Ludwig Preller
Griechische Mythologie II - Heroen
Ludwig Preller

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i. Kolchis.

Noch einmal landeten die Argonauten, nehmlich in der Gegend von Herakleia am Pontos, wie die Sagengeschichte dieser blühenden Stadt behaupteteBei Pindar folgt gleich auf die Symplegaden der Phasis.. Auch soll sie Lykos, der König der Mariandynen, freundlich aufgenommen haben, der Prophet Idmon aber dort auf der Jagd einem wilden Eber, der Steuermann Tiphys einer Krankheit erlegen sein, letzterer kurz vor dem 333 Ziele der Fahrt, ein sinniger Zug der Sage, welcher sich beim Palinurus in der Aeneide Virgils wiederholtApollon. 2, 720 ff. Schol., Apollod. 1, 9, 23, Hygin f. 14. 18. Das Grab des Idmon befand sich auf dem Markte von Herakleia. Dem Tiphys folgte als Steuermann Ankaeos von Samos, eine berühmte Person der Sage dieser Insel und nicht mit dem arkadischen Ankaeos (S. 306) zu verwechseln. Auch Phrontis und Kanobos, die Steuermänner des Menelaos, starben unterwegs, wie Palinurus und Tiphys, den Seneca Med. 3, 616 ff. wie die übrigen Argonauten wegen ihrer Vermessenheit d. h. als erste Seefahrer ein unglückliches Ende nehmen läßt.. Darauf führt ein andrer Steuermann sie zu dem endlichen Ziele, an den Phasis und nach dem Sonnenlande Kolchis. Dieses ist ein halb mythischer halb geographischer Begriff, bei welchem letzteren wohl an ein mit dem assyrischen Reiche zusammenhängendes altes Culturland am Pontos gedacht werden darf, wofür in der Argonautensage hin und wieder der Name Κύταια vorkommtApollon. 2, 399. 1267 Schol., Steph. B. v. Κύτα. Derselbe Name kommt unter verschiedenen Formen an der pontischen Küste vor. Eben daher der schon dem Hesiod bekannte Name Κυτίσωρος für den Sohn des Phrixos. Nach Herodot 2, 104. 105 waren die Kolcher aegyptischer Abkunft, vgl. Apollon. 4, 261 ff. Pindar nennt sie κελαινῶπες.. Uebrigens ist die Kunde dieser Sage vom Phasis, von Kolchis, von dem nördlichen und östlichen Theile des schwarzen Meeres eine im höchsten Grade unvollkommene, wie ja selbst aus der wissenschaftlichen Geographie der Alten die fehlerhaften Vorstellungen von diesem Meere erst sehr allmälich gewichen sind. Es war eben das andre Ende der Welt, wie die Heraklessäulen im Westenπάντες ὅσοι στηλῶν Ἡρακλέους ἐντὸς καὶ ποταμοῦ Φάσιδος sagt noch Aristides 1 p. 775 Ddf. Viele Denkmäler des Phrixos und Iason von Lemnos bis zum Phasis Str. 1, 45, Vater Argonautenzug 2, 4 ff. 92. 105. Verschiedene Völker am Kaukasos rühmten sich der Abstammung von den Thessalern Iasons, Tacit. H. 6, 34, vgl. Appian bell. Mithrid. 103., anfangs etwas Imaginäres, später, nachdem sich die Nebel der Einbildung und der Unkunde gesenkt hatten, noch immer ein mythologisches Dogma und ein Anlaß für die mythische Länder- und Völkerkunde allerlei Namen und Bilder aufzuhäufen, der Phasis mit seinem unbekannten Lauf, der Kaukasos mit seiner Wiege der Völker, und hinter beiden der Okeanos mit seinem unendlichen Horizont. Die Erzählung von den Abenteuern in Kolchis war übrigens schon bei Eumelos und in den Naupaktien im Wesentlichen dieselbe wie sie bei Pindar Pyth. 4, 211 ff. vorliegt und nachmals durch Sophokles und spätere Dichter weiter ausgebildet wurde. Immer ist die von der Aphrodite verhängte Liebe der Medea zum Iason der hervorstechende Grundzug. Sie lehrt ihn 334 die Kämpfe bestehen, die Aeetes ihm auferlegt, sie lehrt ihn den Drachen überwinden und das goldne Vließ entführen, sie opfert Alles, Ehre, Heimath, selbst ihren Bruder um dem geliebten Manne nach Griechenland zu folgen. Ein eben so merkwürdiges Charakterbild der rücksichtslosesten Hingebung an die Liebe als unheimlicher Zauberkraft und in der einen wie in der andern Hinsicht gewiß von Sophokles mit seiner gewöhnlichen Meisterschaft behandeltEs gab von Sophokles eine Tragödie Κολχίδες, wo die von Aeetes dem Iason auferlegten Kämpfe geschildert wurden, und eine Σκύϑαι betitelte, welche sich mit den Abenteuern der Heimkehr beschäftigte. Außerdem hatte Antimachos in der Lyde von der Leidenschaft der Medea gesungen. Bei Apollonios bemerkt man besonders in diesen Schilderungen die Spuren ausgezeichneter Dichter. Der Triumph der Aphrodite bei der Leidenschaft der Medea war schon durch die Bildwerke des Kypseloskastens indicirt, s. Paus. 5, 18, 1, vgl. Hygin f. 22 Iason a Medea Veneris impulsu amatus est, eius opera ab omni periculo liberatus est u. Ovid M. 7, 10 ff..

Der gewöhnliche Verlauf ist der daß Aeetes dem Iason erst gewisse Kämpfe auferlegt und ihm darauf die Erlangung des Vließes anheimgiebt, während ihn Medea zu jenen Kämpfen mit einer Wundersalbe salbt, die ihn gegen Feuer und Eisen fest macht. Zuerst gilt es feuersprühende Stiere, die mit ehernen Hufen den Boden aufwühlen (sie erinnern von selbst an die Sonnenstiere von Rhodos und Kreta) vor einen ehernen Pflug zu jochen und mit ihnen den Acker des Ares zu pflügen, welches Iason durch jenen Zauber gesichert vollbringt. Dann giebt ihm Aeetes Drachenzähne wie die des Kadmos, aus welchen, nachdem Iason sie in die Furchen jenes Ackers gesäet, gewappnete Riesen emporwachsen, welche wieder nach der Eingebung der Medea gerade so wie die des Kadmos überwunden werdenVgl. oben S. 25, Apollod. 1, 9, 23, Ovid M. 7, 100 ff., Lucan 4, 549 ff. Schon Hesiod weiß von vielen Kämpfen, doch legt bei ihm Pelias dieselben auf, th. 994 τελέσας στονόεντας ἀέϑλους, τοὺς πολλοὺς ἐπέτελλε μέγας βασιλεὶς ὑπερήνωρ, ὑβριστὴς Πελίας καὶ ἀτάσϑαλος.. Darauf sagt ihm der Sohn des Helios wo Phrixos das goldne Vließ aufgehängt hat, nehmlich im Haine des Ares, an einer Eiche die von einem furchtbaren Drachen behütet wurde. Nach der älteren Sage mußte Iason auch diesen Drachen durch Muth und Kraft überwinden, unterstützt von dem Zauber der Medea und der hülfreichen Athena, nach der Andeutung alterthümlicher Bildwerke etwa so wie Herakles den troischen Drachen überwandVgl. die von Gerhard Iason des Drachen Beute B. 1835 und Welcker A. D. 3, 378 ff. t. 24, auch Mon. d. I. 2, 35 u. 5, 9, 2 publicirten Vasenbilder. Eine Athena Asia aus Kolchis in den Trümmern von Las in Lakonien, Paus. 3, 24, 5.. Nach einer 335 andern und zwar der später gewöhnlichen weigert sich Aeetes trotz der Abrede das Vließ herauszugeben, ja er will die Argo verbrennen und alle Argonauten tödten, worauf wieder die List und der Zauber der Medea hilft, indem sie in der Nacht den Iason in den Hain des Ares führt, den Drachen einschläfert, so daß Iason seiner und des goldnen Vließes leicht Herr wirdSo auf einer oft besprochenen und in verschiedenem Sinne ausgelegten Vase aus Ruvo und andern Denkmälern, s. O. Jahn Vasens. zu München n. 805 und b. Gerhard D. u. F. 1860 t. 139. 140 n. 139. 140., und darauf mit den griechischen Abenteurern entflieht. Als Opfer dieser rücksichtslosen Leidenschaft fällt ihr Bruder Apsyrtos, welchen Medea nach Sophokles und Euripides noch vor der Flucht aus dem väterlichen Hause schlachteteSophokles b. Schol. Ap. 4, 228, Eurip. Med. 1334. Bei Sophokles wurde der Mord der Medea dadurch entschuldigt daß Apsyrtos der Sohn einer Nereide, also das Kind einer andern Mutter gewesen sei, Schol. Ap. 4, 223., nach Andern unterwegs tödtete, um mit den einzeln ausgeworfenen Stücken die verfolgenden Kolcher aufzuhalten, wobei die Ortssage wieder viel mit Namen und abenteuerlichen Zügen spielteDie gewöhnliche Erzählung war daß Medea die Stücke des Leichnams entweder in den Phasis oder in das Meer geworfen und dadurch die Verfolgung des Aeetes aufgehalten habe, Pherekydes b. Schol. Ap. l. c. Nach Apollod. 1, 9, 24 begrub Aeetes die aufgelesenen Stücke zu Tomi in der Nähe der Donaumündungen, nach Ovid Trist. 3, 9 u. Steph. B. v. Τομεὺς wurde Apsyrtos dort zerstückelt, Τόμοι von τέμνω. Nach Apollon. 4, 481, Str. 7, 315, Plin. 3, 151, Steph. B. v. Ἀψυρτίδες geschah der Mord auf den Apsyrtischen Inseln im adriatischen Meer, an der Küste von Istrien, nach Arrian Peripl. 6 u. A. zu Apsaros, einem Küstenorte zwischen Trapezus und der Mündung des Phasis.. Doch scheint etwas Altes zu Grunde zu liegen und es ist wohl möglich daß dieser zerstückelte Apsyrtos, der Bruder der Medea und der Wagenlenker der Sonnenrosse des Aeetes, den die Sage auch Phaethon nannteΦαέϑων heißt er b. Apollon. 3, 1236 Schol. vgl. Ap. 4, 225. Andre nannten ihn Αἰγιαλεύς d. h. den Strandmann, Pacuvius b. Cic. N. D. 3, 19, 48, Diod. 4, 45 oder Μεταπόντιος den Seemann, Schol. Eur. Med. 169. Es scheint ein alter Cultus der Anwohner des schwarzen Meers zu Grunde zu liegen., ursprünglich den Morgenstern bedeutete.


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