Ihr scheltet meinen Unmut – Traum,
Und spottet meiner Trauer,
Weil eine kurze Stunde kaum
Oft ihre längste Dauer.
Wehleidig heißt ihr mich und schwach,
Und kindisch meine Tränen,
Wenn mir das Herz beinahe brach
Vor namenlosem Sehnen.
»Ein Stündchen,« sprecht ihr, »trüben Blick,
Und alles dann vorüber;
Und doch erkennst du nicht dein Glück,
Und jammerst wohl noch drüber!
O Freunde, meßt die Trauer mir
Nach Stufen nicht und Stunden!
Im Herzen liegt das Maß dafür,
Wo sie sich eingefunden.
Ein weiches Herz – ein tiefer Schmerz,
Und währt' er nur Minuten,
Und was oft kalten Seelen – Scherz,
Läßt warme dran verbluten.
Und ach! wer kann die warme Brust
Mir kühlen oder nehmen?
Wer zügeln ihre heiße Lust,
Wer sänftigen ihr Grämen?
Was eure kaum in Jahren fühlt,
Sie fühlt's in Augenblicken;
Was euch kaum auf die Seele zieht,
Kann meine niederdrücken.
Ein Knäul ist ihr der kleinste Gram,
Woran sie zerrt und windet,
Bis sie so tief ins Rütten kam,
Daß die Geduld ihr schwindet.
Der kleinste Funk' ist ihr ein Brand,
Woran sie bläst und schüret,
Bis sie sich plötzlich übermannt
Von wilder Lohe spüret.
Dann bricht sie los, dann flammt sie auf
In unnennbarem Hader,
Und jagt das Blut in raschem Lauf
Von Ader mir zu Ader.
Drum messet nicht nach Stunden mir
Der Seele tiefe Schmerzen!
Das einzig wahre Maß dafür
Liegt nur im eignen Herzen. |