Thomas von Kempen
Nachfolge Christi
Thomas von Kempen

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Einundfünfzigstes Kapitel.

Arbeitet gern im niedrigen Tal / wenn ihr auf dem hohen Berge euch nicht festhalten könnt!

Mein Sohn / du kannst das Verlangen nach Heiligung / das dein Herz so oft durchglüht / nicht immer lebendig / noch dich auf dem Berge der höheren Beschaulichkeit feststehend erhalten; sondern du mußt manchmal / gedrückt von dem Erbschaden der menschlichen Natur / in das niedere Tal hinabsteigen und die Last des gebrechlichen Lebens auch wider deinen Willen und mit Ekel und Überdruß tragen lernen. Solange du den sterblichen Leib mit dir umherträgst / solange wirst du von Beklemmung des Herzens und Überdruß nie lange freibleiben können. Du wirst also im Fleische oft über die Last des Fleisches seufzen müssen / weil es dich unfähig macht / den heiligen Übungen des Geistes und der Betrachtung göttlicher Dinge unablässig nachzuhängen.

Während dieser Gemütsverfassung ist es dir sehr gut / an niedere und äußere Arbeiten Hand anzulegen / deine verlorenen Kräfte durch gute Werke wieder einzuholen / meine Ankunft und die Gnade des Himmels mit festem Mut zu erwarten und dein Elend und deine Geistesdürre mit Geduld zu ertragen / bis ich dich wieder heimsuchen und von aller Angst erlösen werde. Denn ich werde dir soviel Freude mitbringen / daß du aller Arbeiten wirst vergessen und Ruhe und Frieden in deinem Innersten wirst genießen können. Ich werde die grünen Auen der heiligen Schrift vor deinem Anblick ausbreiten / ich werde dein Herz erweitern / daß du auf der Bahn meiner Gebote wieder mutig wirst fortschreiten können. Und du wirst ausrufen: Das Leiden dieser Zeit ist viel zu gering / als daß es auch nur in Vergleich kommen könnte mit der Herrlichkeit / die in uns wird offenbar werden:


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