Leopold von Ranke
Geschichtsbilder aus Leopold v. Rankes Werken
Leopold von Ranke

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51. Napoleon I. und Papst Pius VII.

Historisch-biographische Studien, Werke Bd. 40 u. 41 S. 42 ff.

Wir nehmen in Napoleon Größe der Gesichtspunkte, Folgerichtigkeit der Ausführung wahr, den Blick und den Flug des Adlers nach seiner Beute; so scharf übersieht er den ganzen Horizont, so geradezu stürzt er auf den entscheidenden Punkt. Allein die Erhabenheit persönlicher Gesinnung, die einer Stellung wie die seine entsprochen hätte, läßt er vermissen, jenen Stolz eines großen Herzens, das sich mit dem Gemeinen nicht befleckt. Ihm ist der Zweck alles. Doch nicht ein jeder läßt sich mit Gewalt erreichen; dann ist ihm kein Mittel zu schlecht, keine Maßregel zu kleinlich, er scheut keine langwierige und gehässige Tyrannei, um seinen Gegner herabzuwürdigen und, wie man sagt, mürbe zu machen; endlich in geschmeidigen Windungen fährt er heran, ihn zu erdrücken.

Diese Art und Weise seines Charakters tritt besonders bei seiner Behandlung des Papstes zutage. In einem seiner Briefe heißt es: Der Papst müsse in seiner Person empfinden, daß er dem Kaiser Mißvergnügen verursache. Er forderte von Pius VII. einfache Annahme der konziliaren Dekrete.Beschlüsse des 1811 in Paris versammelten Konzils der Bischöfe des französischen Reichs, S. 40. Da der Papst hierzu nicht zu bewegen war, ließ er im Juni 1812 seinen GefangnenNachdem Rom schon im Februar 1808 von französischen Truppen besetzt war (wie 1798-99), hatte man den Papst in der Nacht des 6. Juli 1809 verhaftet und nach Savona am Golf von Genua gebracht. von Savona nach Fontainebleau in die Nähe seiner Hofhaltung führen, in einer Eile, welche die Schwachheit des alten Mannes noch vermehrte; er umgab ihn mit Männern seines Wohlgefallens. Es waren Kardinäle wie Giuseppe Doria, der gut und fromm sein mochte, aber nur die Größe des Kaisers und ihr gegenüber die Gefahr der Kirche wahrnahm. Diese Leute wurden nicht müde dem Papste vorzustellen, wie die Kirche gleichsam ohne Haupt sei, da weder die Gemeinde der Gläubigen mit ihm, noch er mit den Gläubigen in Verbindung stehen dürfe, da Rom seines Klerus fast durchaus beraubt worden, da man die Häupter aller Geistlichkeit, die Kardinale, von Ort zu Ort in der Verbannung herumführe; wie sehr nehme in dieser Anarchie der Kirche die Macht ihrer Feinde überhand, so mächtiger Feinde, daß Napoleon selbst ihnen Zugeständnisse machen müsse! Es war ihre eigne Überzeugung, sie machten tiefen und tiefern Eindruck; endlich begannen die Unterhandlungen wieder. Jean Baptiste du Voisin war beauftragt sie zu führen, noch ein Zögling und jetzt Professor der Sorbonne, lange schon das Orakel der französischen Geistlichkeit. Er verstand es, voll ruhiger Überzeugung, Schritt für Schritt, mit überzeugender Beweisführung den Gegner zu überwinden.

Endlich war es so weit. Napoleon selbst, nicht ohne seine Gemahlin, die durch den Glanz ihrer hohen Herkunft das Ansehen noch erhöhte, welches ihm Tapferkeit und Glück verliehen, ging zu ihm hinaus; er selber durch persönlichen Einfluß wollte die Sache zu Ende führen. Wenn er hier anfangs sehr übertriebne Forderungen aufstellte, wie er z. B. unmittelbaren Anteil an der Ernennung der Kardinäle und ausdrückliche Anerkennung der vier Artikel der gallikanischen KircheAufgestellt 1682 durch eine Versammlung französischer Bischöfe, später von Ludwig XIV. nicht mehr mit voller Strenge aufrechterhalten; Französische Geschichte 3, 369; 4, 300. in Anspruch nahm, so stand er allmählich davon ab; aber indem er auf der einen Seite nachgab, ward er auf der andern um so dringender. Er drohte zugleich und versprach, er war liebenswürdig und heftig; gewaltsam, wie behauptet worden, hat er den Papst nicht angetastet, aber er nahm den Ton der Überlegenheit an und sagte ihm ins Gesicht, er, der Papst, sei in kirchlichen Sachen nicht bewandert genug. Endlich wurden die Artikel entworfen. Pius folgte dem Geschwindschreiber mit Aufmerksamkeit, er gestand Punkt für Punkt zu. Als es zur Unterschrift kam, sah er sich noch einmal nach den Kardinalen und Bischöfen um, die zugegen waren; wer wäre aber da gewesen um zu reden, und wer hätte es zu tun gewagt? Einige neigten das Haupt, andre zuckten die Achseln, er ging hin und unterschrieb. Es ist das Konkordat von Fontainebleau, 25. Januar 1813.

Dies Konkordat spricht nun die Verzichtleistung auf die weltliche Herrschaft nicht eigentlich aus, allein es ist durchweg in Voraussetzung derselben abgefaßt. Der Kaiser hielt eine förmliche Verzichtleistung nicht für nötig; es war genug, daß der Papst aufhörte die Zurückgabe des römischen Staats zu fordern. Er hatte versprochen in Avignon zu residieren; dahin sollten Propaganda, PenitenziariaGeistliche Oberbehörden zur Ausbreitung des katholischen Glaubens und zur Beaufsichtigung des Wandels der Geistlichen. und das Archiv gebracht werden, da sollte er Hof halten. Für die verkauften Güter des römischen Stuhls nahm er ein Einkommen bis auf zwei Millionen Franken an. In Hinsicht der InstitutionIn dem Dekret heißt es: Art. 4. Les six mois expirés sans que le pape ait accordé l'institution, le métropolitain, où à son défaut le plus ancien évêque de la province ecclésiastique procédera à l'institution de l'évêque nommé. S'il s'agit d'instituer le métropolitain, le plus ancien évêque conférera l'institution. Ebenso in dem Konkordat, Art. 4. R. wird das Dekret des Nationalkonzils, das der Papst zu bestätigen sich geweigert hatte, wörtlich in das Konkordat aufgenommen. Napoleon durfte glauben nahe am Ziele zu sein. Seine Absicht war, im Jahre 1813 wieder eine Kirchenversammlung zu berufen, an deren Spitze der Papst in aller Form auf die weltliche Herrschaft verzichten sollte. Der erzbischöfliche Palast ward aufs prächtigste eingerichtet, um ihn aufzunehmen. »Auf jeden Fall,« sagt er,Dieses Zitat stammt vermutlich aus dem öfter von Ranke angeführten urkundlichen Werke von Haussonville, L'église romaine et le premier empire. »hatte ich jene lange gewünschte Trennung des Geistlichen von dem Weltlichen endlich vollbracht. Von diesem Augenblick an hätte ich den Papst wieder erhoben, ihn mit Pomp und Huldigung umgeben; ich hätte ein Idol aus ihm gemacht, nie hätte er seine weltlichen Besitztümer vermissen sollen. Ich hätte dann meine kirchlichen Sessionen gehalten wie meine legislativen; meine Konzilien wären die Repräsentation der Christenheit, die Päpste die Präsidenten derselben gewesen; ich hätte sie eröffnet und geschlossen, ihre Dekrete gebilligt und bekannt gemacht, wie Konstantin und Karl der Große getan. Wie fruchtbar in großen Resultaten wäre dies geworden! Dieser Einfluß auf Spanien, Italien, den Rheinbund, Polen hätte die Bundesverhältnisse des großen Reiches enger geschlossen. Der Einfluß, den das Haupt der Christenheit auf die Gläubigen in England und Irland, Rußland und Preußen, Österreich, Böhmen und Ungarn ausübt, wäre das Erbteil von Frankreich geworden.« So ganz gehörten diese Unternehmungen zu der Idee von dem großen Reiche des Okzidents, welches Napoleon zu errichten eine Zeitlang bestimmt schien; der erste Schritt schließt mit dem letzten zusammen.

Überhaupt liegt eins der wichtigsten Motive für die Abwandlungen der Verhältnisse des Papsttums in den großen politischen Ereignissen der Zeit. Die erste Überwältigung des KirchenstaatsIm Jahre 1798. war das Werk der fortschreitenden Revolution; das Konklave, aus dem Pius VII. hervorging, wäre ohne die zweite Koalition nicht möglich gewesen. Dann erhob sich der erste Konsul; dessen Bestreben, der französischen Macht Einheit und Zusammenhang zu geben, führte das KonkordatVom 15. Juli 1801. herbei. Die engste Verbindung zwischen der neuen Gewalt und dem Papsttum, die in der Kaiserkrönung erschien, war doch auch zugleich der Moment ihrer Entzweiung. Der Versuch Napoleons, die Einheit Italiens zu begründen, führte notwendig zur Erdrückung des Kirchenstaats. Die stärksten Manifestationen der auf kirchliche und weltliche Alleinherrschaft gerichteten Ideen Napoleons erfolgten nach seinen großen Siegen 1805 über Österreich, 1807 über Preußen. Er hat behauptet, die Schwierigkeiten, die ihm der Papst in bezug auf die Institution in Italien machte, seien nicht etwa durch Unterhandlungen und gegenseitige Konzessionen, sondern – wer sollte daran denken? – durch die Schlacht von Friedland seien sie beseitigt worden; dann erst habe der Papst seine Absicht auf die Romagna fahren lassen. Die Allianz mit Rußland verschaffte ihm freie Hand in Italien sowie in Spanien; mit einer neuen Niederwerfung Österreichs war die Besitznahme des Kirchenstaats verbunden. Nur ein Widerspruch in bezug auf die kirchliche Verwaltung blieb dann übrig, den Napoleon durch persönliche Einwirkungen auf den Papst zu brechen suchte.

So verhält es sich nicht, daß er bei seiner Unternehmung gegen Rußland den Papst aus den Augen verloren hätte. Noch von jener großen Zusammenkunft in Dresden aus ordnete er die Überführung desselben nach Fontainebleau an; es geschah auch deshalb, weil die Engländer bereits in dem Hafen von Savona erschienen; gegen England aber war auch das russische Unternehmen gerichtet. Der Papst wurde eben damals über den Mont Cenis geführt, als die französischen Heerscharen den Niemen überschritten; das eine berührt sich mit dem andern darin, daß die Russen genötigt werden sollten, die Oberhoheit Napoleons in allen äußern Angelegenheiten anzuerkennen, und die Unterwerfung des Papstes dazu gehörte, dieselbe im Innern zu bestätigen. Das russische Unternehmen mißlang; allein Napoleon wurde dadurch nur um so eifriger, die Gewalt im Innern festzusetzen; auf deren ungehinderter Ausübung die militärische Kraft seines Reichs beruhte.

Noch hoffte er den großen Kampf zu erneuern. Allein in kurzem mußte man inne werden, daß das universale Ansehen des Reichs, von welchem ein unterwürfiges Papsttum einen Bestandteil ausmachen sollte, bereits in seinen Grundfesten erschüttert sei. In den ersten Monaten des Jahres 1813 stellte sich heraus, daß der Kaiser seine beiden deutschen Bundesgenossen zu einem neuen Feldzuge nicht wieder fortreißen werde. Einen äußern Zusammenhang hat es nun wohl nicht, aber doch einen innern, daß in der Zeit, in welcher Preußen und Rußland die Allianz von Kalisch vereinbarten, auch Papst Pius VII. sich entschloß, das kaum verabredete Konkordat zu widerrufen.

Gleich am Tage nach der Unterzeichnung ließ der Papst erkennen, daß ihm das Konkordat keine Befriedigung gewähre; er lehnte das Geschenk ab, das ihm der Kaiser sandte. Als die Kardinäle ankamen, die jetzt wieder Zutritt zu ihm hatten, ließ er eine tiefe Reue blicken. Pacca fand ihn gekrümmt, verbleicht und mager, die Augen unbeweglich und tief in ihren Gruben. Pius sprach von den Leiden, die er erduldet habe; »aber am Ende«, fügte er hinzu, haben wir uns befleckt. Ich habe keine Ruhe, weder bei Tage noch bei Nacht; ich kann kaum soviel Speise zu mir nehmen als nötig ist, um zu leben, ich werde in Raserei sterben wie Clemens XIV.« »Heiliger Vater,« erwiderte Pacca, »das Übel wird sich heben lassen.« »Wie,« antwortete er erstaunt und freudig, »sollte das noch möglich sein?« Der gute Mensch wußte wenig von der Lage der Dinge; man hatte ihn absichtlich derselben unkundig erhalten; er meinte noch, sein Gegner stehe in dem Gipfel seiner Macht. Allein die Dinge nahmen immer entschiedner eine andre Wendung; den Koloß, von dem der Papst noch immer erdrückt zu werden fürchtete, sahen die Kardinale bereits wanken. Dieser Umschwung der Begebenheiten machte erneuten Widerstand möglich.

Der Papst faßte – es ist nicht zu beschreiben, unter wieviel Pein, mit welchem Geheimnis – den Brief an Napoleon ab, in welchem er, wie er sagt, von seiner Pflicht genötigt und mit freimütiger Aufrichtigkeit dem Kaiser anzeigte, daß seit jenem 25. Januar seine Seele von bittern Gewissensbissen, von der tiefsten Reue zerfleischt sei und weder Ruhe noch Frieden finde. Die Zugeständnisse des Konkordats von Fontainebleau widerrief er. Den nämlichen Tag, am 24. März, tat er dies den Kardinälen kund. Er hat gesagt, und wir können es ihm glauben, daß er in diesem Augenblick des vollzognen Entschlusses sich wie von einer schweren Last befreit fühlte. Mit einem Male war der Schmerz verschwunden, den man bisher in seinem Gesichte las; er klagte nicht mehr, daß er keinen Appetit habe oder keinen Schlaf, er lebte wieder auf. Von Moment zu Moment erweiterten sich seine Hoffnungen. Bei dem Kongreß von Prag wagte er schon seine Rechte dem Kaiser von Österreich in Erinnerung zu bringen; er forderte ihn auf, als Friedensvermittler die Rechte des Kirchenstaats in Betracht zu ziehen. Auf neue Eröffnungen der französischen Regierung durfte er entgegnen, daß er Freiheit und Rückkehr in sein Land zur ersten Bedingung der Unterhandlung mache; er sprach bereits die Überzeugung aus, wenn ja ihm, so werde es doch seinem Nachfolger nicht fehlen, dahin zurückzukehren.

Wie weit aber übertrafen die Erfolge alles, was man jemals hätte erwarten können! Die Schlacht von Leipzig entschied auch über das Papsttum. Bald nach seiner Rückkunft auf französischen Boden suchte Napoleon Unterhandlungen mit dem Papst anzuknüpfen, aber sie wurden abgelehnt, denn nicht in Paris konnten solche gepflogen werden, sondern nur in Rom. Als die Verbündeten in Frankreich vordrangen, ließ Napoleon, unzufrieden mit den Kardinälen, welche nach Fontainebleau gekommen waren, den Papst nach Savona zurückführen. Aber schon auf dem Wege dorthin wurde derselbe als Souverän und Papst empfangen. Für Napoleon dagegen trat nun der Augenblick ein, wo er es für ein Glück halten mußte, wenn ihm die natürlichen Grenzen von Frankreich wieder zugestanden wurden. Nur unter dieser Bedingung konnte er auf Frieden hoffen; dann aber mußte auch Rom aufgegeben werden. Unmittelbar vor dem Kongreß von Chatillon, auf welchem die Umgrenzung Frankreichs festgesetzt werden sollte, entschloß er sich die Freiheit des Papstes, die Zurückgabe des Kirchenstaats an denselben auszusprechen. »Ew. Heiligkeit sind frei«, sagte ihm der französische Präfekt, »und können morgen abreisen.« Der Papst zog es vor, bei einem religiösen Fest, das auf den folgenden Tag fiel, die Messe in der Kathedrale zu zelebrieren.

Wie so ganz und gar wurde die Lage Pius VII. in einem Augenblick verändert! Indem ihm die Franzosen seine Freiheit zurückgaben, erklärte der österreichische Oberbefehlshaber, daß in Italien die alten Fürstentümer wiederhergestellt und Rom nochmals nicht mehr die zweite Stadt des französischen Reichs, sondern die Hauptstadt der christlichen Welt sein würde. Und schon wäre der Papst mit Gewalt nicht in Savona zurückzuhalten gewesen. Die Truppen von Neapel, welches noch unter Mürat den Krieg gegen Napoleon erklärt und sich des Kirchenstaats bemächtigt hatte, rückten am rechten Ufer des Po, die Österreicher am linken vor, in Livorno erschien ein englisches Geschwader in der Absicht nach Genua vorzugehn. In der Mitte der Armeen, die noch keineswegs miteinander einverstanden waren, nahm Pius VII. seinen Weg. Am 25. März 1814 traf der Papst bei den österreichischen Vorposten ein, wo ihn der französische Oberst, der ihn von Fontainebleau begleitet hatte, einem österreichischen Obersten vom Regiment Radetzky übergab. Auch von den Neapolitanern wurde er mit religiöser Anhänglichkeit aufgenommen. Nachdem die Katastrophe des französischen Kaisers erfolgt war, kündigte der König von Neapel die Rückkehr des Papstes in aller Form an. Am 24. Mai zog Pius wieder in seine Hauptstadt ein, ihm selber war das Glück beschieden, das er nur für einen andern zu hoffen gewagt hatte. Von dem Volke seiner Hauptstadt, das ihn liebte, sah er sich noch einmal mit Freudengeschrei und Tränen bewillkommnet.

Keine Politik, sondern der große Umschwung der Begebenheiten hatte ihn dahin geführt. Jedermann meinte darin den Willen der Vorsehung zu erkennen. Unter der wieder veränderten Welt traten nun aber, ohne daß die alten Fragen gelöst worden wären, eine Reihe der wichtigsten neuen Probleme hervor. Die ersten Dekrete des wiederhergestellten Papstes atmeten vollkommen den Geist der Restauration. Die bürgerliche und kriminale Rechtsverfassung, welche die Franzosen eingeführt hatten, wurde abgeschafft, die alte Ordnung der Dinge, wie sie unter der geistlichen Regierung bestanden, für wiederhergestellt erklärt, Zivilstandsregister und Stempelpapier aufgehoben, ebenso das auf Einziehung der geistlichen Güter begründete Domänenwesen. Nach einiger Zögerung wurden die Feudalrechte hergestellt; den Gedanken, der sich regte, die religiösen Orden zu reformieren, ließ man fallen. Vielmehr wurde auf den Rat des Kardinal Pacca der Orden der Gesellschaft Jesu, dessen Abschaffung doch keineswegs ein Werk der Revolution gewesen war, wieder ins Leben gerufen (7. August 1814). Napoleon hatte dem Papste zugleich die weltliche Unabhängigkeit und die Selbständigkeit des geistlichen Einflusses entreißen wollen; durch den Wiener Kongreß sah Pius beides sich zurückgegeben. Auch stellten die Beschlüsse von Wien den römischen Stuhl in den Besitz des ganzen Kirchenstaats wieder her, wie Pius VII. selbst ihn nie besessen. Die europäischen Reiche suchten die zerrissenen Fäden der geistlichen Verhältnisse wieder anzuknüpfen. Welch eine Aufgabe war es nun, in beiderlei Hinsicht den Forderungen der Sache und zugleich des Jahrhunderts gerecht zu werden! Durch Napoleon war die Welt überhaupt umgewandelt, infolge seiner Siege zuerst, dann infolge seiner Niederlagen.


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