Thomas von Kempen
Nachfolge Christi
Thomas von Kempen

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Vierundzwanzigstes Kapitel.

Forsche nicht neugierig / was andere tun!

Mein Sohn / sei kein Sklave der Neugier und wirf alle die leeren Sorgen aus deinem Herzen. Was geht dich dieses oder jenes an? Folge mir nach. Was geht es dich an / ob jener so oder anders beschaffen sei / dieser so oder anders handle oder rede? Du brauchst einst nicht für andere zu antworten / aber für dich selbst mußt du einst Rechenschaft geben. Was mischest du dich also in Dinge / die nichts dich angehen? Sieh / ich kenne alle / wie sie sind / ich sehe alles / was unter der Sonne geschieht  / ich weiß / wie es mit einem jeden steht / was er will und was der Zweck seines Rennens und Laufens ist. Mir also mußt du alles anheimstellen / dich im Frieden erhalten und jeden unruhigen Treiber sein Wesen treiben lassen / soviel er will. Alles / was er sagen oder tun mag / fällt am Ende doch auf seinen Kopf zurück. Denn mich kann er nicht hintergehen.

Bekümmere dich nicht um den schönen Schatten eines großen Namens / nicht um die täuschende Eitelkeit / viele Freunde zu haben und von vielen sich geliebt zu sehn. Denn dies wirft den Menschen außer sich in alle Welt hinaus und erzeugt daheim / in seinem Herzen / große Finsternisse. Gern möcht ich oft ein freundliches Wort zu deiner Seele sprechen / meine Geheimnisse dir offenbaren / wenn du nur meine Antwort auch fleißig wahrnehmen und / wenn ich an dein Herz klopfe / die Tür auftun möchtest. Sei also vorsichtig / wache im Gebet und halte dich demütig und still in allem.


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