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Fünfzigstes Kapitel

Es waren ziemlich lustige Seufzer und Geräusche, die der Wind ihnen entgegentrug, als einige Wochen vergangen waren, seitdem Ahab seine Harpune geschmiedet hatte. Es war ein Schiff aus Nantucket, der »Bachelor«, der sein letztes Ölfaß verstaut und die platzenden Dachluken verriegelt hatte. Nun sah alles aus wie an einem lustigen Feiertag, und man fuhr an den weit auseinanderliegenden Schiffen auf dem Walfischgrund ein wenig eitel und prahlerisch vorbei, bevor man den Kiel nach der Heimat lenkte.

Die drei Leute an der Mastspitze trugen lange Wimpeln von schmalem, roten Flaggentuch an den Hüten. Am Achterdeck hing ein Walboot mit dem Boden nach unten. Und am Bugspriet sah man den langen Unterkiefer des zuletzt getöteten Wales hängen. Zu jeder Seite wehten Signalflaggen, Wimpel und Flaggen in allen Farben vom Takelwerk. In jedem der drei Topps, die mit Körben versehen waren, hingen seitwärts zwei Fässer mit Walratöl, und darüber sah man in den Quersalings des oberen Mastes kleine Fässer mit derselben kostbaren Flüssigkeit. Und an dem Hauptflaggenknopf hing eine metallene Lampe.

Wie man später erfuhr, hatte der »Bachelor« unglaubliches Glück gehabt. Das war um so erstaunlicher, als in derselben Zeit andere Schiffe, die in denselben Meeren kreuzten, Monate zugebracht hatten, ohne eines einzigen Fisches habhaft zu werden. Man hatte nicht nur Fässer von Rindfleisch und Brot fortgeben müssen, um für das wertvollere Walratöl Platz zu schaffen, sondern hatte auch Reservefässer von den vorbeifahrenden Schiffen erbitten müssen. Man hatte diese längs des Deckes und in den Kabinen des Kapitäns und der Offiziere unterbringen müssen. Man hatte sogar den Tisch in der Kajüte zu Kleinholz zusammengeschlagen. Und die Schiffsmesse fand an einem Ölfaß statt, das man auf dem Fußboden als Mittelstück angebracht hatte.

Die Matrosen hatten in der Vorderkajüte ihre Kisten vernagelt und sie mit Walfischöl gefüllt. Es war komisch, daß der Koch seinen größten Topf mit einem Deckel verschlossen und mit Öl gefüllt hatte. Und so hatte der Steward seinen Reserve-Kaffeetopf hervorgeholt und gleichfalls damit gefüllt. Ebenso hatten die Harpuniere die Hülsen ihrer Harpunen aufgebrochen und sie gefüllt. So war denn in der Tat alles voll von Walratöl, ausgenommen die Hosentaschen des Kapitäns, worin er die Hände zu stecken pflegte als Zeichen seiner selbstgefälligen und befriedigten Haltung.

Als das glückliche Schiff seinen Kurs auf den melancholischen »Pequod« nahm, vernahm man den barbarischen Laut von riesigen Trommeln vom Vorderdeck. Als man näher kam, stand eine Schar von Leuten um die riesigen Schmelztöpfe herum, die mit der pergamentähnlichen Haut des Magens von dem schwarzen Fisch bedeckt waren und die bei jedem Schlag mit der geballten Faust der Mannschaft laut dröhnten.

Auf dem Quarterdeck tanzten die Maate und Harpuniere mit olivenfarbenen Mädchen, die von den Inseln Polynesiens mit ihnen davongelaufen waren. In einem mit Ornamenten geschmückten Boot, das zwischen dem Vorder- und Hauptmast befestigt in der Luft hing, saßen drei Neger von Long Island, die mit glitzernden Fiedelbogen aus Walfischbein das lustige Treiben dirigierten. Indes machten sich andere mit vielem Lärm an dem Mauerwerk der Schmelzöfen zu schaffen, aus denen die riesigen Töpfe entfernt waren. Man hätte glauben können, sie holten die verfluchte Bastille herunter: solch wildes Geschrei erhoben sie, als die nun überflüssig gewordenen Backsteine mitsamt dem Mörtel in die See geschleudert wurden.

Als Herr und Meister der ganzen Szene stand der Kapitän auf dem erhöhten Quarterdeck in seiner ganzen Größe. So spielte sich das lustige Schauspiel vor seinen Augen ab und schien nur zu seiner eigenen Zerstreuung arrangiert zu sein.

Aber auch Ahab stand auf seinem Quarterdeck mit einem scheuen, düsteren und eigensinnigen finsteren Ausdruck. Als die beiden Schiffe nun mit ihrem Kielwasser zusammenkamen, und das eine von Jubel erfüllt war über vergangene Dinge, und das andere von banger Ahnung der kommenden Dinge, da drückten auch die beiden Kapitäne in ihrer Person den ganzen auffälligen Gegensatz der Szene aus.

»Komm an Bord, komm an Bord!« rief der lustige Befehlshaber des »Bachelor« und hob ein Glas und eine Flasche in die Luft.

»Hast du den weißen Wal gesehen?« knirschte Ahab als Antwort.

»Nein. Habe nur von ihm gehört. Aber ich glaube nicht an ihn«, sagte der andere in seiner guten Laune. »Komm an Bord!«

»Du bist ja verdammt lustig, fahr weiter! Hast du Leute verloren?«

»Ist nicht der Rede wert. Zwei von den Inseln, das ist alles. Aber komm an Bord, alter Freund. Will dir deine schlechte Laune vertreiben. Komm hierher! Es ist schön hier. Ein volles Schiff, das nach der Heimat fährt!«

»Wie vertraulich doch gleich solch ein Narr wird«, brummte Ahab, dann sagte er laut:

»Du hast ein volles Schiff und willst nach der Heimat, sagst du! Nun, ich habe ein leeres Schiff und gehe nach draußen. Geh du deiner Wege! Und ich will die meinen gehen. Vorwärts denn! Alle Segel heraus und in den Wind gelegt!«

Und als nun das eine Schiff sich lustig vor die Brise legte, kämpfte das andere hartnäckig dagegen. So schieden denn die beiden Schiffe voneinander. Die Mannschaft des »Pequod« sah mit ernsten, verlangenden Blicken nach dem rückkehrenden »Bachelor«. Aber die Leute vom »Bachelor« achteten wegen der lustigen Schwelgerei nicht auf die starren Blicke unserer Mannschaft. Und als Ahab, der sich über das Heckbord lehnte, das der Heimat zusegelnde Schiff betrachtete, nahm er aus seiner Tasche eine kleine Sandbüchse. Dann sah er vom Schiff nach der Sandbüchse und schien dadurch zwei entfernte Gedankenverbindungen vereinigen zu wollen; denn die Büchse war mit dem Ankergrund von Nantucket gefüllt.


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