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b. Der Stamm des Kretheus und der Tyro.
Kretheus gilt gewöhnlich für den ältesten Sohn des thessalischen Aeolos, daher seine Nachkommen auf die Herrschaft in Iolkos den ersten Anspruch hatten. Athamas und Sisyphos sind seine Brüder, jener als Repräsentant des alten aeolischen Stammes in Boeotien, dieser als der in Korinth, endlich Salmoneus, der als sehr übermüthig geschildert wird und sowohl der thessalischen Sage als der von Elis bekannt war. Auf stolzem Wagen, welchen vier Rosse zogen, soll er den Donner und Blitz künstlich nachgeahmt und vom Volke die Opfer des Zeus gefordert haben, bis dieser seiner angemaßten Herrlichkeit mit einem wirklichen Blitze ein Ende machteOd. 11, 236 heilst er ἀμύμων. Vgl. Hesiod b. Schol. Pind. P. 4, 253, wo er ἄδικος heißt, Apollod. 1, 9, 7, Diod. 4, 68; 6, 9, Virg. A. 6, 585 ff. Serv., Hygin f. 61. Es hieß daß er eine Stadt Σαλμωνία oder Σαλμώνη gegründet habe, Str. 8, 356. Der Name ist desselben Stammes wie Ἅλος oder Ἄλος, Ἄλμος oder Σάλμος eine Stadt in Boeotien, Ἀλμωπία von dem Riesen Ἄλμωψ, einem Sohne des Poseidon und der Helle, Steph. B, vgl. Ἄλμος und Πορφυρίων (oben S. 206, [Anmerkung 732]) die Söhne des Sisyphos, daher das Dorf Ἄλμωνες oder Ὄλμωνες in der Gegend von Orchomenos, Paus. 9, 34, 5, Schol. Apollon. 3, 1094.. Der in verschiedenen 315 Formen wiederkehrende Name hängt mit ἃλς d. i. sal zusammen. Also ein stolzer Seekönig der Vorzeit, wenn nicht etwa, wie beim Bellerophon und Sarpedon, ein alter Cultus des Helios–Poseidon zu Grunde liegt. Seine Tochter ist die sagenberühmte Tyro, die vom thessalischen Poseidon den Pelias und Neleus geboren (1, 459) und als Weib des Kretheus die Mutter des Aeson, des Pheres und des Amythaon ist. Aeson ist der Vater des Iason, Pheres der des Admet, Amythaon der des Bias und Melampus, denen wir in Argos und unter den Heroen der Weissagekunst wieder begegnen werden. Pelias und NeleusAuch der Name Νηλεὺς wird, wenn er wirklich (wie oft geschieht) von νηλεὴς abzuleiten ist, am besten von Poseidonischer Gewaltthat zu verstehen sein, denn auch Poseidon ist νηλεής, so gut wie der Gott der Unterwelt. werden von der Sage mehr als Bilder des ältesten Königthums von Iolkos und Pylos gefeiert, das durch den Segen des Poseidon reich an Macht und Gütern und durch seine ritterlichen Künste ausgezeichnet war, als daß sie viel Einzelnes von ihnen zu erzählen wüßte. Neleus hieß Gemahl der schönen Chloris, einer Tochter des Amphion von OrchomenosOd. 11, 281 ff. Chloris heißt hier die Tochter Ἀμφίονος Ἰασίδαο, ὃς ποτ' ἐν Ὀρχομενῷ Μινυείῳ ἶφι ἄνασσεν. Später galt sie allgemein für eine Tochter des thebanischen Amphion und der Niobe und das einzige Kind von dieser, welches die Götter verschonten. Als Mutter der Orchomenischen Chloris wurde Persephone, eine T. des Minyas genannt, Schol. Od. 11, 281 nach Pherekydes. Von den zwölf Söhnen der Chloris weiß auch die Ilias 11, 692., die ihm zwölf Söhne, von denen Periklymenos und Nestor die berühmtesten sind (S. 240), und eine Tochter, die wunderschöne Pero gebiert, die vom Bias die Stammmutter des herrschenden Zweiges der argivischen Amythaoniden wurde. Pelias, dessen Schicksale ganz in die Argonautensage verflochten sind, war der Vater des Akastos und mehrerer Töchter, unter denen Alkestis durch ihre treue Liebe zu dem glücklichen Admet berühmt ist. Dieser herrschte in den weiten und gesegneten Feldern von Pherae am boebeischen SeeEur. Alk. 588 πολυμηκοτάταν ἑστίαν οἰκεῖ παρὰ καλλίναον Βοιβίαν λίμναν etc. Apollon. 1, 49 οὐδὲ Φεραῖς Ἄδμητος εὐρρήνεσσιν ἀνάσσων μίμνεν ὑπὸ σκοπιὴν ὄρεος Χαλκωδονίοιο, d. i. das Gebirge oberhalb Pherae, Hygin f. 14 u. Virg. Cul. 260 mit der Verbesserung von Haupt Mtsber. d. Berl. Akad. 1857 S. 649., derselben Gegend in welcher die Sage von der Liebe des Apoll zur Koronis und von der Geburt des Asklepios erzählt wurde (1, 403). Sein Glück war die 316 Freundschaft des Apoll, der ihm als Dienstmann an den schattigen Abhängen des Pelion die Heerden hütete, man sagte nachdem er wegen des Asklepios dem Zeus die Kyklopen getödtet hatte und zur Buße dafürEurip. Alk. z. A. und dazu die Scholien mit sehr verschiedenen Angaben. Nach Pherekydes tödtete Apollo nicht die Kyklopen, sondern deren Söhne, nach Alexandrides dem Delpher wurde ihm die Buße aufgelegt nachdem er den Drachen Python getödtet. Immer wird Apoll dafür εἰς ἐνιαυτὸν dienstbar, s. Meineke Vindic. Str. 168. Nach den alexandrinischen und römischen Dichtern Kallimachos in Apoll. 49, Rhianos, Tibull, Ovid diente Apollo dem Admet aus Liebe.. Da gediehen die Heerden des Admetos wunderbar und seine Rosse waren die besten vor Troja, als sein Sohn Eumelos dort mit ihnen unter den Griechen erschien, dieselben welche Apoll an der oft gerühmten Quelle Hypereia bei Pherae getränkt hatteIl. 2, 763 ff. Schol., Pherekydes u. Sophokles b. Schol. Pind. P. 4, 221. Ueber die Quelle Hypereia s. Ussing Gr. Reisen und Studien 94. Εὐμηλίδαι eine Phratrie in Neapel, dessen Bevölkerung zum Theil aus Thessalien stammte, C. I. vol. 3 p. 716.. Als Pelias seine schöne Tochter dem versprach, welcher einen Löwen und einen Eber vor den Brautwagen jochen würde, that Apollo das für seinen Freund, der darauf mit diesem Gespann nach dem benachbarten Iolkos ging und seine Alkestis heimführteApollod. 1, 9, 14, Hygin f. 50. 51. Am Amyklaeischen Thron war Admetos abgebildet, wie er die beiden wilden Thiere vor den Wagen spannte Paus. 3, 18, 8. Löwe und Eber vor dem Wagen der Aurora auf M. des Divus Traianus und seines Parthischen Triumphs, Eckhel D. N. 6, 442.. Und als Admet bei seiner Hochzeit der Artemis zu opfern vergessen hatte und dafür Schlangen in dem Brautgemache fand, übernahm es wieder Apoll seine Schwester zu versöhnen, indem er zugleich die Moeren durch süßen Wein zu dem Versprechen beredeteApollod. l. c. vgl. Bd. 1, 416. Artemis und die Moeren gehören beide nothwendig zur Hochzeit, 1, 238. 414. Auch die Hochzeit des Admet war in der griechischen Poesie berühmt, Eur. Alk. 915 ff., daß Admet wenn seine Stunde gekommen des Todes ledig bleiben solle, falls Jemand freiwillig für ihn in den Tod gehen würde, der Vater, die Mutter oder sein Weib. Als aber die Stunde gekommen war und nicht der Vater, nicht die Mutter für den Sohn sterben wollten, wohl aber Alkestis freudig für den Gatten sich opferte, da schickt Persephone über so große Treue gerührt sie dem Admetos zurück, oder wie Euripides dichtet Herakles, der den Admetos auch lieb hatte, jagt dem Tode seine Beute beim Grabe wieder ab. Die schöne Fabel, bei welcher alte Ueberlieferungen des Dienstes des Apollo und der Artemis zu Pherae 317 zu Grunde liegen mögen, wurde viel in Liedern des lyrischen Gesanges gefeiertEurip. Alk. 445 ff., Seneca consol. ad Helv. 17 nobilitatur carminibus omnium quae se pro coniuge vicariam dedit. In Athen ward ein Skolion vom Admet gesungen, s. Poet. lyr. ed. Bergk p. 961. Die Artemis von Pherae (1, 246, [693]) stand der Hekate und Persephone nahe und scheint in einigen Legenden für die Tochter des Admet gegolten zu haben, Hesych Ἀδμήτου κόρη, wenn hier nicht vielmehr der Gott der Unterwelt zu verstehen ist. Müller Dor. 1, 320, Proleg. 300 hält beide, den Gott und den Heros, für identisch, vgl. Schoemann op. 2, 202, 86. Einen andern Weg zur Erklärung versucht Stacke N. Jbb. f. Philol. 1856 S. 240 ff. und vor Euripides hatten Phrynichos und Sophokles auf der attischen Bühne davon gedichtetSchon bei Phrynichos würgte Herakles den Tod und höchst wahrscheinlich kam hier auch die Scene mit den Moeren vor, da Aeschylos Eum. 723 darauf als auf etwas Bekanntes zurückweist. Von Sophokles stammt wohl der Zug der freiwilligen Zurückgabe der Unterwelt, s. Plato Symp. 179 B, Apollod. a. a. O., Welcker Gr. Trag. 344.. Alkestis ist darüber für immer zu einem Muster der ehelichen Liebe und Aufopferung geworden. Was endlich den König Pelias betrifft so wird auch er als reich und mächtig geschildert, wie die ihm von Akastos gehaltenen Leichenspiele denn zu den berühmtesten des epischen Gesanges gehörten. Doch gilt er auch für übermüthigHesiod th. 996 ὑβριστὴς Πελίης καὶ ἀτάσϑαλος, ὀμβριμοεργός., hart und listig, wodurch er die Ursache des Argonautenzuges, aber auch die seines eigenen Todes wurde. Wie er seinen Bruder Neleus vertrieben hat, der darüber nach Pylos in Messenien auswandern mußte, so verdrängt er in Iolkos den besser berechtigten Aeson, der deshalb seinen Sohn Iason, aus Furcht vor den Nachstellungen des Pelias, in zarter Jugend beim Kentauren Chiron auf dem Pelion verbarg. Auch hatte sich Pelias den Zorn der Hera zugezogen, nach der gewöhnlichen Sage weil er die böse Sidero, welche seine Mutter Tyro so arg geplagt hatte (1, 460), im Haine, ja am Altare der mächtigen Göttin, zu welcher sie ihre Zuflucht genommen, getödtet hatte. Es ist die pelasgische Hera, die in dieser Gegend viel verehrt wurde (1, 126) und als Schutzgöttin Iasons in der ganzen Argonautensage sehr thätig ist und zwar schon nach der Erzählung der Odyssee 12, 71. Als Iason einst im Winter auf die Jagd ging, alle Höhen voll Schnee lagen und die Ströme vom Pelion übervoll in das Thal des Anauros sich ergossen, da stellte sich Hera um den Jüngling zu versuchen in der Gestalt eines hülflosen alten Weibes an den Strom und jammerte. Iason aber hob sie rüstig auf seine Schultern 318 und trug sie hinüber, wofür die Göttin ihm hernach ihren Beistand in allen Abenteuern gewährteApollon. 3, 66 ff., ohne Zweifel ein altes Märchen, wo die Hülfe, die Iason der von Sturmfluth und Winter bedrängten Hera gewährt, bedeutsam ist.. Neben ihr Athena, welche bei dem Bau der Argo half und die kühnen Helden auf der ganzen Fahrt mit Schutz und Trutz begleitete, daher sie in Kyzikos mit Beziehung auf die Argonautenfahrt als Iasonische verehrt wurde.