Karl Simrock
Beowulf
Karl Simrock

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3. Beowulf.

        So sott die Sorge   den Sohn des Healfdene
Jahr aus Jahr ein:   der Edle vermochte
Das Weh nicht zu wenden:   die Gewalt war zu stark,
Zu leidig lastend,   die den Leuten geschah,
5   Die neidgrimme Noth,   der Nachtübel gröstes.

Da hörte daheim   Hygelaks Degen,
Der gute Geatenheld   von Grendels Thaten,
Er aller Männer   machtgestrengster,
Die dieses Lebens   Licht überschien,

10   Hehr und edel.   Er hieß den Wogengänger,
Den raschen, rüsten,   da er den berühmten Fürsten
Ueber des Schwanes Pfad   zu suchen gedächte,
Den erlauchten Herrn,   dem eines Helden Noth sei.
Ihm hatten die Fahrt  erfahrene Männer
15   Lange verleidet,   so lieb er ihnen war;
Jetzt ermunterten sie ihn:   sie bemerkten günstge Zeichen.

Der Gute hatte   aus den Geatenleuten
Sich Kämpen gekoren,   die kühnsten von allen,
Die er finden mochte.   Der funfzehnte selber

20   Sucht' er das Sundholz.   Ein seekundger Lootse
Steuerte das Schiff   über Scheren und Klippen.
Die Frist schritt fürder,   das Floß war auf der See,
Das Boot geborgen;   die Biedern eilten,
Den Steven zu besteigen:   die Strömung schwoll
25   Ans Ufer zurück.   Die Edlinge trugen
In der Barke Busen   die blinkenden Zierden,
Die kostbare Kriegswehr.   Als die Kielmänner nun
Zur Wunschfahrt trieben   das wohlgebundene Holz,
Da flog über Flut,   einem Vogel vergleichbar,
30   Das schaumhalsge Schiff,   geschoben vom Winde,
Bis daß zur Ebenzeit3, 31. Ebenzeit des andern Tages: vierundzwanzig Stunden später; vgl. Bouterweck Germ. I., 407.   des andern Tages
So weit der gewundene   Steven gewatet war,
Daß Land ersahen   die Seefahrenden.
Die Brandungsklippen blinkten,   die Berge ragten
35   Hinter langen Höhen.   Da war der Lauf vollbracht,
Das Meer durchmeßen.   Muthig alsbald
Erstiegen den Strand   die stattlichen Gäste,
Und seilten den Seebaum.   Die Schlachtkleider klangen,
Helm und Harnisch.   Dem Herrn dankten sie,
40   Daß sie die Wellenwege   so leicht durchwandelt hatten.

Da gewahrte vom Walle   der Wächter der Schildinge,
Der hier der Seeküsten   hüten sollte,
Wie sie die blanken Schilde   vom Schiffe trugen
Und die guten Harnische.   Er hätte gern erkannt

45   In seinen Muthgedanken,   wer die Männer wären.
Auf dem Streitross stapfte   zum Strande da
Der Held Hrodgars,   in den Händen kräftig
Wägt' er des Speres Wucht,   diese Worte rufend:

»Wer seid ihr, wackere   Waffenträger

50   In den blanken Brünnen,   die den brandenden Kiel
Ueber die Waßerwege   sich wiegen ließet
Von jenseits der See?
Dieses Ufers Hüter   hab ich Acht des Strandes,
Daß der Dänen Land   kein leidiger Feind
55   Mit fernem Schiffsheer   zu schädigen komme.
Nie sah ich offener   hier Anfahrt halten
Lindenschildträger,   die Erlaubniss doch
Noch schwerlich erlangten   von des Landes Beschützern,
Noch der Männer Mitwißen.   Nie sah ich mächtigern
60   Edling auf Erden,   als den Einen unter euch,
Den Helden im Harnisch:   ihn hat man heut nicht zuerst
Der Waffen gewürdigt,   wo nicht sein Antlitz lügt,
Sein edles Ansehen.   Ich aber muß nun
Eure Herkunft wißen,   eh ihr von hier aus gar
65   Als lose Späher   in das Land der Dänen
Vorwärts fahrt.   Nun, ihr fernwohnenden
Meerdurchsegler,   meine Gedanken,
Die einfachen, hört:   eilends ist Noth,
Daß ihr mir verkündet,   woher euer Kommen sei.«

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