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Zehnte Predigt.
Arbeit.


In alten Zeiten ist die Arbeit durchaus als etwas höchst Unerwünschtes, ja als ein Leid aufgefaßt worden. Als schwerste Strafe für den Ungehorsamen bezüglich des Baumes der Erkenntnis legt Gott im Alten Testament dem Adam den Fluch auf: im Schweiße deines Angesichtes sollst du dein Brot essen. Und noch heute sehen wir an unseren niedrig stehenden Mitmenschen, den unkultivierten Rassen, daß ihnen Arbeit etwas sehr unangenehmes ist, dem sie auf jede Weise aus dem Wege zu gehen bemüht sind.

Dem gegenüber hat der Kulturmensch eine ganz andere Stellung zur Arbeit gewonnen. Ihm würde ein ganz arbeitsloses Leben als durchaus schal und inhaltlos erscheinen und er betrachtet den, der einem solchen Ziele zustrebt, als einen minderwertigen Zeitgenossen. Sein höchster Wunsch geht also nicht auf Arbeitslosigkeit, sondern dahin, daß er so glücklich sein möchte, sich Inhalt und Art seiner Arbeit selbst wählen zu dürfen. Hat er das erreicht, so richtet er in solcher Beziehung keine Wünsche mehr an sein Schicksal. Selbst die modernen Eroberer und Gewaltherrscher, die Erwerber und Inhaber der Riesenkapitalien, welche in unserer Zeit die größte äußere Macht darstellen, sind von dem Arbeitsbedürfnis der Gegenwart angesteckt. Wie zweifelhaft oder auch zweifellos sonst ihre Moral sein mag: tatsächlich schinden die meisten von ihnen für die Erwerbung ihrer Machtmittel sich selbst mehr ab, als irgendeinen ihrer armen Angestellten. Man erkennt dies daran, daß sie auch meist nicht aufhören, unter Anspannung aller ihrer Geisteskräfte in dieser aufreibenden Arbeit fortzufahren, nachdem sie längst ein Vermögen erreicht haben, das weit über die höchstgesteigerten Bedürfnisse eines einzelnen hinausgegangen ist.

Wir ersehen hieraus, daß die Arbeit für den heutigen Menschen bereits ein instinktmäßiges Bedürfnis geworden ist, so daß wir tatsächlich nicht mehr verstehen, wieso sie gemäß jener biblischen Erzählung als ein Fluch anzusehen ist. Mir ist aus meinen Kindertagen noch der seltsame Widerspruch in Erinnerung, als uns in der Schule einerseits die Arbeit als das Beste und Wertvollste geschildert wurde, was den Menschen auszeichnet, und wir andererseits jenen Arbeitsfluch auswendig lernen mußten.

Wir beobachten hier innerhalb einer uns übersehbaren Entwicklungsreihe einen Vorgang von allgemeiner Bedeutung für die Lebewesen. Dieser besteht darin, daß sich, kurz gesagt, die Lebensnotwendigkeiten zum Lebensglück entwickeln. Solche Lebewesen nämlich, bei denen sich angenehme Empfindungen mit der Ausführung lebensnotwendiger Handlungen verbinden, werden diese besser und vollkommener ausüben, als solche, die nur durch den Zwang der Unvermeidlichkeit dazu gebracht werden. Dergestalt sind im Kampfe ums Dasein oder im Verlauf der Anpassung solche Wesen vor jenen mißmutigen begünstigt und haben bessere Gelegenheit, ihre besondere Beschaffenheit auf ihre Nachkommen zu übertragen. Dadurch tritt eine fortschreitende Befestigung und Steigerung dieser lebensfördernden Tendenz ein und diese gestaltet sich zu einer feststehenden Eigentümlichkeit der betreffenden Spezies.

So ist es beispielsweise mit der Nahrungsaufnahme beschaffen. Essen und Trinken gehört um so mehr zu den höchsten Festlichkeiten einer Menschengruppe, je unsicherer und unregelmäßiger die Beschaffung der Nahrung ist. Aber auch in höher entwickelte Stufen hinauf zieht sich dieses Gefühl, das vermöge des biologischen Trägheitsgesetzes noch durch lange Generationen zur Wirkung kommt, nachdem die besonderen Umstände vergangen sind, die es erzeugt hatten. Demgemäß feiern wir bis auf den heutigen Tag unsere Feste ungern ohne ein Festmahl, auf dem regelmäßig die Stimmung ihr Maximum erreicht.

Noch mehr ist die entscheidende Funktion für die dauernde Existenz einer jeden Spezies, die Fortpflanzung, durch die starke Entwicklung entsprechender Gefühle gesichert. Lebensweise und Charakter der meisten höheren Tiere verändern sich von Grund aus während der Zeit der Paarung und für die Sicherung der Nachkommenschaft sehen wir sie die äußersten Opfer instinktmäßig bringen. Und wenn wir darnach fragen, wie es hier bezüglich des Menschen steht, so brauchen wir nur auf den Inhalt der Kunst zu sehen. Neunzig Prozent aller Dichtung mindestens bezieht sich auf die Liebe und die persönliche Erfahrung jedes einzelnen unter uns sagt uns, daß die hiermit im Zusammenhange stehenden Gefühlserregungen und Glücks- wie Unglücksempfindungen stärker sind, als alle anderen Gefühlserlebnisse, die sonst dem Menschen beschieden sein mögen.

Allerdings werden hier einige Menschen sich anders, oder doch mindestens zweifelhaft äußern. Das sind die schöpferischen Genies. Diese erklären oft, daß sie sich in den Stunden besonderer Produktivität ungewöhnlich, ja unbegrenzt glücklich fühlen. Solche Stunden sind allerdings selten und zwischen ihnen liegen lange Tage, ja Jahre der Vorbereitung oder des Mißglückens. Aber auch die Liebe ist ja eine periodische Erscheinung. Bei den Tieren in ausgesprochenster Weise, und wenn man beim Menschen die gleiche, wenn auch viel weniger deutliche Erscheinung nicht erkennt oder anerkennt, so hängt das damit zusammen, daß man überhaupt sich bisher gescheut hat, die Liebe als ein wissenschaftliches Problem aufzufassen, das sie ebenso ist, wie irgendeine andere menschliche Angelegenheit. Und ebensowenig, wie etwa die wissenschaftliche Botanik die Pflanzen daran hindert, so groß und schön aufzuwachsen, als Boden und Sonne es ihnen nur immer ermöglichen wollen, ebensowenig wird die wissenschaftliche Erfassung der Liebe die Stärke und Schönheit der mit ihr verbundenen Gefühle beeinträchtigen können. Ja, man darf sogar behaupten: ebenso, wie die wissenschaftliche Botanik es uns ermöglicht hat, viel schönere und erfolgreichere Pflanzen zu züchten, als es der freien, nicht durch menschliches Zweckbewußtsein geleiteten Natur möglich war, ebenso wird die wissenschaftliche Erfassung der Liebe sie zu um so höheren Gebieten erheben, je mehr sie sie durchgeistigen wird. Wie anders als durch die Wissenschaft sollen die mancherlei Widersprüche beseitigt und aufgehoben werden, die gegenwärtig innerhalb dieses Gebiets den Kulturmenschen ganz besonders quälen und die wichtigste Angelegenheit eines jeden Volkes, die Sicherung seiner eigenen Gesundheit und Leistungsfähigkeit, zum Spielball äußerer Zufälle und Rücksichten machen, die mit dem Hauptzweck, der Schaffung einer nach allen Beziehungen gesteigerten Nachkommenschaft, nicht das Geringste zu tun haben?

Als dritte Lebensnotwendigkeit, die sich in unserer Zeit zu einem Lebensglück entwickelt, darf die Arbeit bezeichnet werden. Seit die Menschheit Gebiete bewohnt, in denen die unbeeinflußte Natur nicht alles ohne das Zutun hervorbringt, was der Mensch zum Leben braucht, ist die Arbeit eine Lebensbedingung geworden, der sich die Betroffenen zunächst als einem widerwärtigen, wenn auch unvermeidlichen Zwang unterwarfen. Es ist schon bemerkt worden, daß eine solche Stimmung noch vielfach vorhanden ist, und zwar steht ihre Stärke im umgekehrten Verhältnis zu dem Kulturzustande der betreffenden Menschengruppe. In den oberen Kulturschichten (die keineswegs auf die wenigen allerobersten beschränkt sind) ist dagegen bereits Arbeitslust als Instinkt entwickelt, und zwar dringt dieser Instinkt bis zu einem gewissen Grade in um so niedrigere Kulturschichten desselben Volkes vor, je dringender die Arbeitsnotwendigkeit von jeher gewesen ist. Da dieser Umstand im allgemeinen klimatisch bedingt ist, so nimmt der Instinkt der Arbeitsfreude mit der geographischen Breite zu; er ist bei den nordischen Völkern viel stärker entwickelt, als bei den südlichen, und findet seine nördlichste Grenze erst dort, wo die Schwierigkeiten des Lebens so groß geworden sind, daß eine eigentliche Kulturentwicklung nicht mehr hat erreicht werden können. Dies gilt insbesondere für die in den polaren Gegenden heimischen Völker. Sogar innerhalb einer und derselben Volksgemeinschaft machen sich derartige Gegensätze geltend, die natürlich nur im großen und ganzen gelten. So hat der Schotte einen viel stärker entwickelten Arbeitsinstinkt, als der Südengländer, und einigermaßen sind solche Verschiedenheiten auch zwischen Norddeutschen und Süddeutschen vorhanden.

Die Arbeit erweist sich also von dieser Seite gesehen als ein ganz besonders wichtiger und ganz besonders moderner Begriff. Wir müssen uns fragen, wie sie dazu gekommen ist. Nun sehen wir, daß auch in einem ganz anderen Gebiete, dem der Naturwissenschaft, in unserer Zeit der Arbeitsbegriff (und seine Erweiterung zum allgemeinen Energiebegriff) angefangen hat, eine maßgebende Rolle zu spielen, ja sich zum Mittelpunkt einer ganzen Welt- und Lebensauffassung zu machen. Und da unsere Betrachtungen immer wieder auf diese Seite der Sache werden zurückkommen müssen, so liegt die Pflicht vor, uns ganz eingehend auch mit dem physikalischen Begriff der Arbeit vertraut zu machen.

Arbeit im engeren physikalischen Sinne ist ausschließlich mechanische Arbeit, wie sie etwa erforderlich ist, wenn schwere Körper gehoben werden sollen oder wenn Widerstände gegen irgendeine Bewegung zu überwinden sind. Solche Arbeit leistet beispielsweise die Lokomotive, die den Zug zieht, sie leistet die Dampfmaschine, welche eine ganze Fabrik in Betrieb hält, sie leistet mein Eselpaar, das im Göpel mir das Wasser ins Haus pumpt, und sie leistet schließlich meine Hand (genauer die Muskeln meiner Hand), wenn ich die Tasten meiner Schreibmaschine niederdrücke oder den Wagen gegen die Federspannung nach rechts schiebe. Bei allen diesen Arbeiten handelt es sich um zwei Dinge, von denen der Betrag der Arbeit abhängig ist, nämlich die Kraft und den Weg. Um einen großen Stein aufzuheben, brauche ich mehr Kraft (die ich durch meine Muskelanstrengung schätze), als um einen kleinen Stein zu heben und den Zug, welchen die Lokomotive vermöge ihrer großen Kraft leicht in Bewegung setzt, vermag weder Mensch noch Pferd wegen ihrer geringeren Kraft in gleichem Sinne zu bewegen. Die Arbeit nimmt mit der anzuwendenden Kraft in gleichem Sinne zu. Ähnliches gilt von dem Wege, auf welchem die Kraft überwunden wird. Um den Stein vom Erdboden bis auf die Bank zu heben, brauche ich viel weniger Arbeit, als wenn der Stein etwa auf den Dachboden getragen werden soll, und ebenso weiß man, daß die Lokomotive umsomehr Arbeit leisten muß, je weiter der Weg ist, über den sie ihre Last ziehen soll.

Die Physik setzt mit gutem Recht die Arbeit gleich dem Produkt aus der Kraft und dem Wege, denn das Produkt hat die Eigenschaft, daß es in gleichem Verhältnis mit jedem der Faktoren zu- oder abnimmt. Mißt man die Arbeit in solcher exakten Weise, so zeigt sich das Bestehen eines wichtigen Naturgesetzes, das man das Gesetz von der Erhaltung der Arbeit nennt. Man kann, das ist der Inhalt des Gesetzes, niemals Arbeit aus nichts erhalten, sondern man kann nur Arbeit gewisser Art in andere Arbeit verwandeln, wobei ihr Betrag niemals größer wird, sondern höchstens im idealen Falle unverändert gleich bleibt.

Nach der wohlbekannten Anekdote soll Archimedes, als er die Gesetze des Hebels entdeckt hatte, ausgerufen haben: Gebt mir einen Punkt, wo ich stehen kann, und ich will die Welt aus ihren Angeln heben. Er hatte nämlich aus seinen Gesetzen herausgerechnet, daß man eine gegebene Kraft beliebig vervielfältigen kann, so daß sie schließlich unendlich groß gemacht werden könnte und jedenfalls ausreichen müsse, um die ganze Erde zu bewegen. Uns ist diese Verstärkung der Kraft durch den Hebel ganz geläufig und wir wenden sie im täglichen Leben unaufhörlich an. Je länger der Hebelarm ist, an dem die Kraft betätigt wird, und je kürzer der Arm, an welchem die Arbeit zu leisten ist, um so größere Kraft wird dort entfaltet. Das sieht wie ein Widerspruch gegen das eben aufgestellte Gesetz aus, ist aber eine Bestätigung dafür. Denn der kurze Hebelarm beschreibt auch einen entsprechend kleineren Weg, als der lange. Wende ich also etwa an den langen Arm die geringe Kraft meiner Hand an, um ihn zu bewegen, so kann ich mit dem kurzen Arm allerdings eine um so viel stärkere Kraft ausüben; da aber der Weg im gleichen Verhältnis kürzer ist, so ist das Produkt aus Kraft und Weg, eben die Arbeit, darum doch nicht größer geworden, sondern nur ebenso groß geblieben. Also hätte Archimedes allerdings mit seinem Hebel die Erde bewegen können, aber nur um einen verschwindend kurzen Weg, d. h. überhaupt nicht um einen nachweisbaren Betrag.

Wir können also allgemein sagen: die Arbeit ist unerschaffbar; man muß sich mit der begnügen, die in der Welt vorhanden und uns zugänglich ist, denn andere gibt es nicht und man wüßte nicht, woher man sie nehmen soll. Nun aber beruht unsere ganze Existenz auf Arbeit im allgemeineren Sinne. Wo irgend etwas geschieht, wird Arbeit gebraucht, um umgewandelt zu werden, indem sie in das übergeht, was den neuen Zustand vom alten unterscheidet. Daraus erkennen wir alsbald die Weltbedeutung der Arbeit: sie ist das allgemeine Prinzip alles Lebens, ja alles Geschehens überhaupt. In einer Welt, in der keine Arbeit verfügbar wäre, würde überhaupt nichts geschehen; alles würde in erstarrter Todesruhe daliegen und sich durch alle Ewigkeiten nicht rühren. Nur dadurch, daß in eine solche Welt Arbeit hineingebracht würde, könnte überhaupt erst darin etwas zu geschehen beginnen; die Arbeit allein überwindet den Tod.

Aus einer anscheinend höchst nüchternen, ja fast kleinlichen Betrachtung sind wir ohne jeden mystischen Schwindel alsbald zu Anschauungen von ungeheurer Größe und Erhabenheit aufgestiegen. Wenn der in papierene Scheinweisheit vergrabene Faust verzweifelnd ausruft:

Geheimnisvoll am lichten Tag,
Läßt sich Natur des Schleiers nicht berauben;
Und was sie Dir nicht offenbaren mag,
Das zwingst Du ihr nicht ab mit Hebeln und mit Schrauben,

so erweist sich das im Lichte der Naturerkenntnis als falsch: die Natur offenbart dem Menschen alles, was er sie fragt; er muß nur gelernt haben, sie vernünftig zu befragen. Wie aber kann er das lernen? Hierauf gibt es nur eine Antwort: durch die Wissenschaft. Allerdings nicht durch papierenes Schulwissen, sondern durch lebendiges Wissen von der Natur. Wir haben ja uns bereits darüber Klarheit verschafft, daß alles Wissen im allgemeinen um so unzulänglicher ist, je weiter seine Erwerbung zeitlich zurückliegt. Also nicht in alten Pergamenten, sondern in dem ewig neuen Born der Erfahrung werden wir das Wissen finden, das uns not tut, weil es allein fruchtbar ist und unser Handeln zweckgemäß leiten kann.

So kann es uns nicht Wunder nehmen, daß auch dieses Wissen von der Arbeit, dessen erste Stufe wir eben betreten haben, keineswegs ein Wissen aus uralter Zeit ist. In der engen Form, wie es hier vorläufig mitgeteilt worden ist, kennt man das Gesetz von der Erhaltung der Arbeit seit zwei bis drei Jahrhunderten. Genau läßt sich die Zeit nicht angeben, denn wie viele grundlegende Gedanken ist auch dieser sehr langsam und stufenweise in das Bewußtsein der Forscher getreten. Genaueres über Geschichte und Inhalt dieses Gedankens findet man in W. Ostwald, Die Energie. J. A. Barth, Leipzig 1908. Preis M. 4.40. Auch ist er zunächst nur auf sehr enge Probleme, etwa nur die mechanischen Maschinen angewendet worden. In seiner weltumspannenden Bedeutung ist der Gedanke erst im Jahre 1842 durch einen deutschen Arzt, Julius Robert Mayer in Heilbronn, erfaßt worden, der gleichzeitig das hinzufügte, was noch nötig war, um den Begriff der Arbeit auf des gesamte Weltgetriebe anwenden zu können. Aber auch dieser Fortschritt ist zunächst von den Menschen übersehen worden und die zeitgenössische Wissenschaft hat eine lange Reihe von Jahren gebraucht, bis seine Bedeutung allmählich erkannt wurde. Dann hat sich immer wieder erwiesen, daß diese Bedeutung immer noch weit unterschätzt geblieben war. Ein Gebiet des menschlichen Wissens nach dem anderen erweist sich als abhängig von diesem Gedanken und selbst unsere Zeit ist noch weit entfernt davon, sagen zu dürfen, daß auch nur die ersten Orientierungsarbeiten in allen Gebieten, für die er von maßgebender Bedeutung ist, bereits ausgeführt wären. Wir stehen noch mitten in diesen Arbeiten drin, und daher werden die verschiedenen Seiten, nach denen sich der Grundgedanke von der Erhaltung der Arbeit oder, wie es jetzt genannt wird, von der Erhaltung der Energie sich betätigt, uns immer wieder beschäftigen.

Ehe wir aber dies tun, treten wir einen Schritt zurück und überschauen den seltsamen Weg, den uns der Begriff der Arbeit geführt hat. Er hat uns zunächst einen höchst merkwürdigen geistigen Entwicklungsvorgang an der Menschheit beleuchtet, in dessen Mitte wir uns selbst befinden, derart, daß wir sowohl die Zustände, die ihm vorausgegangen sind, wie die Formen, auf die er die Allgemeinheit hinführen wird, an einzelnen Gruppen oder Persönlichkeiten der gegenwärtigen Menschheit verwirklicht finden. Die Vermutung, daß es nur ein grundwichtiger Begriff sein kann, der eine solche durchgreifende Rolle in der menschlichen Entwicklung spielt, hat uns veranlaßt, einmal die Antwort auf die Frage nach dem Wesen der Arbeit auf wissenschaftlichem Wege zu suchen. Hierzu haben wir nicht etwa die Literatur und Geschichte des Wortes Arbeit zusammengestellt, sondern wir sind vor die rechte Schmiede gegangen und haben die exakte Wissenschaft nach dem Begriff gefragt, der bei diesem Worte ist. Die Antwort lautete zunächst verzweifelt nüchtern und technisch. Als wir uns aber in diese Antwort vertieften und nachsahen, wohin überall ihre Bedeutung reichen könnte, hatten wir plötzlich die ganze reiche Welt, die wir in der Betrachtung eines so simplen Dinges, wie ein Hebel ist, anscheinend ganz aus dem Auge verloren hatten, wieder vor uns. Aber nicht mehr als das Chaos, das sie vorher gewesen war, sondern unterworfen dem ganz und gar allgemeinen Gesetz von der Erhaltung der Arbeit, dem Gesetz, das alles Geschehen regelt und in seinen Rahmen schließt.

Das ist die unwiderstehliche Gewalt der Wissenschaft.


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