Karl Simrock
Beowulf
Karl Simrock

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8. Hunferd.

                    Da begann Hunferd,   Ecglafs Sohn,
Der zu Füßen saß   dem Fürsten der Schildinge,
Kampfrunen zu entbinden:   ihm war Beowulfs Kunst,
Des kühnen Seeseglers,   schrecklich zuwider.
5   Allzu ungern sah er,   daß ein anderer Mann
In diesem Mittelkreiß   mehr des Ruhmes
Unterm Himmel hätte   als Hunferd selbst:
»Bist du der Beowulf,   der mit Breka schwamm
Im Wettkampf einst   durch die weite See?
10   Wo ihr tollkühn   Untiefen prüftet,
Mit vermeßnem Muth   in den Meeresschlünden
Das Leben wagtet?   Vergebens wehrten euch
Die Lieben und Leiden,   die Leute zumal
So sorgvolle Reise,   als ihr zum Sunde rudertet,
15   Das angstreiche Weltmeer   mit Armen decktet.
Die Meerstraßen maßet,   mit den Händen schlugt
Durch die Brandung gleitend;   aufbrauste die Tiefe
Wider des Winters Wuth.   Im Waßer mühtet ihr
Euch sieben Nächte:   da besiegt' er dich im Schwimmem
20   Seiner Macht war mehr:   in des Morgens Frühe
Hob ihn die Hochflut   zu den Headorämen.
Von dannen sucht' er   die süße Heimat,
Das Leutenliebe,   das Land der Brondinge,
Die feste Friedensburg,   wo er Volk besaß,
25   Burg und Bauge.   Sein Erbieten hatte dir
Da Beanstans Geborner   vollbracht und geleistet.
Drum erwart ich hier üblern   Ausgang für dich,
Wie gestreng du in Stürmen   und Streiten dich hieltest,
In grimmen Kämpfen,   wenn du Grendels gedenkst,
30   Und seiner Nähe harren willst   die nachtlange Frist.«

Da versetzte Beowulf,   der Geborne Ecgtheows:
»Was du doch vielerlei,   mein Freund Hunferd,
Vom Biere trunken   von Breka zu sprechen weist,
Und seinem Siege!   Ich sage dir fürwahr,

35   Daß ich im Meerkampf   mehr vollbrachte,
Und Anstrengung aushielt,   denn irgend ein Mann.
Verheißen hatten wir,   erst halb erwachsen,
Und uns verbunden,   wir waren beide noch
Gar jung an Jahren,   in der gährenden See
40   Das Leben zu wagen:   das leisteten wir.
Das Schwert ohne Scheide,   da wir im Sunde ruderten,
Hielten wir in der Hand:   so hofften wir uns
Vor Wallfischen zu wehren.   Nicht weit von mir
In der Fluten Ferne   zu fließen gedacht er
45   Mit schnellerm Schwimmen;   auch schied ich ungern von ihm.
Zusammen beide   in der See verblieben wir
Der Nächte fünf,   bis die Flut uns trennte,
Der Wogen Wallen   und der Wetter kältestes
Bei Nacht und Nebel:   von Norden stürmte
50   Wuthgrimm der Wind   in der Wellen Aufruhr.
Der Meerungethüme   Muth war erregt;
Doch leistete mein Leibharnisch   wider die Leidigen
Mir Hülfe, der harte,   handgeflochtene.
Die Brust barg mir   der Brünne Kunstnetz
55   Aus gutem Golde.   Zu Grunde zog mich wohl
Ein farbiger Feind,   der mich festhalten wollte
Mit grimmen Griffen;   doch gegönnt war mir,
Daß ich das Scheusal   mit dem Schwert erreichte,
Dem starken Stahl.   Ein Streich entraffte
60   Das mächtige Meerthier   durch meine Hand.

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