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Neunundvierzigstes Kapitel

Perth, der schmutzige, alte Schmied, mit den Blasen an den Händen, hatte das milde Sommerwetter, das in diesen Breiten vorherrscht, in Voraussicht der eigentümlichen Arbeitswut, die in kurzem folgen würde, ausgenützt und die transportierbare Schmiede nicht wieder in den Schiffskiel gebracht. Als er mit dem Anteil seiner Arbeit an dem Bein Ahabs fertig war, behielt er die Schmiede noch an Deck und befestigte sie mit Ringbolzen fest am Vordermast. Er wurde nun fast unaufhörlich von den Scharfrichtern und Harpunieren und Bootsleuten angegangen, um einige kleine Arbeiten für sie zu verrichten.

Bald mußte er etwas umändern, ausbessern oder an den verschiedenen Waffen und Bootszubehörteilen etwas erneuern. Oft war ein ganzer Kreis von gierigen Leuten um ihn versammelt, die auf jede seiner rußigen Bewegungen bei der Arbeit genau acht gaben. Trotzdem wurde ein geduldiger Hammer von einem geduldigen Arm geleitet. Niemals erfolgte ein Murren, ein Zeichen der Ungeduld oder ein Ausbruch von Verdrießlichkeit. Es ging alles ruhig, langsam und feierlich zu. Er beugte seinen zeitweilig gebrochenen Rücken nach vorn und arbeitete drauflos, als ob die Arbeit das Leben selbst und das schwere Schlagen des Hammers das heftige Klopfen seines Herzens wäre.

Perth stand mit seinem verfilzten Bart, in eine stachelige Schürze aus Haifischhaut eingewickelt, um die Mittagszeit zwischen seiner Schmiede und dem Amboß. Der letztere war auf einem eisenbeschlagenen Klotz aufgestellt. Perth hielt mit der einen Hand eine Pikenspitze in die Kohlen, und mit der anderen Hand zog er den Blasebalg. Da kam Kapitän Ahab heran und trug einen kleinen rostigen Lederbeutel in der Hand. Als der verdrossene Ahab sich noch in einer kleinen Entfernung von der Schmiede befand, blieb er stehen. Bis schließlich Perth das Eisen aus dem Feuer zog und auf den Amboß loshämmerte, wobei von der roten Masse Funken in hohem Bogen in der Gegend herumflogen und dicht in der Nähe von Ahab niedergingen.

»Was sind denn das für Funken, die in deinem Kielwasser herumfliegen? Es scheinen Vögel mit guten Vorzeichen zu sein. Aber nicht für jedermann. Sieh mal her! Sie brennen. Aber du stehst dabei, ohne verbrannt zu werden.«

»Weil ich über und über verbrannt bin, Kapitän«, antwortete Perth und ruhte sich einen Augenblick von seinem Hammer aus. »Ich bin über das Verbranntwerden längst hinaus. Du kannst nicht leicht eine Narbe verbrennen.«

»Schon gut. Deine eingeschrumpfte Stimme kommt mir sehr traurig vor. Ich bin selbst in keiner glücklichen Haut. Ich wundere mich, daß andere bei ihrem Elend nicht verrückt werden. Eigentlich solltest du verrückt werden, Schmied. Wie kommt es, daß du das nicht wirst? Wie hältst du das aus, ohne verrückt zu werden? Wirst du vom Himmel so gehaßt, daß du das nicht wirst? – Was machst du denn da eben?«

»Ich schweiße eine alte Pikenspitze zusammen. Da waren mal Risse drin.«

»Und kannst du sie wieder ausglätten, Schmied, wenn sie so schwer mitgenommen ist?«

»Ich glaube es, Kapitän.«

»Und ich glaube, daß du auch alle Risse und Falten ausglätten kannst, und daß es nichts ausmacht, wie hart das Metall ist, Schmied.«

»Ja, Kapitän, ich glaube, daß ich es kann. Alle Risse und Falten, bis auf eine.«

»Sieh hierher!« schrie Ahab. Damit ging er leidenschaftlich vorwärts und lehnte sich mit beiden Händen gegen die Schultern von Perth. »Sieh hierher. Da kannst du einen Riß wieder ausglätten, Schmied.« Und er fuhr mit der einen Hand über die Falten seiner Stirn. »Wenn du das könntest, Schmied, so wollte ich meinen Kopf auf deinen Amboß legen und den schwersten Hammer zwischen meinen Augen aushalten, Perth. Gib Antwort! Kannst du diesen Riß ausglätten?«

»Das ist es ja, Kapitän! Sagte ich nicht, alle Risse und Falten, bis auf einen?«

»Ja, Schmied, das ist der eine. Man kann den Menschen nicht ausglätten. Hier siehst du den Riß in meinem Fleisch. Er ist bis in den Knochen meines Gehirns gegangen. Es sind nichts als Falten! Aber weg mit dem Kinderspielzeug! Keine Piken und Spaten mehr geflickt heute. Sieh hierher!« Dabei klimperte er mit dem Lederbeutel, als ob er voll von Goldmünzen wäre. »Ich will mir eine Harpune machen lassen. Eine, die tausend Teufel nicht auseinanderbringen können, Perth. Etwas, das wie die eigene Seitenflosse in einem Wal steckenbleibt. Da ist Material«, und er warf den Beutel auf den Amboß. »Sieh her, Schmied, das sind die aufgehobenen Nägelstumpfen der Hufeisen von Rennpferden.«

»Stümpfe von Hufeisen? Da hast du ja, Kapitän, das beste und widerstandsfähigste Material, das wir Schmiede jemals verarbeitet haben.«

»Ich weiß es. Diese Nägel werden wie der Leim aus den geschmolzenen Knochen von Mördern zusammenhalten. Schnell! Schmiede mir die Harpune, und schmiede mir zuerst die zwölf Stränge für den Schaft. Dann drehe und winde und hämmere diese zwölf zusammen wie die Teile eines Taues. Schnell! Ich will das Feuer blasen.«

Als schließlich die zwölf Stränge fertig waren, wickelte sie Ahab nacheinander auf mit der eigenen Hand und legte sie um einen langen, kräftigen Eisenbolzen. »Ein Riß!« sagte er und verwarf den letzten. »Schmiede den noch einmal, Perth!«

Als das geschehen war, wollte Perth die zwölf zusammenschmieden, als Ahab Einhalt gebot und sagte, er wollte das eigene Eisen selbst schmieden. Als er dann keuchend Atem holte, hämmerte er auf den Amboß los. Perth reichte ihm die glühenden Stränge nacheinander, und die Schmiede schoß eine kräftige, gerade Flamme bei ihrer harten Arbeit empor. Da ging der Parse in aller Stille vorbei, beugte seinen Kopf nach vorn in das Feuer, und es schien, als ob er einen Fluch oder einen Segen zu der Arbeit sprach. Aber als Ahab aufsah, schlich er leise zur Seite.

»Was treibt sich denn der verdammte Luzifer in der Gegend herum?« knurrte Stubb und sah von der Vorderkajüte auf. »Der Parse riecht nach Feuer wie ein Schwefelholz und stinkt wie die heiße Pulverpfanne einer Muskete.«

Schließlich wurde der Schaft zu einem einzigen Strang zusammengeschmiedet, und als Perth ihn in den Wassereimer in seiner Nähe tauchte, wobei das Eisen aufzischte, ging der brühendheiße Strom Ahab in das niedergebeugte Gesicht.

»Wolltest du mich denn auch einbrennen, Perth?«, und er zuckte einen Augenblick vor Schmerz zusammen. »Habe ich denn am Ende mir selbst ein Brandmal geschmiedet?«

»Das nicht. Aber ich befürchte etwas, Kapitän Ahab. Ist diese Harpune nicht für den weißen Wal bestimmt?«

»Für den weißen Teufel! Aber jetzt müssen wir an die Harpunenspitze. Du mußt sie selbst anfertigen, Mann. Hier sind meine Rasierklingen, die besten aus Stahl. Mach' Harpunenspitzen daraus, die so scharf sind, wie die Eisnadeln des Eismeeres.«

Einen Augenblick sah der alte Schmied die Rasierklingen an, als ob er sie nicht gern verwenden wollte.

»Nimm sie doch, Mann, ich brauch' sie nicht mehr. Denn von jetzt an will ich mich nicht mehr rasieren, nicht mehr zu Abend essen oder beten bis – aber ans Werk!«

Als der Stahl zu der Gestalt eines Pfeiles geformt und von Perth mit dem Schaft zusammengeschmiedet war, bildete er das äußere Ende des Eisens. Dann wollte er die Spitze heißglühend machen. Bevor das geschah, rief er Ahab zu, er möge den Wassereimer näher heranbringen.

»Nein, nein! Dafür kein Wasser! Hallo! Tashtego, Queequeg, Daggoo! Wollt ihr mir soviel Blut abgeben, wie ich brauche, um diese Spitze zu bedecken?« Damit hielt er sie hoch empor.

Verschiedene Male wurde aus einem schwarzen Menschenhaufen als Zeichen der Zustimmung genickt. Man machte drei Einschnitte in das heidnische Fleisch, und die Harpunenspitzen des weißen Wales wurden damit gekühlt.

»Ego non baptizo te in nomine patris, sed in nomine diaboli!« heulte Ahab in seinem Wahnsinn, als das teuflische Eisen das Blut der Taufe auftrocknete und verschlang.

Nun nahm Ahab die übriggebliebenen Stangen hervor, prüfte sie und suchte eine aus Walnußbaum aus, an der noch die Borke hing. Ahab steckte das Ende in die Hülse des Eisens. Dann wurde ein Knäuel von einem neuen Tau aufgebunden, und man nahm einige Fadenlängen daraus hervor, befestigte sie an dem Ankerspill und spannte sie. Ahab setzte dann den Fuß darauf, so daß das Seil wie eine Harfenseite summte, beugte sich mit großem Eifer darüber, und als er keine Duchten bemerkte, rief er aus: »Gut! Nun zugebunden!«

Am äußersten Ende wurde das Seil nun auseinandergezogen. Es wurden die einzelnen Stränge miteinander verbunden und um die Hülse der Harpune gelegt. Man trieb dann die Stange tief in die Hülse hinein. Und an dem unteren Ende wurde das Seil bis zur Hälfte an der Stange befestigt und mit Bindfäden ganz festgebunden.

Als das geschehen war, waren Stange, Eisen und Seil wie die drei Schicksalsgöttinnen unzertrennlich. Und Ahab stolzierte mürrisch mit der Waffe davon, wobei das künstliche Bein und die Stange aus Nußbaum über jede Schiffsplanke hohl klapperten. Aber bevor er in seine Kabine kam, hörte man einen leisen, unnatürlichen, beinahe scherzhaften, wenn auch höchst entsetzlichen Laut:

»Ach, Pipp!«


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