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Mit vielen Pferden wird über das Moor gefahren, die Häuser werden dem neuen Ansiedler zugefahren, eine Wagenladung nach der andern, tagelang. An einer Stelle, die später Storborg heißen soll, wird abgeladen, das Anwesen wird auch gewiß einmal sehr groß, vier Mann sind drüben am Hang und brechen Steine zu einer Mauer und zwei Kellern aus.
Es wird gefahren und gefahren. Jeder Balken ist schon genau zugehauen, sie brauchen, wenn der Frühling kommt, nur zusammengefügt werden, das ist fein ausgerechnet, die Balken haben laufende Nummern, und es fehlt keine Türe, kein Fenster, ja nicht eine farbige Glasscheibe für die Veranda. Und eines Tages kommt ein Wagen mit einer hohen Last von Latten daher. Was ist das? Einer von den Ansiedlern unterhalb von Breidablick weiß es; er ist aus dem Süden und hat das schon früher gesehen. Das gibt einen Gartenzaun, sagt er. – Der neue Mann will sich also hier im Ödland einen Garten anlegen, einen großen Garten.
Das schien sich gut anzulassen, noch niemals hatte es einen solchen Verkehr über die Moore gegeben, und viele Pferdebesitzer verdienten ein schönes Geld durch Fuhren, die sie leisteten. Sie besprachen auch die Sache mündlich unter sich: Nun war Aussicht auf zukünftigen Verdienst, der Kaufmann würde seine Waren aus dem In- und Ausland beziehen, und sie mußten mit vielen Pferden von der See heraufgeführt werden.
Es sah aus, als ob alles recht großartig werden würde. Ein junger Aufseher oder Bevollmächtigter war angekommen, der den Fuhrbetrieb leitete, er trieb und drängte und schien nicht Pferde genug auftreiben zu können, obgleich nicht mehr allzuviele Wagenladungen übrig waren. Es sind ja gar nicht so viele Wagenladungen von den Häusern mehr übrig, wurde ihm gesagt. – Ja, aber alle Waren, erwiderte er. – Sivert von Sellanraa kam wieder wie gewöhnlich mit leerem Wagen dahergefahren, und der Aufseher rief ihm zu: Warum kommst du leer? Du hättest doch eine Wagenladung für uns bis Storborg mitnehmen können. – Das hätte ich wohl können, aber ich wußte nichts davon, entgegnete Sivert. – Er ist von Sellanraa, und sie haben dort zwei Pferde, flüsterte jemand dem Aufseher zu. – Ist es wahr, daß ihr zwei Pferde habt? fragte dieser. Komm mit beiden her und leiste Fuhren für uns, hier ist Geld zu verdienen. – Ja, das wäre nicht so uneben, meinte Sivert. Aber jetzt gerade haben wir schlecht Zeit! – Hast du keine Zeit, Geld zu verdienen? fragte der Aufseher.
Nein, auf Sellanraa hatten sie nicht immer übrige Zeit, es war da gar zu viel zu tun. Und jetzt hatten sie sogar zum erstenmal Männer zur Hilfe gedingt, zwei schwedische Maurer sprengten Steine zu einem Stall.
Dieser Stall war seit vielen Jahren Isaks großer Gedanke gewesen, die Gamme für das Vieh wurde allmählich zu klein und zu dürftig, ein steinerner Stall mit doppelten Mauern und einer richtigen Dungstätte sollte es werden. Aber es war so vieles, was gemacht werden sollte, das eine zog immer wieder das andere nach sich; jedenfalls hörte das Bauen niemals auf. Isak hatte ein Sägewerk und eine Mühle und einen Sommerstall, warum sollte er nicht auch eine Schmiede haben? Nur eine kleine Schmiede zur Nothilfe, es war ja so weit ins Dorf, wenn der Vorhammer sich bog oder man ein paar neue Hufeisen brauchte. Eine Esse und einen Amboß, warum sollte er die nicht haben? Im ganzen entstanden ja so viele große und kleine Gebäude auf Sellanraa.
Der Hof wird immer größer, wird gewaltig groß, es geht auch nicht mehr ohne Dienstmagd, und Jensine muß ganz dableiben. Ihr Vater, der Schmied, fragt gelegentlich nach ihr, und ob sie nicht bald wieder heimkomme, aber er besteht nicht darauf, er ist sehr nachgiebig und hat wohl eine Absicht dabei. Sellanraa liegt am höchsten in der Allmende und nimmt immer mehr zu, nimmt zu an Häusern und an Grund und Boden, die Menschen sind immer dieselben. Die Lappen kommen jetzt nicht mehr vorbei und spielen sich als Herren in der Ansiedlung auf, das hat längst aufgehört. Die Lappen kommen überhaupt nicht mehr oft vorbei, sie machen lieber einen großen Bogen um den Hof herum, jedenfalls kommen sie nicht mehr ins Haus herein, sie bleiben draußen stehen, wenn sie überhaupt stehen bleiben. Die Lappen treiben sich in der Einöde, im Dunkeln herum, wenn sie in Licht und Luft gebracht werden, gehen sie ein, wie Maden und Ungeziefer. Ab und zu verschwindet an einer entlegenen Stelle ein Kalb oder ein Lamm, ganz weit draußen, wo Sellanraa aufhört. Dagegen ist nichts zu machen. Natürlich kann Sellanraa das tragen. Und wenn Sivert auch schießen könnte, so hätte er doch keine Flinte, aber er kann nicht schießen, er ist lustig und unkriegerisch, ein großer Schelm. Außerdem ist das Abschießen von Lappen wohl verboten, sagt er.
Sellanraa kann kleine Verluste seines Viehstandes verschmerzen, denn es ist groß und stark, aber es ist nicht ohne Sorgen, ach nein! Inger ist keineswegs das ganze Jahr hindurch mit sich und ihrem Leben zufrieden, nein, sie hat einmal eine große Reise gemacht, und da ist wohl eine Art verderblicher Abgespanntheit über sie gekommen. Die verschwindet und kommt wieder. Sie ist rasch und fleißig wie in ihren besten Tagen, und sie ist eine hübsche und gesunde Frau für ihren Mann, für den Mühlengeist, aber hat sie nicht auch Erinnerungen von Drontheim? Träumt sie niemals? Doch und besonders während des Winters. Da gärt zuweilen eine ganz verfluchte Lebenslust in ihr, und da sie nicht allein tanzen kann, gibt es keinen Ball. Schwere Gedanken und ein Andachtsbuch? Ach ja, jawohl, aber Gott weiß, das andere ist auch schön und herrlich! Sie ist genügsam geworden; die schwedischen Maurer sind jedenfalls fremde Menschen und ungewohnte Stimmen auf dem Hofe, aber es sind ältere und ruhige Männer, die nicht spielen, sondern arbeiten. Aber sie sind doch besser als gar nichts, sie bringen doch etwas Leben mit sich, der eine singt wunderschön, und Inger bleibt bisweilen stehen und hört ihm zu. Der Mann heißt Hjalmar.
Aber damit ist noch nicht alles gut und recht auf Sellanraa. Da ist zum Beispiel die große Enttäuschung mit Eleseus. Von ihm war ein Brief gekommen, daß seine Stelle bei dem Ingenieur aufgehört habe, aber er werde bald eine andere bekommen, er müsse nur warten. Dann kam ein Brief, er könne, während er auf einen hohen Posten auf einem Bureau warte, nicht von nichts leben, und als ihm von zu Hause ein Hundertkronenschein geschickt wurde, schrieb er zurück, das habe gerade genügt, einige kleine Schulden zu decken. – So, sagte Isak. Aber nun haben wir die Maurer und allerlei Auslagen, frag du nur den Eleseus, ob er nicht lieber heimkommen wolle und uns helfen! – Inger schrieb, aber Eleseus wollte nicht wieder heimkommen, nein, er wollte die Reise nicht unnötig noch einmal machen, lieber wollte er hungern.
Seht, es war wohl in der ganzen Stadt keine hohe Stelle auf einem Bureau frei, und Eleseus war vielleicht auch nicht Draufgänger genug, sich seinen Weg zu bahnen. Gott weiß, vielleicht war er auch nicht besonders tüchtig. Geschickt und fleißig im Schreiben war er wohl, aber ob er auch klug und gescheit war? Und wenn nicht, wie würde es ihm dann gehen?
Als er mit den zweihundert Kronen von zu Hause in die Stadt zurückkehrte, kam diese sofort mit ihren unbezahlten Rechnungen daher, und nachdem er diese beglichen hatte, mußte er sich einen Stock kaufen, der alte Regenschirmstock tat es nicht mehr. Verschiedene andere Dinge, die er sich anschaffen mußte, lagen auch nahe, eine Pelzmütze für den Winter, wie alle seine Kameraden eine hatten, ein Paar Schlittschuhe, einen silbernen Zahnstocher, um sich damit die Zähne zu stochern und elegant damit zu deuten, wenn man bei einem Gläschen zusammensaß und schwatzte. Und solange er noch reich war, hielt er die andern frei, so gut er konnte, bei seinem Ankunftsfest ließ er mit der größten Sparsamkeit ein halbes Dutzend Bierflaschen aufziehen. – Was, du gibst der Kellnerin zwanzig Öre? wurde er gefragt. Wir geben zehn. – Nur nicht kleinlich sein! sagte Eleseus.
Er war nicht kleinlich, nein, das stand ihm gar nicht an, er stammte von einem großen Hof, ja von einem Herrenhof, sein Vater, der Markgraf, besaß unendliche Wälder und vier Pferde, dreißig Kühe und drei Mähmaschinen. Eleseus war kein Lügenbeutel, und nicht er hatte die Märe von dem Herrenhof Sellanraa verbreitet, das hatte der Bezirksingenieur seinerzeit getan und in der Stadt damit geprahlt. Aber es war Eleseus nicht gerade zuwider, daß dieses Märchen so halb und halb geglaubt wurde. Da er selber nichts war, konnte er wenigstens der Sohn von jemand sein, das verschaffte ihm Kredit, und er konnte sich durchschlagen. Aber auf die Dauer ging das doch nicht, endlich sollte er doch einmal bezahlen, und da saß er fest. Einer seiner Kameraden verschaffte ihm dann eine Anstellung im Geschäft seines Vaters. Es war ein Laden mit Bauernkundschaft, der die verschiedensten Waren führte; aber es war immerhin besser als gar nichts. Es war recht unangenehm für einen so alten Knaben, mit einem Anfängergehalt in einem Kramladen zu stehen, wenn er sich doch zum Lensmann hatte ausbilden wollen; aber er verdiente wenigstens seinen Lebensunterhalt dabei, es war ein vorläufiger Ausweg, ach, es war eigentlich gar nicht so schlimm. Eleseus war auch hier freundlich und gefällig und war bei den Kunden beliebt. Und er schrieb nach Hause, er sei jetzt zum Handel übergegangen.
Aber das war nun die große Enttäuschung seiner Mutter. Wenn Eleseus hinter einem Ladentisch stand, so war er ja auch nicht mehr als der Ladendiener beim Kaufmann im Dorfe drunten. Früher war er unvergleichlich viel mehr gewesen, außer ihm hatte niemand je das Dorf verlassen und auf einem Bureau gearbeitet. Hatte er denn sein großes Ziel aus dem Auge verloren? Inger war nicht so dumm, sie wußte, daß es einen Unterschied gab zwischen dem Gewöhnlichen und dem Ungewöhnlichen, aber sie konnte das vielleicht nicht so genau unterscheiden. Isak war einfältiger und einfacher, er rechnete jetzt immer weniger mit Eleseus, wenn er rechnete; sein ältester Sohn war gewissermaßen aus seinem Gesichtskreis hinausgeglitten, er hörte auf, sich Sellanraa zwischen seinen beiden Söhnen geteilt zu denken, wenn er einmal nicht mehr da sein sollte.
Im Frühjahr kamen Ingenieure und Arbeiter aus Schweden; sie sollten Wege bauen, Baracken errichten, Grundstücke ausebnen, sprengen, Verbindungen mit Lebensmittelreferanten, mit Pferdebesitzern, mit Grundbesitzern an der See abschließen – wozu das alles? Sind wir denn nicht im Ödland, wo alles still und tot ist? Doch, aber jetzt sollte ein Versuchsbetrieb auf dem Kupferberg eröffnet werden.
So, nun wurde also doch etwas aus der Sache, Geißler hatte keine leeren Umtriebe gemacht.
Es waren nicht dieselben großen Herren wie das letztemal, der Landrat fehlte, der Grubenbesitzer fehlte, aber es war der alte Sachverständige und der alte Ingenieur. Sie kauften Isak alle seine gesägten Bretter ab, die er nur entbehren konnte, sie kauften Nahrungsmittel und Getränke und bezahlten gut, dann unterhielten sie sich und waren freundlich und sagten, Sellanraa gefalle ihnen. Eine Seilbahn! sagten sie. Eine Luftbahn vom Berggipfel hinunter an die See, sagten sie. – Über alle Moore weg? fragte Isak, denn er war schwach im Denken. – Ach, da mußten sie lachen! Auf der andern Seite, sagten sie, nicht auf dieser Seite, das würde ja viele Meilen weit sein. Nein, auf der andern Seite des Berges, gleich zum Meer hinunter, da ist starkes Gefälle und gar keine Entfernung. Wir lassen das Erz durch die Luft in eisernen Trögen hinunter, du wirst sehen, es wird großartig! Aber zum Anfang wird das Erz hinuntergefahren, wir bauen einen Weg und lassen es mit den Pferden hinunterfahren – o, mit wenigstens fünfzig Pferden, auch das wird großartig. Und wir sind auch nicht nur so wenig Leute, wie du hier siehst. Was sind denn wir? Nichts! Von der andern Seite kommen noch mehr; ein ganzer Zug Arbeiter und fertige Baracken und Nahrungsmittel und alle Art von Gerätschaften, wir treffen oben auf der Höhe zusammen. Es kommt Zug in die Sache, Millionen, und das Erz kommt nach Südamerika. – Ist der Landrat nicht mit dabei? fragte Isak. – Was für ein Landrat? Ach der? Nein, der hat verkauft! – Und der Grubenbesitzer? – Der hat auch verkauft. So, du erinnerst dich an sie? Nein, die haben verkauft. Und die von ihnen abgekauft haben, haben wieder verkauft. Jetzt gehört der Kupferberg einer großen Gesellschaft, ungeheuer reichen Leuten. – Wo mag wohl Geißler sein? fragte Isak. – Geißler? Kenne ich nicht. – Der Lensmann Geißler, der damals den Kupferberg verkauft hat. – Ach der! Hat der Geißler geheißen? Gott weiß, wo er hingekommen ist. Erinnerst du dich an den auch noch?
Dann sprengten sie und arbeiteten in den Bergen mit vielen Leuten den ganzen Sommer über, es war ein großer Betrieb. Inger hatte einen ausgedehnten Handel mit Milch und Käse, und sie fand es recht unterhaltend, Handel zu treiben und viele Menschen kommen und gehen zu sehen. Isak schritt mit seinem dröhnenden Gang weit aus und bestellte sein Land, er ließ sich durch nichts stören. Die zwei Maurer und Sivert bauten den Stall. Es wurde ein großer Bau; aber es dauerte lange, bis er aufgerichtet war, es waren zu wenig Mann bei der Arbeit, und Sivert war außerdem oft nicht dabei, weil er bei der Feldarbeit helfen mußte. Jetzt war es gut, daß sie eine Mähmaschine hatten und drei flinke Frauenzimmer beim Heuwenden.
Alles war gut geworden, das Ödland war zum Leben erwacht, Geld blühte allenthalben.
Seht doch nur den Handelsplatz Storborg, war das nicht ein Geschäft im großen Stil? Dieser Aron mußte doch ein verfluchter Kerl sein, er mußte seinerzeit von der bevorstehenden Grubenarbeit Wind bekommen haben und war sofort heraufgezogen mit seinem Kramladen; er handelte, o, er handelte wie eine Regierung, ja wie ein König. Zu allererst verkaufte er allerlei Haushaltungsgegenstände und Arbeiteranzüge; aber die Grubenarbeiter, die Geld haben, sind nicht so sparsam damit, daß sie alle nur das Notwendige kaufen, nein, sie kaufen alles. Besonders an den Sonntagabenden wimmelte es auf dem Handelsplatz Storborg von Käufern, und Aron strich Geld ein; er hatte seinen Ladendiener und seine Frau zur Hilfe hinter dem Ladentisch und verkaufte selbst, was er vermochte, aber es wurde nicht leer in seinem Laden bis tief in die Nacht hinein. Und es zeigte sich, daß die Pferdebesitzer im Dorfe recht behielten, es gab einen gewaltigen Fuhrwerksbetrieb mit Waren hinauf nach Storborg, die Straße mußte an verschiedenen Stellen verlegt und ordentlich instand gesetzt werden, jetzt war es etwas ganz anderes als Isaks schmaler Fußweg durchs Ödland. Aron wurde der reine Wohltäter für die Gegend mit seinem Handel und seiner Straße. Er hieß übrigens nicht Aron, das war nur sein Taufname, er hieß Aronsen, so nannte er sich wenigstens selbst, und so hieß ihn seine Frau. Die Familie tat recht großartig und hielt zwei Dienstmägde und einen Knecht.
Der Grund und Boden auf Storborg blieb vorläufig unbebaut liegen, sie hatten keine Zeit für Landwirtschaft, wer hätte auch im Moor Gräben ziehen wollen! Dafür hatte Aronsen einen Garten mit einem Lattenzaun und mit Johannisbeerensträuchern und Astern und Ebereschen und anderen gepflanzten Bäumen, einen feinen Garten. Es war ein breiter Gang darin, auf dem Aronsen an den Sonntagen auf und ab gehen und eine lange Pfeife rauchen konnte. Im Hintergrund lag die Veranda des Hauses mit roten und gelben und blauen Scheiben. Storborg! Drei kleine hübsche Kinder liefen herum, das Mädchen sollte lernen, Haustochter eines Kaufmanns zu sein, die Söhne sollten selbst die Handelsschaft erlernen; o, drei Kinder mit einer Zukunft vor sich!
Hätte Aronsen nicht an die Zukunft gedacht, so wäre er überhaupt nicht hierher gekommen. Er hätte bei seiner Fischerei bleiben, und wenn er Glück hatte, auch dabei viel Geld verdienen können, aber das war nicht so vornehm wie ein Handelsgeschäft, es brachte nicht soviel Hochachtung ein, die Hüte flogen da nicht vor einem von den Köpfen. Aronsen hatte seither gerudert, in Zukunft wollte er segeln. Er hatte eine Redensart: bom konstant. Seine Kinder sollten es mehr bom konstant haben, als er es gehabt hatte, sagte er, damit meinte er, sie sollten weniger hart arbeiten müssen.
Und siehe da, die Sache ließ sich gut an, er und seine Frau, ja sogar seine Kinder wurden höflich gegrüßt. Man durfte es nicht gering anschlagen, daß sogar die Kinder gegrüßt wurden. Die Grubenarbeiter kamen vom Berg herunter und hatten seit langer Zeit keine Kinder mehr gesehen. Aronsens Kinder liefen ihnen bis vor den Hof entgegen, und die Arbeiter redeten gleich so freundlich mit ihnen, als hätten sie drei Pudelhunde vor sich. Sie hätten den Kindern gerne Geld geschenkt, weil es aber die Kinder des Kaufmanns waren, spielten sie ihnen statt dessen auf der Mundharmonika vor. Gustaf kam, der junge Wildfang mit dem Hut auf einem Ohre und dem munteren Geplauder, ja er kam herbei und schäkerte eine gute Weile mit den Kindern. Die Kinder kannten ihn auch gleich, wenn er ankam, und liefen ihm entgegen, er lud sie sich alle drei auf den Rücken und tanzte mit ihnen herum. Ho! sagte Gustaf und tanzte. Dann nahm er seine Mundharmonika und blies Lieder und Weisen, so schön, daß die beiden Dienstmägde herauskamen und Gustafs Spiel mit nassen Augen zuhörten. Gustaf wußte, was er tat, der ausgelassene Kerl!
Nach einer Weile ging er in den Laden und klimperte mit seinem Geld und füllte seinen ganzen Rucksack mit den verschiedensten Sachen, und als er dann wieder heim in die Berge ging, hatte er einen ganzen kleinen Kramladen bei sich, den er auf Sellanraa auspackte und vorwies. Er hatte Briefpapier mit Blumen darauf und eine neue Pfeife und ein neues Hemd und ein Halstuch mit Fransen dran, hatte Süßigkeiten, die er an die Frauen austeilte; er hatte glänzende Sachen, eine Uhrkette mit einem Kompaß daran, ein Federmesser; ja, er hatte eine Menge Sachen, unter anderem auch Raketen, die er sich für den Sonntag gekauft hatte, um sich und andere damit zu unterhalten. Inger setzte ihm Milch zu trinken vor, und er spaßte mit Leopoldine und hob die kleine Rebekka hoch in die Luft. – Na, steht der Stall bald? fragte er seine Landsleute, die Maurer, und war auch mit diesen gut Freund. – Nein, sie hätten nicht Hilfe genug, sagten die Maurer. – Dann wolle er ihnen helfen, sagte Gustaf zum Spaß. – Das wäre sehr gut, meinte Inger, denn der Stall sollte bis zum Herbst fertig sein, wenn das Vieh nicht mehr draußen bleiben könne.
Nun ließ Gustaf eine Rakete steigen, und nachdem er einmal eine abgebrannt hatte, konnte er auch gleich alle sechse steigen lassen, und die Weiberleute und die Kinder hielten den Atem an vor lauter Verwunderung über dieses Hexenwerk und den Hexenmeister, der es gemacht hatte. Inger hatte noch niemals eine Rakete gesehen, aber dieser sonderbare Blitz erinnerte sie an die große Welt. Was wollte jetzt eine Nähmaschine bedeuten! Und als Gustaf schließlich auch noch die Mundharmonika spielte, wäre ihm Inger am liebsten nachgezogen vor lauter Rührung ...
Die Grubenarbeit geht ihren Gang, und das Erz wird mit Pferden an die See hinuntergefahren; ein Dampfschiff ist schon damit beladen worden und nach Südamerika abgedampft, und dafür ist ein neues angekommen. Großer Betrieb. Jedermann, der überhaupt gehen kann, ist im Gebirge gewesen und hat sich die Wunder angeschaut, auch Brede Olsen ist mit seinen Gesteinsproben dort gewesen, ist jedoch abgewiesen worden, weil der Sachverständige wieder nach Schweden abgereist war. An den Sonntagen war große Völkerwanderung aus dem Dorfe, ja sogar Axel Ström, der keine Zeit zu verlieren hat, ist ein paarmal, als er die Linie nachsah, dagewesen. Jetzt gibt es bald niemand mehr, der die Wunder noch nicht gesehen hat. Da zieht wahrhaftig sogar Inger Sellanraa ihre schönen Kleider an, steckt den goldenen Ring an den Finger und geht in die Berge.
Was will sie dort?
Sie will eigentlich gar nichts, sie ist nicht einmal neugierig, zu sehen, wie der Berg geöffnet wird, sie will nur sich sehen lassen. Als Inger sah, daß andere Frauen in die Berge gingen, spürte sie, daß auch sie ihnen nach mußte. Sie hat eine entstellende Narbe an der Oberlippe und hat erwachsene Kinder, aber sie will den andern nach. Es ärgert sie, daß diese jung sind, aber sie will versuchen, es mit ihnen aufzunehmen, sie hat noch nicht angefangen, dick zu werden, sie ist groß und hübsch und sieht gut aus. Natürlich ist sie nicht mehr rot und weiß, und ihre zarte Pfirsichhaut ist schon längst vergangen, aber man würde schon sehen, sie kamen sicher, nickten und sagten: Die ist recht!
Die Arbeiter kommen ihr mit großer Freundlichkeit entgegen, sie haben von Inger manchen Topf Milch erhalten und kennen sie; sie führen sie in den Gruben, in den Baracken, in den Ställen, in der Küche, im Keller, im Vorratshaus umher, die dreistesten unter ihnen rücken ihr auf den Leib und nehmen sie ein wenig in den Arm; aber das macht Inger nichts, das tut ihr wohl. Wenn sie Stufen hinauf oder hinuntergeht, hebt sie den Rock hoch auf und läßt ihre Waden sehen, aber sie ist ganz gelassen dabei und tut, als ob nichts geschehen wäre. Die ist recht! denken die Arbeiter.
Das alte Ding, sie ist trotz allem rührend: es war leicht zu merken, ein ihr zugeworfener Blick von diesen warmblütigen Mannsleuten kam ihr unerwartet, sie war dankbar dafür und vergalt ihn, es tat ihr ordentlich wohl, in Gefahr zu sein, sie war ein Frauenzimmer wie andere. Sie war wohl aus Mangel an Versuchung bisher ehrbar gewesen.
Das alte Ding!
Gustaf kam auch dazu. Er überließ zwei Mädchen aus dem Dorf einem Kameraden, nur um herbeikommen zu können. Gustaf wußte, was er tat, er schüttelte Inger mit überflüssiger Wärme die Hand zum Gruße, aber er drängte sich nicht auf. – Na, Gustaf, kommst du nicht bald und hilfst uns beim Stallbau? fragte Inger und wird dabei dunkelrot. – Gustaf antwortet, ja, nun komme er bald. Seine Kameraden hören das und sagen, sie kämen nun bald alle miteinander. – Ja, werdet ihr denn nicht den ganzen Winter hier in den Bergen bleiben? fragt Inger. Die Arbeiter antworten zurückhaltend, nein, es sehe nicht danach aus. Gustaf ist kecker, er sagt lachend, sie hätten nun bald alles vorhandene Kupfer herausgekratzt. – Das ist nicht dein Ernst! ruft Inger. – Nein, erwiderten die andern Arbeiter, Gustaf solle sich in acht nehmen, so etwas zu sagen.
Aber Gustaf nahm sich nicht in acht, er sagte lachend noch viel mehr, und was Inger betrifft, so gewann er sie für sich allein, obgleich er nicht zudringlich war. Ein anderer junger Mann spielte die Ziehharmonika, aber das war lange nicht dasselbe, wie wenn Gustaf die Mundharmonika blies. Ein dritter junger Mann, auch ein Tausendsassa, suchte dadurch die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, daß er auswendig ein Lied zur Ziehharmonika sang; aber es war auch das nichts Besonderes, obgleich er eine rollende Stimme hatte. Nach kurzer Zeit hatte Gustaf wahrhaftig Ingers goldenen Ring an seinem kleinen Finger stecken. Und wie war das zugegangen, da er sich doch nicht aufgedrängt hatte? Ei, er drängte sich genügend herzu, aber er machte es in aller Stille, gerade wie sie auch, es ging ohne Worte, sie tat, wie wenn sie es gar nicht merkte, als er sich mit ihrer Hand zu schaffen machte. Als sie dann später in der Barackenküche saß und Kaffee trank, hörte sie draußen etwas Lärm und Streit, und sie begriff, daß dies sozusagen ihr zu Ehren war. Das reizte sie auf, das alte Birkhuhn saß da und lauschte auf ein angenehmes Geräusch.
Wie Inger an jenem Sonntagabend von den Bergen nach Hause kam? Ho, ausgezeichnet, ebenso tugendhaft, wie sie gegangen war, nicht mehr und nicht minder. Viele Männer gaben ihr das Geleite, und die vielen Männer wollten nicht umkehren, so lange Gustaf bei ihr war, sie gaben nicht nach, sie wollten nicht nachgeben! Nicht einmal draußen in der großen Welt hatte es Inger so unterhaltend gehabt. – Ob Inger nichts vermisse, fragten sie schließlich. – Vermissen, nein. – Den goldenen Ring! sagten sie. – Nun mußte Gustaf damit herausrücken, er hatte ein ganzes Heer gegen sich. – Es ist gut, daß du ihn gefunden hast, sagte Inger und beeilte sich, von ihrem Gefolge Abschied zu nehmen.
Sie näherte sich Sellanraa und sah die vielen Dächer, dort unten war ihr Heim. Sie erwachte wieder zu der tüchtigen Frau, die sie war; sie geht einen Fußweg am Sommerstall vorbei, um nach dem Vieh zu sehen, und auf dem Wege dahin kommt sie an einer Stelle vorbei, die sie gut kennt: hier lag einmal ein kleines Kind begraben, sie hatte die Erde mit den Händen zusammengescharrt und ein kleines Kreuz darauf gesteckt. Ach, wie lange war das her! Und gleich denkt sie weiter: Ob wohl die Mädchen gemolken und für den Abend alles in Ordnung gebracht haben!
Die Grubenarbeit geht weiter, jawohl, aber es wird gemunkelt, daß der Berg nicht halte, was er versprochen habe. Der Sachkundige, der nach Hause gereist war, kommt wieder und hat noch einen zweiten Sachkundigen bei sich, sie bohren und sprengen und untersuchen gründlich. Was ist denn nicht in Ordnung? Das Kupfer ist fein genug, daran fehlt es nicht, aber die Ader ist dünn, sie nimmt nach Süden an Dicke zu und fängt gerade da, wo die Grenzlinie der Gesellschaft geht, erst an, dick und herrlich zu werden, aber da ist die Allmende. Seht, die ersten Käufer hatten sich wohl nicht viel bei ihrem Kauf gedacht, es war ein Familienrat, Verwandte, die auf Spekulation kauften, sie hatten sich nicht den ganzen Berg gesichert, all die vielen Meilen bis zum nächsten Tale, nein, sie kauften ein Stückchen von Isak Sellanraa und Geißler und verkauften dann wieder.
Und was ist nun zu tun? Die Herren und die Vorarbeiter und die Sachkundigen wissen das sehr gut, sie müssen sofort mit dem Staat verhandeln. Sie schicken also eine Stafette nach Hause mit Briefschaften und Karten und reiten danach selbst zum Lensmann, um Beschlag auf den ganzen Bergzug auf der Südseite des Wassers zu legen. Aber jetzt treffen sie auf allerlei Schwierigkeiten. Das Gesetz steht ihnen im Weg, sie sind Ausländer, sie können nicht direkt kaufen. Das wissen sie wohl, da haben sie vorgesorgt. Allein die Südseite des Berges ist bereits verkauft, das haben sie nicht gewußt. – Verkauft? sagen die Herren. – Schon lange, schon seit mehreren Jahren. – Wer hat das Land gekauft? – Geißler. – Was für ein Geißler? Ach der? – Verbrieft und versiegelt, sagt der Lensmann. Es ist kahler Fels, er hat ihn beinahe für nichts bekommen. – Aber zum Kuckuck, was ist denn das für ein Geißler, von dem wir immer wieder hören! Wo ist er? – Gott weiß, wo er ist.
Die Herren mußten eine neue Stafette nach Schweden schicken. Und sie mußten ja auch versuchen, herauszubringen, wer dieser Geißler war. Vorläufig konnten sie nicht mehr mit voller Mannschaft weiterarbeiten lassen.
Nun kam Gustaf hinunter nach Sellanraa; er trug all sein irdisch Gut auf dem Rücken und sagte, nun komme er! Jawohl, Gustaf hatte den Dienst bei der Gesellschaft verlassen, das heißt, er hatte sich am letzten Sonntag etwas zu offenherzig über den Kupferberg geäußert, seine Worte waren dem Vorarbeiter und dem Ingenieur hinterbracht worden, und Gustaf hatte den Abschied erhalten. Glückliche Reise, und außerdem war es vielleicht gerade das, was er gewollt hatte: nun erweckte es keinen Verdacht, wenn er nach Sellanraa ging. Er bekam sofort Arbeit beim Stallbau.
Sie mauern und mauern, und als kurz darauf noch ein Mann von den Bergen kommt, findet auch er einen Platz bei der Arbeit; nun konnten zwei Schichten gemacht werden, und die Arbeit ging rasch von der Hand. Der Stall würde bis zum Herbst doch noch fertig werden.
Aber ein Arbeiter nach dem andern kam von den Bergen herunter, allen war aufgekündigt worden, und sie zogen wieder heim nach Schweden. Der Versuchsbetrieb sollte aufhören. Im Dorfe drunten ging es wie ein Seufzer durch alle Menschen; seht, sie waren so töricht, sie begriffen nicht, daß ein Probebetrieb ein Betrieb auf Probe ist, aber das war es. Mißmut und schlimme Ahnungen ergriffen die Menschen im Dorfe, das Geld wurde seltener, die Löhne wurden herabgesetzt, der Handelsplatz Storborg verödete. Was sollte das alles bedeuten? Nun war doch alles so schön im Gang, Aronsen hatte sich eine Flaggenstange und eine Flagge angeschafft, er hatte sich für den Winter ein Eisbärenfell für seinen Familienschlitten gekauft und die ganze Familie mit großartigen Kleidern ausstaffiert. Das waren ja nur Kleinigkeiten, aber es waren auch große Dinge geschehen: zwei neue Ansiedler hatten sich Rodeland in der Gegend gekauft, hoch oben, zwischen Maaneland und Sellanraa, das war keine unbedeutende Sache für diese kleine abgelegene Welt. Die beiden Ansiedler hatten ihre Gammen errichtet, hatten gerodet und Moore entwässert, es waren fleißige Leute, sie waren in kurzer Zeit weit gekommen. Den ganzen Sommer über hatten sie ihre Nahrungsmittel in Storborg gekauft, aber als sie das letztemal kamen, war fast nichts mehr zu haben. Waren, – was sollte Aronsen mit Waren, wenn der Grubenbetrieb aufgehört hatte? Nun hatte er beinahe keine Waren mehr, er hatte nur Geld. Von allen Leuten in der Gegend war vielleicht Aronsen der mißmutigste; er hatte sich mit seinem Überschlag gar zu sehr verrechnet. Als ihm geraten wurde, sein Land zu bebauen und bis bessere Zeiten kämen, davon zu leben, antwortete er: Das Land bebauen? Dazu bin ich mit den Meinen nicht hierhergekommen.
Zuletzt hielt es Aronsen nicht mehr aus, er wollte selbst hinauf zu den Gruben und einmal nach der Sache sehen. Es war an einem Sonntag. Als er nach Sellanraa kam, wollte er Isak mit hinaufnehmen; aber Isak hatte noch keinen Fuß ins Gebirge gesetzt, seit dort der Betrieb angefangen hatte, er gedieh am besten auf seiner Halde. Inger mußte sich ins Mittel legen. Kannst du denn nicht mit Aronsen gehen, wenn er dich darum bittet, sagte sie. Sieh einmal an, Inger hatte wohl nichts dagegen, wenn Isak eine Weile von zu Hause weg war! Es war Sonntag, sie wollte ihn wohl gerne ein paar Stunden los sein. So ging Isak also mit.
Sie sahen allerlei Neues auf dem Berge, Isak kannte sich in dieser neuen Stadt von Baracken und Wagenschuppen und gähnenden Gruben gar nicht mehr aus. Der Ingenieur selbst führte sie herum. Vielleicht war dem guten Ingenieur zurzeit nicht so ganz leicht zumute, aber er versuchte, der schweren Stimmung, die auf der ganzen Gegend und auf der Gemeinde lastete, entgegenzuarbeiten. Da war nun eine gute Gelegenheit, der Markgraf von Sellanraa selbst und der Kaufmann von Storborg waren auf dem Platze.
Der Ingenieur erklärte die Gesteinsarten: Kies, Kupferkies, der enthielt Kupfer, Eisen und Schwefel. Ja, er wußte bis aufs Tüpfelchen, was der Berg enthielt, er enthielt sogar ein wenig Silber und Gold. Man trieb nicht Bergbau, ohne seine Sache zu können. Aber soll das nun aufhören? fragte Aronsen. – Aufhören? wiederholte der Ingenieur erstaunt. Damit wäre Südamerika nicht gedient. Mit dem Versuchsbetrieb würde nun eine Weile Schluß gemacht, sie hätten ja jetzt gesehen, was vorhanden war, jetzt würde erst die Luftbahn gebaut, und dann erst werde es in dem Gebirge nach Süden zu losgehen. Isak wisse wohl nicht, wo dieser Geißler hingekommen sei? – Nein. – Na, er werde schon zu finden sein. Dann gehe es erst recht im Ernst los. Was, aufhören!
Isak ist in Verwunderung und Bewegung geraten über eine kleine Maschine, die mit dem Fuß getreten wird, er erkennt sofort, was das ist, das ist ja eine kleine Schmiede, die auf einem Karren geführt und überall aufgestellt werden kann. – Was kostet eine solche Maschine? fragt Isak. – Diese? Die Feldesse? O, die kostet nicht viel. Sie hätten mehrere solche, aber sie hätten ganz andere Maschinen und Einrichtungen drunten an der See, ungeheuere Maschinen. Isak werde wohl begreifen, daß man solchen tiefen Tälern und Abgründen in den Bergen nicht mit Nägeln zu Leibe gehen könne, hahaha.
Sie gehen weiter, und der Ingenieur erzählt, daß er in den nächsten Tagen nach Schweden abzureisen gedenke. – Aber Ihr kommt doch wieder? fragt Aronsen. – Natürlich. Der Ingenieur war sich nichts bewußt, weshalb ihn die Regierung oder die Polizei zu Hause festsetzen könnte. Isak richtete es so ein, daß sie noch einmal vor die kleine Schmiede zu stehen kamen. Wieviel kann solch eine Esse kosten? fragt er. – Kosten? Das wußte der Ingenieur wahrhaftig nicht mehr. Sie kostet ja wohl einiges Geld, aber bei einem so großen Betrieb kommt das gar nicht in Betracht. Der prächtige Ingenieur, vielleicht war ihm jetzt gerade nicht ganz leicht zu Sinn, aber er wahrte den Schein und tat großartig bis zuletzt. Ob Isak eine Feldesse brauchen könne? Dann solle er nur diese nehmen. Seine Gesellschaft sei mächtig genug, sie schenke ihm die Feldesse!
Eine Stunde später wandern Isak und Aronsen wieder nach Hause. Aronsen ist ruhiger geworden und hat ein wenig Hoffnung geschöpft, Isak schreitet den Berg hinunter mit der kostbaren Feldesse auf dem Rücken. Der alte Prahm war es gewöhnt, Lasten zu tragen! Der Ingenieur hatte angeboten, am nächsten Tag das Kleinod durch einen Mann nach Sellanraa zu schicken, aber Isak dankte und sagte, das sei nicht nötig. Er dachte, wie die zu Hause sich verwundern würden, wenn er mit einer Schmiede auf dem Rücken ankam!
Aber es war Isak, der sich verwundern mußte, als er heimkam.
Dort kam gerade ein Pferd mit einer ganz sonderbaren Wagenladung auf den Hof gefahren. Der Kutscher war ein Mann aus dem Dorfe, aber nebenher schritt ein Herr, den Isak verwundert anstarrte: es war Geißler.