Karl Simrock
Beowulf
Karl Simrock

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26. Abschied.

                Beowulf sprach,   der Geborne Ecgtheows:
»Nun sagten dir gerne   wir Seefahrenden,
Die wir weither kamen,   daß der Wunsch uns treibt
Zu Hygelak heim.   Hier hat man uns gut
5   Und willig bewirthet;   du warst uns hold.
Wenn ich mit irgend etwas   auf Erden noch
Dir mehr erfreuen mag   Gemüth und Herz,
Herscher der Dänen,   als ich dießmal that,
So wiße mich willig   zum Werk des Kampfs.
10   Und erfahr ich fern   über der Fluten Reich,
Daß dich Umsitzende   ängstigend drängen,
Wie dir die Feinde   wohl früher thaten,
So will ich dir tausend   bringen der tapfersten
Helden zu Hülfe.   Von Hygelak weiß ich,
15   Dem Geatenherscher,   ist er gleich noch jung,
Der Fürst seines Volks,   daß er mich fördern wird
Mit Worten und Werken,   dich wehrlich zu schirmen.
Das Geerholz bring ich dann   dir beizustehen,
Deine Macht zu mehren,   wenn dir Männer Noth sind.
20   Wenn dann Hredrik   zu den Höfen der Geaten
Kommt, der Königssohn,   so kann er da viel
Der Freunde finden;   die Fremde mag
Der sichrer besuchen,   der selber taugt.«

Da gab Hrodgar   dem Helden zur Antwort:

25   »Wahrlich, dir hat dieß Wort   der weise Gott
In den Sinn gesendet!   In solcher Jugend
Hört' ich nie weislicher   einen Wehrmann reden.
Du bist machtgestrenge   und im Gemüthe klug,
In Wortreden weise.   Für gewiss eracht ich,
30   Wenn sich begäbe,   daß die Geerspitze raffte,
Oder schwertgrimmer Streit   den Sohn des Hredel,
Eisen oder Siechthum   den Erbherrn dir,
Den Lenker der Leute,   und du das Leben hast,
Daß sich die Seegeaten   schwerlich beßern
35   König erkiesen   könnten als dich
Zum Hortwart der Helden,   wenn du behaupten willst
Der Ahnen Erbreich.   Mir ward all dein Wesen
Je länger je lieber,   mein lieber Beowulf.
Du führtest dich so,   daß den Völkern beiden,
40   Den Geatenleuten   und Geerdänen
Friede gefestigt wird   und die Fehde ruhn soll,
Haß und Feindschaft,   die sie früher trugen,
Dieweil ich walte   dieses weiten Reichs,
Sei der Hort uns gemein.   Manchmal grüße
45   Einer den Andern   über des Tauchers Bad,
Die geringte Barke   bringe Liebesgaben
Von Lande zu Lande.   Die Leute weiß ich
Gegen Freund und Feind   von fester Gesinnung,
In Allem untadelig nach alter Weise.«

50  

Da gab ihm abermals   der Edlinge Schirm,
Der Sohn Healfdens,   Hortkleinode zwölf
Und hieß ihn so beschenkt   zu den Sippen daheim
Sich in Wohlsein wenden   und bald wiederkehren.
Da küsste der edle   König, der gute,

55   Der Gebieter der Schildinge,   den Besten der Helden
Beim Hals ihn haltend.   Dem Haargrauen rannen
Helle Zähren herab.   Gute Heimkehr erwünscht' ihm
Der alterfahrene;   das Eine doch sehnlicher:
Sie sollten sich beide   noch wiedersehen
60   Zu frohem Gespräche.   Ihm war der Freund so lieb,
Daß er den heißen Herzenswunsch   nicht verhehlen konnte.
Gedanken banden ihn   im Busen so fest an ihn,
Daß nach dem herzlieben Helden   geheimes Verlangen
Widers Blut ihn brannte.   Beowulf schied,
65   Der goldstolze Mann,   den Grasweg tretend,
Seines Schatzes froh.   Der Seegänger harrte,
Am Anker schwankend,   des Eigners und Herrn.
Unterweges wurden   nach Würden gepriesen
Hrodgars Kleinodgaben:   das war ein guter König,
70   In Allem untadlich,   bis ihm das Alter nahm
Die Freude der Kraft,   wie es Vielen thut.

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