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50.
Wollust durch Einfalt manchen fällt,
Manchen sie auch am Flügel hält,
Viel haben ihr Ende darin erwählt.

Von Wollust

Von wollust, noch nicht in der heutigen Bedeutung, sondern verstanden als unbekümmerter, ganz dem Irdischen zugewandter Lebensgenuß; so auch V. 1: Wollust der welt = irdische Lust.

Irdische Lust vergleichet sich
Einem üppigen Weib, das öffentlich
Sitzt auf der Straß und schreit sich aus,
Daß jedermann komm in ihr Haus
Und die Gemeinschaft mit ihr teil,
Weil sie um wenig Geld sei feil,
Begehrend, daß man mit ihr übe
In Leichtsinn sich und falscher Liebe. Vgl. Sprüche Salomonis 7, 10 ff.
Drum gehn die Narrn in ihren Schoß
Gleichwie zum Schinder geht der Ochs
Oder ein harmlos Schäflein geil, D.h. munter, ausgelassen, übermütig.
Das nicht versteht, wie es ans Seil
Gekommen ist und an den Strang,
Bis ihm der Pfeil sein Herz durchdrang. Sprüche Salomonis 7, 22. 23. An diese Bibelstelle knüpfen auch die Mottoverse und der Holzschnitt an.
Denk, Narr, es gilt die Seele dein!
Du fällst tief in die Höll' hinein,
Wenn es in ihren Arm dich zieht.
Der wird dort reich, wer Wollust flieht.
Such nicht der Zeiten Lust und Freude
Wie einst Sardanapal, der Heide,
Der meinte, daß man leben soll
In Wollust, Prassen freudenvoll:
Des Toten keine Freuden harren!
Das war der Rat recht eines Narren,
Der nach so flüchtger Freude jagt;
Doch hat er selbst sich wahrgesagt! Nämlich mit dem Ausspruch, daß es nach dem Tode keine Freuden mehr gäbe. Vgl. Anm. 11 zu Kap. 26.
Wer sich mit Wollust will beladen,
Kauft kleine Freude mit Schmerz und Schaden.
Keine Erdenlust ist also süße,
Daß nicht zuletzt ihr Gall' entfließe;
Die Freude dieser ganzen Zeit
Endet zuletzt mit Bitterkeit,
Wiewohl der Meister Epikur Der griechische Philosoph Epikur († 271 v.Chr.) gilt dem ganzen 15. und 16. Jh. als Anwalt der Weltkinder und Vertreter einer materialistischen Genußlehre.
Setzt höchstes Gut in Wollust nur.


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