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5. Periklymenos und der Zug gegen Pylos.
Schon die Ilias 11, 689 kennt den verwüstenden Zug des Herakles gegen Neleus und seine Pylier, von denen die Besten fielen. Doch ist auch bei dieser Sage die ältere Erzählung von der jüngeren wohl zu unterscheiden. In jener erscheint 240 Periklymenos der hervorragende Held und sein Kampf mit Herakles der Kern der Sage gewesen zu sein. Die Odyssee 11, 286 kennt ihn als Bruder des Nestor, die Argonautensage als Theilnehmer dieser Fahrt. Ueber seine Natur erfahren wir aus Hesiod und andern Dichtern daß er als Abkömmling des Poseidon, des Stammgottes der Neliden, von demselben die allen Dämonen des Meeres eigenthümliche Gabe der Verwandlung bekommen hatte, so daß er bald als Adler, dann wieder als Ameise, als Biene, als Schlange, als Löwe erschien. Dadurch machte er dem Herakles so zu schaffen, daß Pylos nicht zu bezwingen war, bis Athena ihrem Helden auch in diesem Kampfe half. Als Periklymenos sich nehmlich in eine Biene verwandelt und sich in dieser Gestalt auf den Kriegswagen des Herakles setzt um ihn unversehens anzufallen, öffnet die Göttin diesem die Augen, so daß er ihn mit dem Bogen erschießt und nun mit den Uebrigen bald fertig wirdHesiod b. Schol. Apollon. 1, 156 u. Schol. Il. 2, 336. Nach Euphorion war Periklymenos so wandelbar wie Proteus. Nach Andern erschlug H. ihn mit der Keule, da er sich in eine Mücke verwandelt hatte.. Diese Elemente hat die spätere Dichtung dadurch wesentlich erweitert daß sie das von der Ilias 5, 395 höchst wahrscheinlich vom Thore der Unterwelt gebrauchte Wort πύλος für die Stadt Pylos nahm, also auch die Erzählung vom Kampfe des Herakles mit dem Fürsten der Unterwelt auf das Neleische Pylos übertrug, so daß das Abenteuer jetzt vollends wunderbar geartet wurde, zumal da Poseidon als Schutzgott der Pylier von selbst zum Gegner des Helden ward, neben ihm aber auch Ares und nach andern Dichtern Hera gegen Herakles kämpften, während für diesen Zeus und Athena eintratenHesiod sc. Herc. 359, Panyasis b. Clem. Al. Protr. p. 31 P. u. Arnob. 4, 25, vgl. Paus. 6, 25, 3, Aristid. Herc. p. 55, Seneca Herc. f. 560.. Ja Pindar Ol. 9, 29 ff. fügte auch den Apollon hinzu, indem er dichtet daß Herakles bei Pylos seine Keule gegen den Dreizack des Poseidon geschwungen und daß Phoebos wider ihn mit dem silbernen Bogen, Aïdes mit seinem Herrscherstabe gekämpft habe, ohne daß der gewaltige Held in seinem Siegeslaufe aufzuhalten warDie Schol. zu vs. 43 bemerken daß die Tradition sonst nur von dem Kampfe des Herakles und Apollon um den Dreifuß wisse. Das Vasengemälde b. Welcker A. D. 3 t. 18 S. 286 ff. wird mit größerer Wahrscheinlichkeit auf den Streit zwischen Idas und Apollon um Marpessa bezogen, vgl. O. Jahn Münchn. Vasens. n. 745.. Als Ursache des Zuges wird gewöhnlich angegeben daß Neleus dem Herakles die Reinigung vom Blute 241 des Iphitos geweigert habeDie späteren Erklärer suchten nach andern Gründen, weil die Blutreinigung bei Homer nicht erwähnt wurde, daher Einige den Uebermuth des Periklymenos als Grund angeben, Andre die Hülfe welche die Pylier den Orchomeniern im Kriege gegen Theben geleistet, Andre daß Neleus sich an den Rindern des Geryoneus vergriffen habe u. s. w., Schol. Il. 11,690, Schol. Pind. Ol. 9, 43. Die letzte Vermuthung wiederholt Philostr. Her. p. 302 K.. Der letzte Ausgang ist wieder, und zwar erzählte auch Hesiod davon, daß Pylos zerstört und das ganze Geschlecht des Neleus ausgerottet wird, elf blühende Söhne, bis auf den einzigen Nestor den zwölften Sohn, der grade in Gerenos abwesend gewesen und deshalb nachmals der Gerenische genannt worden seiHesiod b. Steph. B. Γηρηνία. Die Namen der Söhne b. Schol. Il. 11, 692. Nach Hygin f. 10 entkam auch Periklymenos..