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»Missbehagen wird es bald dem Headobardenfürsten Und dazu den Degen des bezwungenen Volkes, Wenn an der Fürstin Hand die Flur betritt Ein dänischer Heldensohn in der Höflinge Schar, |
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5 | Der frech sich gürtet mit seiner Väter Erbe, Dem herrlichen Kleinod der Headobardenkönige, Derweil sie der Waffen walten durften Bis sie in den letzten Lindenkampf verleitend missten Die edeln Gefährten mit dem eigenen Leben. |
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10 | Dann spricht wohl beim Bier, erblickt er den Schmuck Ein alter Eschkämpe, dem Alles gedenkt, Der Guten Geertod (ihm ist grimm zu Muth!) – Jammernd beginnt er dem jungen Kämpen Nach seiner Gesinnung den Sinn zu erforschen; |
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15 | Seine Wuth zu wecken solche Worte spricht er: »Kannst du, mein König, das Kampfschwert schauen, Das dein Vater vormals im Gefechte trug Unter dem Lindenschild das letzte Mal, Das theure Eisen, als ihn die Dänen schlugen |
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20 | Die der Walstatt walteten (Wiedervergeltung schlief Nach der Fürsten Fall), die frechen Schildinge? Nun stolziert im Saal ein Sohn dieser Mörder, Ich weiß nicht welches, thut wichtig mit dem Schmuck, Pocht auf den Mord und prunkt mit dem Kleinod, |
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25 | Das du selbst besitzen solltest dem Rechte nach.« So mahnt und meistert er ihn zu mancher Zeit Mit strafenden Worten bis die Stunde kommt, Daß der fremde Fürst für seines Vaters Thaten Nach der Schwerter Biß blutfarb schlummert, |
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30 | Des Lebens verlustig. Aber leicht von dannen Entkommt der Kühne: er kennt das ganze Land. Gebrochen alsbald werden von beiden Seiten Nun der Edlinge Eide. In Ingeld muß dann Die Wuth aufwallen, da des Weibes Liebe |
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35 | In des Kummers Qual ihm kühler ward. Darum halt ich die Huld der Headobarden Den Dänen nicht für truglos, noch diese Verschwägerung, Nicht für fest die Freundschaft. »Aber fürder will ich |
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40 | Von Grendel reden, damit du ganz erfährst, Spangenspender, wie sich später verlief Der Helden Handgemenge. Als des Himmels Edelstein Ueber die Gründe glitt, da kam der grimme Gast, Der üble Abendschreck uns zu besuchen, |
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45 | Die die hohen Hallen noch heil bewachten. Da drohte sein Handschuh29, 45–61. Was hier von dem Handschuh Grendels berichtet wird, ist echt riesenhaft und tief in der Mythe begründet. So übernachtet Thor in dem Handschuh Skrymirs, was ihm im Harbardslied und in Oegisdrecka zum Vorwurf gereicht, als hätte ihn der Riese hineingesteckt. Auch Hans Muff, der niederrheinische riesige Begleiter des heil. Nicolaus, hat den Namen von dem großen Handschuh, worein er die unartigen Kinder steckt. S. mein Handbuch der Myth. 549. den Helden Gefahr: Dem Tode verfallen war der Vorderstliegende, Der gegürtete Kämpe: Grendel mordete Den werthen Weigand, den weitberühmten, |
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50 | All den Leib verschlang er des lieben Mannes; Doch nicht geliebt' es ihm, daß er mit leerer Hand Schon aus dem Goldsaal gehen sollte, Der blutgezahnte Mörder auf Bosheit sinnend, Sondern Mich erkor er, seiner Kraft vertrauend. |
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55 | Schon streckt' er die starre Hand; sein Stauche hieng Weit und geräumig an Wunderriemen fest. Auch war er nicht ohne Einsicht bereitet Mit Teufelskräften aus Drachenfellen; Dahinein nun mich, den Unschuldigen, |
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60 | Das thatfreche Thier zu thun gedachte Mit manchem Andern. Doch vermocht er es nicht, Als ich ingrimmig mich aufrichtete. Zu lange wär das Lied, wie dem Leuteschädiger Ich Handlohn reichte für die Harmthaten all. |
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65 | Da hab ich deine Helden, mein Herr und König, Nach Würden gewehrt. Zwar entwand er sich mir; Doch nicht lange mehr lacht' ihm des Lebens Wonne, Denn zurück war ihm die Rechte geblieben, Die Hand in Heorot, und gehöhnt entweichend |
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70 | Sank er jammermüthig auf des Meeres Grund.
»So kühnen Kampf hat der König der Schildinge |
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75 | Da war Hall und Schall. Bald hub der alte Schilding, Der vielerfahrene, von fernen Zeiten an; Bald begann ein Held der Harfe Wonne Lustsam zu wecken, bald ein Lied zu singen Süß und schaurig; Geschichten erzählte bald |
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80 | Der Wahrheit gemäß der weitherzge König. Ein ander Mal hörten wir den altergebundenen Greisen Krieger von des Kampfes Strenge Der Blüthe melden, daß die Brust ihm schwoll, Wenn der Winterreiche der Wagnisse gedachte. |
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85 | So saßen wir im Saale den sonnenlangen Tag Den Genuß erneuend. Die Nacht befiel nun Die Erde abermals. Da eilte sogleich Zu grimmer Rache Grendels Mutter: Sorgenvoll schritt sie, da der Tod den Sohn ihr nahm |
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90 | Und der Wedern Kampfgrimm. Ihr Kind rächte An der Edeln Einem die Ungeheure, Den sie wüthig würgte. Dem weisen Aeskher, Dem vielerfahrnen entfloh das Leben. Da mochten nicht einmal, als der Morgen kam, |
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95 | Die Dänenleute des Todten Hülle Mit Brand verbrennen, den Bühel ihm schlichtend, Dem lieben Verlornen, da der Leib des Helden Unter den Felsstrom entführt war von des Feindes Sippe. Das härmte Hrodgarn als das herbste von allen |
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100 | Leiden, die lange gelastet auf dem Helden. Da umhalste mich der Fürst und flehte harmvoll Mich bei Deinem Leben, daß ich im Drang der Flut Reckenschaft übte und den Ruhm zu mehren Das Leben wagte, großen Lohn verheißend. |
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105 | Nun weiß man weithin, als ich im Wellenschlund Die grausvolle Hirtin des Grundes fand, Wie wir da handgemein wurden eine Weile lang. Von Blut schwoll die See: da entschlug ich das Haupt Der Mutter Grendels in der Grundhalle dort |
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110 | Mit scharfem Schwert. Nicht sanft zwar mocht ich Das Leben lösen; doch leb ich noch. Da schenkte mir abermals der Edlinge Schirm Viel herrliche Kleinode Healfdenes Sohn. |