Thomas von Kempen
Nachfolge Christi
Thomas von Kempen

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Einundvierzigstes Kapitel.

Von der Verschmähung aller zeitlichen Ehre.

Mein Sohn / laß es dir nicht so nahe zu Herzen gehen / wenn du siehst / daß man andere ehrt und erhöht / dich aber verachtet und erniedrigt. Erhebe du dein Herz zu mir in den Himmel / und es wird dich nicht sonderlich betrüben / daß die Menschen dich verachten könnten auf der Erde.

Mein Herr / es ist / als wenn wir mit Blindheit geschlagen wären / so sehr leicht und schnell verführen uns Eitelkeit und Trug. Wenn ich mich genau durchforsche / so hat noch kein Geschöpf im eigentlichen Sinn mir Unrecht getan / und wenn ich nach deiner Gerechtigkeit mich richten will / so darf ich meinen Mund vor dir nicht auftun / wider dich zu klagen. Weil ich so viele und schwere Sünden vor deinem heiligen Auge begangen habe / so habe ich es ja verdient / daß alle Geschöpfe wider mich sich bewaffnen. Mir gebührt nach aller Gerechtigkeit nichts als Schmach und Hohn / dir gebührt Lob / Ehre und Ruhm. Und wenn ich mein Herz nicht dazu bringen kann / daß es gern und ohne inneren Widerstreit von allen Geschöpfen verachtet / verlassen und für nichts gehalten werden will / so kann ich im Innern nie befestigt und beruhigt / im Geiste nie erleuchtet / mit dir nie vollkommen vereinigt werden.


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