet dein Vater?« fragte ich ihn.

»Er meint, ich sei zu jung, um die Strapazen auszuhalten.«

Ich suchte ihn zu trösten und fügte dann hinzu: »Etwas jung bist du schon, mein kleiner Freund!«

»Wie, jung!« erwiderte der frische kleine Wiener eifrig. »Aber schauen Sie mich doch an! … Bin ich denn so jung? Ich bin ja schon neun Jahre alt!«

Schließlich aber siegten die Bedenken des Vaters, und der mutige kleine Wiener mußte zu Hause bleiben.

Auch kräftige Schweizer Jungen, Luzerner und Züricher, Berner und Basler, wollten mit. Gerne hätte ich sie mitgenommen, aber immer kam etwas in den Weg – und warf alle Pläne über den Haufen.

Als ich von der Schweiz nach Paris kam, um dort meine Vorträge fortzusetzen, meldeten sich sofort zur Islandreise mehrere feurige kleine Franzosen.

»Monsieur«, sagte einer zu mir, »ich möchte so gern mit Ihnen nach Island. Meine Mama aber meint, ich könnte von den Eisbären aufgefressen werden.«

»Das wäre ja schrecklich, kleiner Freund. Ich glaube nun aber doch, daß du in dieser Beziehung deine Mama beruhigen kannst, denn im Sommer gibt es, Gott sei Dank, keine Eisbären in Island. Nur im Winter kommen zuweilen Bären auf den schwimmenden Eisbergen dorthin, aber bloß als Gäste und für kurze Zeit.«

»Das werde ich meiner Mutter sagen.« – Trotz der Beruhigung wegen der Eisbärengefahr mußte aber auch der unternehmungslustige kleine Pariser zu Hause bleiben.

Nach meinem Aufenthalt in Paris fuhr ich nach Süddeutschland, um mich eine Zeit lang in der reizenden Stadt Freiburg im Breisgau aufzuhalten.

Ich wohnte dort als Gast im Hause des weltberühmten Verlegers Hermann Herder.

Während meines Aufenthaltes in Freiburg meldeten sich wieder mehrere junge Bewerber für die bevorstehende Islandreise.

Diesmal achtete ich weniger darauf. – Weil die vielen vorhergehenden Versuche alle umsonst gewesen waren, sagte ich mir, daß bei den süddeutschen Jungen wohl auch nicht mehr herauskommen würde.

Doch darin habe ich mich gründlich getäuscht, denn gerade in Freiburg erhielt ich völlig unerwartet einen prächtigen süddeutschen Jungen als treuen und in jeder Beziehung angenehmen Gefährten für meine Islandreise.


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