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88.
Wer meint, daß Gott uns straf zuviel,
Weil er uns oftmals plagen will,
Des Plage steht kurz vor dem Ziel. Des plag ist nit eyn viertel myl, d. h. ist nicht eine Viertelmeile entfernt = sehr nahe.

Von Plage und Strafe Gottes

Ein Narr ist, wer für Wunder hält,
Daß Gott der Herr jetzt straft die Welt
Und Plag auf Plage schicket noch,
Dieweil wir seien Christen doch,
Und unter diesen viel geistliche Leut
Mit Fasten und Gebet allzeit
Ihm dieneten ohn Unterlaß.
Doch hör, kein Wunder dünkt mich das,
Weil du nicht findest einen Stand,
Mit dem es übel nicht bewandt,
Der nicht abnehme und verfalle.
Drum gilt des Weisen Spruch Jesus Sirach 34, 28. für alle:
»Weil du zerbrichst, was ich bereite,
So bleibt nur Reue für uns beide,
Und unsre Mühe ist verlorn!«
So spricht auch sonst der Herr mit Zorn: Vgl. Jeremia 14 u. 15, 1 ff.; Ezechiel 14, 12 ff. (es handelt sich um eine freie Kombination verschiedener Stellen aus den Propheten).
»Wenn ihr nicht haltet mein Gebot,
Will ich euch geben Plag und Tod,
Krieg, Hunger, Pestilenz und Hitz,
Samt Teurung, Reif, Kalt, Hagel, Blitz,
Und mehren dies von Tag zu Tag;
Will nicht erhörn Gebet noch Klag;
Ob Moses auch und Samuel
Mich bäten, bin ich doch der Seel
So feind, die treibt mit Sünde Spott,
Daß Plag sie trifft – dieweil ich Gott!«
Schon an der Juden Land ward klar,
Daß es durch Sünd verloren war;
Wie oft sie Gott vertrieben hat
Um Sünde aus der heiligen Stadt.
Den Christen ging sie auch verlorn,
Weil sie verdienten Gottes Zorn.
Noch mehr Verlust muß ich besorgen,
Und daß es wird noch schlimmer morgen. Myn sorg ist wir verlyeren me (als das heilige Land) / Und das es uns noch übler gee (gehe).


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