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Achtunddreißigstes Kapitel

Es geht nun an das Ausschöpfen des Ölbehälters. Aber wenn man diesen Vorgang richtig verstehen will, muß man etwas von der merkwürdigen Beschaffenheit des Dinges wissen, an dem gearbeitet wird.

Wenn man den Pottwalkopf als einen schrägen, festen Körper ansieht, so kann man ihn durch eine seitwärts hindurchgelegte Ebene in zwei abgestumpfte Pyramiden zerlegen. Der untere Teil derselben besteht aus einem festen Gerüst, das den Schädel und die Kiefer bildet, während der obere Teil eine quabbelige Masse ist, in der kein Knochengerüst vorkommt. Am breiteren vorderen Ende der letzteren befindet sich die ungeheuer große herabfallende Stirn des Wales. Mitten auf der Stirn wird die obere Pyramide durch einen wagerechten Schnitt in zwei fast gleiche Teile geteilt, die vorher durch eine Innenwand von dicker sehniger Substanz abgetrennt wurden.

Der untere abgetrennte Teil, den man die »Dschonke« nennt, ist eine unheimlich große Honigwabe aus Öl, die in kreuzweiser Anordnung aus zehntausend Zellen von dicken, elastischen, weißen Fasern gebildet wird. Der obere Teil, den man den »Ölbehälter« nennt, kann man als »das große Heidelberger Faß« des Pottwales ansehen. Wie das berühmte große Faß an der Vorderseite geheimnisvolle Schnitzarbeit aufweist, so hat die ungeheure Stirn des Wales mit den Falten zahllose merkwürdige Motive und Ornamente. Wie das Faß von Heidelberg immer mit den allerbesten Weinen aus den Rheintälern gefüllt wurde, so enthält das Faß des Wales das bei weitem kostbarste Öl der ganzen Ernten, nämlich das allerteuerste Walratöl in der reinsten, flüssigsten und wohlriechendsten Form. Obwohl das Öl zu Lebzeiten des Tieres vollkommen flüssig bleibt, so fängt es nach dem Tode desselben an, fest zu werden, wenn man es der Luft aussetzt; es bringt dann wunderbare Kristalle hervor, genau so wie sich das erste, dünne, zarte Eis auf dem Wasser bildet. Ein großer Ölbehälter bringt gewöhnlich ungefähr fünfhundert Gallonen Walfischöl ein, wenn man bedenkt, daß viel verdirbt, ausfließt oder auströpfelt, oder sonst unvermeidlicherweise bei dem Bergungsversuch des Tieres verlorengeht.

Ich weiß nicht, mit welchem feinen und kostbaren Stoff das Heidelberger Faß ausgelegt war, aber dieser Stoff könnte sich bei weitem kaum mit der seidenen, perlfarbenen Membrane messen, die wie ein feiner Pelz die Innenfläche des Ölbehälters vom Pottwal bedeckt.

Man wird wohl bemerkt haben, daß das Heidelberger Faß des Pottwales die ganze Länge des oberen Kopfes ausfüllt, und da, wie schon auseinandergesetzt ist, der Kopf ein Drittel der gesamten Körperlänge beträgt, so wird man, wenn man achtzig Fuß für einen anständigen Wal ansetzt, fünfundzwanzig Fuß für die Tiefe der Tonne bekommen, wenn er an der Längsseite aufgezogen ist und an der Seite des Schiffes herabhängt.

Da der Operateur beim Enthaupten des Wales nahe an der Stelle arbeitet, wo bald darauf ein Eingang zum Lager des Walratöls erzwungen wird, so muß er ungewöhnlich vorsichtig sein, damit nicht ein unbedachter, vorzeitiger Stoß in den heiligen Raum eindringt, und der unschätzbare Inhalt desselben ausläuft. Man hebt schließlich den Kopf an der enthaupteten Stelle aus dem Wasser und hält ihn durch ungeheuer große Tauwerke in dieser Lage.

Und da darüber hinreichend gesagt ist, so bitte ich Sie nun, mich zu der wunderbaren und höchst fatalen Operation zu begleiten, durch die das große Heidelberger Faß des Pottwales abgezapft wird.


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