Ludwig Preller
Griechische Mythologie II - Heroen
Ludwig Preller

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f. Erechtheus und Eumolpos.

Erechtheus ist in diesem Kampfe der Repräsentant von Athen, dem alten autochthonisch ursprünglichen, mit dem Dienste seiner eben so wohlthätigen als kriegerischen Burggöttin und dem von ihr selbst gegründeten KönigsstammSoph. Ai. 202 γενεᾶς χϑονίων ἐπ' Ἐρεχϑειδᾶν von der Bevölkerung von Attika und Salamis, in demselben Sinne wie Hes. χϑονίους Ἰναχίδας d. h. αὐτόχϑονας καὶ οὐκ ἐπήλυδας von den Argivern. Vgl. Eur. Ion 24. Denn Erechtheus ist der wahre Stammheros der Ἀϑηναῖοι und Athena seine Schutzgöttin, sowohl die Pflanzerin des Oelbaums als die Inhaberin der Gorgo, Eurip. Erechth. fr. 353. 362, 46., Eumolpos der von 153 Eleusis und von den ausländischen Elementen der eleusinischen Weihe, aber auch der des stürmischen Poseidon, dessen Sohn Eumolpos ist und dessen Kampf mit der Burggöttin sich in diesem Kriege erneuerte. Es ist der sogenannte eleusinische Krieg, welcher wie gewöhnlich mit der Zeit immer größere Proportionen angenommen hatteXenoph. Memorab. 3, 5, 10 τὴν Ἐρεχϑέως τροφὴν καὶ γένεσιν καὶ τὸν πόλεμον τὸν ἐπ' ἐκείνου γενόμενον πρὸς τοὺς ἐκ τῆς ἐξομένης ἠπείρου πάσης. Vgl. Thuk. 2, 15, Lobeck Agl. 206 sqq., O. Müller kl. Schr. 2, 249.. Er endigte mit dem Aussterben des Erechthidenstammes, statt dessen der hier zuerst auftretende Ion ein neues Geschlecht und eine neue Zeit ankündigt. Ueberdies vergleicht man sich über die Aufnahme der Eumolpiden in den attischen Staat und die eleusinische Priesterschaft und über eine Verschmelzung der eleusinischen Heiligthümer mit den attischen, so daß jene nach Athen verpflanzt und alte attische Geschlechter neben den Eumolpiden und eingebornen Eleusiniern dabei betheiligt wurden. Das ist der geschichtliche Kern der Sage und es ist zu vermuthen daß dasselbe Zeitalter, welches auch sonst die attischen Zustände von Grund aus umgestaltete, nehmlich das der ionischen Stammesentwicklung in Attika, auch diese Verschmelzung von Eleusis und Athen, den früher getrennten herbeiführte. Im Uebrigen ist Alles mythisch, aber beseelt von einer schönen und schwungvollen patriotischen Gesinnung, welcher Euripides in seinem Erechtheus eine sehr beredte Sprache geliehen hatte. Erechtheus wird durch Eumolpos und seine Thraker aufs äußerste bedrängt. Der Delphische Apoll verheißt den Sieg, wenn eine seiner Töchter sich für das Vaterland opfern werde. Mutter und Tochter, Praxithea, eine Tochter des Flusses Kephissos, und Chthonia, welche bald ihr jüngstes bald ihr ältestes Kind genannt wurdePraxithea rieth ihrem Gemahle dem Erechtheus die eigne Tochter fürs Vaterland zu opfern, d. h. sie war ganz anders gesinnt als Klytaemnestra. Die Rede wodurch sie es that hat Lykurg g. Leokrates erhalten, s. Nauck tr. gr. 369 sqq. Nach Apollod. 3, 15, 4 wurde die jüngste Tochter geopfert, nach Stob. Flor. 39, 33 die älteste Namens Persephone, wohl nur ein andrer Name für Chthonia., wetteifern an Edelmuth und aufopfernder Liebe zum Vaterlande, das mit allen seinen Reizen und Verdiensten, seinem schönen Himmel, 154 seiner glücklichen Lage, seiner ungemischten Bevölkerung geschildert und gepriesen wurde. Nachdem das Opfer gefallen war, kam es zur Schlacht und in dieser zum Zweikampf zwischen Erechtheus und Eumolpos, in welchem dieser unterlagDen entscheidenden Zweikampf des Erechtheus und Eumolpos sah man in einer ehernen Gruppe auf der Burg, Paus. 1, 27, 5. Nach der gewöhnlichen Ueberlieferung fiel nicht Eumolpos, sondern sein Sohn Immarados.. Erechtheus aber fiel durch den Dreizack Poseidons oder auf dessen Verlangen durch den Blitz des Zeus, worauf die Erde seinen Leib verschlang und er selbst zu einem Gott erhöht wurde, er und seine hochherzigen Töchter, da die Schwestern der Chthonia, Protogeneia und Pandora, mit ihr durch Schwur und Bündniß zum unauflöslichen Verein verbunden, nach ihrem Tode auch nicht länger leben mochtenEurip. Ion 281, vgl. Cic. d. nat. d. 3, 19, 49, Apollod. 3, 15, 4, Hygin f. 46. Nach Eurip. Ion 277 blieb nur Kreusa als kleines Kind übrig. Ueber die drei Erechthiden Protogeneia Pandora Chthonia, das ζεῦγος τριπάρϑενον Eur. Erechth. fr. 359, s. Bd. 1, 160, [415].. Eine andere Tradition, und diese ist von geschichtlichem Inhalt, berichtete daß Xuthos aus Thessalien in die attische Tetrapolis eingewandert war und daß dessen Sohn Ion von dort dem Erechtheus zu Hülfe kam, die Thraker besiegte und darüber die Herrschaft in Athen gewannPhiloch. b. Harpokr. Suid. βοηδρόμια vgl. Et. M. βοηδρομεῖν u. Βοηδρομιών, Strabo 8, 383, Konon 27.. Die dichterische Sage wußte diesen Helfer in der Noth noch in anderer Weise mit den alten attischen Geschichten und mit dem eingebornen Königsstamme zu verschmelzen.


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