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b. Argos und die Pelopiden.
Agamemnon und Menelaos sind die Anführer des Kriegs, reiche und mächtige Fürsten, besonders Agamemnon, der König schlechthin, der durch seine Macht und seinen Einfluß über alle Andere ist. Der Sitz seiner Herrschaft ist Myken, der seines Bruders Amyklae, aber auch Arkadien, Achaja, Messenien und die umgebenden Inseln sind mehr oder weniger von ihm abhängigIl. 2, 108; 9, 149, Thuk. 1, 9. 10. und in den folgenden Generationen hat sogar die ganze Halbinsel nach dem Stammvater ihres Geschlechtes den Namen der Pelopsinsel angenommenΠελοπόννησος im Hymn. Ap. P. 72, b. Hesiod nach Schol. Il. 9, 246. Νῆσος Πέλοπος in den Kyprien b. Schol. Pind. N. 10, 114.: ein deutlicher Beweis daß dieses Geschlecht in den Zeiten der Achaeer d. h. vor der Einwanderung der Dorier unter ihren Königen und Edlen bei weitem das mächtigste und angesehenste war. Wie diese Veränderung sich zugetragen, da früher die Persiden in Myken geboten, darauf geben die Sagen von Pelops und von den Pelopiden einige, wenn gleich sehr unzureichende Auskunft. Sie erzählen von großem Reichthum und von asiatischer Abkunft, von außerordentlicher Macht, aber auch von jähen Schicksalen und entsetzlichen Verbrechen, obwohl diese düstre und tragische Seite der Sage erst durch das jüngere Epos und durch das attische Drama recht zur Sprache gebracht wurde.
380 Der erste Urheber des Geschlechts ist Tantalos d. h. der VerwegeneVon der Wurzel τελ ταλ, davon τλῆναι, τάλας, τάλαντον, τόλμα d. i. Kraft zu tragen und zu wagen u. s. w., s. G. Curtius Grundz. d. Gr. Etymol. 1, 188. Vgl. Pind. Ol. 1, 54 (Bd. 1, 54, 2) u. Himer, ecl. 3, 11 ὑπὲρ τὸν Ἰξίονα τὸ ϑράσος ἄνϑρωπος, ὑπὲρ τὸν Σαλμωνέα τὴν ὕβριν, τὴν τόλμαν ὑπὲρ τὸν Τάνταλον. Horat. od. 2, 18, 36 superbus Tantalus., ein altes Bild des höchsten Glückes und des jähen Sturzes durch Uebermuth, er und seine Tochter Niobe, die allberühmte. Schon die Ilias 24, 602–617 und die Odyssee 11, 582–593 erzählen von beiden, dann beschäftigten sich wohl die meisten Lyriker mit ihnen, Archilochos, Alkaeos, Sappho, Alkman, Pindar u. A., endlich die attischen Tragiker, von denen Aeschylos und Sophokles die Fabel vom Vater und von der Tochter meist in dem Sinne gestaltet hatten, wie sie seitdem erzählt wurdeEs gab eine Niobe des Aeschylos und einen Tantalos und eine Niobe des Sophokles. Die Vermuthungen über die Aeschyleische Niobe sind sehr unsicher. Bekannt ist besonders die grandiose Darstellung ihres Schmerzes, s. Nauck p. 38.. Bei der Niobe kommt noch hinzu das hohe Kunstinteresse, welches sich an die bekannten Meisterwerke der antiken Kunst in Florenz knüpft und durch allmäliches Bekanntwerden gleichartiger Vorstellungen auf andern Bildwerken und einsichtige Erörterung ihrer ursprünglichen Verwendung und Aufstellung noch gesteigert istWelcker Rh. Mus. 1836, 233–308, A. Denkm. 1, 209–314.. Der mythologische Grund und Zusammenhang dieser Sagen ist in der Kürze folgender. Ihre eigentliche Heimath ist das Gebirge Sipylos und die gesegnete Ebne des Hermos, dieselbe in welcher später Magnesia und Sardes blühten. Am Sipylos lag die Burg des TantalosSipylos oder Tantalis genannt, angeblich eine alte Stadt der Maeoner oder Lyder, nach Andern der Phryger. Daher Tantalos, Niobe, Pelops bald Lyder bald Phryger genannt werden, Pind. Ol. 1, 24, Herod. 7, 9. 11, Tacit. A. 4, 55. Die Späteren nannten den Tantalos auch wohl einen Sohn des lydischen Tmolos, Schol. Eur. Or. 5, Tzetz. Chil. 5, 444. Sein angeblicher Sohn Βροτέας, den nur die Späteren kennen, bezieht sich auf Kybeledienst, 1, 511, [1595]., der ein Sohn des Zeus und der Pluto d. h. der reichen Fülle genannt wird und dessen Heerden und Saatfelder sich nach Aeschylos zwölf Tagereisen weit bis an den Ida, ja bis an die Propontis erstrecktenAesch. b. Strabo 12, 580. Nach Aesch. fr. 157 stand der Altar des Ζεὺς πατρῷος der Tantaliden auf dem Ida. Einige Schriftsteller nannten Tantalos sogar einen König von Paphlagonien, Diod. 4, 74, Schol. Pind. Ol. 1, 37. Der Reichthum des Tantalos war eben so sprichwörtlich als der des Kinyras, des Midas, des Kroesos, daher das Sprichwort Ταντάλου τάλαντα vgl. Plat. Euthyphr. 11 D ἐβουλόμην γὰρ ἄν μοι τοὺς λόγους μένειν καὶ ἀκινήτως ἱδρῦσϑαι μᾶλλον ἢ πρὸς τῇ Δαιδάλου σοφίᾳ τὰ Ταντάλου χρήματα γενέσϑαι, denn diese waren sehr wankelmüthig, daher man auch sagte Ταντάλου τάλαντα τανταλίζεται. Man erzählte von Goldgruben am Sipylos, Str. 14, 680.. Dabei lebte er mit Zeus und den Göttern wie 381 mit seines Gleichen, genoß an ihren Tischen Nektar und Ambrosia und war der Vertraute ihrer Geheimnisse. Das war mehr als er vertragen konnte, denn wie auch sein Vergehen und dessen Strafe beschrieben werden mag, bald als sinnliche Gier nach Göttergenuß bald als hochmüthige Geschwätzigkeit und Mißbrauch des ihm AnvertrautenNach dem Dichter der Atridenrückkehr war es sinnliche Gier, daher Zeus ihm den Genuß Olympischer Freuden gewährte, aber dazu den oft erwähnten »Stein des Tantalos« hinzufügte, der wie das Schwerdt des Damokles über seinem Haupte schwebte, Athen. 7, 11 vgl. Welcker in Rh. Mus. N. F. 10, 242 ff. Etwas Aehnliches ist in der Schilderung der Odyssee 11, 582 ff. vorauszusetzen, welche zu dem Sprichworte Ταντάλου δίψα Veranlassung gegeben hat. Nach Pindar Ol. 1, 60 theilte Tantalos den irdischen Theilnehmern seiner Tafelfreuden von dem Nektar und Ambrosia der Götter mit, nach Eurip. Or. 8 verrieth er ihnen die Geheimnisse der Götter, nach den Späteren verging er sich bald in diesem bald in jenem oder in beiden Stücken, Diod. 4, 74, Philostr. v. Apoll. 3, 25 p. 54, Hygin f. 82, Cic. Tusc. 4, 16, 35, wo er nach einem lateinischen Tragiker seine Strafe leidet ob scelera animique impotentiam et superbiloquentiam. Spätere fügten das Märchen von dem goldnen Hunde, dem Wächter des Heiligthums des Zeus auf Kreta hinzu, den Pandareos gestohlen und dem Tantalos übergeben, dieser dem Hermes beim Zeus und allen Göttern abgeschworen habe, daher Zeus ihn unter dem Sipylos begräbt, Schol. Od. 19, 518; 20, 66, Schol. Pind. Ol. 1, 90, Paus. 10, 30, 1, Antonin. Lib. 36. Immer ist die Strafe in der Unterwelt etwas Späteres als die in der Oberwelt, Bd. 1, 641., immer ist es Vermessenheit und Unvermögen der menschlichen Natur mit den Göttern auf vertrautem Fuß zu leben, welches im Tantalos geschildert wird. Darum stürzte er so schnell und brach mit all seinem Glück und Reichthum zusammen, wovon an Ort und Stelle in solcher Weise und im Hinblick auf solche Zerrüttungen erzählt wurde, daß der alten Fabel wohl eine Naturrevolution, wie in der Katastrophe von Sodom und Gomorrha zu Grunde liegen magAristot. Meteor. 2, 8 γενομένου δὲ σεισμοῦ τὰ περὶ Σίπυλον ἀνετράπη. Andre erzählen von der Zerstörung verschiedener Städte an dieser Stelle, darunter auch des ältesten Smyrna, und von der Entstehung eines Sees, den man den des Tantalos nannte, Str. 1, 58, Plin. 2, 205; 5, 117, Paus. 5, 13, 4; 8, 17, 3, Aristid. 1 p. 372. 425. 427. 440, Tac. A. 4, 56.. Seine Kinder sind Pelops und Niobe, geboren von der Dione, deren Name gleichfalls auf die nahe Beziehung dieser Sagen zum Zeusdienste 382 vom Sipylos hinweistWenn sie b. Hygin f. 83 Atlantis filia u. b. Ovid M. 6, 174 Pleiadum soror heißt, so ist dieses von der Hyade Dione zu verstehn Bd. 1, 367, [1131]. Andre nennen andre Namen, Schol. Eur. Or. 5. 11, Tz. Lyk. 52.. Wie die Fabel vom Pelops früh nach dem Peloponnes verpflanzt wurde, so die von der Niobe nach Theben, doch ist die wahre Heimath von beiden gleichfalls der Sipylos und Kleinasien. Niobe wurde die glückliche, die gesegnete Gemahlin des Amphion von Theben (S. 34), bei welcher Hochzeit nach Pindar zuerst nach der lydischen Weise in Theben gesungen wurdePlut. de mus. 15 Πίνδαρος ἐν Παιᾶσιν ἐπὶ τοῖς Νιόβης γάμοις φησὶ Λύδιον ἁρμονίαν πρῶτον διδαχϑῆναι vgl. Paus. 9, 5, 4. Zur Niobefabel vgl. Apollod. 3, 5, 6, Euphorion b. Schol. Il. 24, 602, Ovid M. 6, 146 ff., Hygin f. 9, die abweichende Version b. Parthen. Erot. 33 und die ausführliche Untersuchung von Burmeister de fab. quae de Niobe eiusque liberis agit, Vism. 1836.. Dadurch erklärt sich zugleich die Uebertragung dieser Sage in jene Gegend von Griechenland, welche ohne Zweifel die Folge alter Culturverbindung zwischen Kleinasien und dem kadmeischen Theben war. Auch Niobe stand den Göttern nahe, namentlich der Leto, der ehrwürdigen Gattin des Zeus, welche Niobe sehr lieb hatteSappho b. Athen. 13, 28 Λάτω καὶ Νιόβα μάλα μὲν φίλαι ἦσαν ἕταιραι vgl. Aphthon. progymn. 11, Libanios 4 p. 1016. Auf einem Gemälde aus Herculanum sieht man beide mit einander spielen.. Da vermaß sich die Unglückliche sich über die Göttin zu erheben, weil diese nur zwei, sie aber zwölf blühende Kinder habe, sechs Söhne und sechs Töchter, welche nun den Pfeilen jener beiden, des Apollo und der Artemis erlagenDie Zahl der Kinder wurde sehr verschieden angegeben, von den Tragikern gewöhnlich auf vierzehn, s. Aelian V. H. 12, 36, Gell. 20, 7, Nauck tr. gr. 38. 101. Die Knaben fielen nach der gewöhnlichen Erzählung auf der Jagd, entweder im Sipylos oder im Kithaeron, die Mädchen zu Hause.. Nach der Ilias lagen sie neun Tage in ihrem Blute, weil Niemand da war sie zu begraben, »denn Zeus hatte die Menschen zu Steinen gemacht«, so daß zuletzt die Götter selbst sie am zehnten Tage begrubenλαοὺς δὲ λίϑους ποίησε Κρονίων Il. 24, 611. Nach den Scholien hieße dies, er machte sie unempfindlich. Vielmehr das Volk büßt mit für die Sünde des Königs, Hesiod O. D. 240.. Niobe aber vergißt Speise und Trank über ihrem Schmerze, bis auch sie zu Stein wird und noch immer ihren Thränen nachhängend im Gebirge sitzt, in den einsamen Felsen am Sipylos, wo die Nymphen des Acheloos ihr Lager hatten und wo man das alte Bild neuerdings wieder aufgefunden hat. Nach der thebanischen, von 383 Aeschylos und Sophokles überarbeiteten Fabel traf sie die Strafe in Theben und zwar wird hier nun auch Amphion in ihren Trotz gegen die Götter und in die Strafe desselben mit hineingezogen, während Niobe in ihre Heimath zurückkehrt und dort zuletzt zu Stein wird. Die Elemente der Sage sind wohl in dem Rheadienste zu suchen, der am Sipylos und in der Gegend von Magnesia, wo die alte Königsburg des Tantalos lag, sehr alt warBd. 1, 511, [1595]. Später erzählte man dort auch von der Geburt des Zeus, den Tänzen der Kureten u. s. w., Aristid. ll. cc, Schoemann op. 2, 256.. Niobe ist selbst die Rhea dieser Berge und dieser Thäler, die fruchtbare Mutter und doch so traurig, im Frühlinge prangend in dem Schmucke blühender Kinder, im Sommer, wenn die heißen Pfeile der Götter des Lichtes treffen, verwaist und wie Rachel die über den Leichen ihrer Kinder sitzt und »will sich nicht trösten lassen, denn es ist aus mit ihnen«. Zugleich scheint bei ihrer Versteinerung und bei der des ganzen Volkes ein Spiel der Natur oder die Reminiscenz jener Katastrophe mitzuwirkenPherekydes erzählte daß Niobe, als sie nach ihrer Rückkehr die Stadt zerstört und Tantalos unter dem schwebenden Felsblock sah, den Zeus um die Verwandlung gebeten habe, Schol. Il. 24, 617, wo die Erzählung mit den Worten schließt: ῥεῖ δὲ αὐτῆς δάκρυα (wie die der Byblis in dem karischen Märchen b. Anton. Lib. 39) καὶ πρὸς ἄρκτον ὁρᾷ, vgl. die genaueren Angaben über dieses Bild der Niobe am Sipylos, zwei Stunden von Magnesia b. Qu. Smyrn. 1, 300 ff. u. Welcker z. Müllers Handb. d. Arch. S. 43. Auch Sophokles weiß von diesem versteinerten Bilde und seinen Thränen, Antig. 823 ff., El. 151 ἅτ' ἐν τάφῳ πετραίῳ αἰαῖ δακρύεις, vgl. Paus. 1, 21, 5; 8, 2, 3 und von dem Grabe des Tantalos in derselben Gegend 2, 22, 4; 5, 13, 4..
Auch Pelops gehört nach Asien und an den Sipylos, wo er ursprünglich einen König und nationalen Held dieser Völker bedeutete. Noch Pausanias fand in jener Gegend, wo seine Heimath zu sein scheint, sehr bestimmte Erinnerungen an Pelops und Tantalos und auch die Geschichte seiner Jugend, seines Sieges über Oenomaos, seiner Entführung der Hippodameia ist vermuthlich asiatischen Ursprungs. Erst durch die Uebersiedelung eines Geschlechts, welches sich von ihm ableitete, werden diese Sagen nach dem Peloponnes verpflanzt worden sein, obgleich allerdings selbst der vorsichtige Thukydides 1, 9 an der Auswanderung des Pelops nicht zweifelt. Und zwar ist es in der ältesten Ueberlieferung höchst wahrscheinlich gleich Myken gewesen, wo Atreus und die Atriden, denn dieses ist der engere Name des nach Griechenland verpflanzten Zweigs, Wurzel 384 schlugen und mit außerordentlichen Reichthümern ausgestattet ihre Herrschaft über die ganze Halbinsel verbreiteten. Die gewöhnliche Erzählung von einer Auswanderung des Pelops nach Pisa und von seiner dortigen Niederlassung, so daß Atreus und Thyestes erst durch Flucht von dort nach Myken gelangen, scheint das Product späterer Umstände zu sein.
Die einfache Ueberlieferung der Ilias 2, 100 ist die daß Agamemnons Scepter göttlicher Abkunft und durch die Hände des Pelops, des Atreus und des Thyestes gegangen war, ehe es in die seinigen gelangte, daß er damit über viele Inseln und ganz Argos herrsche. Die später herkömmliche Fabel ist dagegen theils durch die Sagen vom Ursprunge der Olympischen Spiele, die zuerst von Pisa und erst später von Elis abhingen, theils durch die Mythologie der Bühne bestimmt worden. Namentlich ist durch diese die Familiengeschichte der Pelopiden gleich der der thebanischen Labdakiden zu jener Verkettung von entsetzlichen Verhängnissen und Verbrechen geworden, welche einen Lieblingsstoff der antiken Tragödie bildeten.
Die Sage von Pisa ist durch Pindar Ol. 1, 24 ff. erhalten. Tantalos wollte als Genosse des Göttermahls seinen Sohn dem Zeus schlachten, wahrscheinlich in demselben Sinne wie der arkadische Lykaon und der boeotische Athamas, was später als Greuel empfunden und demgemäß erzählt wurdeVgl. Eurip. Iph. T. 380 ff. Nach Serv. V. A. 6, 603, G. 3, 7 wollte Tantalos die Götter dadurch in Versuchung führen.. Den schon zerstückelten Knaben setzen die zum Opfermahl gebetenen Götter wieder zusammen, die fehlende Schulter, Demeter oder Thetis hatte davon gegessen, wird von Elfenbein eingesetzt, daher alle Pelopiden als erbliches Abzeichen ihres Geschlechtes ein weißes Mal auf der Schulter hattenWelches Mal auf sehr verschiedene Weise gedeutet wurde, Schol. Pind. Ol. 1, 37. 38, vgl. Virg. Ge. 3, 7 humeroque Pelops insignis eburno u. Philostr. imag. 1, 30. Vor Pindar scheint Hesiod die Sage in den grossen Eoeen ausführlich erzählt zu haben. Pelops schön wie Ganymed, Aristid. 2 p. 555. Auf Bildwerken gleicht er dem Paris, s. das Relief b. Campana op. in plast. t. 66.. Darauf wächst der schöne Knabe auf dem Olymp unter den Göttern auf, ein Liebling des Poseidon wie Ganymedes des Zeus, bis die Verschuldung seines Vaters zur Folge hat daß er wieder auf die Erde entlassen wurde. Da verlangt ihn nach der schönen Hippodameia, der Tochter des mörderischen Oenomaos, eines Sohnes des Ares, der mit 385 windesschnellen und geflügelten Rossen ausgestattet warEquos Aquilone velociores habuit Hygin f. 84, ventorum flatu creatos Mythogr. I. 1, 21. Sie hießen nach Schol. Ap. 1, 752 Ψύλλα und Ἅρπινα. Der Name Οἰνόμαος ist wohl zu verstehn wie οἴνοψ πόντος Od. 1, 183 vgl. den Giganten Πορφυρίων oben S. 206, [Anmerkung 732. Er ist ein Sohn des Ares in demselben Sinne wie der thrakische Diomedes oben S. 201. Seine Mutter heißt wie das eine Roß Ἅρπινα und eine T. des Asopos, oder Εὐρυϑόη und T. des Danaos, Schol. Ap. l. c., Schol. Pind. Ol. 6, 144. Eine andre Sage erzählte von einem Sohne des Oenomaos, dem Leukippos welcher Daphne geliebt, Paus. 8, 20, Parthen. erot. 15. und am Alpheios in der Gegend von Olympia sein Wesen trieb, eigentlich wohl nur ein Bild des stürmischen Meers, welches Pelops mit Hülfe des Poseidon und seiner Geliebten der Hippodameia überwindet. Oenomaos weiß durch ein Orakel daß er durch den Mann seiner Tochter Hippodameia d. h. der Rossebändigerin, einer Göttin des beruhigten Meers, also eines der Aphrodite verwandten WesensἹπποδάμεια ist sogar ein Beiname der Aphrodite, s. 1, 270. Sie erscheint auf den Abbildungen vom Kampfe immer als Braut des Pelops, neben ihm auf dem Wagen, bei den Dichtern als heftig von der Macht der Aphrodite entzündet. Für ihre Mutter galt die Plejade Sterope d. i. die Strahlende, Apollod. 3, 10, 1, obwohl Eratosth. cat. 23 u. Hygin P. A. 2, 25 diese die Mutter des Oenomaos nennen. In Olympia wurde Hippodameia von den Frauen als Stifterin eines Wettlaufs der Mädchen zu Ehren der Ehegöttin Hera verehrt, Paus. 5, 16, 3 vgl. 6, 20, 4. umkommen werde. Daher die stürmischen Wettfahrten mit den Freiern seiner schönen Tochter, bei denen er mit seinen Flügelrossen Alle überholt, sie im Vorbeirennen mit der Lanze durchbohrt und darauf mit ihren Schädeln den Tempel seines Vaters schmücktἐκ τῶν κρανίων ἐκείνων ναὸν ἔμελλε κατασκευάσειν, ὥσπερ καὶ Ἀνταῖος καὶ Εὔηνος καὶ Φόρβας καὶ Διομήδης ὁ Θρὰξ καὶ Κύκνος ὁ ὑφ' Ἡρακλέους ἀναιρεϑείς Tzetz. Lyk. 160 vgl. Schol. Pind. I. 3, 92. Hippodameia betrat den Wagen der Freier, nach Lukian Charid. 19 damit sie durch ihre Schönheit verwirrt würden. Die Fahrt war vom Altare des Zeus zu Olympia bis zu dem des Poseidon am Isthmos, Schol. Ap. 1, 752, Diod. 4, 73. Hesiod kannte die Namen der getödteten Freier, Paus. 6, 21, 7.. Da kam Pelops und siegte, durch die Gunst des Poseidon, der ihm ein Gespann geflügelter Rosse schenkte die noch schneller als die des Oenomaos waren, und durch die Gunst der Aphrodite, die das Herz der Hippodameia mit Liebe zu dem schönen Jüngling aus Lydien entzündete und Myrtilos, den Wagenführer des Oenomaos, einen Sohn des Hermes zur tückischen List gegen seinen Herrn verführteNach der gewöhnlichen Erzählung verspricht Hippodameia dem Myrtilos ihre Gunst. Als er sie unterwegs, auf Euboea, beim Geraestischen Vorgebirge, genießen will und darüber vom Pelops ins Meer gestürzt wird, beschwört er seinen Vater Hermes ihn zu rächen, was dieser später dadurch thut daß er den goldnen Widder zum Zankapfel zwischen Atreus und Thyestes macht, s. Schol. Eur. Or. 981, Schol. Il. 2, 104, Tzetz. Lyk. 156, Serv. V. Ge. 3, 7. Nach Andern hatte ihm Pelops dasselbe oder die Hälfte seines Reichs versprochen, Paus. 8, 14, 7, Hygin f. 84.. 386 Pindar Ol. 1, 71 ff. erzählt wie Pelops in der Nacht an den Strand des Meeres gegangen sei und den Poseidon gerufen habe, der ihm darauf den goldnen Wagen und das Gespann unermüdlicher Flügelrosse schenkte. Damit ausgerüstet erscheint er in Elis, wo schon dreizehn Freier der blutigen Lanze des Oenomaos gefallen waren und triumphirt über diesen, wie Sophokles und Euripides es in Tragödien und viele Künstler in Bildwerken und Gemälden ausgeführt hattenDas Wettrennen am Kypseloskasten Paus. 5, 17, 4 vgl. die von Apollon. 1, 752 ff. und b. Philostr. im. 1, 17. 30 u. Philostr. iun. 9 beschriebenen Bilder. Vasenbilder, Sarkophagreliefs und Todtenkisten b. Ritschl Ann. 12, 171–197 t. N. O., 30, 163–173 t. K und b. Papasliotis in Gerhard D. u. F. 1853 n. 53 t. 53–55, Friederichs ib. 1855 n. 79–81 t. 79–81.. Myrtilos steckt keinen Pflock, nach Andern einen Pflock von Wachs in den Radzapfen des Wagens auf dem Oenomaos fährt, so daß er unterliegen mußte, verliert aber selbst sein Leben durch Pelops, der ihn auf der Heimfahrt nach Lydien ins Meer wirft, in das Myrtoische Meer welches nach seinem Sturze benannt wurde: ein deutlicher Beweis daß Pelops ursprünglich bei diesem Abenteuer von Lydien ausgehend und dahin wieder zurückkehrend gedacht wurdeVgl. Eurip. Or. 989 ff., Cic. Tusc. 2, 27, 67 equi Pelopis illi Neptunii, qui per undas currus suspensos rapuisse dicuntur. Das Myrtoische Meer ist das beim südlichen Vorgebirge von Euboea, dem stürmischen Geraestos, s. 1, 451. Auch bei Lesbos erzählte man vom Sturze des Wagenführers des Pelops ins Meer, der hier Killos hieß, Schol. Il. 1, 38. Spätere Dichter, namentlich Phanokles, wußten von einer alten Feindschaft der Dardaniden und Pelopiden, da Tantalos den Ganymedes entführt habe, worüber später Pelops das Land habe meiden müssen, s. Welcker ep. Cycl. 2, 33, M. Schmidt Didym. 359.. Ja man erzählte daß Pelops, wie er mit den Wunderrossen des Poseidon über das Meer zu fahren vermochte, so jetzt sein Beilager mit der Hippodameia am Meeresstrande und über den Wogen gefeiert habe, begrüßt von dem Chore der NereidenHimer, or. 1, 6 vgl. ecl. 32, 8., so daß er wohl eigentlich selbst ein Poseidonischer Dämon gewesen. Erst eine spätere Version der Fabel, wie sie von den achaeischen Pelopiden in Pisa, welche aber erst seit der Rückkehr der Herakliden dort ansässig wurdenE. Curtius Z. f. Alterthumsw. 1852 n. 3, Pelop. 2, 47. 559., scheint die Sage in Pisa befestigt 387 und mit unmittelbarer Beziehung auf die Stiftung der Olympischen Spiele ausgebildet zu haben, welche seit der angeblich durch Herakles geordneten Einrichtung den Pelops als ihren ersten Urheber nannten und sowohl sein Grab als das Haus des Oenomaos und andre auf diese Sage bezügliche Monumente auf dem durch jene Erinnerungen geweihten Schauplatze zeigtenDas Pelopion in Olympia und seine heroische Verehrung galt für eine Stiftung des Herakles. Im vordem Giebelfelde des Zeustempels sah man eine figurenreiche Darstellung des Kampfes zwischen Pelops und Oenomaos, Paus. 5, 10, 2..
Noch weit mehr als diese Fabel ist die folgende von den Nachkommen des Pelops im Peloponnes, besonders vom Atreus und Thyestes durch die späteren Combinationen örtlicher Sagen und durch die Dichtungen der attischen Tragiker verändert worden. Die Ilias 2, 100 ff. weiß blos von Pelops, dem Herrn der stürmischen Rosseπλήξιππος. Immer werden die Lyder und überhaupt die asiatischen Völker als φιλιππότατοι geschildert, s. Herod. 1, 79, Philostr. im. 1, 17, daher das Sprichwort Λύδιον ἅρμα und Il. 10, 431 καὶ Φρύγες ἱππόμαχοι καὶ Μήονες ἱπποκορυσταί., von Atreus und von dem heerdenreichen Thyestes (πολύαρνος), der sein Scepter dem Agamemnon hinterläßt, die hesiodische Sage wohl von der majestätischen Würde und von den großen Reichthümern des Pelops und der PelopidenHesiod b. Suidas ἀλκή· Ἀλκὴν μὲν γὰρ ἔδωκεν Ὀλύμπιος Αἰακίδησι, νοῦν δ' Ἀμυϑαονίδαις, πλοῦτον δέ περ Ἀτρείδῃσι, vgl. Il. 9, 38 Diomed zum Agamemnon: σκήπτρῳ μέν τοι ἔδωκε τετιμῆσϑαι περὶ πάντων, ἀλκὴν δ' οὕτοι ἔδωκεν, ὅ τε κράτος ἐστὶ μέγιστον u. Il. 11, 46 βασιλῆα πολυχρύσοιο Μυκήνης. Tyrtaeos 12, 7 οὐδ' εἰ Τανταλίδεω Πέλοπος βασιλεύτερος εἴη. Thuk. 1, 9., aber noch nichts von ihren unerhörten Verbrechen. Doch vermehrte sich ihre Anzahl mit der Zeit, da Pindar zuerst von sechs tugendreichen Söhnen des Pelops spricht, deren Namen von späteren Sagenschreibern hinzugefügt werdenPlut. Thes. 3 meint daß Pelops eben so sehr durch seine zahlreiche Nachkommenschaft als durch seinen Reichthum zu solchen Ehren gekommen sei, πολλὰς μὲν ἐκδόμενος ϑυγατέρας τοῖς ἀρίστοις, πολλοὺς δὲ ταῖς πολιτείαις υἱοὺς ἐγκατασπείρας ἄρχοντας. Vgl. Paus. 5, 8, 1, Schol. Pind. Ol. 1, 144, Schol. Eurip. Or. 5. Das Wesentliche dieser bis Megara und Boeotien verbreiteten Pelopiden ist daß sie Könige und Führer der Achaeer sind, s. die Inschrift des alten Anathems zu Olympia, Paus. 5, 25, 5.. Die große Reihe jener Verbrechen aber beginnt erst mit der Tragödie, welche dabei von verschollenen Sagen des späteren Epos, namentlich der Alkmaeonis angeleitet gewesen zu sein scheint. 388 Häufig wird der vom Pelops am Myrtilos begangene Mord als der erste Anhub der schrecklichen Verirrungen und dämonischen Rachegeister bezeichnet, welche nun in diesem Hause ihren Sitz aufschlugenSoph. El. 504 ff., Eur. Or. 989 ff. u. A., während Andre den Mord des schönen Chrysippos, des Lieblings des Pelops, den eine Nymphe ihm geboren, durch Atreus und Thyestes als die erste Ursache dieser düstern Geschicke und zugleich als die der Zerstreuung der Pelopiden nanntenSo hatte Hellanikos erzählt, Schol. Il. 2, 105, dem vielleicht Thuk. 1, 9 folgt. Von den Tragödien des Euripides und Attius soll die eine die Entführung des Chrysippos durch Laios (oben S. 347), die andre seinen Tod durch Atreus und Thyestes zur Hauptsache gemacht haben, s. Welcker Gr. Trag. 533 ff., Ribbeck tr. lat. 345.. In Folge davon verlassen jene beiden die Gegend von Pisa und wenden sich in die von Myken, wo sie sich zuerst in der alten Feste Midea niedergelassen, dann nach dem Tode des Eurystheus die Herrschaft über Myken gewonnen haben sollen, dessen merkwürdige Trümmer noch die stummen Zeugen von der Herrlichkeit dieses Geschlechtes sindCurtius Pelop. 2, 401 ff. Auf die erste Ansiedelung der Pelopiden in Midea wird hingewiesen b. Paus. 6, 20, 4 u. Apollod. 2, 4, 5. 6, wo Μιδέα oder Μιδεία ein phrygisches Weib heißt, da ohnehin der Name an Midas erinnert. Vgl. oben S. 72. 279, [Anmerkung 1008].. Atreus ist Gemahl einer Tochter des Minos, der verbuhlten AeropeBei Hesiod u. A. galten Agamemnon und Menelaos für Söhne des Pleisthenes, eines früh verstorbenen Sohns des Atreus, und Aerope für die Gemahlin dieses Pleisthenes, den aber Homer nicht kennt, s. Schol. Il. 1, 7; 2, 249, Tzetz. Exeg. Il. 68, 20 u. A. vgl. oben S. 128. Das Wesentliche ist die Abstammung der beiden Atriden von einer übelberüchtigten Kreterin, Soph. Ai. 1295 ff., Eur. Or. 18, Hel. 391, Lykophr. 150., und im Besitze eines Lammes oder Widders mit goldenem Vließ, welches ihm seine von Thyestes angefochtene Herrschaft sichert. Deshalb entwendet es ihm dieser, mit Hülfe der von ihm verführten Aerope. Aber Zeus schreitet zu Gunsten des Atreus als des Erstgebornen mit einem Wunder ein, indem er die Sonne, da sie bisher im Westen aufgegangen, rückläufig werden und seitdem im Osten aufgehen und im Westen untergehen läßtPlato Polit. 269 A τὸ περὶ τὴν Ἀτρέως τε καὶ Θυέστου λεχϑεῖσαν ἔριν φάσμα – τὸ περὶ τῆς μεταβολῆς δύσεως τε καὶ ἀνατολῆς ἡλίου καὶ τῶν ἄλλων ἄστρων, ὡς ἄρα ὅϑεν μὲν ἀνατέλλει νῦν, εἰς τοῦτον τότε τὸν τόπον ἐδύετο, ἀνέτελλε δ' ἐκ τοῦ ἐναντίου, τότε δὲ δὴ μαρτυρήσας ἄρα ὁ ϑεὸς Ἀτρεῖ μετέβαλεν αὐτὸ ἐπὶ τὸ νῦν σχῆμα. Vgl. Schol. Il. 2, 106, wo Zeus dem Atreus das Wunder vorher durch Hermes ankündigt., so daß Thyestes flüchten muß. Doch kehrt er bittend und demüthig zurück an den Heerd 389 des Bruders, der ihn scheinbar wohlwollend aufnimmt, aber dann durch die entsetzliche Rache straft daß er den Sohn des Thyestes schlachtet und dem eignen Vater davon zu essen vorsetzt, wie davon namentlich Aeschylos den Aegisthos als Sohn des Thyestes erzählen und dieses Verbrechen des Atreus und den Fluch seines Vaters als den Grund alles späteren Unheils bezeichnen läßtAesch. Agam. 1583 ff., wo Aegisth, ein dritter Sohn neben den beiden geschlachteten, als kleines Kind mit seinem Vater Thyestes vertrieben wird und später mit dem Vorsatz der Rache zum Agamemnon zurückkehrt. Das Verhältniß zwischen Atreus und Thyestes (ἀμφίλεκτος ὢν κράτει) scheint sich Aeschylos wie das der thebanischen Brüder gedacht zu haben. Die verrätherische Aerope wurde bei Sophokles und Euripides vom Atreus ins Meer geworfen, Schol. Eur. Or. 800, Schol. Arist. Vesp. 763, Welcker Gr. Trag. 684.. Dahingegen die späteren Tragiker, Sophokles Euripides und die Römer, die unnatürlichen Verbrechen, welche der Geist der Rache in diesen Häusern erzeugte, noch mehr häuften, indem sie den Thyestes nach dem entsetzlichen Mahle nach Thesprotien entfliehen und dort wie es scheint, also von den Unterirdischen des Todtenorakels sich den Gedanken eingeben ließen, mit seiner eignen Tochter Pelopia einen Rächer zu erzeugen, wie er es hernach in einer finstern Nacht zu Sikyon wirklich ausführte. So entstand Aegisthos, welcher darauf mit seiner Mutter an den Hof des Atreus versetzt wurde und diesen, nachdem auch sein Vater dort von neuem erschienen war, nach dem Willen des Schicksals ermordete, mit demselben Schwerdte in welches sich kurz zuvor die verzweifelnde Pelopia gestürzt hatteHygin f. 87. 88. Von Sophokles gab es einen Ἀτρεὺς ἢ Μυκηναῖαι, einen Θυέστης ἐν Σικυῶνι und einen Θυέστης δεύτερος, von Euripides Κρῆσσαι, wahrscheinlich identisch mit dem Θυέστης, und einen Πλεισϑένης, dem vermuthlich die Skizze b. Hygin f. 86 entlehnt ist. Von den Römern behandelten Ennius, Pacuvius, Attius, Varius, zuletzt Seneca diese Fabeln. Daß auch Sophokles den Thyest seine Tochter schänden ließ um einen Rächer an seinem Bruder zu erzeugen, vgl. Ovid Ib. 361, Dio Chrys. 66, 6, Seneca Ag. 33, Mythogr. 1, 22, darf man aus fr. 227 folgern. Daß das Orakel aus der Unterwelt kam deutet Hygin f. 88 an: Thyestes profugit ad regem Thesprotum, ubi lacus Avernus dicitur esse etc., nach Seneca Ag. 294 kam es vom Apollo. Die Künstler haben sich auf diese Greuel wenig eingelassen.. Die alte Ueberlieferung von einer zwischen Agamemnon, dem Sohne oder Enkel des Atreus, und Aegisthos, dem Sohne des Thyestes bestehenden Feindschaft und von ihren blutigen Folgen mag den ersten Anstoß zu solchen Dichtungen gegeben haben, um rückwärts in demselben Geschlechte, wo dieses vorgegangen, in ähnlichen Verbrechen und 390 unnatürlichen Störungen aller Familienbande eine Ursache der späteren Vorgänge nachzuweisen. Alt scheint auch das Symbol des goldnen Widders zu sein, welcher von selbst an den der Athamantiden erinnert und wie dieser ursprünglich ein Symbol der Gnade des Zeus und der von ihm unterstützten Herrschaft der Atriden gewesen sein wird; obwohl die Tragiker diesen Widder gewöhnlich eine Gabe des zürnenden Hermes nannten, welcher dadurch Zwietracht unter die Brüder gesäet und dadurch den Mord seines Sohnes Myrtilos gerächt habeDio Chrys. l. c. ὅτι μὲν γὰρ διὰ χρυσοῦν πρόβατον ἀνάστατον συνέβη γενέσϑαι τηλικαύτην οἰκίαν, τὴν Πέλοπος, οἱ τραγῳδοί φασιν, καὶ κατεκόπη μὲν τὰ τοῦ Θυέστου τέκνα, τῇ Πελοπίᾳ δὲ ὁ πατὴρ ἐμίχϑη καὶ τὸν Αἴγιστϑον ἔσπειρεν, οὗτος δ' ἀπέκτεινε μετὰ τῆς Κλυταιμνήστρας τὸν Ἀγαμέμνονα – κακείνην Ὀρέστης ὁ υἱός etc., mit Berufung auf Euripides und Sophokles. Vgl. Eur. El. 699 ff., Iph. T. 813 ff., Or. 995 ff., Schol. Or. 800 u. 989. Pherekydes wußte nichts vom Zorne des Hermes und die Alkmaeonis hatte den Hirten genannt, durch den der Widder dem Atreus überbracht worden war, Schol. Or. 988. Bei Attius nannte Atreus denselben ein Geschenk des Zeus und regni stabilimen mei, vgl. Seneca Thyest. 225 ff. ist Pelopis alte nobile in stabulis pecus, arcanus aries, ductor opulenti gregis. – Possessor huius regnat, hunc cunctae domus fortuna sequitur. Nach Paus. 2, 18, 2 lag ein Widder auf dem Grabe des Thyestes, ὅτι τὴν ἄρνα ὁ Θυέστης ἔσχε τὴν χρυσῆν, μοιχεύσας τοῦ ἀδελφοῦ τὴν γυναῖκα.. Das Wunder des veränderten Sonnenlaufs ist wohl die Folge eines Mißverständnisses der alten Dichtung daß Helios im westlichen Aea nicht allein seinen Untergang, sondern auch seinen Aufgang hatte (1, 339); die Dichter haben es auf verschiedene Weise zu erklären gesucht, Euripides u. A. so daß Atreus zuerst die der Bewegung des Himmels entgegengesetzte Richtung des Sonnenlaufs erkannt und durch diese Erkenntniß seine Herrschaft gesichert habeAngeblich auch Sophokles s. Achill. Tat. isag. 122 E (Soph. fr. 668, Eur. fr. 853). Derselben Deutung folgen Polybios u. Strabo 1, 23 vgl. Welcker Gr. Tr. 361. Es ist dieselbe Weisheit, welche den Stein des Tantalos zur Sonne machte, Eur. Or. 8. 982 ff., Lucret. 3, 978., die römischen poetischer dadurch daß sie den Sonnengott beim Anblick des grausen Mahles auf halbem Wege umkehren und darüber eine plötzliche Verfinsterung entstehen liessenOvid A. A. 1, 327 ff., Tr. 2, 392, Stat. Theb. 4, 307, Lucan Phars. 1, 543; 7, 451, Hygin f. 88. 258. Von einem ähnlichen Wunder dichtete Attius in seinem Brutus, Cic. de div. 1, 22, 44.. Was dieses entsetzliche Mahl des Thyestes betrifft so erklärt es sich wohl am besten unter der Voraussetzung daß dabei eine dunkle Kunde von Opfern an den Zeus Herkeios d. h. an 391 den Familiengott des Hauses der Atriden zu Grunde lag, die den im Hause der Athamantiden gebräuchlichen ähnlich gewesen sein mögenDiese Auffassung wird durch die Andeutungen b. Seneca Thyest. 641 ff. unterstützt. und zugleich an das Opfer des Pelops erinnern, womit Tantalos die Götter zu erfreuen dachte.