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Ein Freund, dem ich dieses Buchstabengebilde zu lesen gab, hielt es für ein Beispiel der sogenannten Aküsprache (Saffa, Agba, Gestapo u. dgl.) und riet auf: Epileptisches Siechenhaus. Die richtige Deutung liegt näher, wenigstens für den, der das bernische Tätigkeitswort «epsieh» oder «psieh» im Sinn von einholen, erreichen kennt. Dieses «psieh» ist unzweifelhaft aus «bezieh» gekürzt, da Stalders Idiotikon für einige östliche Kantone auch ein gleichbedeutendes «bezühe» kennt. Und von da aus gibt sich «epsieh» als verkürztes ent-be-zieh zu erkennen.
Dieses ent-be-zieh hätte durch lautliche Zusammenziehung eigentlich «epzieh» ergeben sollen, wie das be-ziehen ein «bzieh». Die Sprache hat diese Konsonantenhäufung unbequem gefunden und das pz zu Ps vereinfacht, wie sie im Berndeutschen auch aus bzahle (bezahlen) ein «psale» gemacht hat.
Und so hört man denn: Mag i’s ächt no psien?
— We d’ di Länge vürenimmsch, masch ihn no sauft epsie.
Ein anderes Beispiel, wie sich unsere Mundart bei Konsonantenhäufungen zu helfen weiß, liefert die Mittelwortform «gsplosse» aus ge-be-schlossen, wo also g-p-sch zu g-sch-p umgestellt worden sind. Damit stimmt ein Beispiel überein, das uns Dr. K. Stucki aus Jaun übermittelt. Dort hat er ein Partizip der Vergangenheit «gsplage» gehört, aus ge-be-schlagen, dazu den Infinitiv «gsplah» (Pferd beschlagen).
Wie in «epsieh» veranlaßt die Vorsilbe ent- auch in andern Zeitwörtern konsonantische Angleichungen. Aus der Schriftsprache kennt man «empfehlen» aus ent-be-fehlen, «empfangen» aus entfangen, «empfinden» aus ent-finden. In der Mundart gibt es noch «epchyme», «epfrömde», «epcho» (aus ent-be-kommen) im Sinn von begegnen, und «epha» (ent-be-haben).
Von seiten der Bedeutung ist «epsieh» merkwürdig durch die Vorstellung, daß einer, der einem andern nachläuft, ihn zuletzt gleichsam 65 herbeizieht, mit den Augen? mit dem Willen? oder sonstwie, bis er erreicht ist. Gibt es also auch eine magische Anziehungskraft, die vom Verfolger ausgeht?