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siehe Bildunterschrift

Wilder Wein, Ampelópsis quinquefólia Mchx.

Die als Mauer- und Zaunbekleidung vielfach benutzte fünfblättrige Zaunrebe stammt aus Nordamerika. Die angenehm duftenden Blüten werden von Honigbienen fleißig besucht, obwohl sie an Farbe höchst unscheinbar sind und sich mit ihren grünlichen Kronblättern unter dem Laube verstecken. Die Tierchen wittern den feinen Duft bis auf 100 m Entfernung, holen den Honig, der in kleinen Tröpfchen an der Basis des Fruchtknotens abgesondert wird, und erhalten zugleich eine Portion Pollen aus den Antheren, die vor der Narbe gereift sind. Erst wenn Kelch- und Staubblätter abfallen, ist die Narbe zur Befruchtung bereit. Die blau oder blauschwarz gefärbten Früchte werden von den Vögeln gern gefressen; selbst die Spatzen verschmähen sie in harten Wintern nicht.

Zum Aufwärtsklettern bedarf der wilde Wein keiner Stützen. Seine Ranken, blattlos gewordene, nur der Befestigung der Pflanze dienende Zweige, heften sich den Wänden mittels eigentümlicher kleiner Haftscheiben an. Sie sind lichtscheu und wachsen daher der dunklen Wand zu. Sobald sie diese mit ihren hakenförmig gekrümmten Enden berühren, spreizen sie diese möglichst auseinander und drücken sie seitlich an die Steine oder den Mörtel. Innerhalb zweier Tage verdicken sich die gekrümmten Spitzen und färben sich hellrot, und wieder nach zwei Tagen sind die Scheiben fertig, die mit den Haftzehen des Laubfrosches große Ähnlichkeit haben. Nach Ablauf der Vegetationsperiode verholzen die Ranken nebst den Haftscheiben, und nun ist es in der That nicht leicht, sie von ihrer Unterlage loszureißen. Gewöhnlich bleiben Körnchen des Mörtels an ihnen hängen. – Prächtig ist die herbstliche Verfärbung der aus 3 bis 5 Fingerblättchen bestehenden Blätter, die in ihrer Heimat mit ihrem glänzenden Scharlach eine Hauptzierde der Herbstlandschaften bilden.

Rebengewächse, Ampelidaceen. Kl. V. Holzgewächs. Juli, August. Klettert bis 12 m hoch. Mchx. = Michaux.

 


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