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VII.
Durchreisende Frauen

Seltsam waren auch die Frauen, die das kleine Haus auf der Durchreise besuchten: an gewissen Tagen steigerte sich das Rauschen durch den Besuch von Schauspielerinnen, durch den Einfall von Blaustrümpfen, durch das Erscheinen durchreisender Frauen, von schlechter Neugier angezogen und von einem Journalisten vorgestellt.

Denn diese Nebenwelt fürchtete den Klatsch und die Notiz: in jedem der großen Boulevardblätter hatten die Orchideen eine Verbindung, um diese Plaudereien auf der ersten Seite zurückzuhalten, die, zehn Male nachgedruckt, genügen, um den Ruf einer Frau zu vernichten.

Jeder in Paris will darüber unterrichtet sein, was das intime Leben von etwa tausend Personen bestimmt, die in der pariser Komödie die ersten Rollen spielen. Diese pikante Klatscherei zu wiederholen, wird die Hauptbeschäftigung der Stammgäste des Cafés: sobald ein Journalist ihnen den Namen einer Heldin des Lasters ausliefert, behält ihn der Maulaffe, erzählt und übertreibt.

Die Klasse von Frauen, selbst wenig klassiert, die das Fest feiern, öffnen bei ihrem Erwachen jeden Morgen zwei Zeitungen, immer dieselben, und schlafen wieder erleichtert ein, seufzend: »Ich stehe nicht darin!«

Diese Furcht hat für die Redakteure der beiden Blätter Wert: nicht das Recht der ersten Nacht, aber den Empfang.

Dann diese zweideutigen Bürger: alte Junggesellen, die mit Künstlern verkehren; frühere Offiziere, die Wüstlinge geblieben sind: alle korrekt gekleidet, alle kriechend, mit einem schlüpfrigen Ton in ihrer unterwürfigen Art.

Tammuz fragte Nundi, wie sich diese Leute nannten.

– Kavaliere für alleinstehende Damen!

Er wollte sich noch näher erkundigen, als Bulis zwei eintretende Frauen mit diesem Ausruf begrüßte:

– Achtung, die »Tulpe« und die Werberinnen! Spannt den Hahn und rührt die Pistolen: da sind Rekruten Franz. Volkslied: Tulpe = tapferer Soldat.!

Vorgestellt durch den Oberst Torbin, einen Sechziger in gerader Haltung, mit einer Blume im Knopfloch, begrüßten zwei Provinzlerinnen Aril, etwas erregt und sehr beherrscht, als begingen sie eine schlechte Handlung.

Aril bot ihnen den Wermut an, der bei den Orchideen so beliebt ist.

Während Frau Tiffauges, die eine, mit kurzer Nase, mit durchbohrendem Blick, in kindlicher Kleinheit das in dieser Luft schwebende Laster mit einem Zittern der Nasenflügel einatmete, lugte die andere, Frau Saulce, falsch, mager, bleich, aus dem Winkel ihrer Augen, um Gebärden oder Stellungen zu erhaschen, die aber bei Aril nie zu sehen waren.

Zuletzt kam ruhig Vilotière, eine Braune mit unstetem und flackerndem Blick, die Paris besuchte, sobald die Ausstellung eröffnet wurde, um sich für ein ganzes Jahr die Hörner abzulaufen.

Sie hatte Tammuz in Monaco kennengelernt, klug genug, um ihn zu bemerken, und entartet genug, um ihn zu begehren, diesen jungen Mann, der in seinem Schweigen und in seiner Weltverachtung so seltsam war.

Nachdem sie Aril die Hände gedrückt hatte, ging sie zu Tammuz, der mit Aurine sprach.

– Ritter von der rätselhaften Gestalt, guten Tag und Entführung! Ich bin da … und ich will Ihre Gesellschaft heute abend!

Sie deutete auf sich, dann auf Saulce und Tiffauges.

– Da ist die Provinz zusammen: der Oberst ladet uns ein.

Dann flüsterte sie …

– Sie sind in Paris, Sie sind bei Aril? Die Tugend von der Terrasse in Monte Carlo ist tot? Requiescat …

Tammuz verneinte.

– Was machen Sie denn hier?

– Ich studiere.

– Lügner! Wenn Sie studierten, würden Sie es abschlagen, die Kehrseite dieses Hauses zu sehen?

Mit einer Grimasse demaskierte sie die Orchideen.

– Die Kehrseite … gewiß!

– Nun! Nehmen Sie meine Einladung an … Oh, ich verschwöre mich nicht gegen Sie … ich liebe eine Begierde mehr als eine Gemeinheit, und Ihre Weigerung hat mich zwei Tage lang beschäftigt, hat mich zwei Nächte lang gepeitscht, zwei schlaflose Nächte: ich habe Sie mit meinen Nerven gerufen und im Traum vergewaltigt.

– Oh, Succubus Vgl. Balzacs Novelle »Der Succubus«.?

– Nein, Incubus!

– Immer unanständig.

– Sie kommen?

– Nein!

– Hören Sie!

Sie murmelte einige Redensarten, die ungläubig angehört wurden; dann ging sie schmeichelnd von einer zur andern, um eine Lustbarkeit zu arrangieren.

Ueberredend, mit honigsüßer Stimme, mit schmeichelnder Gebärde, brachte sie es Aril bei; flehte mit dem Blick, mit der Ungeduld des Festes, mit dem Bedürfnis, ihren Provinzialismus abzulegen, solange sie in Paris weilen konnte.

So organisierte Vilotière, ein unermüdlicher Advokat, Zusagen entreißend, ein Fest für den nächsten Tag, zur Freude des Obersten Torbin, der gern den Wirt machte.

Bulis sagte mit einem Augenblinzeln zu Tammuz:

– Wie? Macht die Provinz genug Proselyten? Welches Feuer … wie man Wärme aufspeichert in diesen Kreisstädten … und welche Szene für einen weiblichen Meissonier, diese »Werberinnen!«


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