Thomas von Kempen
Nachfolge Christi
Thomas von Kempen

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Siebenunddreißigstes Kapitel.

Aus Liebe zu Gott sich ganz in Gottes Willen ergeben, das ist der einzige Weg zur wahren Freiheit des Herzens.

Mein Sohn, verlasse dich, dann findest du mich. Sei in allem ohne Eigensinn und Eigenwillen, dann gewinnst du in allem. Denn sobald du ganz dich mir überlässest und dich nicht mehr zurücknimmst, sogleich strömt Gnade um Gnade in größerem Maße in dein Herz.

Mein Herr, wie oft soll ich mich dir hingeben, worin mich verlassen:

Immer und immer, zu jeder Stunde, im kleinen und im großen. Ich lasse hier keine Ausnahme gelten, ich will dich nackt und bloß haben. Denn nie werden wir sonst eins werden, ich dein, du mein, wenn du noch nicht von allem Eigenwillen im Innern und Äußern dich frei und los gemacht hast / wie der Räuber den Wanderer von allem Eigentum entblößt. Je schneller du Hand anlegst an dies große Werk / desto besser für dich / je aufrichtiger und eifriger du an der Vollendung dieses großen Werkes arbeitest / desto mehr gefällst du mir und desto größer ist dein Gewinn.

Einige ergeben sich an mich / aber mit Rückhalt und Ausnahme. Sie trauen ihrem Gott nicht ganz / darum wollen sie sich selbst versorgen. Einige ergeben anfangs sich ganz ohne Ausnahme an mich / aber wenn die Versuchung sie in die Enge treibt / dann laufen sie wieder zu sich selbst zurück und vermögen deshalb in der Tugend nicht weiter zu kommen. Alle diese werden die wahre Freiheit des reinen Herzens und die Gnade meines freundlichen Umgangs nie erlangen / bis sie ganz sich an mich ergeben und täglich sich selbst als Opfer dargebracht haben. Denn ohne diese Selbstaufopferung kann keine Vereinigung und ohne Vereinigung kein seligmachender Genuß bestehen.

Ich habe es dir schon oft gesagt und sage es dir wieder: Verlaß dich / ergib dich an mich / und du wirst in mir Frieden haben / großen / inneren Frieden. Gib alles um alles hin / suche nichts dir heraus / nimm nichts zurück von dem Opfer / ergib dich ohne Zögerung an mich / halt dich fest an mir und an mir allein / und du sollst mich haben. Dann wird dein ganzes Herz frei sein / und keine Macht der Finsternis wird dich zertreten können. Danach ringe / darum bitte / danach strecke all dein Verlangen sich aus / daß du / von allem Eigenwillen entblößt / nackt dem nackten Jesus nachfolgen / dir sterben und mir ewig leben mögest. Dann werden alle eitlen Traumgestalten deiner Einbildungskraft / alle Verwirrungen des Gemütes / die aus dem Bösen entstehen und selbst böse sind / alle unnützen Sorgen des Herzens dahin sein. Dann wird auch die ungemäßigte Furcht von dir fliehen und die ungeordnete Liebe sterben.


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