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In Aulas gehorcht der Herzog seiner Mutter, einer geschickten Witwe, von der diese hübsche Einzelheit bekannt ist: in ihrem Wagen hat sie zwei Wimpel, den einen mit Lilien, den sie vor den monarchischen Türen aufsteckt, den andern mit Bienen, den sie vor den napoleonischen Pforten benutzt.
Der Herzog gehorcht seiner Mutter, die ihm befahl, bei der Uebergabe die ganze ungeteilte Mitgift zugunsten des Gutes zu verschlucken.
In der ersten Woche sagte Herr von Aulas seiner Frau, daß sie von ihren zwölftausend Franken Pension ihre Wäsche und ihre Zofe zu bezahlen habe.
Eines Tages bringt er ein ganz fertiges Testament und bittet sie, es zu unterzeichnen. Von ihren Fragen gedrängt, gesteht er das Komplott seiner ihn treibenden Mutter.
Drei Jahre sind vergangen. Alle Freunde des Herzogs haben versucht, seine Frau zu erobern. Aus ihrem Mißerfolg ziehen sie den Schluß: »Sie hat uns nicht geliebt, also liebt sie nicht die Männer.«
Dora gibt ihren Wunsch nach einer Scheidung zu erkennen und dieses Zwiegespräch findet statt.
– Sind Sie nicht frei in Ihren Handlungen? Frei, von einem andern zu verlangen, was Sie nicht mehr von mir wollen?
– Oh, beruhigen Sie sich: Ihre Freunde gefallen mir nicht mehr als Sie. Ich habe Freuden, die Sie nicht billigen würden …
– Welche?
Die junge Frau sucht und findet:
– Ich liebe die Frauen.
– Ist es nur das? Das kommt vor in unserer Gesellschaft: versuchen Sie's! Wer hindert Sie?
– Sie ermächtigen mich, Frauen zu lieben, Sie, der Herzog von Aulas, dessen Name ich trage?
– Ja, und wenn ich an Ihrer Stelle wäre, Dora, ich würde diesen Neigungen sicher nicht entsagen.
Die Domäne Aulas' liefert den vollen Ertrag: die eineinhalb Millionen der Gütergemeinschaft sind darin aufgegangen. Der Herzog hat seinen Stolz wiedergefunden und verlangt die Scheidung. Man bewilligt sie unter dem Hauptpunkt, daß die Sportneigungen von Madame unvereinbar sind mit der Sparsamkeit von Monsieur.
Frei, nimmt die Herzogin von Aulas ihren Namen als junges Mädchen wieder, geht nach Paris, besucht das erste Theater und wird von Sadinet gefesselt, welche sie aufnimmt.
Acht Tage verbringt sie mit der Schauspielerin, die als Bürgerin von Lesbos immer auf den physischen Augenblick wartet und endlich zu verstehen gibt, daß sie sich entscheiden oder entfernen muß.
Dora geht. Sie schickt ein schönes Armband, das ihr alsbald zurückgesandt wird. Rechtschaffen in ihrer Art, weigert sich Sadinet, anzunehmen, was sie nicht verdient hat.
Dora sagt zu einer Freundin:
– Ich sah wohl, daß sie eine Liebkosung erwartete, aber ich wußte nicht, was für eine.