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Bewahre zuerst Frieden und Ordnung in dir selber / dann magst du auch Frieden und Ordnung in andern herstellen. Ein Mensch / der den Sinn des Friedens in sich hat / nützt mehr als einer / der eine ausgebreitete Gelehrsamkeit besitzt. Ein Mensch / der von heftigen Leidenschaften hin und her gestoßen wird / deutet und lenkt auch das Gute / das er sieht / zum Bösen und glaubt von andern lieber Böses als Gutes. Wer aber den Frieden liebt / der leitet alles zum Besten. Wer mit sich selbst in Frieden lebt / denkt von keinem Arges. Wer aber mit sich selbst in Unfrieden und Krieg lebt / den treibt bald dieser / bald jener arge Wahn hin und her. Er hat keine Ruh und läßt auch andern keine. Er sagt oft / was er nicht hätte sagen / und tut nicht / was er zu seinem eigenen Vorteil hätte tun sollen. Laß du also deinen Eifer zuerst bei dir selbst anfangen / und dann mag er mit allem Recht auch auf deinen Nachbarn sich ausbreiten. Deine Handlungen kannst du alle schön färben und in mildem Licht erscheinen lassen / aber fremde Entschuldigungen willst du nicht gelten lassen. Und doch / wenn du nach dem Gesetze der Gerechtigkeit richten wolltest / so würdest du lieber dich selbst anschuldigen und deinen Bruder entschuldigen / als nur immer dich entschuldigen und ihn anschuldigen. Wenn du willst / daß die andern dich dulden sollen / so dulde du sie zuerst. Sieh doch / wie fern du noch bist von der wahren Liebe und Demut / die über keinen Menschen zornig oder unbillig werden kann als nur über sich selbst! Mit guten / sanften Menschen in Frieden zu leben / das ist nichts Großes. Denn das ist uns allen von Natur aus angenehm. Hat es doch jedermann gern / wenn er unangefochten durchkommt / und liebt die / welche es mit ihm halten / mehr als andere. Aber mit harten und verkehrten oder zuchtlosen Menschen oder mit solchen / die den Geist des Widerspruchs in sich haben / friedsam leben zu können / das ist eine große Gnade / das ist lobenswert / das ist männlich und edel.
Es gibt allerdings Menschen / die dauerhaften Frieden mit sich selber haben und auch mit andern in Frieden leben. Es gibt aber auch Menschen / die weder in sich Frieden haben / noch andere in Frieden leben lassen. Sie sind andern lästig / aber sich noch mehr. Endlich gibt es auch Menschen / die sich im Frieden zu erhalten wissen und um sich her den Frieden herzustellen trachten. Doch ist all unser Friede / den wir in diesem elenden Leben erkämpfen mögen / im Grunde mehr ein demütiges Ertragen des Unangenehmen als ein Nichtempfinden des Widrigen zu nennen. Wer am besten zu leiden versteht / der kann am meisten Frieden haben / der ist ein sieghafter Überwinder seiner selbst / ist Herr über die Welt / ist Christi Freund und des Himmels Erbe.