Ludwig Preller
Griechische Mythologie II - Heroen
Ludwig Preller

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a. Kekrops, Erichthonios, Erechtheus.

Derselbe bildliche Grundgedanke in drei aufeinander folgenden Gestalten, denn so haben die Mythographen diese Namen alter Sage später geordnet. Dieser Grundgedanke ist der eines erdgebornen Urmenschen, der mit dem Athenadienste der Burg von Athen aufs engste zusammenhängt und im Sinne desselben die Landescultur begründet und beschirmt. Erichthonios und Erechtheus werden ausdrücklich für identisch erklärt und Homer nennt den letzteren wo die spätere Sage den ersteren zu nennen pflegte (1, 158). Kekrops theilt die Schlangenbildung mit Erichthonios, nur daß dieser ganz, jener nur zur Hälfte Schlange war, welche in diesen attischen Sagen die Bedeutung des heimlichen und verborgenen Wachsthums der irdischen Dinge, namentlich des erdgebornen Menschen hatte. Alle drei fanden sich endlich in dem Heiligthum der Landesgöttin auf der Burg wieder zusammen, entweder als Heroen, die an ihren Gräbern verehrt wurden, oder als dämonische Theilnehmer der Ehren und Opfer, welche dieses Allerheiligste des attischen Staates und der attischen Religion belebten.

Kekrops galt in der gewöhnlichen Sage für den ersten Ansiedler von Athen d. h. der späteren Burg Kekropia. Der Name scheint mit καρπὸς und κρώπιον zusammenzuhängen, so daß sich also schon dadurch die Beziehung auf Frucht und Erndte 137 ankündigen würdeκρώπιον ist Sichel und ein Zweig desselben Stamms wie καρπός, carpo u. a., vgl. den att. Demos Κρωπία Κρωπίδαι u. G. Curtius Grundz. 1, 114.. Auch hält ihn die ältere Ueberlieferung durchaus für einen Autochthonen; erst die gelehrte Forschung und Meinung eines jüngeren Zeitalters, wo man auch an die aegyptische Abkunft der Athena glaubte, hat ihn für einen Einwanderer aus Aegypten erklärtMüller Orchom. 106 ff.. Seine körperliche Bildung, wie sie den Atheniensern durch viele Bildwerke vergegenwärtigt wurde, war die menschliche mit einem SchlangenleibeDaher heißt er διιφυής d. i. δίμορφος, Lykophr. 111, Diod. 1, 28, geminus Ovid M. 2, 555. Mehrere Statuen der Art, die ein Gebälk getragen zu haben scheinen und vermuthlich den Kekrops und nach seinem Vorbilde andere Autochthonen oder Eponymen darstellten, befinden sich in Athen. Auf einem Vasenbilde der Geburt des Erichthonios, El. céramogr. 1, pl. 85 A, sieht man ihn mit königlichen Attributen. Vgl. Eurip. Ion 1163 Κέκροπα ϑυγατέρων πέλας σπείραισιν εἰλίσσοντ', Ἀϑηναίων τινὸς ἀνάϑημα, Aristoph. Vesp. 438 τὰ πρὸς ποδῶν δρακοντίδης, Eupolis b. Meineke Com. Gr. 5, 1 p. LXXVIII τὸν Κέκροπα τἄνωϑεν ἀνδρός φασ' ἔχειν μέχρι τῶν κοχωνῶν, τὰ δὲ κάτωϑεν ϑυννίδος. Himer, or. 7, 4 οὔπω καϑαρὸς ὁ Κέκροψ ἄνϑρωπος, ἅτε τὰς ἐκ λαγόνων σπείρας τῆς μητρὸς εἶχεν, nehmlich als γηγενής.. Man nannte ihn den ersten König, den ersten Gesetzgeber, den Stifter der ältesten Gottesdienste auf der Burg von Athen d. h. des Zeus HypatosPaus. 8, 2, 1 vgl. 1, 26, 6 u. Bd. 1, 101. Philochoros schrieb dem Kekrops auch die Stiftung der Kronien zu, deren Feier wahrscheinlich mit dem Dienste des Zeus ὕπατος zusammenhing, Macrob. S. 1, 10, 22, Bd. 1, 44. Auch das älteste Xoanon der A. Polias wurde gewöhnlich dem Kekrops zugeschrieben, Euseb. chron. 2, 4 p. 226 ed. Mediol. und der Athena Polias. Namentlich schrieb man ihm die Entscheidung in dem Streite zwischen Poseidon und Athena zu Gunsten der letzteren zu, nach der einfacheren Erzählung so daß er von beiden zum Schiedsrichter gewählt wurde, nach einer jüngeren daß Zeus aus den zwölf Göttern ein Gericht zusammensetzte, vor welchem Kekrops auftrat und den Gedanken ausführte daß das Meer überall, aber der Oelbaum durch Athenas Huld etwas dem attischen Lande Eigenthümliches, also eine Aufforderung zur fleißigen Cultur des Bodens seiKallimachos b. Schol. Il. 17, 54. Noch Themistokles hatte mit dem Vorurtheil zu kämpfen daß Attikas Bewohner vorzüglich zur Cultur des Bodens berufen seien, Plut. Themist. 19.. Die Töchter des Kekrops, die drei Thauschwestern, sind die Dienerinnen dieser wohlthätigen Göttin, Pandrosos ihre erste Priesterin. Dieselbe gebiert vom Hermes den Keryx, den Stammvater des sehr 138 angesehenen Geschlechtes der Keryken, Herse von demselben Gotte den Kephalos, den Eos liebt und nach dem Morgenlande entführt. Endlich Aglauros gebiert vom Ares die Alkippe, deren Schicksal zur Stiftung des Areopag Veranlassung gab (1, 256). Ein angeblicher Sohn des Kekrops, Namens Erysichthon, scheint mehr der Sage von Delos und Prasiae als der von Athen anzugehörenNamentlich galt er für den Stifter der Theorie von Athen über Prasiae nach Delos und für den des ältesten Xoanon des Apoll auf dieser Insel, Paus. 1, 2, 5; 31, 2, Phanodem b. Athen. 9, 47, Plutarch b. Euseb. Praep. Ev. 3, 8 p. 88. Nach P. 1, 18, 5 brachte er das älteste Xoanon der Eileithyia von Delos nach Athen..

Erichthonios d. i. Genius des fruchtbaren Bodens der Gegend von Athen (1, 159) hat dagegen immer die engere Bedeutung eines ersten Sprößlings und Pfleglings der Landesgöttin behalten. In Schlangengestalt wurde er geboren und von der Göttin als Geheimniß den Kekropiden anvertrautNach Eurip. Ion 21 als ein von zwei Schlangen behütetes d. h. wohl umschlungenes Kind, puer dracone involutus nach Varro b. Augustin C. D. 18, 12, vgl. den Sohn des Kadmos oben S. 27, [Anmerkung 58].. Als er dann im Heiligthume der Athena und unter ihrer Pflege herangewachsen war, wurde er König des Landes, lehrte die Verehrung des alten Holzbildes seiner Schutzgöttin und stiftete das ritterliche Spiel der Panathenaeen, welches nächst dem der Eleusinien für das älteste in Griechenland gehalten wurdeAristid. Panath. 1 p. 308 καὶ μὴν τούτων πρεσβύτατος ὁ τῶν Παναϑηναίων, εἰ δὲ βούλει ὁ τῶν Ἐλευσινίων, vgl. Harpokr. v. Παναϑήναια, Aristot. Pepl. p. 11 sqq. Schneidewin Piniol. 1, nach welchem es zum Andenken an den Sieg der Pallas über den Giganten Asterios gestiftet wurde, Marm. Par. ep. 10 u. A..

Endlich Erechtheus galt gewöhnlich für einen Enkel des Erichthonios. Sein Bruder wurde Butes genannt, der Stammvater des Geschlechtes der Eteobutaden, die im erblichen Besitze des Priesterthums der Burggöttin und des Poseidon Erechtheus waren. Für seine Schwestern galten Prokne und Philomela, die Töchter des Pandion, der darüber zum Sohne des Erichthonios geworden ist. In der attischen Geschichte war Erechtheus der letzte König vom Mannsstamme des Athenakindes, der in dem entscheidenden Kampfe mit Eumolpos, in welchem die alte Feindschaft zwischen Athena und Poseidon noch einmal aufloderte, mit seiner ganzen Familie zum Märtyrer des Vaterlandes und der Göttin seines Stammes geworden sei. 139


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