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Gemeint ist weder der August noch der Gustav noch auch das in andern Teilen der Schweiz bekannte Wort für Geschmack (nach lat. gustus, franz. goût), sondern das Eigenschaftswort, von dem unser «Guschti» (für junges Rindvieh) abgeleitet ist. Dieses «guscht», in der Anwendung auf Vieh gleichbedeutend mit «galt» (Galtkühe, Galtgeißen), lebt noch in oberdeutschem Sprachgebiet (Schwaben, Elsaß, Schweiz) und auch in niederdeutschem, während es im ganzen mittleren Deutschland und in Österreich ausgestorben zu sein scheint. Wenn von einem Rindvieh gesagt wird, daß es «guscht» ist oder «guscht» geht, so meint man damit, daß es keine Milch gibt. Das kann heißen, daß es noch keine Milch gibt (weil zu jung dazu) oder keine Milch mehr gibt (weil zu alt dazu) oder daß es vorübergehend keine Milch gibt, wie z.B. trächtige Kühe, die man vor dem Werfen eine Zeitlang nicht melken darf. In diesem Falle läßt man sie «erguschte» oder «guscht gah». «Verguschte» hingegen bedeutet: keine Milch mehr geben.
125 In all diesen Fällen ist «nicht Milch gebend» oder «trocken» der gemeinsame Begriff, womit schwed. «gist» = trocken übereinstimmt. In einigen Mundarten wird das Wort auch auf eine Mutter übertragen, die ihr Kind nicht stillen kann; so findet man niederdeutsch von einer Frau gesagt: Ihr Borst (Brust) ist göst. Auch auf einen versiegten Brunnen wird «guscht» angewendet, häufiger jedoch auf den Boden. «Guscht pflügen» überliefert uns der Berner Zyro im Sinne von: nur zur Brache, nicht zur Saat pflügen. Damit wäre denn der Uebergang von «trocken» zu «unfruchtbar» gegeben. Auch im Niederdeutschen findet man «göst plögen» im Sinne von brach ackern. Dadurch ist eine Verwandtschaft mit dem in die Schriftsprache aufgenommenen niederdeutschen Wort «die Geest» nahegelegt, die schon in alter Zeit als das trockene Land in Gegensatz zur Marsch gestellt wird. Eine schleswigsche Urkunde von 1512 tut das mit aller Bestimmtheit, indem sie schreibt: «over alle Geest und Marsch, lat. cum arido et palude». Aridum entspricht genau dem deutschen substantivierten Eigenschaftswort «das Trockene», womit wir das Gegenteil von Meer oder Wasser bezeichnen. Geest heißt im nordwestdeutschen Küstenland das höher gelegene, aus Diluvialsand bestehende Heide- und Moorland, von Natur dürr und unfruchtbar. Karl Müllenhoff, in seinem Glossar zum «Quickborn» von Klaus Groth, umschreibt es mit den Worten: «alles höhere, ältere Land im Gegensatz zu dem flachen, jüngeren Alluvialboden der Marsch». Diese ist der fette, fruchtbare Küstenstreifen, den hohe Dämme vor Ueberflutung schützen müssen.
Der schon 1663 bezeugte Ausdruck Geestland, d.h. geest Land (vgl. Deutschland = deutsch Land) macht es wahrscheinlich, daß auch Geest ursprünglich Eigenschaftswort war und auf dürres, unfruchtbares Land angewendet wurde. Dunkel bleibt die lautliche Entwicklung von «gast», der ältesten uns überlieferten (altfriesischen) Form des Eigenschaftswortes, zu «geest, gist, gust».