Ludwig Preller
Griechische Mythologie II - Heroen
Ludwig Preller

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a. OedipusK. F. Hermann Quaestionum Oedipodearum capita tria, Marb. 1836, F. W. Schneidewin die Sage vom Oedipus, Gött. 1852..

Der Stamm, aus welchem Oedipus und seine Söhne hervorgegangen, heißt gewöhnlich der der Labdakiden. Polydoros d. i. der Gabenreiche, der einzige Sohn des Kadmos, zeugt mit der Nächtlichen (Νυκτηίς) den Labdakos, der wie ein andrer Pentheus beschrieben wirdοὗτος ἀπώλετο μετὰ Πενϑέα ἐκείνῳ φρονῶν παραπλήσια Apollod. 3, 5, 5. Λάβδακος ist nach Pott Z. f. vgl. Spr. 7, 321 ff. i. q. Λαόδοκος d. h. Πολύξενος, wie Λάβδα, die Mutter des Kypselos i. q. Λαὶς sei und Λάιος oder Λᾶος i. q. Publius Publicius. Οἰδίπους von οἰδέω οἰδάω wie εἰλίπους, Seneca Oed. 812 forata ferro gesseras vestigia, tumore nactus nomen ac vitio pedum, vgl. Soph. O. T. 1034, Diod. 4, 64 διαπερονήσας αὐτοῦ τὰ σφυρὰ σιδήρῳ, δι' ἣν αἰτίαν Οἰδίπους ὕστερον ὠνομάσϑη, Hygin f. 66, Zenob. 2, 68.. Sein Sohn Laios (Λάιος) war einigen Sagen als der Räuber eines schönen Knaben mit goldnen Rossen (Χρύσιππος) bekannt, der gewöhnlich für einen Sohn des Pelops galt. Oedipus selbst d. i. der Schwellfuß (Οἰδίπους, Οἰδιπόδης) wird als Kind mit durchbohrten und zusammengeschnürten Füßen, wovon ihm immer das Merkmal blieb, auf dem wilden Kithaeron ausgesetzt, dann auf wunderbare Weise erhalten und gerettet im Auslande erzogen, aus welchem er als schöner und starker Held zurückkehrt, der seinen Vater erschlägt, die böse Sphinx in den Abgrund stürzt, dadurch König von Theben und Gemahl seiner eignen Mutter wird. Möglich daß auch dabei alte Allegorieen des Naturlebens zu Grunde liegen, etwa ähnliche wie bei den Mythen vom Lykurgos Pentheus und Labdakos: 344 in welchem Falle also Oedipus, der an den Füßen Verstümmelte, der Geblendete, der seinen Vater Tödtende, seiner Mutter Vermählte, im Sinne des ältesten Märchens eine Personification des Winters gewesen sein würde, so gut wie jeneVon Lykurgos u. Pentheus s. Bd. 1, 538 ff. Lykurgos haut sich selbst in die Beine und will seine eigne Mutter schänden, Hygin f. 132, auch wird er geblendet und auf alle Weise mißhandelt, Diod. 3, 65. Vgl. die verwandten Bilder vom Winter b. Grimm D. M. 725: Der Winter hats verloren, der Winter liegt gefangen, dem Winter gehn die Augen aus u. s. w. Er tödtet seinen Vater weil Winter und Tod wahlverwandt sind und befruchtet als χειμών seine eigne Mutter, die Erde..

Das Epos behandelte diese Sage in einem ganz andern Sinne als die Tragödie. In der Odyssee 11, 271–280 wird unter den Heroinen der Unterwelt auch der schönen Epikaste (später gewöhnlich Iokaste) gedacht, welche ihrem Sohne aus Unkunde vermählt gewesen, nachdem dieser seinen Vater getödtet hatte. Aber die Götter brachten solchen Frevel gleich ans Licht. Epikaste nahm sich dann in ihrer Verzweiflung das Leben, Oedipus aber blieb der König von Theben, doch verfolgt von vielen und schweren Leiden, mit denen ihn die Erinyen seiner Mutter heimsuchten. Aus Pausanias 9, 5, 5, der sich auf die Oedipodee und auf ein Gemälde des alten Künstlers Onatas beruft, erfahren wir daß Oedipus in zweiter Ehe mit der Euryganeia, einer Tochter des Königs der Phlegyer, vermählt war und daß diese in der älteren Dichtung für die Mutter des Eteokles und Polyneikes, der Antigone und Ismene galt, vgl. Schol. Eur. Phoen. 1760. Doch hatte er sich wahrscheinlich auch nach dem Zusammenhange dieser Erzählung vorher geblendet und gerieth dann, verfolgt von dem Gedanken an Vater und Mutter, immer tiefer in Gemüthsverbitterung, so daß er auch auf geringen Anlaß seinen Söhnen fluchte, mit welchem Fluche ein neues Moment des Verhängnisses in die Handlung trat. Ein Bruchstück der Thebais (Athen. 11, 14) erzählt von einem Mahle welches Polyneikes seinem Vater vorgesetzt habe, und zwar auf dem silbernen Tische und mit dem goldenen Becher, deren sich die Ahnen des Stammes Kadmos und Laios bedient, welche sich Oedipus aber verbeten hatte. Dadurch wird der Unglückliche an seine ehemalige Herrlichkeit und an seine jetzige Ohnmacht erinnert und flucht seinen Söhnen, als hätten sie ihn zu kränken beabsichtigt. Ein andres (Schol. Soph. O. C. 1375) erzählt daß die Söhne seiner immer sorglich gepflegt, aber einmal aus Versehn vom Opfer anstatt des Schulterstücks die Hüfte geschickt hätten, was der blinde 345 Alte für absichtlichen Schimpf hielt, so daß er in krankhafter Reizbarkeit über beide den schrecklichen Fluch ausspricht. Immer scheint der Fluch einer und derselbe gewesen zu sein, daß sie die väterliche Habe »mit der Schärfe des Schwerdtes« theilen d. h. über der Theilung sich auf Tod und Leben verfeinden und durch einander fallen solltenWelcker nimmt drei verschiedene Flüche an. Doch leuchtet die alte Formel des Fluchs in verschiedenen Stellen der Tragiker deutlich durch. In dem Fragmente der Thebais b. Athen. 11, 14 wird die Verfeindung bei der Theilung, in dem b. Schol. Soph. O. C. 1375 das endliche Ende des Kampfes, der Tod durch Bruderhand hervorgehoben. Pindar P. 4, 145 ff. scheint auf die ältere und einfachere Formel anzuspielen., was sich hernach schrecklich erfüllte. Oedipus starb endlich, worauf zu seiner Ehre die üblichen Leichenspiele gehalten wurdenIl. 23, 679, wo das δεδουπότος Οἰδιπόδαο verschieden erklärt wird, s. Lehrs de stud. Aristarchi p. 110. Auch Hesiod erzählte daß Oedipus in Theben gestorben sei, und zwar scheint bei ihm Polyneikes damals schon in Argos gewesen zu sein, Schol. Il. 23, 679.. Eteokles und Polyneikes aber entzweiten sich bei der Theilung des Erbes zu blutigem Streite, worüber der Krieg der Sieben entstand, welcher für die alte Sage durchaus die Hauptsache warHesiod T. W. 162 τοὺς μὲν ἐφ' ἑπταπύλῳ Θήβῃ Καδμηίδι γαίῃ ὤλεσε μαρναμένους μήλων ἕνεκ' Οἰδιπόδαο. Der Fluch des Oedipus motivirte den Streit der Brüder, dieser den blutigen Krieg. Auch in den Kyprien kam die Geschichte des Oedipus als Episode vor.. Zu bemerken ist das außerordentliche Gewicht, welches ganz im Sinne der alten Zeit und wie in der Sage vom Meleager auf den Fluch des Oedipus gelegt wird. Man maß in so alter Zeit dem Fluche des Vaters oder der Mutter eine dämonische Gewalt bei, die nicht durch die Geringfügigkeit des Anlasses, ja selbst nicht durch die Reue dessen der geflucht hatte wieder aufgehoben werden konnte. Auch scheint daneben durch die Lockerung des kindlichen Gefühls bei den Söhnen der natürliche Fluch einer widernatürlichen Verbindung der Eltern angedeutet zu werdenWie dieses der Grundgedanke einiger Stücke Calderons ist, s. L. Schmidt Vorr. zu seines Vaters Val. Schmidt Schausp. Calderons p. XXX.. Obwohl auf der andern Seite, aber vielleicht erst bei den späteren Dichtern, das durch die Lieblosigkeit der Söhne Verschuldete durch die Liebe und Innigkeit der Töchter reichlich wieder gut gemacht wurde.

Den attischen Tragikern konnte eine so merkwürdige Schicksalsverwicklung um so weniger entgehen als die Fabel vom Oedipus schon vor ihnen, namentlich durch Verknüpfung derselben 346 mit den Lehren und der Autorität des Apollinischen Orakels zu Delphi eine höhere Weihe erhalten hatte. Wenigstens kennt schon Pindar Ol. 2, 39 ff. die bedeutungsvolle Wendung daß Oedipus »den alten Spruch der Pythia« erfüllt habe als er seinen Vater Laios erschlug, worauf die Erinys seine kriegerischen Söhne durch gegenseitigen Brudermord tödtete. Ohne Zweifel waren auch früher alte Prophezeiungen im Spiele gewesen, aber erst durch das pythische Orakel kann die Sage diesen erhabenen Charakter angenommen haben, in welchem sie nun den Griechen ergreifender als jede andre die alte, aber erst in Delphi recht ausgebildete Lehre von der Majestät des Schicksals und der Kurzsichtigkeit der Menschen predigte, welche, indem sie das Schicksal zu umgehen streben, sich nur immer fester in seine Netze verstricken. In diesem Sinne wurde die Sage zuerst von Aeschylos dramatisch überarbeitet, in einer Trilogie welche aus drei Tragödien Laios, Oedipus und den noch erhaltenen Sieben gegen Theben bestand, zu denen als Satyrdrama eine eigne Dichtung von der Sphinx gehörteArgum. Aesch. Sept. vgl. Schneidewin Philol. 3, 350 ff.; 5, 180 ff., Oedipussage 21 ff.. Darauf folgte Sophokles mit seinem Oedipus König, welcher uns den Unglücklichen auf der ganz untergrabenen Höhe seines Lebens zeigt, aber auch seinen Sturz mit Schonung beurtheilen lehrt. Seine Einsicht hat er bewiesen da er das Räthsel der Sphinx löste. Jetzt ist er König und Gemahl, eifrig und redlich in beiden Pflichten, eine edle Natur, aber namenlos unglücklich und darüber heftig und bitter geworden, eine natürliche Folge seines hinterlistigen und unverdienten Schicksals. Daher das andere später gedichtete Stück, Oedipus auf Kolonos, eine nothwendige Ergänzung von jenem ist. Der nun ganz Gebrochene, Blinde, Arme, Alte, von seinen Söhnen und von seinem Lande Ausgestoßene, nur noch von seinen Töchtern Behütete, findet endlich den ersehnten Tod und eine Genugthuung seines Schicksals im fremden Lande, da die Unterirdischen sich versöhnt zeigen und sein Grab ein Schutz für das Land sein wird, welches ihn gastlich aufgenommen hatte. Der Fluch des Vaters gegen die Söhne war auch in diesen Gedichten der Grund des schrecklichen Ausgangs derselben. Aber er war nun nicht mehr der hervorstechende Zug der ganzen Verwicklung, sondern Oedipus hatte dadurch, daß sein eignes Leben zur Offenbarung der Lehre vom Schicksal und der göttlichen Strafgerechtigkeit wurde, eine selbständige und höhere Bedeutung bekommen. Er war 347 wie in der Atridensage Orestes zu einem Paradigma des Glaubens an die Erinyen geworden, mit denen er oft zusammen verehrt wurdeBei Herod. 4, 149 gründen die thebanischen Aegiden zu Sparta, als in ihrem Geschlechte ein Sterben der Kinder einreißt, auf Gebot des Orakels ein Heiligthum Ἐρινύων τῶν Λαίου τε καὶ Οἰδιπόδεω., des Glaubens sowohl an die unerbittlich zürnenden Erinyen, welche nun zugleich die Uebertretung des göttlichen Gebotes an Laios und das Verbrechen gegen Vater und Mutter an Oedipus zu rächen hatten, als des milderen an die versöhnlichen Eumeniden, welche den Unseligen zuletzt freundlich und schützend in ihrem Haine aufnahmen und ihm die Stätte gewährten, wo seine Leiche und sein Andenken Freunden und Feinden ehrwürdig werden sollte.

Große Veränderungen erlaubte sich auch hier Euripides, obwohl wir im Einzelnen nicht zu folgen vermögen. Die wichtigste war die daß die auch sonst bekannte Fabel von der Entführung des schönen Knaben Chrysippos durch Laios, also seine wüste Leidenschaft zum ersten Anfang der ganzen Verwicklung geworden war. Darüber nahm Chrysippos sich das Leben, Pelops aber fluchte dem Verderber seines Kindes Laios, der nun nach dem Willen des Schicksals durch seinen eignen Sohn für das an dem Sohne eines Andern begangene Verbrechen gestraft wurdeAuf diesen Fluch des Pelops bezieht sich das gewöhnlich vor dem Oedipus König und vor den Phoenissen abgedruckte Orakel. Die Sage vom Chrysippos war auch der sikyonischen Dichterin Praxilla bekannt und auf apulischen Vasen ist der Vorgang abgebildet, s. Gerhard t. 6, Overbeck S. 4–10. Die Liebe des Laios zum Chrysippos galt für die erste in ihrer Art. Ueber die Tragödie des Euripides s. Nauck tr. gr. 497. Die gewöhnliche peloponnesische Tradition nannte Atreus und Thyestes als Mörder des Chrysippos.. War auf diese Weise die Schuld des Laios besser als früher motivirt, so mußte doch nun auch das Verbrechen und ganze Schicksal des Oedipus einen andern Ausgang bekommen, wie Euripides denn auch in dieser Hinsicht die herkömmlichen Wege der Sage verlassen hatte.

Die gewöhnliche Erzählung ist die daß Laios, da er sich Kinder wünschte, von dem Orakel zu Delphi gewarnt wurde, sein Sohn werde ihn tödten, seine Mutter heirathen, sein ganzes Haus tief in Schuld und Blut stürzen. Dennoch wird Oedipus geboren. Die Eltern glauben das Schicksal dadurch zu umgehen daß sie ihn auf dem Kithaeron aussetzen. Aber das Kind wird durch einen 348 Hirten gerettet, kommt nach SikyonIn der alten Sage war Polybos König von Sikyon. Diese Stadt und Korinth fallen in den älteren Sagen überhaupt oft zusammen. oder wie Sophokles dichtete nach Korinth, wo König Polybos (der Heerdenreiche) den Oedipus, so nannte man ihn von dem unvertilgbaren Merkmale seiner hülflosen Jugend, wie seinen Sohn auferzieht. Da er über seine Abkunft unsicher geworden, wendet er sich an das Orakel, das ihn vor Vatermord und Blutschande warnt. Also meidet er den Ort, welchen er für seine Heimath hielt, und wendet sich nach Theben. Auf diesem Wege trifft er mit Laios zusammen, der ihn als stolzer König übermüthig behandelt, und erschlägt ihn und seinen Diener, nach Aeschylos auf einem Kreuzwege bei Potniae, ganz in der Nähe von Theben, nach Sophokles auf der sogenannten Schiste, einem Kreuzwege am Eingange der Schlucht am Parnaß, durch welche der Weg nach Delphi führtDabei ist die Schwierigkeit des Ausweichens auf den alten Wegen mit eingeschnittenen Gleisen zu beachten, s. E. Curtius z. Gesch. des Wegebaus b. d. Griechen S. 14. 15.. Denn auch Laios suchte Rath und Hülfe bei dem Apollinischen Orakel, wegen der großen Noth in welche Stadt und Land durch die verderbliche Sphinx gerathen war. Diese ist das aus alter und weitverbreiteter Symbolik aufgenommene Sinnbild einer dämonischen Plage, deren bestimmtere physikalische Beziehung kaum noch nachzuweisen ist: eine Art von Würgengel, welcher bald durch rohe Gewaltthätigkeit bald durch Schlauheit und verborgenes Wissen Verderben um sich verbreitet und vorzugsweise der jugendlichen Kraft und Schönheit nachstelltStephani Nimbus u. Strahlenkranz S. 79 ff., wo die verschiedenen Eigenthümlichkeiten und Beziehungen dieses Symbols nach Anleitung der Kunstdenkmäler, Münzen u. s. w. am umsichtigsten entwickelt sind. Vgl. Jaep die griechische Sphinx, Gött. 1854, wo die Deutungen älterer und neuerer Zeit recapitulirt werden, und Brunn im Bullet. d. Inst. 1853 p. 69–75.. In der Gegend von Theben zeigte man einen Berg Phikion oder Sphingion, wo dieses Ungethüm seinen Sitz aufgeschlagen hatteHesiod sc. Herc. 33 vgl. Aristid. 2 p. 484 ὁ δ' ἄρα (Πίνδαρος) Κιϑαιρῶνος καὶ Ἑλικῶνος πλέως ὢν καὶ Φικίου ἄκρου etc. Man sagte φίγξ und φίξ für σφίγξ Hesiod th. 326, Hesych φῖγα, φῖκα, σφίγγα. Das Wort hängt zusammen mit σφίγγω würgen., auch ist der Name griechischen Ursprungs. Erwähnt wird die thebanische Sphinx zuerst bei Hesiod th. 326, wo sie zum Geschlechte des Typhon, der Echidna und anderer mythologischen Ungethüme gehörtVgl. Schoemann opusc. 2, 192. 369.; von ihrem Räthsel und der Strafe für den der es nicht 349 zu lösen vermochte, eine Sage welche an die Räthselwettkämpfe auf Tod und Leben erinnert, wissen erst die attischen Tragiker. Es giebt alte aegyptische und griechische Monumente, auf denen die Sphinx wie ein Würgengel über niedergeworfene Feinde oder Jünglinge einherschreitetAuf aegyptischen Bildwerken als Verzierung an einem Thron s. Lepsius Denkm. a. Aeg. u. Aethiop. 5, 3, 76b u. 77c, wie die παῖδες Θηβαίων ὑπὸ Σφιγγῶν ἡρπασμένοι am Throne des Olympischen Zeus, Paus. 5, 11, 2 und das Schildzeichen des Parthenopaeos b. Aesch. Sept. 541 Σφὶγξ ὠμόσιτος – φέρει δ' ὑφ' αὐτῇ φῶτα Καδμείων ἕνα. Vgl. das Terracottarelief aus Tenos und ähnliche Bildwerke b. Overbeck 1, 5. 6; 2, 8 und über die Münzen von Gergis Steph. B. Γέργις, Stephani a. a. O. 81, 2., während auf den Münzen von Gergis in Troas das Bild der Sphinx auf die geheime Weisheit der berühmten Sibylle des Orts deutet. Das thebanische Räthsel ist das bekannte von dem Menschen auf vier, zwei und drei Beinen, welches nur Oedipus zu lösen vermag. Schon hatten viele Jünglinge ihr Leben eingebüßt, nach der epischen Oedipodee zuletzt der schöne Haemon, ein Sohn des Kreon, die letzte Hoffnung des Labdakidenstammesοἱ τὴν Οἰδιποδίαν γράφοντες b. Schol. Eur. Phoen. 1760. Der ganze Cyclus der auf die thebanische Sphinx bezüglichen Bildwerke b. O. Jahn Archäol. Beitr. 112 ff., Overbeck 15 ff.. Darum bietet Kreon dem welcher das Räthsel lösen werde die königliche Würde in Theben und die Wittwe des erschlagenen Laios. Der Retter findet sich und ihm wird der Preis, aber welches entsetzliche Unheil zur Ausstattung! Nach der älteren Sage wurde der Greuel bald nach der Vermählung bekannt, bei den Tragikern erst nachdem Iokaste von ihrem Sohne die Mutter seiner Kinder geworden war. Als endlich die Wahrheit ans Licht gekommen, Iokaste sich getödtet, Oedipus sich geblendet hat, beginnt das neue Verhängniß mit der Härte der Söhne gegen den Vater, worauf dieser ihnen flucht daß sie das Erbe »mit dem Eisen« theilen sollen. Ueber der Theilung mit dem Bruder zerfallen begiebt sich Polyneikes nach Argos, wo er eine neue Heimath findet, Eteokles aber behält das Regiment in Theben.

Es gab in Theben eine Ueberlieferung daß Oedipus nicht in dieser Stadt, sondern in dem attisch-boeotischen Grenzorte Eteonos begraben worden sei und zwar in einem Heiligthume der Demeter, neben welcher er als Heros verehrt wurdeSchol. Soph. O. C. 91. Vermuthlich wurde Demeter hier in Verbindung mit den unterirdischen Gottheiten verehrt, wie im Heiligthume der Semnen zu Kolonos und sonst.. Als man ihn nehmlich auch hier nicht dulden wollte, antwortete das 350 Orakel man solle ihn, da er Schutz bei dieser Göttin gefunden habe, in Ruhe lassen (μὴ κινεῖν τὸν ἱκέτην τῆς ϑεοῦ). Eine ähnliche Ueberlieferung gab es in dem attischen Demos Kolonos, in welchem das Heiligthum der Eumeniden als der Ort gezeigt wurde wo der Unglückliche endlich zur Ruhe gekommen sei, und zwar wurde sein Grab hier, wie vermuthlich auch in jenem boeotischen Grenzorte, für einen Schutz gegen räuberische Einfälle der Nachbarn gehaltenDie Inschrift des Grabsteins ist auf einer unteritalischen Vase erhalten: νώτῳ μὲν μαλάχην τε καὶ ἀσφόδελον πολύριζον, κόλπῳ δ' Οἰδιπόδαν Λαίου υἱὸν ἔχω, wahrscheinlich aus dem Peplos des Aristoteles, O. Jahn Einl. z. Vasenk. CXXIV.. Aus solchen Ueberlieferungen ist der Oedipus auf Kolonos des Sophokles entstanden, welcher also von der älteren thebanischen Fabel in der Hinsicht abwich daß Oedipus noch vor seinem Tode Theben verließ und in der Fremde sein Grab suchte. Nicht freiwillig that er es, sondern vertrieben von den Thebanern und von seinen Söhnen verrathen, dahingegen ihn die zarten Töchter mit treuer Liebe ins Elend begleiten. Apoll hat ihm die endliche Lösung seines Schicksals im Heiligthume der Semnen verkündigt. So wendet er sich als Schutzflehender (ἱκέτης, προστρόπαιος) an die ernsten Göttinnen und geht vertrauend in ihren Hain, wo man eine »eherne Schwelle« d. h. einen unmittelbaren Zugang in die Unterwelt zeigte. Theseus gewährt ihm seinen mächtigen Beistand und weder Kreon noch Polyneikes vermag ihn aus seiner Zuflucht wieder zu entfernen, denn schon hat der blutige Krieg begonnen und beide Parteien bewerben sich jetzt um Oedipus, dessen Theilnahme nach einem Orakel den Sieg erschaffen mußte (Schol. O. C. 388). Noch einmal wiederholt er den furchtbaren Fluch gegen seine Söhne, dann verschwindet er auf geheimnißvolle Weise. Die Töchter kehren nach Theben zurück um wo möglich die Brüder zu versöhnen.


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