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59.
Wer Dienst begehret alle Tage,
Ob er auch Dank und Lohn versage,
Ist wert, daß ihn die Pritsche schlage.

Von Undankbarkeit

Der ist ein Narr, wer viel begehrt
Und nicht tut, was der Ehre wert,
Und macht dem Müh und Arbeit viel,
Dem er doch wenig lohnen will.
Wer von der Sach' will haben Gewinn,
Der setzt auch billig in seinen Sinn,
Daß er die Kosten lege an,
Will anders er mit Ehren stahn.
In gutem Zustand selten bleibt
Ein müdes Pferd, das man noch treibt,
Und störrisch wird ein willig Pferd,
Wenn man das Futter ihm verwehrt.
Wer einem viel zumutet zwar,
Doch lohnt ihm nicht, der ist ein Narr.
Und wer nicht schätzen kann für gut,
Was man um billigen Lohn ihm tut,
Der darf sich dann auch nicht beklagen,
Will man die Arbeit ihm versagen:
Man soll ihn mit der Pritsche schlagen.
Was einer will, daß er genieße,
Der schau, daß er auch wiederschieße. D. h. eine Gegenleistung biete (wie vorschießen, zuschießen).
Undankbarkeit nimmt bösen Lohn,
Sie macht den Brunnen Wassers ohn.
Aus alter Zisterne Eyn altt Cystern, lat. cisterna, Behältnis für Regenwasser; im Gegensatz zu brunnen == Quelle. kein Wasser fließt,
Wenn man nicht Wasser drein auch gießt.
Ein Türenangel sehr bald quiert, kyerrtt d. h. knarrt.
Wenn man ihn nicht mit Öl auch schmiert.
Wer kleiner Gaben nicht gedenkt,
Verdient nicht, daß man Großes schenkt;
Und dem versagt man alle Gabe,
Der für die kleine weiß kein Lob;
Denn der ist ohn Verstand und grob.
Abstoßend stets der Weise fand,
Wen er als undankbar erkannt. im Original: All wysen ye gehasset hant / Den / der undanckbar wart erkant.


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