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Nicht viele meiner Leser dürften dieses merkwürdige Gewächs mit den rautenförmigen schwimmenden und den haarähnlichen, fiederspaltigen untergetauchten Blättern schon gesehen haben; noch wenigeren wird aus eigener Anschauung seine Frucht bekannt sein. Es ist zwar in stehenden oder schwach fließenden Gewässern weit verbreitet, kommt jedoch nur so zerstreut und stellenweise vor, daß man versucht ist, es zu den langsam aussterbenden Mitgliedern unserer Flora zu zählen. In manchen Gegenden, z. B. in Westpreußen, ist die Wassernuß völlig verschwunden, während sie früher sehr häufig vorkam, wie ihre in Torfbrüchen zahlreich gefundenen fossilen Früchte beweisen. In Oberschlesien ist sie noch so verbreitet, daß ihre Früchte massenhaft auf den Breslauer Markt kommen. Sie enthalten je einen mehligen, kastanienartigen Kern, der geröstet und gegessen wird und für die Ernährung des europäischen Urmenschen eine nicht zu unterschätzende Bedeutung hatte.
Die lederartigen Schwimmblätter der Wassernuß umgeben rosettenartig einige kleine, weiße Blüten. Jeder Blattstiel ist mit einem blasenförmig aufgetriebenen Luftraum versehen, der dazu dient, die Pflanze an der Oberfläche des Wasserspiegels zu erhalten. Das erscheint bei der Leichtigkeit des Stengels und des Blattwerks für gewöhnlich zwar unnötig; sehen wir aber im Hochsommer aus den Blüten die großen schweren Früchte entstehen, so wird uns die Notwendigkeit dieser Schwimmvorrichtung ohne weiteres klar. Ohne sie müßte die Pflanze mit den unreifen Früchten auf den Grund sinken, ersticken und verfaulen.
Während die Frucht am Stamme reift, verhärten die vier Kelchblätter zu einer festen Fruchtdecke, welche in vier kreuzweise gestellte Spitzen ausläuft. Wenn die reife Frucht sich von der Pflanze gelöst und den Grund des Gewässers erreicht hat, zersetzen sich die äußeren Zellschichten der Dornen und lösen sich in Fetzen und Fasern von dem tieferen, sehr festen Skelett ab. Dieses besteht aus einer kräftigen Mittelrippe, an deren Spitze rückwärts gerichtete Häkchen stehen. So bilden die vier Dorne, welche die Frucht während des Reifens vor den Eingriffen der Wasservögel schützten, jetzt vier Anker, mit denen die Nuß im schlammigen Boden oder an verwesenden Pflanzenstoffen fest verankert wird.
Nach mehrmonatiger Samenruhe beginnt die Wassernuß zu keimen. Aus der Keimöffnung schiebt sich ein weißer, regenwurmähnlicher Körper, die neue Wurzel, und wächst anfangs gerade nach oben. Mit ihr verläßt eins der beiden Keimblätter als kleine Schuppe die Höhlung der Nuß, während das andere große in ihr stecken bleibt und durch eine stielartige Verbindung seine Reservestoffe dem im Wasser wachsenden Keimling zuführt. Wenn es alle seine Baustoffe an die neue Pflanze abgegeben hat, geht es mit der Nußschale allmählich in Verwesung über. Die Wurzel ist indessen so weit erstarkt, daß sie selbst aus der Umgebung Nahrung aufnehmen kann. Sie krümmt sich zum Boden des Wasserbeckens hinab, treibt zahlreiche, im Wasser und im Schlamm verteilte Nebenwurzeln, während der beblätterte Sproß im Bogen zum Wasserspiegel emporwächst.
Nachtkerzengewächse, Onagraceen. Kl. IV. Juni, Juli. Die Länge richtet sich nach der Tiefe des Gewässers.