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siehe Bildunterschrift

Gemeiner Hafer, Avéna satíva L.

Unter den zahlreichen Haferarten ist der gemeine oder Rispenhafer die einzige angebaute Art. Wahrscheinlich ist sein Anbau sehr alt; in der Edda rühmt Thor, der Schutzherr des Bauernstandes, im Gespräche mit Odin seine Lieblingskost, wie sie besser nicht vorkomme, Hafergrütze und Hering. Und nicht nur als wohlschmeckende Nahrung für Mensch und Vieh, auch als Heilmittel hat der Hafer bis auf den heutigen Tag einen guten Ruf. »Habern ist gut überzulegen, gleicherweis wie die Gerst. Habernbrey wol bereyt unnd gesotten, stopfft den stulgang. Die brüe von gesotten habern gesupfft (d. h. getrunken), ist gut denen, so stäts husten. Habermeel und essig vermischt, vertreibt die masen. In summa, Habern als ein artzney hat gleiche würckung mit der Gersten, denn er trücknet, zerteylt oder verzeert mittelmäßig, unnd zeucht auch ettlicher maß zusamen.« Abgesehen von dieser wunderlichen Weisheit mittelalterlicher Medizin am Schluß, dürfte die gute Meinung, welche Leonhart Fuchs hier vom Hafer ausspricht, auch heute noch ihre Berechtigung haben. Als leicht verdauliches Stärkungsmittel für Kranke und Genesende hat Hafermehlsuppe immer noch den besten Ruf.

Die Ährchen des Hafers bilden eine allseitig ausgebreitete Rispe. Jedes Ährchen enthält zwei Blütchen, ein drittes, mittleres ist verkümmert. Die Hüllspelzen sind länger als das Ährchen, die Deckspelze der untersten Blüte trägt auf dem Rücken eine am Grunde gedrehte Granne. Die Befruchtung scheint meistens durch Selbstbestäubung stattzufinden; denn die Verlängerung der Antherenträger geht so langsam vor sich, daß die Antheren noch in unmittelbarer Nähe der Narben aufspringen. Bisweilen wird sogar durch eine plötzliche, lebhafte Zusammenziehung der Antherenwände etwas Pollen direkt auf die Narben geschleudert. Das Blühen tritt stets erst nachmittags gegen 3 Uhr ein. Der Hafer setzt gute Frucht an, auch wenn man die Fremdbestäubung auf künstliche Weise völlig ausschließt. Die reifen Körner schaukeln sich an den schwanken Stielchen »wie eine Menge kleiner, gelber Kanarienvögel auf einem Zweige«, wie es in dem reizenden Märchen von Andersen heißt. Sie sind wie die der Gerste mit den fest aufliegenden Spelzen verwachsen und müssen vor dem Gebrauch geschält werden, so daß ein Scheffel Korn nicht übermäßig viel Grütze oder Mehl ergiebt. Der Hafer wird nur als Sommerkorn gebaut.

Gräser, Gramineen. Kl. III. einjährig Juli, August. H. 0,60 – 1,00 m.

 


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