Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
»Manchmal dem Mann von mächtgem Geschlecht Gewährt er willig Wunsch und Belieben, Gönnt ihm zum Erbe der Erde Wonne Und herrlich zu halten die Hortburg der Männer; |
||
5 | Seiner Gewalt unterwirft er der Welt Gebiete, So weite Reiche, daß er selber nicht weiß In seinem Unverstand ein Ende zu erdenken. Er lebt im Genuß; mit Nichten quält ihn Alter noch Siechthum; das sorgende Gewißen |
|
10 | Beschwert ihm den Sinn nicht, noch scheint ihm von Waffenhaß Ein Angriff zu drohen, da sich all die Welt Nach seinem Willen wendet. Er weiß von keinem Uebel Bis ihm im Innern der Uebermuth Wächst und wuchert, da der Wächter schlummert, |
|
15 | Der Seele Hirte; sein Schlaf ist allzufest Durch Bannspruch gebunden. Bald ist der Mörder nah, Der von der Armbrust mit Unthaten schießt. Dann wird er im Herzen unterm Harnisch getroffen Mit bitterm Bogenschuß. Er birgt sich vor Freveln |
|
20 | Nicht mehr nach dem Willen des wüsten Geistes. Ihm wiegt zu leicht nun was er lange beseßen; Gramherzig giert er, in Großmuth nicht mehr Spendet er Spangen; sein spätestes Looß Vergißt er, missachtend was Gott ihm verlieh, |
|
25 | Der aller Wunder waltet, der Würden vollen Theil. Oft dann ereignet sichs zur Endezeit, Wenn der Leichnam erliegt und des Lebens ledig Athemlos umfällt, daß ein Andrer zugreift, Der unbekümmert die Kleinode schwendet, |
|
30 | Des Edlings alte Schätze, des ersten Eigners spottend. Birg dich vor solcher Bosheit, Beowulf, Geliebter, Erster der Männer, und das Edlere wähle, Ewiges Heil! Uebermuth meide, Bester der Kämpen! die Blüthe deiner Kraft |
|
35 | Währt eine Weile nun: es wird ein Tag sein, Da scheidet dich Schwert oder Siechthum von Kräften, Oder Feuersflammen oder Flutenwallen, Oder Dolchesgrimm oder Geeresflug, Oder übles Alter, oder der Augen Licht |
|
40 | Schwindet und schwärzt sich: schnell denn ergehts, Du Trost der Tapfern, daß der Tod dich bewältigt. So hab ich der Hringdänen hundert Halbjahre In der Welt gewaltet, und sie wehrlich beschirmt Vor der Mächte mancher in diesem Mittelkreiß |
|
45 | Mit Schwertern und Schäften, daß ich schier mir keinen Widersacher wähnte unter der Wölbung des Himmels; Aber Andres viel in meinem Erbsitz erfuhr ich, Jammer nach Jubel, seit Grendel hier, Der alte Erbfeind, mein Einwohner ward. |
|
50 | Seit seiner Heimsuchung beschwerte mich Nacht und Tag Das herbste Herzeleid. Dem Herrn sag ich Dank, Dem ewigen Trost, daß ich den Tag erlebte, Da ich dieß blutige Haupt erblicken durfte Mit eigenen Augen nach dem alten Leid. |
|
55 |
»Geh nun zum Sitze, genieß des Gastmals Lust Hin gieng der Geate sogleich mit Freuden |
|
60 | Da ward wie zuvor von den Fehdeberühmten, Die im Hause saßen heiter gesprochen Mit neuer Stimme. Der Nachthelm dunkelte |
|
65 | Zu Bette wollte der bleichgelockte Greise Schilding, da auch den Geaten sehr, Den berühmten Recken, zu ruhn verlangte. Da wies ein Kämmerling den kampfmüden, Fernher gefahrnen sofort hindann, |
|
70 | Der ihm mit Ehrfurcht Alles besorgte Nach des Degens Bedürfniss, was zu dieser Stunde Ein Heerkampfgänger erheischen mochte. Da ruhte sich der weitherzge. Das gewölbte Gemach Erglänzte goldbunt, der Gast schlief darin |
|
75 | Bis von des Himmels Heitre herzfroh der schwarze Rabe verkündete, es komme das Licht, Die Schatten zu scheuchen. Die Schnellen eilten. |
|
80 | Zu ihrem Volk zu fahren. Bald dachte fort von da Der kühnherzge Kämpe den Kiel zu leiten. Da hieß der Hehre den Hrunting bringen Dem Sohn des Ecglaf, gab das Schwert ihm zurück, Das löbliche Eisen, für das geliehne dankend. |
|
85 | Er zähl' es für gut und zuverläßig, Im Kampfe kräftig; mit keinem Worte schalt er Des Stahles Schneide: das war ein stolzer Mann! Da nun reisefertig in den Rüstungen standen |
|
90 | Die Dänen zu ehren, wo der Andre war, Der erhabene Held: von Hrodgar nahm er Urlaub. |