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93.
Die Wuchrer treiben wild Widerrechtlich. Gewerbe,
Den Armen sind sie rauh und herbe,
Ohn Mitleid, ob die Welt verderbe.

Wucher und Aufkauf

Dem soll man greifen an die Hauben
Und ihm die Zecken Ungeziefer (Milben). wohl abklauben
Und rupfen die Schwungfedern aus,
Wer kauft auf Vorrat in sein Haus
So Wein wie Korn im ganzen Land
Und fürchtet weder Sünd noch Schand,
Damit ein armer Mann nichts finde
Und Hungers sterb' mit Weib und Kinde.
Drum ist es jetzo auch so teuer,
Viel schlimmer als früher ist es heuer;
Für Wein man kaum zehn Pfund jüngst nahm,
In einem Monat es dahin kam,
Daß man jetzt dreißig zahlet gern
Gleichwie für Weizen, Roggen, Kern. Kernfrucht; Dinkel oder Spelt.
Vom Wucherzins will ich nichts schreiben,
Den sie mit Geld und Gült Einkünfte tragendes Gut, Naturalleistungen. eintreiben,
Mit Leihen, Ramschkauf und mit Borgen.
Manchem gewinnt an einem Morgen
Ein Pfund mehr, als im Jahr es sollt.
Man leiht jetzt Münze Scheidemünze aus Kupfer oder Silber. aus für Gold;
Für Zehn schreibt man dann Elf ins Buch.
Der Juden Zins war leidlich genug,
Aber sie können nicht mehr bleiben, Ende des 15. und Anfang des 16. Jh. kam es in vielen Städten zur Austreibung der Juden, so auch in Straßburg.
Die Christenjuden sie vertreiben,
Die mit dem Judenspieß Die selbst Wucher treiben; vgl. Anm. 3 zu Kap. 76. selbst rennen.
Ich kenne viel und könnt sie nennen,
Die treiben Handel wild und schlecht, wild kouffmanschatz, d. h. widerrechtlichen Handel.
Und dazu schweigt Gesetz und Recht.
Gar viele sich dem Hagel neigen, D. h., sie begrüßen den Hagel mit Freuden, weil dadurch die Getreidepreise steigen; ebenso den Frostreif, weil der Wein teuer wird.
Die lachend auf den Reif hinzeigen.
Doch oft dann das Geschick es lenkt,
Daß mancher sich am Strick erhängt;
Wer, andern schadend, reich will sein,
Der ist ein Narr – doch nicht allein.


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