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b. Glaukos.
Glaukos, der Sohn des Sisyphos und der Vater des Bellerophon, scheint ein altes Bild aus dem Culte des Poseidon Hippios zu sein, und zwar in einer sehr eigenthümlichen Auffassung. Wie beim Glaukos Pontios (1, 478, [1486]) deutet schon sein Name aufs Meer, in demselben Sinne wie die Augen des Poseidon γλαυκοὶ genannt wurden (Bd. 1, 453, [1391]), und so wurde Bellerophon nach der gewöhnlichen Sage ein Sohn des Poseidon oder des Glaukos genanntIl. 6, 154 Σίσυφος Αἰολίδης, ὅ δ' ἄρα Γλαῦκον τέκεϑ' υἱόν, αὐτὰρ Γλαῦκος ἔτικτεν ἀμύμονα Βελλεροφόντην, wozu die Schol. bemerken ἧν δὲ φύσει μὲν παῖς Ποσειδῶνος, ἐπίκλησιν δὲ Γλαύκου. Auch nennt Pindar den Bellerophon ausdrücklich einen Sohn des Poseidon Hippios, s. Schol. Pind. Ol. 13, 98. Seine Mutter hieß nach Apollodor Εὐρυμέδη, nach Hygin f. 157 Εὐρυνόμη. Nach Schol. Il. 6, 191 war er ein Sohn des Poseidon καὶ μητρὸς τῆς Ἐρυσίχϑονος, wo zu lesen ist Μήστρας, s. 1, 606.. Unter den Poseidonischen Heiligthümern 77 auf dem Isthmos wurde er als Ταράξιππος verehrt d. h. als Schreckgespenst der rennenden Pferde, dergleichen es auch in dem Hippodrome zu Olympia gabPaus. 6, 20, 8. 9 vgl. Lykophr. 42 Tzetz. u. Alkiphr. 3, 62 ὁ εἰς τῶν Ὀλυμπίασι βασκάνων.. Die gewöhnliche Sage war daß Glaukos bei den in der ältern epischen Tradition sehr berühmten Leichenspielen des Pelias in Iolkos verunglückte. Doch erzählten Andere dasselbe von dem Orte Potniae bei Theben, wo gleichfalls einmal berühmte Spiele gehalten sein müssen; daher der Beiname Ποτνιεύς, unter welchem ihn Aeschylos in einer Tragödie verherrlicht hatteG. Hermann de Aesch. Glaucis, Opusc. 2, 59 sqq. Auf die Sage von Potniae beziehen sich die Ausdrücke Ποτνιάδες πῶλοι b. Eurip. Phoen. 1124, Potniades quadrigae b. Virg. Ge. 3, 267, Ovid Ibis 557. Die Spiele zu Potniae waren vielleicht die zu Ehren des Laios oder des Oedipus, deren auch sonst gedacht wird.. Immer wiederholt sich der eine Grundzug daß Glaukos von seinen eigenen Pferden, nachdem sie wüthend geworden und mit ihm durchgegangen waren, zerrissen sei, wobei die Wuth der Pferde durch verschiedene Erklärungen motivirt wird, bald dadurch daß Glaukos sie ihre Brunst nicht habe befriedigen lassen, bald daß er sie mit Menschenfleisch gefüttert habe. Die ganze Figur erinnert sehr an Aktaeon, nur daß dieser, nachdem er von seinen Hunden zerrissen war, die sühnende und heilende Bedeutung eines wohlwollenden Dämons bekam (1, 359), während Glaukos zum Schreckgespenst der Hippodrome geworden ist. Die rasenden Rosse des Glaukos bedeuteten vermuthlich die wüthenden Wogen des Meeres in der stürmischen JahreszeitVgl. ϑάλασσα ἀεσίμαινα u. Neptunus vesanus, Bd. 1, 453. Das Wort ϑάλασσα hängt zusammen mit ταράσσειν, ϑράσσειν., die dem eigenen Herrn Gewalt anthun, wie Zeus und Dionysos um dieselbe Jahreszeit in ihren Elementen Gleichartiges leiden.