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Eine sehr verwickelte Sage, die ihren Charakter noch dazu im Laufe der Zeiten mehrfach verändert hat. Die elementaren Bestandtheile verrathen symbolische Traditionen eines alten Glaubens, welcher der Phantasie die Richtung auf eine weite Ferne übers Meer zu dem Sonneneilande Aea gab, das man ursprünglich im Westen suchte (1, 338). Aber bald kam daneben die Vorstellung von dem gegen Morgen gelegenen Aea auf, in einer Zeit wo die immer für die Bewohner des Mittelmeeres sehr wichtige Schifffahrt auf dem schwarzen Meere die Griechen viel in Anspruch nahm, so daß nun aus dem idealen Aea das geographisch bestimmte Aea Kolchis wurde. In jener ersten Auffassung zeigen uns einige Andeutungen der Odyssee die Sage, die darin eine den Gesang viel beschäftigende genannt wirdOd. 12, 68 ff. Ἀργὼ πασιμέλουσα vgl. Od. 10, 135 Κίρκη – αὐτοκασιγνήτη ὀλοόφρονος Αἰήταο d. h. des grimmen Aeetes, was schon auf die gewöhnliche Auffassung des Verhältnisses zu Jason und Medea deutet.. Die zweite Auffassung wurde seit Hesiod, Eumelos, dem Gedichte der Naupaktien und gleichzeitigen Dichtern die gewöhnliche, indem ihnen schon die Fahrt bis zu der Mündung des Phasis d. h. nach Kolchis, der durch Pelias dazu gegebene Antrieb, die Liebe der Medea zum Iason und ihre Ankunft und Thätigkeit in Griechenland, 309 namentlich in Iolkos und Korinth bekannt warHesiod th. 922 ff. und die Fragmente p. 271 sqq. Göttl. vgl. Kirchhoff im Philol. 15, 8. Ueber Eumelos und die Naupaktien s. Markscheffel Hesiodi cet. fragm. p. 223 sqq. 397 sqq. 408 sqq.. Die Colonialsagen und örtlichen Fabeln der Pflanzstädte an der Propontis und am Pontos, namentlich die von Kyzikos und Herakleia, von Sinope, Trapezus und andern bis an die Mündung des Phasis und darüberhinaus vorgeschobenen Pflanzstädten der Milesier, neben diesen aber auch die von Kyrene in Libyen, die der korinthischen Ansiedelung auf Kerkyra im ionischen Meer trugen dazu bei das geographische Gerüste dieser Dichtung weiter auszubauen, während die Lyriker, unter denen besonders Pindar Pyth. 4 eine der wichtigsten Quellen ist, und die attischen Tragiker die romantischen und pathetischen Momente hervorhoben, besonders die leidenschaftliche Liebe der Medea, ihre Zauberkünste, ihre Rache. Endlich wurde das Ganze von dem alexandrinischen Dichter Apollonios Rhodios in einem fortlaufenden Gedichte überarbeitet und wenigstens mit manchen Resultaten der gelehrten und periegetischen Forschung bereichert, welche durch die wichtigen Scholien zu diesem Gedichte noch weiter ins Licht gesetzt werdenAuch Kallimachos hatte verschiedene Acte der Sage berührt, O. Schneider Proleg. in Callim. Αἰτ. p. 4. 10. 15. Nach dem Vorbilde des Apollonios dichtete Varro Atacinus Argonautica in 4 Büchern, Ovid Am. 1, 15, 21, Prob. Virg. Ge. 1, 14 u. A. Auch Valerius Flaccus folgt dem Apollonios, desgleichen das Orphische Gedicht von den Argonauten, eine Ueberarbeitung des alexandrinischen Gedichtes von einem eben so abergläubischen als unwissenden Verfasser, dessen Zeitalter ein sehr spätes ist. Von neueren Forschungen ist zu empfehlen F. Vater der Argonautenzug 1. 2. Kasan 1845 und Pyl de Medeae fabula Berol. 1850 mit vielen archäologischen Nachweisungen. Vgl. dens. über die Literatur des Sagenkreises der Medea Ztschr. f. A. W. 1854 n. 51–54. 61–63.. Die bildende Kunst und die Malerei hat sich zwar auch mit diesem Sagenkreise beschäftigt, aber mehr in ihren jüngeren Schulen als in den älteren und nicht so angelegentlich als mit den andern Abschnitten der griechischen Heldengeschichte.
Der alte Kern der Sage weist mit großer Bestimmtheit auf die Minyer, das ist der gemeinsame Name für viele Geschlechter, welche in ältester Zeit über Iolkos in Thessalien, Orchomenos in Boeotien, Pylos in Messenien zerstreut und sehr früh auch auf Lemnos, später zu Amyklae, Thera und Kyrene ansässig waren. Sowohl durch die eigenen Traditionen als durch das was wir sonst von ihnen wissen werden sie als ein vorzüglich den Künsten 310 Poseidons, sowohl den ritterlichen als denen kühner Seefahrt ergebener und dabei sehr reicher und blühender Stamm charakterisirt. Diese Minyer sind auch die eigentlichen Argonauten und alle älteren Bestandteile der Sage betreffen vorzüglich ihre Geschlechter und ihre UnternehmungenO. Müller Orchomenos und die Minyer S. 258 ff.. Nachmals haben sich, wie es bei solchen Dichtungen gewöhnlich der Fall ist, viele andre örtliche oder epische Traditionen angeschlossen.