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Gelegentlich früherer Betrachtungen haben wir bereits gesehen, daß der Gedanke einer persönlichen Unsterblichkeit, einer Fortdauer des Individuums nach dem Tode in einer unbegrenzten oder ewigen Existenz gegenwärtig hauptsächlich von den verschiedenen christlichen Religionen gepflegt wird, die in dem Unsterblichkeitsgedanken eines ihrer wirksamsten und besten Hilfsmittel zur Erhaltung der religiösen Oberherrschaft und der priesterlichen Führung des Denkens gefunden haben. Daß das tatsächlich sich so verhält, erkennt man sehr leicht an der ausgiebigen Verwendung, welche der Hinweis auf die in der Ewigkeit erfolgende Bestrafung oder Belohnung zum Zweck der Beeinflussung der Menschen erfährt. Immer wieder wird namentlich seitens der katholischen Kirche dieser Gesichtspunkt geltend gemacht, besonders wenn es sich darum handelt, was ja heute so außerordentlich oft nötig ist, den Widerspruch zwischen der von der Kirche behaupteten Allmacht Gottes, seinem beständigen Eingreifen in die Geschehnisse dieser Welt und den tatsächlichen Geschehnissen zu erklären, die so ungemein oft im entgegengesetzten Sinne zu dieser von den Priestern behaupteten Regelung verlaufen. Wir haben uns auch ferner überzeugt, daß auch außerhalb dieses Gedankenkreises eine Neigung besteht, sich die Unsterblichkeit vorzustellen, vor allen Dingen in der Hoffnung, mit geliebten oder wertgeschätzten Persönlichkeiten, die man durch den Tod verloren hat, in einem künftigen Dasein in erwünschter Weise verkehren zu können.
So sehr man eine derartige Gefühlsregung begreifen kann, so muß doch betont werden, daß, je intensiver eine solche Richtung auf ein künftiges Leben, von dem keine sichtbaren Pfade in unser Leben führen, sich bei dem einzelnen entwickelt, um so unbrauchbarer dieser einzelne für die Betätigung der Arbeiten und Beziehungen auf dieser Erde zu werden pflegt. Man spricht von solchen Persönlichkeiten oft, daß sie bereits zum größten Teil im Jenseits leben. So poetisch derartige Gestalten uns auch anregen mögen, so dürfen wir doch andrerseits nicht aus den Augen verlieren, daß sie den Pflichten dieser Erde im allgemeinen nicht mehr mit ganzem Eifer nachzukommen pflegen und somit weniger wertvolle Existenzen für unsere menschlichen Angelegenheiten geworden sind oder zu werden drohen. Insofern werden wir also sagen, daß der Unsterblichkeitsglaube schädigend auf die Fähigkeit des Betreffenden einzuwirken pflegt, sich in diesem Leben für sich und andere sachgemäß zu betätigen.
Im übrigen ergiebt es sich aber auch, daß, wenn wir mit dem Lichte der Wissenschaft in diese Idee hineinleuchten, wir alsbald auf schwere Widersprüche stoßen. Wenn irgend etwas heutzutage auf biologischem Gebiete wissenschaftlich sicher festgestellt ist, so ist es die unmittelbare Abhängigkeit der geistigen Funktionen von der körperlichen Beschaffenheit des Organismus. Nicht nur daß der Geist vollständig verschwindet, sobald durch den Tod die regelmäßige Betätigung des Lebewesens aufgehoben wird, auch allerlei nicht bis zum Tode gehende Schädigungen haben den allergrößten Einfluß auf die Beschaffenheit der geistigen Funktionen. Ich erinnere nur an Narkose, Rausch, Geisteskrankheiten u. s. w. Es ist also durchaus ein Gesamtergebnis der gegenwärtigen Wissenschaft, daß der Geist eine Funktion des Körpers ist. Wenn der eine Wert der funktionellen Beziehung nämlich der Körper oder vielmehr das Leben an ihm Null wird, so verschwindet auch für unsre Beobachtung durchaus und in jeder Beziehung der davon abhängige Wert, das, was wir Seele oder geistiges Leben nennen. Durch den fundamentalen Irrtum, welchen Platon in die gesamten Betrachtungen der geistigen Erscheinungen hineingebracht hat, als wäre nämlich die Seele ein selbständiges Individuum, das vom Körper unabhängig zu existieren vermag, und das mit dem Körper nur zeitlich durch gewisse unbekannte Banden zusammengehalten wird, hat sich dieser einfache Tatbestand in unserm Bewußtsein in nachteiligster Weise verschoben und verdunkelt. Unser Urteil über das Verhältnis zwischen Seele und Körper ist noch dadurch weitergehend gestört worden, daß das spätere Christentum diesen Platonismus übernommen und noch weiter bis zum äußersten Gegensatz zwischen Seele und Leib gesteigert hat. Statt also in einfacher wissenschaftlicher Problemstellung die Frage zu beantworten, welches denn die einzelnen besondern Abhängigkeiten der geistigen Erscheinungen von den körperlichen Bedingungen sind, hat man sich seit zwei Jahrtausenden den Kopf darüber zerbrochen, wie es überhaupt möglich ist, daß zwei so verschiedene Wesenheiten, wie die Seele und der Körper in dem Menschen zusammmengekettet sind. Anderseits erschien es als wichtige Aufgabe, die »edle« Seele von den Banden des »niedrigen« irdischen Körpers zu befreien, daß sie ihr eigenes Leben ihrer Würde gemäß leben kann. Dies ist die Quelle der christlichen Askese. Erst als seit einigen Jahrhunderten durch den Fortschritt der Naturwissenschaften der Widerspruch der Platonischen Seelentheorie mit alltäglichen Tatsachen der denkenden Menschheit immer deutlicher zum Bewußtsein gekommen war, sind denn auch von neuem Lösungsversuche des Problems beigebracht worden, welche zunächst in große Schwierigkeiten gerieten. Wir erinnern uns der mechanistischen Weltanschauung, wie sie nach langer Vorbereitung der vorhergegangenen Philosophen besonders die französischen Enzyklopädisten am Ende des 18. Jahrhunderts systematisch ausgearbeitet hatten. Darnach sollte alles, was es in der Welt gibt, von rein mechanischer Beschaffenheit sein. Atome und ihre Bewegungen sollten die letzten Wirklichkeiten sein. Innerhalb dieses Denkkreises wurde dann die Seele als ein Produkt der Atombewegungen aufgefaßt, wie etwa die Wärme oder der Magnetismus Produkte von Atombewegungen sein sollten. Schon Leibniz hatte lange vor den Enzyklopädisten dieser erst nach ihm zu dieser Vollständigkeit gebrachten Auffassung den Boden entzogen, indem er darauf hinwies, daß auch eine vollständige und genaue Kenntnis der mechanischen Bewegungen, wie sie z. B. im Gehirn vorausgesetzt waren, niemals zu der Erfassung von geistigen Vorgängen führen könne. Man würde eben nichts als Bewegungen sehen, aber von diesen Bewegungen gibt es keine Brücke zu den geistigen Vorgängen. Das Argument blieb damals unbeachtet und die mechanistische Weltanschauung herrschte in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts innerhalb der naturwissenschaftlich denkenden Kreise so gut wie ausschließlich. Du Bois-Reymond hat in einer berühmt gewordenen Rede dieses Leibnizsche Argument wieder zur Geltung gebracht und da er den von Leibniz aufgedeckten Widerspruch der mechanistischen Weltanschauung nicht zu lösen vermochte, so hat er in seinem berühmten »Ignorabimus« (wir werden es nie wissen) den Widerspruch als einen notwendigen, als ein unlösbares Welträtsel verewigen zu müssen geglaubt. Du Bois-Reymond hat insofern recht, als mit den Prämissen der mechanistischen Ansicht allerdings das Seelenproblem unlösbar war. Er hat aber insofern unrecht gehabt, als er die Prämissen der Mechanistik für unbedingt gegeben hielt und sich nicht die Frage stellte, ob denn überhaupt die mechanistische Weltanschauung richtig und haltbar ist.
Die Frage ist dann später in den letzten Jahren des vorigen Jahrhunderts wieder aufgenommen und hat anfangs gegen heftigen Widerspruch, gegenwärtig aber sogut wie allgemein zugegeben zu der Lösung geführt, daß die Mechanistik nicht das letzte Wort der Naturwissenschaft ist, daß vielmehr eine rationelle Auffassung der Gesamtheit wissenschaftlicher Erscheinungen zu der Energielehre oder Energetik führt, nach welcher die Welt zwar nicht als eine Summe von Massen und ihren Bewegungen, wohl aber als eine Summe oder noch besser als ein System von Energien der verschiedensten Art aufzufassen ist. War es unmöglich, das Denken als eine Bewegung zu begreifen, so erweist es sich durchaus als möglich, das Denken als einen energetischen Vorgang aufzufassen. Ebenso wie beispielsweise ein galvanisches Element nur so lange elektrische Ströme liefern kann, als die erforderlichen chemischen Stoffe, oder besser gesagt, umwandelbare chemische Energie vorhanden ist, weil eben die chemische Energie sich in die von ihr verschiedene elektrische Energie verwandelt, ebenso dürfen wir das Gehirn als einen Denkapparat auffassen, der die ihm durch das Blut zugeführte chemische Energie der Nahrung in jene Vorgänge umwandeln kann, deren Gesamtheit wir als das Denken bezeichnen.
Daß diese Auffassung im Grunde richtig ist, geht aus der allgemeinen Tatsache hervor, daß Denkarbeit ebenso erschöpfend wirkt wie körperliche oder mechanische Arbeit, d. h. daß die chemischen Energien des Körpers ebenso verbraucht werden, wenn das Gehirn Denkarbeit leistet und diese noch nicht in ihren physischen Einzelheiten genauer bekannte Energieform produziert, wie wenn die Muskeln mechanische Arbeit leisten, d. h. die in ihren einzelnen Formen seit langer Zeit genau bekannte mechanische Energie produzieren. Durch die energetische Auffassung der Lebens- und Denkvorgänge ist also das Du Boissche Ignorabimus beseitigt und wir erkennen den Zusammenhang zwischen Seele und Leib: der Leib ist der Erzeuger der Seele, insofern alles Denken, Empfinden und Wollen sich nicht betätigen kann ohne Aufwand von Energie, die von der Nahrung geliefert wird.
So sehen wir also, daß, was wir die Seele nennen, durchaus eine Funktion des Körpers sein muß. Man muß den Begriff der Funktion ganz genau fassen, wenn man hier keine Irrtümer begehen will. Funktion bedeutet, daß die Seele durchaus nichts ohne den Körper ist, daß man von ihr und ihren Eigenschaften nur insofern sprechen kann, als sie durch den Körper erzeugt oder hervorgebracht wird. Sie beginnt in dem Augenblicke, wo der Körper ein selbständiges Dasein beginnt, und endet in dem Augenblicke, wo der Körper das Leben verliert und sich in eine Summe von chemischen Stoffen umwandelt, die nicht mehr durch eine einheitliche Organisation zu gemeinsamen Zwecken zusammengehalten werden. Und wenn man dagegen sagen wollte, daß die Seele doch ganz bestimmte Eigenschaften besitzt, welche den Stoffwechsel des Körpers überdauern, denn während der Körper im Lauf von so und so viel Jahren alle die Substanzen erneuert, aus denen er vorher bestanden hat, bleibt die Seele erhalten, so muß darauf geantwortet werden, daß auch am Körper ganz bestimmte spezifische Eigenschaften erhalten bleiben, die ihm individuell angehören und den andern Körpern der andern Menschen nicht zukommen. Ich erinnere nur an die Gesichtsbeschaffenheit, welche jeden Menschen sicher von jedem andern unterscheidet. Ebenso wie jeder Mensch (in dem eben geschilderten Funktionssinne) eine Seele, d. h. eine Art der geistigen Betätigung hat, die bestimmt verschieden ist von allen andern Seelen, so hat er ein Gesicht, eine Gestalt und eine allgemeine körperliche Beschaffenheit, die ebenso bestimmt verschieden ist von den entsprechenden Gesichtern und Gestalten und Beschaffenheiten aller andern Menschen.
Wie diese merkwürdige Tatsache wissenschaftlich zu deuten ist, soll uns hier nicht weiter beschäftigen; es muß der Hinweis genügen, daß es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um bestimmte Kombinationen verwickelt zusammengesetzter chemischer Stoffe handelt. Diese besondre Kombination verschwindet als solche beim Sterben des betreffenden Menschen. In normalen Fällen hat sich aber ein Teil davon in seinen Nachkommen mehr oder weniger genau fortgesetzt. Wir wissen ja schon von den Haustieren her und noch sehr viel bestimmter bei den Menschen, daß jeder einzelne eine Mosaik aus Erbstücken seiner Vorfahren ist. Was die heutige Wissenschaft mit aller Genauigkeit im einzelnen festgestellt hat, hatte Goethe mit seinem feinen Gefühl für Wirklichkeiten lange vorausgesehen, indem er sein eignes Mosaik schildert:
Vom Vater hab ich die Statur,
Des Lebens ernstes Führen;
Vom Mütterchen die Frohnatur,
Und Lust zu fabulieren.
Sind so die Elemente nicht
Aus dem Komplex zu trennen,
Was ist dann an dem ganzen Wicht
Original zu nennen?
Auf diese Frage haben wir eben die Antwort gehört, Original ist die besondre Zusammenfügung jener einzelnen individualisierten Elemente, welche in diesem Falle beispielsweise den großen Dichter und Menschen Goethe ergeben hat, einen Dichter und Menschen, der weder in seinem Vater noch in seiner Mutter, d. h. in den vereinzelten Elementen zu finden war.
So werden wir auch durch diese Betrachtungen auf das allerbestimmteste in diese Welt, in dieses Leben zurückgewiesen. Aus den Elementen, die wir von unsern Vorfahren ererbt haben und von denen wir einen Teil an unsre Nachkommen übertragen, haben wir für unser Leben das Beste und Erfolgreichste, das Glücklichste und Glückbringendste zu gestalten, was uns unsre Lebensbedingungen, innere wie äußere, zu gestalten gestatten. Und je vollständiger wir uns von der Idee eines künftigen Lebens unter undefinierbaren Existenzbedingungen, ja unter den krassesten Widersprüchen gegen das, was wir als Leben kennen, frei machen, um so stärker und erfolgreicher werden wir unsre gesamten Energien in den Dienst dieses Lebens stellen und uns bemühen, aus der Erde, aus dem Wohnort der Menschheit innerhalb der Spanne Zeit, die uns frei steht, nach Möglichkeit, zwar nicht ein Paradies, aber doch einen lebenswerten und möglichst glückbringenden Aufenthalt zu machen.
Nun wird es aber doch Gemüter geben, und es werden dies nicht die geringsten und oberflächlichsten sein, welche sich sagen werden: über die Existenz von 60 bis 80 Jahren, die gegenwärtig einem Menschenleben zugemessen sind, möchten wir doch mit unsrer Betätigung hinaus; wir begnügen uns nicht mit einem Inhalte unsres Lebens in diesem engen Rahmen, unser Gefühl sagt uns, daß unsre Existenz mit dem körperlichen Tode nicht zu Ende ist, daß sie in irgendeiner Weise noch weiter wirken wird. Auch hierauf hat der Dichter in glücklichster Weise Antwort gegeben. In dem dramatischen Gedicht: Künstlers Erdenwallen und Künstlers Apotheose heißt es in dem zweiten Teil, als der Künstler aus dem Himmel zur Erde geführt wird, um die nachträgliche Wirkung seines Kunstwerks zu sehen, im Munde der Muse, die ihn führt:
So wirkt mit Macht der edle Mann
Jahrhunderte auf seines Gleichen,
Denn was ein guter Mensch erreichen kann,
Ist nicht im engen Raum des Lebens zu erreichen.
Drum lebt er auch nach seinem Tode fort
Und ist so wirksam als er lebte.
Die gute Tat, das schöne Wort,
Es strebt unsterblich, wie er sterblich strebte.
So lebst auch du durch ungemeßne Zeit;
Genieße der Unsterblichkeit.
Diese Worte, die der Dichter der Muse in den Mund legt, enthalten tatsächlich alles Entscheidende, was über diese Frage gesagt werden kann. Wir haben schon längst gelernt, den Menschen nicht als ein isoliertes Individuum aufzufassen, sondern als eine Zelle im Gesamtorganismus der Menschheit, dessen einzelne Teile sich gerade in unsren Tagen immer enger aneinander schließen zufolge der immer wachsenden Verkehrsmöglichkeiten und der immer lebhafter werdenden Austauschbeziehungen körperlicher sowie geistiger Güter von Volk zu Volk, von Mensch zu Mensch. Auch jedes einzelne Erlebnis hat doch sicher nur vorübergehenden Charakter, denn es stirbt in dem Augenblick, wo seine Zeit vorbei ist, um andern nachkommenden Platz zu machen. Aber es übt doch auf die künftige Gestaltung des Menschen, dem es widerfahren ist, einen bestimmten Einfluß aus, der um so länger wirksam ist, je tiefer das Erlebnis während seiner Existenzdauer in das Leben des Menschen eingegriffen hat. Ganz in derselben Weise verhält sich auch der einzelne Mensch zu dem Gesamtleben der Menschheit. Je größer und stärker, je tüchtiger und schöner, je menschlicher mit einem Wort ein Mensch gewesen ist, umso dauerhafter weil tiefgreifender sind auch die Einflüsse, die er zunächst auf seine Zeit, auf seine Mitmenschen geübt hat und die keineswegs mit seinem Tode enden. Sondern sie reichen um so weiter in die Zukunft hinaus, je wertvoller die Leistungen selbst gewesen sind.
Vergleichen wir nun diese tatsächlich vorhandene Unsterblichkeit mit dem religiösen Unsterblichkeitsbegriff, so tritt der unvergleichlich viel höhere Wert der monistischen Unsterblichkeitsanschauung gegenüber der kirchlichen und dem sentimentalen zweifellos in die Erscheinung. Die kirchliche Unsterblichkeit soll jedem einzelnen Menschen zukommen, gleichgültig, wie er beschaffen sein mag, denn sie wird als eine Eigenschaft beschrieben, die ihm ebenso eigen ist, wie seine Körperlichkeit, so daß er für die Erwerbung der Unsterblichkeit überhaupt gar nichts zu tun hat. Dagegen ist die Unsterblichkeit im monistischen Sinne ein Ergebnis der Tüchtigkeit des Betreffenden. Je geringfügiger die Wirkung des einzelnen auf seinen Kreis gewesen ist, um so schneller verschwindet auch der Einfluß, den er ausgeübt hat, aus diesem Kreise und damit aus der Menschheit, um so sterblicher ist er.
Dieses Verhältnis fällt auf das unmittelbarste mit dem allgemeinen Wert des Menschen zusammen. So angenehm etwa ein Mensch von durchschnittlicher Beschaffenheit, von denen zwölf auf ein Dutzend gehen, auf seine Umgebung wirken mag, so wenig empfindet man seinen Verlust, wenn er einmal durch den Tod dahingenommen ist, eben weil es so viel andre Menschen ähnlicher Beschaffenheit gibt, die an seine Stelle treten können, ohne daß dadurch in der Welt etwas wesentlich anders geworden ist.
Während ferner im Sinne der kirchlichen Unsterblichkeit erst noch für einen Inhalt des künftigen ewigen Lebens auf irgendeine Weise gesorgt werden muß, wodurch für die Vorstellungen über das Leben in dieser Unsterblichkeit die allergrößten Schwierigkeiten entstehen, wenn man sie irgendwie ernsthaft, d. h. mit klaren Vorstellungen und nicht nur mit den traditionellen Worten ohne Inhalt zu begreifen und darzustellen versucht, finden wir hier den Inhalt der Unsterblichkeit ganz unmittelbar gegeben, weil ja eben die dauernden Leistungen des betreffenden Menschen seine eigentliche Unsterblichkeit selbst darstellen.